8. Pittsburgh Steelers
(Divisional Round @ Denver Broncos)
Alarmstufe Rot in Pennsylvania: Wie Quarterback Ben Roethlisberger am Dienstag in einer Radiosendung zugab, hat er sich zusätzlich zur Zerrung im Schultereckgelenk aus dem Spiel gegen die Bengals auch noch Bänder in der rechten Schulter gerissen. "Es tat nicht weh, wenn ich ausholte. Aber dann beim Wurf." Er selbst betrachte sich als "day-to-day", aber genau wird sich das wohl erst im Laufe der Woche entscheiden: "Ich weiß es wirklich nicht. Ich habe seit dem Spiel keinen Football geworfen. Morgen werde ich mit den Ärzten und Physios sprechen und sehen, wie ich mich fühle." Wirklich beruhigend klingt das nicht für die Fans im Steel Curtain, aber andererseits ist Big Ben eben auch ein Cyborg - wenn jemand das wegstecken kann, dann er.
Auch in Sachen Skill Positions sieht es nicht sooo gut aus bei den Steelers: Stand jetzt fallen sowohl Antonio Brown als auch DeAngelo Williams aus. Das wäre mit Big Ben vielleicht noch zu verkraften - doch mit Landry Jones am Ruder ist in Denver ganz sicher Schluss. Kann Roethlisberger spielen, dann besteht noch ein wenig Hoffnung, zumal das Running Game gegen die Bengals überzeugte (167 YDS) und Martavis Bryant ja offensichtlich einfach alles fangen kann.
7. Green Bay Packers
(@ Arizona Cardinals)
Vergangene Woche standen die Packers an dieser Stelle noch auf Rang 12, Schlusslicht aller Playoff-Teams. Dieses Mal muss man sich fragen: Wurden Rodgers und Co. unter- oder die Washington Redskins überschätzt? Die Antwort liegt diesmal aber nicht in der Mitte, oh nein! Die Antwort ist: Am Sonntag trat plötzlich ein ganz anderes Team auf als noch in den letzten Wochen. Plötzlich hielt die O-Line Rodgers den Rücken frei (ein Sack) und öffnete Löcher für das Running Game (141 YDS). Dazu lieferten die Receiver Cobb und Adams ab, hielten den Ball fest - und so konnte der letztjährige MVP wieder glänzen.
Wenn das alles keine Eintagsfliege war, dann sind die Chancen für das "Rematch" gegen die Cardinals enorm gestiegen - ein Beispiel könnte man sich ja an den Atlanta Falcons und ihrem Sensationssieg gegen die Panthers nehmen. Erste Maßnahme: Rodgers erneut den Rücken freihalten, war dieser doch von Campbell, Freeney und Co. in Week 16 gleich achtmal gesackt worden. Und wie stoppt man Palmers Offense? "Ich bin sicher, dass sie neue Varianten draufhaben werden. Drastische Änderungen wird es wohl nicht geben, dafür waren sie zu erfolgreich", so Defensive Coordinator Dom Capers. Bitter: Davante Adams könnte mit einer Innenbanddehnung ausfallen und das Receiver-Corps weiter schwächen.
6. Denver Broncos
(Pittsburgh Steelers)
Mit dem an Krücken humpelnden Pittsburgh-Team haben die Broncos womöglich das große Los der Divisional Round gezogen. Was kann da überhaupt noch schiefgehen? Nun, eine ganze Menge: Zunächst einmal muss Peyton Manning auf der Gegenseite beweisen, dass er seine Fußverletzung soweit auskuriert hat, dass es nicht nur für einen kurzen Joker-Einsatz gegen die Chargers reicht, sondern für die komplette Palette: Snaps under Center, Shotgun, Rollouts, tiefe Pässe - und das alles natürlich ohne Turnover. Hat sich Manning im Vergleich zum Saisonstart nicht verbessert, dann droht die zehnte Playoff-Auftaktpleite seiner Karriere.
Trotzdem regiert der Optimismus. "Wir sind am stärksten, wenn wir unser ganzes Playbook nutzen können", sagte Receiver Emmanuel Sanders. "Shotgun, under Center... Peyton's Fuß ist gesund, also ist alles drin." Running Back C.J. Anderson weiß, dass es aber auch auf ihn und Kollege Ronnie Hillman ankommt. "Wir können Defenses müde machen, besonders in dieser Höhe und der dünnen Luft." Dazu konnten einige Verletzungen auskuriert werden, darunter das Knie von Corner Chris Harris und die Schulter von Safety Darian Stewart. Am wichtigsten wäre jedoch ein gesunder Pass Rusher DeMarcus Ware auf der anderen Seite von Von Miller. Ware kann wieder trainieren - die "Flügelzange" scheint zu stehen.
5. Seattle Seahawks
(@ Carolina Panthers)
Ein 27-Yard-Field-Goal etwas weiter rechts und die Seahawks säßen wahrscheinlich schon Cocktails schlürfend an einem Karibik-Strand. Wie weit vorn darf man sie da in einem Power Ranking haben? 45 Minuten gegen die Vikings blieben sie ohne Punkt, und jetzt wartet ein ungleich stärkeres Team. Was können die müden, frierenden Knochen da noch ausrichten? Wobei - diese Medaille hat bekanntlich zwei Seiten! Ihr vermutlich schlechtestes Spiel haben die Seahawks schon hinter sich, sind dem Playoff-Tod irgendwie von der Schippe gesprungen - und glauben jetzt wieder an ihre Mission. "Er wusste wohl zu schätzen, wie hart wir gekämpft haben", erklärte Richard Sherman auf die Frage, warum Jesus am Samstagabend Seahawks-Fan war.
Dieser durchaus diskussionswürdigen Theologie zum Trotz: Mit einem Russell Wilson als Quarterback scheint alles möglich - da wird aus einem verpatzten Snap ein Raumgewinn von über 40 Yards. Die Frage ist nun, ob Wilson am Sonntag von "Beastmode" Marshawn Lynch unterstützt werden wird. Ob seine Leistenverletzung auskuriert ist, ist noch offen. Und offen ist auch, wie Coach Pete Carroll Panthers-Tight End Greg Olsen aus dem Spiel nehmen will. Der sammelte in Week 7 131 Yards und einen Score.
4. New England Patriots
(Kansas City Chiefs)
Gute Nachrichten aus dem Patriots-Camp: Mit Julian Edelman, Danny Amendola und Dont'a Hightower sollen gleich mehrere Leistungsträger zurückkehren, und auch für Chandler Jones und Sebastian Vollmer könnte es reichen. Das sollte sie eigentlich zum Favoriten gegen die Chiefs machen, aber ob Edelman und Co. wirklich bei 100 Prozent sind, wird sich erst noch herausstellen. Wie steckt Letzterer seinen Fußbruch weg? "Ich werde Vollgas geben. Wenn es geht, dann geht es." Verzichten kann Brady auf ihn nur schlecht, denn obwohl die Fans damit rechnen, dass Rob Gronkowski in der Postseason endlich von der Leine gelassen und das Hauptziel seines Quarterbacks wird, haben die Chiefs sich heimlich, still und leise zum zweitbesten Team gegen Tight Ends gemausert.
Das Running Game steht angesichts eher durchwachsener Optionen (Steven Jackson, James White) unter Zugzwang, wobei es bei ohnehin lediglich 87,8 Yards pro Spiel und einer starken gegnerischen D-Line gut möglich ist, dass Belichick sein Laufspiel einmottet und Brady über 50 Mal werfen lässt. Bevor es zu negativ klingt, sei aber noch daran erinnert, dass durchaus auch einige Trümpfe für den Champion sprechen, etwa die spielfreie Woche und der Heimvorteil. Auch das Duell Belichick-Reid sollte an die Pats gehen - und dann hat man da ja in Stephen Gostkowski noch einen der sichersten Kicker überhaupt. Wie man am vergangenen Wochenende gesehen hat, ist das nicht gerade unwichtig...
3. Kansas City Chiefs
(@New England Patriots)
Oha! Die Chiefs als bestes AFC-Team? Wir meinen: Nach elf Siegen in Serie, darunter einem 30:0-Shutout der Texans in der Wildcard-Runde, ist es an der Zeit. Auch wenn die Chiefs auf dem Weg zum Super Bowl vielleicht gleich zwei Auswärtsspiele gewinnen müssten und deshalb nicht unbedingt der sicherste Tipp sind: Kein AFC-Team spielt besser, kein AFC-Team ist heißer, kein AFC-Team hat sich derart erfolgreich auf hochkarätige Ausfälle wie Jamaal Charles eingestellt. Und mit dem Sieg über Houston hat man eine elend lange Playoff-Durststrecke endlich zu den Akten gelegt.
Gegen die Patriots führt man einen formidablen Pass Rush (47 Sacks in der Regular Season) ins Feld, dazu eine Defense um Marcus Peters und All-Pro-Safety Eric Berry, die gut zu den schnellen Pats-Receivern passt. In der Offense laboriert Wideout Jeremy Maclin an einer Knöchelverletzung, doch Tight End Travis Kelce hat sich zuletzt zu einem Mini-Gronk gemausert und harmoniert mit Quarterback Alex Smith. Bill Belichick äußerte sich nicht umsonst besorgt: "Weil sie so lange nicht verloren haben, gibt es kein Spiel, mit dem man zeigen kann: 'So wurden sie besiegt.' Wir müssen einen Weg finden, aber der Film gibt nicht viel her." Dazu erinnert sich Belichick sicherlich noch an das 14:41 aus der vergangenen Saison. Die Stimmung in KC ist so gut, dass Coach Andy Reid vorsorglich warnte: "Das war damals. Diesmal sind ein paar Spieler dabei, die im letzten Jahr vor dem Fernseher saßen."
2. Arizona Cardinals
(Green Bay Packers)
Was wiegt schwerer für die Arizona Cardinals im Rematch mit den Packers? Die Tatsache, dass man sie in Week 16 mit 38:8 förmlich auseinandernahm? Oder doch eher der Umstand, dass man selbst im (zugegebenermaßen eher bedeutungslosen) Duell mit Seattle eine Woche später die Grenzen aufgezeigt bekam? Dazu kommt die Tatsache, dass sich die Packers gegen D.C. deutlich verbessert präsentierten und Aaron Rodgers unter Beweis stellte, dass er immer noch der amtierende Wertvollste Spieler der NFL ist. Wie dem auch sei: Man ist bereit.
90 Prozent der Taktik habe man schon vor dem freien verlängerten Wochenende festgelegt, erklärte Bruce Arians. Von Mittwoch an wird nun an der Feinabstellung gefeilt. Wie etwa an der Tatsache, dass Cornerback Justin Bethel nach der Verletzung von Tyrann Mathieu plötzlich ein Lieblingsziel für den Gegner darstellt - Rodgers warf vor drei Wochen gleich 14 Mal in seine Richtung. Dafür hat Coach Bruce Arians ein einfaches Rezept parat: "Er darf einfach nicht so verdammt müde werden. Man wird in seine Richtung werfen, also sollte er sich besser dran gewöhnen." Gegen die reisefreudigen Cheeseheads hat man übrigens vorgesorgt. Die hatten im "Hinspiel" das gegnerische Stadion bevölkert, sehr zum Unwillen von Arians und Konsorten. Deshalb wurden die Tickets diesmal nur an Interessenten mit Arizona-Postleitzahlen vergeben. Ob's hilft?
1. Carolina Panthers
(Seattle Seahawks)
Ob Cam Newton und Co. etwas gegen ein Duell mit den Packers - gegen die wäre es gegangen, wenn Minnesota gewonnen hätte - einzuwenden gehabt hätten, ist nicht überliefert. So ist es in letzter Sekunde doch Seattle geworden - die große Wundertüte, die in den Playoffs eben auch mal gewinnt, obwohl sie nicht gut spielt. Für Cornerback Josh Norman, der sich wahrscheinlich mit Touchdown-Maschine Doug Baldwin (15 TDs bislang) messen darf, aber überhaupt kein Problem. Frei nach Xavier Naidoo: "Warum sollte man den leichteren Weg im Leben wollen? Fordere dich selbst dazu heraus, der Beste zu sein." Und dann frei nach Ric Flair: "Wenn du der Beste sein willst, dann musst du den Besten schlagen." Und schließlich sei die Sache ganz simpel: "Wir sind das bessere Team."
Die optimistische Einstellung ist durchaus angebracht: Während sich die Seahakws bei minus 20 Grad (und weniger) im eisigen Norden strecken mussten, hat man im Süden fleißig regeneriert. So kann Running Back Jonathan Stewart, der Cam Newton und Co. in der Regular Season mit 989 Yards unterstützt hatte, wieder trainieren und dürfte allem Anschein nach zur Verfügung stehen. Und: Vor knapp drei Monaten hat man die Seahawks ja schon einmal geschlagen. Coach Ron Rivera: "Das zeigt, dass es möglich ist."