NFL

Luck-Comeback und Giants-Desaster

Von SPOX
Andrew Luck feierte ein beeindruckendes Comeback für die Indianapolis Colts
© getty

Die Regular Season rückt unaufhaltsam näher - Week 2 der Preseason ist Geschichte! Die Giants plagen altbekannte Sorgen, während sich das Quarterback-Karussell in Denver dreht. Andrew Luck gibt indes ein beeindruckendes Comeback, die Panthers weisen Tennessee in die Schranken. In Dallas wird Dak Prescott in Windeseile zum Fan-Liebling. Außerdem: Robert Griffin III bietet Browns-Fans eine Show, Garoppolo beruhigt seine Kritiker. Die Redskins fürchten um Matt Jones. Eddie Lacy überzeugt und die Raiders sorgen für Fragezeichen.

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Buffalo Bills (1-1) - New York Giants (0-1) 21:0 (0:0, 21:0, 0:0, 0:0) BOXSCORE

Als er nach dem Spiel gefragt wurde, ob er irgendetwas Positives aus der Leistung seiner Offense ziehen könnte, Antwortete Giants-Coach Ben McAdoo genauso kurz wie eindeutig: "Nein." Dass die Giants ihren ersten Preseason-Shutout seit 2001 (0:14 gegen die Patriots) kassierten war mitnichten ein Zufall - vielmehr wurden erneut die massiven Probleme in der Offensive Line schmerzhaft deutlich.

Die Giants, bei denen Sterling Shepard und Odell Beckham auf Receiver starteten, konnten im Running Game überhaupt keine Löcher frei blocken. Zieht man den späten 67-Yard-Run von Bobby Rainey ab, gelangen New York im Schnitt 1,9 Yards pro Run. Auch das TE-Blocking war weitestgehend extrem schwach.

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So hatte Eli Manning (4/9, 44 YDS) überhaupt keine Zeit in der Pocket, Ryan Nassib (2/12, 25 YDS) erging es anschließend noch deutlich schlechter und RB Andre Williams leistete sich zu allem Überfluss einen Fumble. Die Giants konnten nur eines von elf Third Downs in ein neues First Down verwandeln. Bills-Quarterback Tyrod Talor auf der anderen Seite zeigte sich auch von einigen guten Giants-Pass-Rush-Momenten zu Beginn unbeeindruckt.

Taylor (7/10, 132 YDS, TD) ließ Janoris Jenkins einmal spektakulär aussteigen, zeigte seinen Deep Ball und lieferte einen perfekten TD-Pass auf LeSean McCoy, der seinerseits im Receiving Game einen guten Eindruck hinterließ. Nach der ersten Hälfte hatten die Bills, die zwei Giants-Fumbles in eigene Punkte verwandelten, 232 Yards, die Giants ganze 54. Für Buffalo, das ohne Sammy Watkins, Kyle Williams und Marcell Dareus antrat, war es insbesondere aus Starter-Sicht ein vielversprechender Auftritt.

Indianapolis Colts (1-1) - Baltimore Ravens (2-0) 18:19 (3:0, 3:14, 6:0, 6:5) BOXSCORE

Andrew Luck ist zurück - und wie! Nach einer verkorksten und von Verletzungen geprägten Vorsaison feierte Indys Quarterback endlich sein Comeback, es war eine beeindruckende Rückkehr. Luck (8/8, 71 YDS) warf deutlich mehr schnelle Pässe, ähnlich wie sein Vertreter Matt Hasselbeck in der Vorsaison. Runs, Play Action und Three-Step-Drops bei Empty Sets sorgten dafür, dass Luck eine saubere Pocket hatte. Auch die Offensive Line präsentierte sich verbessert, Luck bewegte sich in der Pocket deutlich sicherer und schien die Offense schlicht im Griff zu haben. Auf Receiver starteten ohne T.Y. Hilton, der frei hatte, Phillip Dorsett und Donte Moncrief.

"Es hat Spaß gemacht, da raus zu gehen", erklärte Luck noch während dem dritten Viertel. Im Running Game dagegen offenbarte Indianapolis einmal mehr deutliches Verbesserungspotential. Baltimore auf der anderen Seite, erneut ohne Joe Flacco, zeigte, wie die offensive Identität dieses Teams aussehen soll: Harte Inside Runs und dabei die Rushing-Last auf mehrere Schultern verteilen. Justin Forsett (5 ATT, 11 YDS), Terrance West (9 ATT, 33 YDS) und Kenneth Dixon (7 ATT, 22 YDS) hatten alle wenigstens fünf Run-Versuche.

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Dazu kamen die Runs von Quarterback Josh Johnson (5 ATT, 40 YDS), der unter anderem einen sehenswerten 2-Minute-Drill mit acht Completions für 58 Yards und einen Touchdown hinlegte. So steigerte sich die Offense nach zähem Beginn, defensiv aber offenbarten die Ravens erneut Schwächen. Wie schon in der Vorwoche ließen die Starter zum Start zwei lange Drives zu, auch wenn die Defense tief in der eigenen Hälfte standhielt. Positiv: Rookie Matt Judon, der zwei Sacks verzeichnete.

Kurios war das Ende des Spiels. Die Colts hatten gerade den Touchdown zum 18:17-gemacht und wollten die Führung vier Minuten vor dem Ende per 2-Point-Conversion auf drei Punkte ausbauen. Doch Anthony Levine schnappte sich die Interception, trug den Ball in die Colts-Endzone zurück und bescherte den Ravens so den Sieg.

Jacksonville Jaguars (0-2) - Tampa Bay Buccaneers (1-1) 21:27 (7:0, 7:17, 0:0, 7:10) BOXSCORE

Willkommen in der NFL, Jalen Ramsey! Jacksonvilles diesjähriger Top-Pick gab gegen die Bucs sein Preseason-Debüt - und hinterließ prompt einen bleibenden Eindruck. Sein erster Gegner-Kontakt war ein Sack beim zweiten Play des Spiels, wenig später verzeichnete er ein Tackle im Backfield. Ramsey deutete an, was für ein elementarer Baustein er für diese Offense werden kann: Eine Allzweckwaffe als Blitzer, Run-Stopper und natürlich in Coverage.

Insgesamt begann Jacksonvilles Front Seven gut. Beim zweiten Drive gelang Gratz eine spektakuläre Interception, die Pass-Defense wirkte solide. Die Offense indes fing sich nach schwachem ersten Drive. Blake Bortles (8/11, 85 YDS, 2 TDs) agierte sicher aus der Pocket und lieferte zwei dominante Series ab. Auch beide Running Backs überzeugten: Chris Ivory stellte seine Power und Cuts unter Beweis, während T.J. Yeldon den TD-Pass fing.

Tampa Bay hatte dagegen offensiv seine liebe Mühe. Jameis Winston (3/10, 28 YDS, TD, INT) fand ohne Running Back Doug Martin überhaupt nicht in die Partie, erst gegen die zweite Defense der Jags punkteten Tampa Bays Starter sowie anschließend auch Mike Glennon (11/19, 120 YDS, TD). Zusätzlich bitter: Kicker und Zweitrunden-Pick Roberto Aguayo vergab zwei weitere Field-Goal-Versuche. Der Lichtblick war stattdessen der Rookie in der Defensive: Vernon Hargreaves schnappte sich zwei Interceptions. Der Großteil der Rushing-Snaps ging an Rookie Peyton Barber (11 ATT, 40 YDS)

Houston Texans (2-0) - New Orleans Saints (0-2) 16:9 (7:0, 6:0, 0:3, 3:6) BOXSCORE

Während Colts-Fans das Comeback von Andrew Luck feiern durften, gab es auch beim Division-Rivalen Grund zur Freude: Jadeveon Clowney kehrte aufseiten der Texans zurück und präsentierte sich in überraschend guter Frühform. Clowney bereitete der Saints-O-Line und insbesondere Andrus Peat mit seiner Power extrem viele Probleme, sicherte sich einen Sack gegen Drew Brees und war ein konstantes Problem für New Orleans. Auffällig: Clowney spielte bis ins dritte Viertel, die Texans wollen ihm also möglichst viele Reps geben. Von Schonung keine Spur.

Offensiv stand derweil Brock Osweiler im Fokus - und nach einem zähen Texans-Debüt präsentierte sich Osweiler (12/19, 124 YDS, TD, INT) schon deutlich verbessert. Der Ex-Bronco brauchte einige (schwache) Snaps zu Beginn, lieferte dann aber einen perfekten 19-Yard-TD-Pass in die Ecke der Endzone zu Will Fuller und suchte bemerkenswert oft den Deep Ball. Er agierte besser gegen Pressure und zeigte seinen starken Wurfarm, es war gleichzeitig ein Vorgeschmack darauf, wie diese Offense aussehen kann: Screens und lange Pässe zu den schnellen Receivern, gepaart mit einem guten Running Game - hier zeigte Lamar Miller wieder einige gute weil geduldige Runs.

Die Saints-Offense auf der anderen Seite hatte jede Menge Sand im Getriebe - oder wie Coach Sean Payton erklärte: "So schlecht habe ich uns schon seit einer Weile nicht mehr gesehen." Beim Duell der Starter gegen die Starter bekam Brees (5/8, 29 YDS, INT) wenig Unterstützung von seinen Mitspielern, Brandon Coleman verlor den Ball per Fumble und die O-Line hatte große Schwierigkeiten. Auch vom Running Game kam wenig, zumindest mit den Backups und Luke McCown (14/19, 118 YDS) sah es teilweise besser aus. Zu einem Touchdown reichte es dennoch nicht. Für die Saints war es saisonübergreifend die siebte Preseason-Pleite in Folge.

Denver Broncos (1-1) - San Francisco 49ers (1-1) 24:31 (7:0, 3:17, 7:0, 7:14) BOXSCORE

Das Quarterback-Duell bei den Denver Broncos wird immer undurchsichtiger. Trevor Siemian (10/14, 75 YDS, INT) durfte dieses Mal von Anfang an ran und begann auch gut: Schnelle Entscheidungen, sichere Pässe bei Comeback- und Out-Routes, Pässe auf den Tight End gegen Pressure und Ruhe in der Pocket. Doch es blieb nicht dabei: Bei einem langen Second Down übersah er den Safety und warf einen Pick Six, danach wirkte er völlig verunsichert. Es folgte Mark Sanchez - und das Drama ging weiter.

Auch Sanchez (10/17, 120 YDS, 2 FUM) startete mit einigen guten Pässen unter Druck sowie bei Third Down, das Ball Placement wurde besser und er fand seinen Rhythmus. Doch dann kam ein verrückter 2-Minute-Drill. Zunächst hatte er Glück bei einer Beinahe-Interception, nur um kurz darauf den Niners den Ball per Fumble zu geben, als er in der Pocket kein Gefühl für den Pass-Rush hatte und einen Hit kassierte. Durch einen Fumble erhielten die Broncos den Ball prompt zurück - und Sanchez gab ihn seinerseits per Fumble wieder her. Auch der Routinier wurde nach den Turnovern ungenauer und unsicherer, nach einigen schlechten Pässen waren gar Buh-Rufe in Denver zu hören.

Klar dürfte lediglich eines sein: Paxton Lynch benötigt noch Zeit. Lynchs (15/26, 113 YDS, 2 TDs, INT) Pässe kamen ungenau, er kassierte Sacks weil er den Ball zu lange hielt und das Timing passte oft nicht. Das Highlight war fraglos der erste TD-Pass auf Phillips, als er bei einem Rollout seine Athletik unter Beweis stellte und im Laufen einen präzisen Pass in die Endzone absetzte. Doch auch in San Francisco ist nach diesem Spiel komplett offen, wer der Starting-Quarterback in der Regular Season sein wird.

Blaine Gabbert (6/9, 69 YDS) wirkte zwar bei den kurzen Pässen deutlich sicherer als noch beim desolaten Auftritt in Week 1, konnte die Offense aber nicht wirklich bewegen. Für Gabbert kam erschwerend hinzu, dass die 49ers gegen Denvers Starting-Defense überhaupt kein Running Game aufziehen konnten. Erst als Denver mehrere Starter raus nahm, ging für Carlos Hyde (6 ATT, 28 YDS, TD) und Co. etwas. Während Colin Kaepernick nur beim Aufwärmen einige Pässe warf, hinterließ stattdessen der jüngst verpflichtete Christian Ponder (7/8, 86 YDS, TD; 2 ATT, 21 YDS, TD) ein gutes Empfehlungsschreiben.

Ponder spielte die Read Option, wirkte, wenn auch nur gegen die dritte Defense, selbstbewusst und Chip Kelly verriet anschließend, dass Ponder den Spielzug, der zum TD-Pass auf Dres Anderson führte, im Training noch nie geübt hat. Auf der anderen Seite des Balls lieferte die Niners-Front ein gutes Spiel ab - personifiziert durch Marcus Rush (4 Tackles, 3 Sacks), während Backup-RB Mike Davis mit zwei Fumbles enttäuschte.

Los Angeles Rams (2-0) - Kansas City Chiefs (0-2) 21:20 (7:7, 7:13, 0:0, 7:0) BOXSCORE

In Los Angeles gibt es bekanntermaßen ebenfalls ein internes Quarterback-Duell - auch wenn Coach Jeff Fisher zuletzt erklärt hatte, dass Case Keenum "deutlich vor" Top-Pick Jared Goff sei. So durfte Keenum (4/5, 53 YDS, TD) dann auch zuerst ran und erledigte seine Pflicht ohne großartig zu glänzen, allerdings auch ohne gröbere Fehler. Todd Gurley (4 ATT, 20 YDS, TD) wirkte bei seinem Preseason-Debüt bereits in guter Verfassung und auch das Run-Blocking überzeugte.

Es folgte schließlich Goff (8/12, 82 YDS, TD, FUM), der nach dem verletzungsbedingt verkürzten Preseason-Auftakt etwas überraschend den kompletten Rest des Spiels absolvierte. Doch wie schon in der Vorwoche ging es nicht gut los, bei seinem zweiten Play stolperte Goff und verlor den Ball - Fumble, Turnover. Es blieb ein wenig inspirierender Auftritt: Sobald der Pass-Rush kam wirkte Goff trotz einfacher Reads mitunter etwas hilflos und konnte die Offense mehrfach kaum bewegen. Auch sein TD-Pass war in den Rücken von Malcolm Brown (12 ATT, 68 YDS; 2 REC, 17 YDS, TD), der Running Back musste einen spektakulären Catch hinlegen, um den Ball zu sichern.

Goff wird Zeit Zeit brauchen, da besteht kein Zweifel - die Chiefs auf der anderen Seite stellten erneut ihre effiziente Starting-Offense unter Beweis. Alex Smith (9/12, 137 YDS, TD) ging der starken D-Line der Rams mit schnellen Pässen (abgesehen vom zweiten Drive) erfolgreich aus dem Weg und dirigierte zwei Touchdown-Drives. Smith streute dabei die gewohnt sinnvollen Scrambles ein, während L.A. Lücken in der Secondary offenbarte. Lediglich im Running Game kam nicht allzu viel von den Startern. Nick Foles (18/22, 133 YDS) festigte derweil seinen Platz als Backup.

Der unschöne Moment des Spiels: Rams-Cornerback Lamarcus Joyner und Chiefs-Receiver Jeremy Maclin gerieten handfest aneinander und wurden des Feldes verwiesen.

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