Philip Rivers (18/29, 178 YDS, TD) lieferte dabei in der ersten Hälfte einen beeindruckenden Auftritt ab und fand die Lücken in der Defense, die San Diego mit seinem Scheme geschickt öffnete. Rivers brach dabei auch einen Rekord: Er überholte Dan Fouts in der Team-internen Rangliste und ist jetzt der All-Time-Passing-Leader für die Chargers.
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Sein Gegenüber Trevor Siemian (30/50, 230 YDS, TD) hatte dagegen hinter einer desolaten Line den ganzen Abend über große Probleme, seine Pässe kamen viel zu ungenau, während das Running Game zu spät aufwachte. Und dennoch drohte der erneute späte Chargers-Kollaps: Denver hatte nach erfolgreichem Onside Kick die Chance auf den Last-Minute-Ausgleich, brachte das Kunststück aber nicht zustande.
Der Division-Zitter-Heimsieg dürfte in San Diego auch endlich für etwas Ruhe sorgen: Unmittelbar vor dem Spielbeginn waren Berichte aufgetaucht, wonach es im Falle einer Niederlage das letzte Spiel für Chargers-Coach Mike McCoy hätte sein können. Für Denver ist es nach 15 ungeschlagenen Auftritten auswärts innerhalb der eigenen Division die erste Pleite.
Die Stimmen:
Philip Rivers (Quarterback Chargers): "Es ist so lange her, dass wir ein Division-Spiel gewonnen haben und endlich haben wir ein enges Spiel für uns entschieden. Unsere Defense war toll, offensiv haben wir genug gemacht und Turnover vermieden. Jetzt geht es gegen Atlanta, dann wieder gegen Denver. Aber das werden wir genießen. Jetzt müssen wir Wege finden, zwei Spiele in Folge zu gewinnen."
Joe DeCamillis (Interims-Head-Coach Broncos): "Wir müssen besser aus den Startblöcken kommen. Wir sind dran geblieben, wir können das korrigieren. Aber wir haben verloren, und ich hasse es, zu verlieren."
Der Spielfilm:
Vor dem Kick-Off: Die Broncos reisen ohne ihren Head Coach zum Division-Rivalen: Gary Kubiak wurde nach der Niederlage gegen Atlanta am Sonntag ins Krankenhaus eingeliefert, aufgrund einer "komplexen Migräne" wurde ihm die komplette Woche über Schonung verordnet. Die beiden Coordinator übernehmen das Play-Calling, Linebacker DeMarcus Ware fehlt ebenfalls weiterhin. Im Gegenzug kehrt Trevor Siemian zurück - Denvers Quarterback hatte das Duell mit den Falcons aufgrund einer Schulterverletzung verpasst.
Die ohnehin von mehreren schweren Verletzungen gebeutelten Chargers müssen erneut ohne Cornerback Brandon Flowers auskommen, auch Safety Jahleel Addae fehlt wieder in der Secondary. Nach zuletzt mehreren bitteren, späten Pleiten bleibt zudem abzuwarten, in welchem mentalen Zustand sich das Team nach der kurzen Woche befindet.
1. Viertel: Ein beeindruckender Opening Driver der Chargers: Schnelle Pässe, Man-Coverage-Beater, Rivers seziert die Defense - San Diego präsentiert hier zum Start einen tollen Game Plan und in der Red Zone findet Rivers Hunter Henry, der den Ball in der Endzone akrobatisch fängt! Der siebenminütige Drive ist San Diegos bislang längster in dieser Saison. Denver versucht im Gegenzug, über das Running Game ins Spiel zu finden, doch der erste Broncos-Drive endet nach fünf Plays. 7:0 Chargers.
2. Viertel: Die Chargers bleiben hier bislang das bessere Team, Denvers Defense bekommt gegen das schnelle Passing Game und vor allem gegen einen herausragenden Rivers noch keinen Zugriff. San Diego spielt tief in der Broncos-Hälfte ein kurzes Fourth Down erfolgreich aus, wenig später reicht es aber doch nur zum Field Goal. Es ist ein einseitiges Spiel, fünf Broncos-Plays stehen derer 29 für die Hausherren gegenüber. Kurz darauf aber zeigt San Diego wieder sein anderes Gesicht: Travis Benjamin will einem Punt ausweichen, berührt den Ball aber mit dem Bein - Turnover, Broncos-Ballbesitz an San Diegos 11-Yard-Line und nach mehreren starken Plays der Defense zumindest ein Field Goal. Den Rest des Viertels dominieren die Defenses, Denver beendet die erste Hälfte mit nur 55 (!) Yards und zwei First Downs. 10:3 Chargers zur Halbzeit.
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3. Viertel: Und San Diegos Offense bleibt auch nach der Pause heiß: Nach erneutem Broncos-Punt hat Melvin Gordon erstmals freie Bahn, das Result ist ein 48-Yard-Run und kurz darauf ein Field Goal. Und dann ist auch die Defense zur Stelle: Taylor fängt den kurzen Pass von Siemian, Linebacker Korey Toomer schlägt ihm das Ei aus der Hand und schnappt sich den Fumble selbst! Denvers Defense hält aber in der eigenen Hälfte erneut, nächstes Field Goal für die Hausherren. Die Broncos-Offense allerdings muss wieder schnell punten und jetzt leistet sich auch die Defense Strafen. Das Resultat: Ein weiteres Field Goal für San Diego. Auf der anderen Seite wacht endlich Denvers Running Game auf, Booker liefert die ersten längeren Runs für die Broncos - aber der 56-Yard-Field-Goal-Versuch geht daneben. 19:3 Chargers.
4. Viertel: Das Schlussviertel startet ebenfalls denkbar schlecht für Denver: Eine Holding-Strafe in der eigenen Endzone bedeutet einen Safety für San Diego, wodurch es schließlich doch eine 3-Possession-Führung ist. Aber die Chargers geben den Ballbesitz sofort zurück - O-Liner (!) Wiggins lässt den Ball beim anschließenden Kick fallen! Denver tut sich dennoch weiterhin schwer: Die Offensive Line kassiert eine Strafe nach der anderen und Siemian hat Interception-Glück, findet bei Third-and-Goal aber schließlich einen völlig freien Fowler zum Touchdown. Und im Gegenzug wird San Diego offensiv zu konservativ, der Drive endet nach zwei Runs und einem Sack! Gibt es etwa den nächsten Kollaps?! Zumindest nicht sofort: Eine weitere Strafe verhindert einen Broncos-Touchdown, im Gegenzug gelingt San Diego ein Sack und dann schlägt Jatavis Brown Demaryius Thomas den Ball aus der Hand! Chargers Football! Doch das Drama ist noch nicht vorbei: Die Broncos verkürzen per Field Goal - und holen sich den Onside Kick 27 Sekunden vor dem Ende zurück!! Der Hail Mary gelingt dann allerdings nicht. 21:13 Chargers.
Der Star des Spiels: Philip Rivers. San Diego hatte einen sehr guten Game Plan und Rivers hatte, auch wenn es die Stats nicht zeigen, vor allem in der ersten Hälfte alle Fäden in der Hand: Das Ball Placement war herausragend, Rivers fand immer wieder die durch das Design aufgerissenen Löcher in Denvers Defense und nutzte sie. Sein Gegenpart in der eigenen Defense: Joey Bosa. San Diegos Erstrunden-Pick lieferte erneut ein starkes Spiel ab, bei Stunts zeigte er seine beeindruckende Geschwindigkeit und war insbesondere brandgefährlich, wenn er plötzlich Inside Jagd auf Siemian machte.
Der Flop des Spiels: Denvers Offensive Line. Der nächste erneut richtig schwache Auftritt der Line. Im Run-Blocking viel zu lange keine Lücken, in Pass-Protection extrem löchrig sowie für Stunts wahnsinnig anfällig und zu allem Überfluss sammelte jedes Mitglied der Line spät im Spiel auch noch Strafe auf Strafe. Nicht wirklich besser: Trevor Siemian. Wie schon in Cincinnati agierte Siemian bei langen Pässen ungenau (1/9 bei Pässen mindestens 10 Yards Downfield), doch war das nicht das größte Problem: Vielmehr schien er sich mehrfach von der Chargers-Coverage verwirren oder zumindest verunsichern zu lassen. Siemian hielt den Ball zu lange und vertraute seinen Reads nicht, so dass er mehrfach trotz Protection los lief.
Das fiel auf:
- Die Chargers hatten einen tollen Game Plan für Denvers Defense vorbereitet: Rivers agierte mehrfach aus Spread-Formations heraus, kurze Drops und schnelle Pässe waren das konstante Thema, um den Pass-Rush so weit wie möglich aus dem Spiel zu nehmen. Darüber hinaus attackierte San Diego die Broncos-Manndeckung mit Mesh-Routes und Bunch-Formations, um dadurch die Laufwege für die Verteidiger mithilfe der eigenen Routes zuzustellen oder zumindest zu erschweren.
- Darüber hinaus hatte sich San Diego zumindest einige Elemente vom erfolgreichen Falcons-Game-Plan gegen Denver aus der Vorwoche abgeschaut: Mit Dexter McCluster sowie mit den Tight Ends (Hunter Henry übertrumpfte Antonio Gates hier deutlich) attackierten die Chargers die Linebacker mehrfach gezielt und zwangen sie in Eins-gegen-Eins-Duelle. Denvers Defense stellte sich darauf aber im Laufe des Spiels besser ein, in der zweiten Hälfte dominierten beide Defenses zunehmend. Allerdings auch, weil San Diegos offensives Play-Calling merklich konservativer wurde.
- All das funktionierte aber nur, weil Rivers zumindest anfangs sensationell spielte. Vom Running Game bekam er jedenfalls - wie zuvor zu erwarten war - wenig konstante Hilfe. Selbst mit Fullback und mehreren blockenden Tight Ends musste sich Melvin Gordon, abgesehen von seinem langen Run im dritten Viertel, gefühlt jedes Yard hart erarbeiten. Das war einer der Gründe dafür, dass die Chargers in der Red Zone wieder einmal ineffektiv agierten. Etwas unerklärlich: San Diego lief immer wieder in Von Millers Richtung, Miller stoppte mehrere Runs fast im Alleingang.
- Denvers Offense auf der anderen Seite fand nie auch nur den Ansatz von einem Rhythmus. Zum wiederholten Male war das Running Game zu lange kein Faktor, egal ob mit Anderson oder mit Booker. Erst spät im dritten Viertel wachte Denvers Run Game phasenweise auf. Die Offensive Line hatte, wie schon gegen Atlanta, große Probleme und ohne ein konstantes Laufspiel wurde auch das für diese Offense so wichtige Play-Action-Game deutlich schwieriger. Die Broncos müssen ihre O-Line dringend in den Griff bekommen.
- Update zu San Diegos Special Team: Travis Benjamin wurde, schon zum zweiten Mal in dieser Saison, von den Punt-Return-Aufgaben entbunden. Dexter McCluster übernahm nach Benjamins frühem Fehler.