Die NFL biegt mit großen Schritten auf die Zielgerade ein - Zeit für erste Entscheidungen! Wer kommt in die Playoffs, wem bleibt nur die Zuschauer-Rolle? Wie weit schaffen es die Dallas Cowboys im Januar? Und welche Coaches sollten neben Jeff Fisher noch ihre Papiere bekommen? Die SPOX-Redakteure Marcus Blumberg, Stefan Petri und Adrian Franke diskutieren dieses Mal mit Maximilian Länge, Präsident des deutschen Seahawks-Fan-Clubs German Sea Hawkers e.V.
1. Die beiden AFC-Wild-Cards gehen an...
Marcus Blumberg (SPOX): Nach reiflicher Überlegung und dem kompletten Durchtippen der restlichen drei Spieltage komme ich zum Schluss, dass die Wild Cards der AFC an die Oakland Raiders und Denver Broncos gehen. Die Raiders werden noch zwei ihrer letzten drei Partien gewinnen und abschließend aber in Denver verlieren. Somit stehen sie am Ende bei 12-4 und sicher als fünfter Seed in den Playoffs. Rang sechs geht an die Broncos, weil sie einmal mehr die Höhenluft auf ihrer Seite haben werden bei ihren zwei noch ausstehenden Heimspielen. Zunächst besiegen sie irgendwie New England, anschließend gibt es eine Pleite im Arrowhead, um schließlich wie erwähnt die Raiders daheim niederzuringen. Damit stehen also drei Playoff-Teams aus der AFC West auf meinem Zettel.
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Adrian Franke (SPOX): Sorry, Blumi, aber Denver sehe ich nicht in den Playoffs. So stark die Defense auch noch immer sein mag - sie ist nicht mehr diese historische Defense aus der Vorsaison. Das wird vor allem in ihrem Zentrum sichtbar, in der Run-Defense, aber auch wenn die Linebacker in Coverage gezwungen werden. Daher können Von Miller und Co. die Broncos nicht mehr quasi im Alleingang tragen, während gleichzeitig die Offensive Line mehr als nur anfällig ist. Deshalb kränkelt das Running Game, seit der Verletzung von C.J. Anderson umso mehr, und Trevor Siemian hat in der Pocket meist so gar keine Zeit. Unter dem Strich ist die Offense deshalb vor allem eines: wahnsinnig inkonstant und deshalb muss der Champ zuschauen. Mein Tipp: Oakland kommt hinter KC aus der AFC West rein, auch wenn mir als Raiders-Fan Carrs Fingerverletzung mittlerweile fast so viele Sorgen machen würde wie die eigene Defense. Das zweite Wild-Card-Ticket geht an die AFC North und dort an Baltimore, das dank einer starken Defense knapp hinter Pittsburgh ins Ziel kommt. Voraussetzung: Die Ravens bekommen endlich ihre Run-Pass-Balance in den Griff. Miami fällt nach der Tannehill-Verletzung für mich leider raus.
Stefan Petri (SPOX): Meine Rede, Adrian! Die erste geht in meinen Augen ziemlich sicher an die Raiders, weil die Chiefs das Head-to-Head gewonnen haben - und in meinen Augen sowieso kein Spiel mehr verlieren werden. Aber wer holt das zweite Ticket? Und da muss ich sagen: Sorry, Broncos, aber der vielgerühmte Super-Bowl-Hangover geht auch an euch nicht vorbei. Die Broncos-Offense ist derart schwach, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass sie gegen die Patriots oder Chiefs gewinnen. So stünde selbst bei einem Heimsieg in Week 17 gegen die Raiders am Ende nur ein 9-7. Deshalb verlieren sie den Tiebreaker gegen die Ravens, wenn die gegen Philly und in Cincinnati gewinnen. Die Ravens würden übrigens auch eventuelle 9-7-Tiebreaker gegen Tennessee und Miami gewinnen. Deshalb: Oakland als 5. Seed, Baltimore als 6. Seed.
Maximilian Länge (German Sea Hawkers e.V.): Dass die AFC West mindestens eine Wild Card stellen wird, ist tatsächlich eine wenig gewagte Vorhersage - das sehe ich genauso. Ich gehe davon aus, dass sowohl Chiefs, als auch Raiders ihre verbleibenden drei Partien gewinnen. Das würde bedeuten, dass Oakland aufgrund des schlechteren direkten Vergleichs Wild Card Nummer eins bekommt. Für den zweiten übrigen Platz wünsche ich mir eine kleine Überraschung: Tennessee. Die Titans hatte zu Beginn der Saison keiner auf der Rechnung. Doch die Mariota-Murray-Combo und eine Defense, die knapp aus den Top 10 heraus fällt, hielt das Team bis zum heutigen Tag im Rennen. Weil Tennessee in Week 15 den Chiefs unterliegt, eine Woche später aber die Jaguars schlägt und Houston in dieser Zeit zwei Siege einfährt, kommt es am letzten Spieltag zum Showdown in der AFC South. Und dann wird's kompliziert: Die Titans besiegen die Texans, verlieren gegen diese jedoch den Tiebreaker (9-7-Record). Trotzdem bleiben sie aber vor den ebenfalls Record-gleichen Mannschaften aus Miami und Buffalo.
2. Die beiden NFC-Wild-Cards gehen an...
Maximilian Länge (German Sea Hawkers e.V.): Auch in der NFC sticht eine Division heraus, die drei Playoff-Teilnehmer stellen könnte: Front-Runner Dallas patzt zwar noch einmal (gegen die Buccaneers, diesen Sonntag!), lässt sich Platz eins in der NFC East aber nicht mehr nehmen. Dahinter gewinnen die Giants ihre verbleibenden drei Partien und sichern sich die erste Wild Card. Für Washington reicht es aber letztlich nicht: Der sechste Playoff-Platz wird zwischen Detroit und Green Bay aus der NFC North sowie Atlanta und Tampa Bay aus der NFC South ausgespielt. Hier kommt die Fingerverletzung von Matthew Stafford für Detroit zur Unzeit - sie wird die Lions die Spiele gegen ohnehin favorisierte Giants und Cowboys kosten. Weil Green Bay in Week 15 und 16 Chicago und Minnesota besiegt, stehen sich die zwei Teams im direkten Duell um die Playoffs am letzten Spieltag mit 9-6 gegenüber. Staffords Finger ist ausgeheilt, Detroit spielt zu Hause, die Packers unterliegen. Und sie verpassen die Playoffs, weil Falcons und Buccaneers jeweils drei Siege einfahren (11-5). Atlanta holt sich im direkten Vergleich die Division, Tampa Bay bekommt als Entschädigung die zweite Wild Card.
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Stefan Petri (SPOX): Zumindest teilweise Zustimmung, Max: Die erste Wildcard ist wohl vergeben, nach dem Sieg über Dallas reichen den Giants Siege gegen Detroit und bei den Eagles, um den fünften Platz der Setzliste eigentlich schon perfekt zu machen. Die zweite Wildcard aber geht an ... die Redskins! Da muss ich dir widersprechen, Washington kann sich durch Erfolge gegen Carolina und bei den Bears eine vorteilhafte Situation sichern. So wartet in Week 17 nämlich ein Heimspiel gegen die Giants - für die es dann um nichts mehr geht. Das würde am Ende 10-5-1 und den 6. Seed für Kirk Cousins und Co. bedeuten, hauchdünn vor den starken Bucs. Und was ist mit den Lions und Packers? Weil Detroit in New York und Dallas verliert, spielen die beiden zum Saisonabschluss den Divison-Sieger aus, in einem klassischen "Sieg oder Saisonaus"-Spiel.
Marcus Blumberg (SPOX): Bin ich voll bei dir, Stefan! Ich sehe in der NFC ebenfalls drei Teams aus einer Division in den Playoffs, hier schauen wir aber an die Ostküste. Die Giants und die Redskins werden am Ende das Rennen machen. Die Giants sehe ich bei 11-5, wobei sie nur noch in Week 17 - ausgerechnet - in Landover/Maryland verlieren werden, was ihnen nicht wehtut, den Redskins aber auch nicht. Sie werden nämlich schon in Woche 16 alles klar machen, da sie in Week 15 schwache Panthers und in an Heiligabend dann in der Windy City gegen einen ebenfalls überschaubaren Gegner triumphieren und damit schon vorzeitig sicher in der Postseason stehen. Die ärgsten Verfolger nämlich (Detroit, Minnesota, Tampa Bay) kommen nicht über neun Siege hinaus.
Adrian Franke (SPOX): Zugegeben: Washingtons Restprogramm macht die Redskins in gewisser Weise zum Favoriten auf das zweite Wild-Card-Ticket. Und trotzdem schlage ich mich hier auf Max' Seite: Ein Mal NFC East und ein Mal NFC South steht auf meiner Wild-Card-Rechnung! Über die Giants müssen wir denke ich nicht reden, die sind trotz noch immer schwacher Offense und trotz des JPP-Ausfalls dabei. Washington aber wird das Remis aus London zum Verhängnis: Cousins und Co. stolpern noch ein Mal, und neun Siege reichen dann eben nicht - weil Tampa dank seiner stark verbesserten Defense zwei seiner letzten drei Partien gewinnt und sich somit knapp hinter Atlanta in die Playoffs rettet. Volle Zustimmung dagegen in der NFC North: Für die Lions wird es brutal schwer, Showdown in Week 17 - mit besserem Ausgang für die Green Bay Packers, die in meinen Augen, mit endlich gesünderer Defense, als richtig gefährliches Team in die Playoffs einziehen ...
3. Die Cowboys schaffen es nicht in den Super Bowl
Stefan Petri (SPOX): Korrekt. Sie schaffen es nicht. Wenn ich mit meinen Wildcards richtig liege, würden in der ersten Playoff-Runde die Falcons daheim auf die Redskins treffen - und das Spiel geht an Third Seed Atlanta. Im anderen Spiel stünden sich Green Bay und die Giants gegenüber. Dallas würde also entweder auf seinen absoluten Angstgegner treffen, oder aber auf einen plötzlich wieder in Topform agierenden Aaron Rodgers und ein Green Bay, das mit dem Team von Mitte Oktober nichts mehr gemein hat. Und in der eventuellen Championship Round vielleicht die Playoff-gestählten Seahawks? Ich glaube trotz Bye Week nicht daran, dass es dieses Jahr schon für den ganz großen Tanz in Houston reicht. Trotz ihrer starken Leistungen: Dak und Zeke sind immer noch Rookies. Und irgendwann macht sich so etwas in den Playoffs dann doch bemerkbar.
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Marcus Blumberg (SPOX): Mit den weisen Worten von Hans Meyer: Gehen Sie davon aus! Je nach Ausgang der Wild-Card-Spiele - ich habe da, wie du Stefan, die Duelle Giants (#5) bei den Packers (#4) und Redskins (#6) bei den Falcons (#3) notiert - könnte es für die Cowboys schon im Divisional Game vorbei sein. Setzen sich die jeweils höheren Seeds durch, kann ich mir schon vorstellen, dass die Packers einmal mehr zum Stolperstein für Dallas werden könnten. Sie haben in jedem Fall den besseren Quarterback. Alternativ haben die Giants Dallas schon zweimal in dieser Saison geschlagen, was demzufolge auch kein gutes Matchup für die Cowboys wäre. Geht es dagegen gegen Washington, sähe ich die Cowboys im Championship Game, dort aber gegen die Seahawks, die trotz allem in so einer Situation mit all ihrer Erfahrung im Vorteil wären. Also nein, einen NFC-Champion Cowboys kann ich mir in dieser Saison nicht vorstellen. Und das unabhängig davon, ob Dak Prescott oder vielleicht doch wieder Tony Romo - Jerry Jones ließ die Tür ja zuletzt dann doch weit offen - under Center stehen wird.
Maximilian Länge (German Sea Hawkers e.V.): Ein wenig erinnern mich die Cowboys von 2016 an die Seattle Seahawks von 2012. So richtig hatte niemand die beiden Teams zu Beginn der Saison auf der Rechnung. Beide setzten auf Rookie-Quarterbacks aus späteren Draft-Runden - wenngleich aus unterschiedlichen Gründen. Beide Spielmacher konnten auf ein starkes Laufspiel zählen und sich auf solide Verteidigungsreihen verlassen. Der Unterschied: Seattle erreichte die Playoffs "nur" durch eine Wild Card und musste auswärts spielen. Dallas wird nach souveräner Regular Season (getragen von einer überragenden O-Line) aller Voraussicht nach zu Hause und erst in der Divisional Round in die K.o.-Runde einsteigen. Trotzdem reicht es nicht für den Super Bowl, denn wenn es in die Playoffs geht, ist Erfahrung enorm wertvoll. Sie fehlte den Seahawks, als sie gegen Washington und Atlanta in Rückstand gerieten. Sie wird auch den Cowboys fehlen, wenn es brenzlig wird. Spätestens gegen den Angstgegner New York Giants, der Dallas in dieser Saison zweimal besiegte, ist Schluss.
Adrian Franke (SPOX): Hui, na hier herrscht ja mehr Einigkeit, als ich gedacht hätte! Ich tippe nämlich ehrlich gesagt auch darauf, dass es für Dallas nicht reicht. Junge Spieler sind die eine Sache, gewisse Paarungen die andere - ich gehe mal eher auf die schematische Ebene. Zwei Dinge: Dak Prescott spielt eine gute Saison, ist aber nicht auf dem Level, auf das er von manchen gehoben wird. Vielmehr hält er den Ball gerne mal länger als notwendig, und ist, auch aus sauberer Pocket heraus (die hat er ja in Dallas durchaus häufiger), längst nicht immer genau. Defenses haben jetzt mehr Tape und limitieren, ähnlich, wenn auch nicht so extrem, wie bei Carson Wentz, Prescotts bevorzugte Optionen. Die Underneath-Receiver sind so häufiger ein zunehmend geringer Faktor, die Giants waren dafür ein sehr gutes Beispiel. Der zweite Punkt ist der Pass-Rush, oder besser gesagt die Ermangelung eben dieses. Die O-Line der Cowboys ist die beste Unit in der NFL, und deshalb stehen die Cowboys völlig zu Recht da, wo sie jetzt stehen. Aber ich sehe kritische Einschränkungen, die Dallas in dieser Postseason zum Verhängnis werden.
4. Der beste Spieler dieser Saison war...
Marcus Blumberg (SPOX): Bester Spieler heißt ja nicht MVP, weshalb die Saisonleistung seines Teams keine Rolle spielen muss. Insofern fällt mir spontan David Johnson von den Cardinals ein. Sein Team ist - da sind wir uns alle einig - ein Trümmerhaufen! Und dennoch ist er drauf und dran, die Saison mit über 2000 Scrimmage-Yards und mehr als 20 Touchdowns abzuschließen. Obwohl er null Unterstützung von seinen Kollegen bekommt, rennt er mit Power an Gegnern vorbei oder durch sie durch und ist kaum zu stoppen. Es ist seine zweite Saison und sein Breakout-Jahr. Im Vorjahr deutete er an, was geht, in diesem Jahr bestätigte er dann die positiven Eindrücke und stieg zum Star auf. In einer Saison, in der es nicht viel positives zu berichten gibt in der Wüste, geht er als einsamer Stern am Horizont hervor und könnte das neue Gesicht der Franchise werden - auf Jahre hinweg.
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Adrian Franke (SPOX): Johnson muss in dieser Diskussion erwähnt werden, und hättest du es nicht getan, Blumi, dann hätte ich es gemacht. In meinen Augen gibt es wenige Spieler, die in dieser Saison auf diesem Level gespielt haben. Arizonas Passing Game ist brutal abgestürzt, Teams können sich weitestgehend auf Johnson fokussieren - trotzdem macht er Woche für Woche seine 100+ Yards, und die Art und Weise, wie er sich trotz seiner Größe bewegt, ist schlicht beeindruckend, seine Jump-Cuts sind spektakulär! Aber ein Spieler überragt Johnson noch in puncto Beweglichkeit und Geduld hinter der Line of Scrimmage - meine Wahl fällt auf Le'Veon Bell! Der Running Back der Steelers steht bei unfassbaren 161,6 Scrimmage-Yards PRO SPIEL! Klar, da ist dann auch so etwas wie dieses absurde Bills-Spiel am Sonntag (42 Touches, 298 Yards) dabei, aber Bell hatte in dieser Saison in der Hälfte seiner Spiele mindestens 5,2 Yards pro Run und vier Mal über 9 Yards pro Catch. Dem 24-Jährigen zuzuschauen macht als Football-Fan einfach nur Spaß, Bell könnte der X-Faktor in den AFC-Playoffs werden!
Maximilian Länge (German Sea Hawkers e.V.): Rein von den Zahlen her ist es schwer, Ezekiel Elliott und Dak Prescott außen vor zu lassen. Doch ohne ihre - zweifelsohne "most valuable"- O-Line würden beide Spieler jetzt nicht in der MVP-Debatte gehandelt werden. Derek Carr ist ein aufstrebender Quarterback in einer wunderbar funktionierenden Offense, die seine Fehler ausbügelt. Matt Ryan ist die etwas ältere Carr-Version. Und Tom Brady fehlt zwar sein Top-Receiver Gronkowski, ihm fehlen aber eben auch vier Spiele. Der beste Spieler ist für mich der, der sein Team in schwierigen Situationen am besten unterstützt. Mich hat von diesem Standpunkt her 2016 ein Spieler besonders beeindruckt: Lions-Quarterback Matthew Stafford. Weil ihm nach dem Karriereende von Calvin Johnson der herausragende Mitspieler fehlte und er dennoch Stand heute Detroit zu einem Record von 9-4 geführt hat. Weil er unter dem neuen Offensive Coordinator Jim Bob Cooter sein Spiel umgestellt hat, bessere Entscheidungen trifft und seine Beine klug einsetzt. Und weil sensationelle acht seiner neun Siege Comebacks im 4. Quarter waren. Zur Berücksichtigung in der MVP-Diskussion fehlt dann auch nur noch die Playoff-Teilnahme.
Adrian Franke (SPOX): Da muss ich doch nochmal kurz einhaken: Wenn es die Lions in die Playoffs schaffen, würde meine MVP-Stimme innerhalb von handgestoppten 0,7 Sekunden an Matt Stafford gehen...
Stefan Petri (SPOX): Na, aber es geht hier ja explizit nicht um den MVP! Deshalb ist meine persönliche Definition folgende: Welcher Spieler hat seinen Job am besten gemacht? Und das ist für mich Ravens-Kicker Justin Tucker. Der macht in dieser Saison nämlich bisher einen buchstäblich perfekten Job. Gegen die Patriots ist seine Serie nach 35 Treffern in Folge gerissen, aber gegen den Block war er machtlos. Ansonsten fehlerlos bei Field Goals und PATs, und: 9/9 bei Field Goals über 50 Yards - es sind also nicht nur ein paar geschenkte, kurze Kicks. Der NFL-Rekord steht bei zehn solcher Treffer in einer Saison, gut möglich, dass er diesen noch knackt. Läuft der passionierte Opernsänger (!) an, sind das quasi automatische Punkte. Glücklicherweise haben wir die Zeiten hinter uns, in denen Kicker MVP werden konnten. Aber niemand macht seine Sache 2016 besser als Tucker.
5. Nach Fisher: Diese Coaches sollten ebenfalls gehen:
Marcus Blumberg (SPOX): Wie konnte man nur Jeff Fisher entlassen? Er war auf bestem Wege, sich endlich mal von diesem "7-9-Bullshit" zu befreien und dann schmeißt man ihn einfach raus - noch dazu eine Pleite vor dem Allzeitrekord für Niederlagen eines Coachs. Das ist einfach niederschmetternd!
Adrian Franke (SPOX): Armer Jeff. Glaube nicht, dass er, nachdem wie das alles lief, nochmal einen Head-Coaching-Job in der NFL bekommt. Zu Recht, wohlgemerkt. Der Zeitpunkt der Entlassung, in einer kurzen Woche und letztlich drei Tage vor dem Spiel in Seattle, kam dann aber schon unerwartet. Ich hätte eher auf den Black Monday nach Week 17 getippt, wenn traditionell Coaches gehen müssen.
Marcus Blumberg (SPOX): Früher oder später musste es allerdings passieren. Abgesehen davon würde ich noch diese Herren an die Luft setzen: Rex Ryan, Todd Bowles, Marvin Lewis und Gus Bradley. Bowles hat spätestens mit seiner Aktion, die Presse vor Fitzpatrick von dessen Degradierung zu informieren, jegliche Glaubwürdigkeit in der Mannschaft verloren und bislang sportlich komplett versagt. Ryan hat auch im zweiten Jahr in Buffalo nach gutem Start mal wieder nicht die eigene Prognose bestätigt und sollte einem Coach Platz machen, der offensiv mehr auf dem Kasten hat. Da gibt es brachliegendes Potenzial. Lewis wiederum hat sich meines Erachtens einfach abgenutzt in Cincy und ein Tapetenwechsel würde den Bengals gut tun. Und dann wäre da noch Gus Bradley, dessen Zeit in Jacksonville ein einziges Desaster repräsentiert. Die Entlassung sollte auf der Hand liegen.
Maximilian Länge (German Sea Hawkers e.V.): So leid es mir für den ehemaligen Defensive Coordinator der Seahawks tut - Gus Bradleys Zeit in Jacksonville ist definitiv abgelaufen, da dürfte dir niemand widersprechen. Daran können auch die verbleibenden drei Partien nichts mehr ändern, egal was da noch passiert - 2-11 ist für ein von einigen Experten als Geheimfavorit gehandeltes Team mit dem Ziel positiver Record viel zu wenig. Seit 2013 hat Bradley mit den Jaguars nur 14 Siege bei 47 Niederlagen geholt, Negativrekord. Zu den Browns: Konstanz ist gut, doch ist ein Head Coach, der mit 0-13 in seine erste Saison geht, die richtige Person für den Job? Für mich nicht, Cleveland aber ist scheinbar auf der Suche nach Konstanz, weshalb Hue Jacksons Stuhl wohl nicht wackelt. In San Francisco war aufgrund der angespannten Situation im Kader der 49ers kein Wunderwerk von Chip Kelly zu erwarten. Doch nur ein Sieg aus 13 Spielen mit jetzt zwölf Pleiten in Folge macht ihn dennoch zum Wackelkandidaten. Ich persönlich würde ihm noch Zeit für den Neuaufbau geben und stattdessen General Manager Trent Baalke entlassen, der den Abwärtstrend der vergangenen Jahre zu verschulden hat.
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Stefan Petri (SPOX): Es gibt für mich nur zwei automatische Streichkandidaten: Der erste ist Hue Jackson von den Browns. Was nicht heißt, dass er automatisch zu den schlechtesten Coaches der Liga gehört - am katastrophalen Kader der Browns hat er ja auch keine Schuld. Aber wenn das Team wirklich ohne Sieg aus der Saison geht, bin ich skeptisch, dass er den Turnaround schafft, selbst wenn Cleveland, wie du richtig sagst, Max, auf Konstanz baut. Man hat ja zuletzt gesehen, dass die Situation ihn ganz schön mitnimmt. Da braucht es meiner Meinung nach eine neue Stimme im Locker Room. Der zweite ist Gus Bradley - und da erübrigt sich nach 14 Siegen in vier Jahren eigentlich jeglicher Kommentar. Bei Chip Kelly bin ich gespalten, aber auch er ist zumindest teilweise Opfer des schwachen Kaders und sollte deshalb mit neuem Quarterback noch ein weiteres Jahr bekommen. Dito übrigens bei Rex Ryan: Klar, irgendwie ist der Lack ab von seinem Ruf als Defensiv-Guru - aber mit besserem QB-Play würden die Bills aktiv um die Playoffs mitspielen.
Adrian Franke (SPOX): Da stimme ich nur teilweise zu, Stefan: Ja, Gus Bradley muss gehen, das ist so offensichtlich, dass man es eigentlich kaum noch betonen muss - Max hat die Zahlen ja bereits geliefert. Aber Hue Jackson? Da kann ich nicht mitgehen. Jackson hat es geschafft, mit einem furchtbaren Kader über rund die erste Saisonhälfte regelmäßig Spiele eng zu gestalten, etwa gegen die Jets und vor allem in Miami waren Siege mehr als nur möglich. Die Browns haben sich mit ihrer ganzen Draft- und Free-Agency-Strategie voll auf die Zukunft ausgerichtet, und auch wenn 0-16 als bitterer Stempel bleiben würde - das Team sollte seine langfristigen Pläne deshalb nicht über Bord werfen. Auch dir muss ich widersprechen, Blumi, denn ich persönlich würde Rex Ryan nicht entlassen, zumindest aus sportlicher Sicht nicht. Nach den zahlreichen Ausfällen in der Defense über die ersten 9, 10 Spiele würde ich ihm noch ein Jahr geben, um das wirklich starke Run Game endlich auch mit einer Defense zu ergänzen. Auch Lewis würde ich nach einem Jahr ohne Playoffs nicht direkt vor die Tür setzen. Bei Bowles bin ich dagegen deiner Meinung: So sympathisch er mir in Arizona stets war, sein Verhalten und seine mangelnde Anpassungsfähigkeit als Head Coach in dieser Saison ist mehr als fraglich. Aber ich würde noch einen anderen Namen den Raum werfen: Chuck Pagano! Wird aufgrund seines Vertrags wohl nicht passieren, aber was ich von außerhalb bewerten kann, war bei den Colts mitunter desolat. Wieder einmal.