Nach acht Siegen in den letzten neun Spielen fehlt den New York Giants (10-4) nur noch ein Erfolg, um den ersten Playoff-Einzug seit dem Titelgewinn 2011 perfekt zu machen. Bei den Philadelphia Eagles (5-9) soll der Playoff-Einzug perfekt gemacht werden - doch die Ziele sind dank der hervorragenden Defense sehr viel höher gesteckt. Zu sehen gibt es das Spiel in der Nacht zum Freitag (2.25 Uhr) live auf DAZN!
"Den Super Bowl kann man sich in der Free Agency nicht einfach kaufen", lautet eine gängige NFL-Weisheit. Teure Neuzugänge machen zwar auf den Titelseiten etwas her und schüren die Begeisterung der Fans, führen am Ende aber zu selten zu Erfolg - erinnert sich noch jemand an das selbsternannte "Dream Team" der Eagles aus dem Jahr 2011?
Die bessere Variante sei eindeutig ein konzentrierter Aufbau des Teams über den Draft, mit anschließenden Verträgen für die eigenen Free Agents und garniert mit Waiver-Wire-Kandidaten, sowie dem einen oder anderen Trade oder Veteranen.
Nun kann man sich darüber streiten, ob sich die Free-Agency-Bedeutung bei den Champions des neuen Jahrtausends nicht doch etwas verschoben hat. Gut möglich aber, dass Giants-GM Jerry Reese in den vergangenen Jahren mit Argusaugen in die Rocky Mountains schaute. Dort ging John Elway 2014 nämlich in die Vollen und brachte mit Aqib Talib, DeMarcus Ware und T.J. Ward gleich drei hochpreisige Free Agents für die Defense nach Denver, um Peyton Mannings Rekord-Offense zu unterstützen. Ein Jahr später war Manning nur noch ein Schatten seiner selbst, doch die Defensive sicherte den Broncos mit dominantem Football den Titel.
Eifert Reese Elway nach?
Kein Zufall also, dass Reese in der anschließenden Offseason das Sparschwein der G-Men ausräumte? In den Jahren zuvor hatte New York jeweils mit einer Bilanz von 6-10 die Playoffs verpasst, und gerade 2015 war die Defense wohl der Hauptgrund dafür. Nur auf Platz 30 in Sachen Scoring schenkte man ein ums andere Mal spät im Spiel die Führung her.
Also ging man im Front Office auf Einkaufstour, um Druck vom eigenen, mittlerweile auch nicht mehr blutjungen, Manning und dessen Offense zu nehmen: Defensive End Olivier Vernon für 52,5 Millionen Dollar garantiert, dazu Corner Janoris Jenkins (28,8 Millionen), Defensive Tackle Damon Harrison (24 Millionen) und ein Einjahresvertrag für Jason Pierre-Paul, mit zehn Millionen Dollar dotiert. Drei der ersten vier Draft Picks wurden ebenfalls in die Defense gesteckt.
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Derart gestärkt sollte die zumindest respektabel auftreten, während Manning und seine Receiver die West Coast Offense mittlerweile verinnerlicht haben sollten. Mitte Dezember muss man konstatieren: Es ist nicht die vermeintlich explosive Offense um Odell Beckham Jr., Victor Cruz und Sterling Shepard, die für den Großteil der zehn Saisonsiege verantwortlich ist.
Stattdessen ist es die Einheit von Defensive Coordinator Steve Spagnuolo, die in den letzten Wochen groß aufspielte: Seit Week 7 hat niemand weniger Punkte zugelassen als die Giants, in der DVOA-Kategorie von Footballoutsiders.com stellt man mittlerweile die drittbeste Defense hinter den Ravens - und Broncos.
Die Neuzugänge machen sich bezahlt
"Ich glaube, es liegt an ihrem Swagger. Sie zeigen ihn jeden Tag", staunte Beckham. "Sie legen nicht einfach am Sonntag den Schalter um. Jeden Tag im Training legen sie Stops hin und erzwingen Turnover. Sie trainieren so, wie sie spielen."
Und wer sich im Training mit OBJ messen kann, der ist gerüstet für den Ernstfall: In den letzten beiden Spielen gegen Dallas und Detroit mussten die Giants 26 gegnerische Drives verteidigen. Sie ließen dabei genau einen Touchdown zu, gegen MVP-Kandidaten wie Dak Prescott, Ezekiel Elliot und Matthew Stafford. Und "clutch" ist man auch: In den letzten zwei Minuten gelang es den Gegnern bei sieben Versuchen noch kein einziges Mal, auszugleichen oder die Führung zu übernehmen.
Die teuren Neuzugänge leisten dabei ihren Beitrag: Vernon zum Beispiel hat mit 32 mehr Quarterback-Hurries auf dem Konto, als Von Miller (29) oder Aaron Donald (27), und JPP liegt mit derer 24 nicht weit zurück. Die Run-Defense hat sich, auch durch die laterale Athletik von Harrison, zu einer Elite-Einheit entwickelt (Platz fünf in der Liga), und Jenkins erledigt seine Aufgabe, die gegnerischen Top-Receiver zu beschatten, mit Bravour: Weder Antonio Brown noch A.J. Green oder Dez Bryant konnten in vier Versuchen die 100 Yards knacken.
Nach acht Siegen in den letzten neun Partien hat man so zum ersten Mal seit 2010 wieder zehn Spiele in der Regular Season gewonnen, die erste Playoff-Teilnahme seit dem Titel ist dem Team kaum noch zu nehmen. Auch dank einer hervorragenden Heimbilanz von 7-1. Wie groß der Anteil der Defense an dieser Marke ist, beweist auch folgende Statistik: Nur ein Team hat in den letzten fünf Jahren mit weniger als 20 Punkten im Schnitt die Postseason erreicht (Arizona '14). Den Giants (derzeit 19,4 Punkte) könnte das ebenfalls gelingen.
Super Bowl trotz mäßiger Offense?
Wäre die Defense nicht so dominant, die Schlagzeilen im Big Apple würden wohl Eli Manning aufs Korn nehmen. 25 Touchdowns, 13 Interceptions, Platz 19 in Puncto Passer Rating (89.3). Natürlich noch lange kein "Peyton 2015"-Niveau, aber die Tatsache, dass er in den letzten acht Spielen nur einmal über 240 Yards Passing verzeichnen konnte, macht schon stutzig. Zumal das eigene Running Game mit 81,2 Yards (3,4 Yards/Carry) ganz sicher kein Feuerwerk abbrennt. Ohne OBJ (zehn Touchdowns in den letzten zehn Spielen) hätte man den Laden auch gleich dichtmachen können.
Das Selbstvertrauen, von Coach Bob McAdoo bis hin zu den Spielern, könnte umgekehrt allerdings kaum größer sein. Schon vor der Saison wurde der Super Bowl als das ganz große Ziel aufgegeben, wie gesagt nach einer Playoff-Flaute von vier Jahren. "Es wurde im allerersten Meeting darüber gesprochen, und danach eigentlich auch in so ziemlich jedem Meeting", verriet Harrison. "Es geht nicht um Individuen oder nur eine Seite des Balls. Es ist das ultimative Team-Ziel. [McAdoo] hat es fantastisch gemacht und uns diese Message förmlich eingeimpft."
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Schließlich läuft man jeden Tag an zwei Trophäen vorbei, die zeigen, was alles möglich ist: 2007 und 2011 jeweils gewannen die Giants als Außenseiter den Titel gegen die New England Patriots. Auch damals angeführt von dominanten Defenses und einer Offense mit Manning, die in den entscheidenden Szenen ein Big Play hinlegen konnte. Vor fünf Jahren schon dabei war Victor Cruz - und die aktuelle Truppe erinnere ihn durchaus an damals. Die Energie sei der von 2011 ähnlich, "wir gehen nicht ins Spiel und hoffen und beten, dass wir schon irgendwie einen Weg finden. Wir sind vom ersten Drive an voller Selbstvertrauen."
Erstmal in die Playoffs
Noch ohne Titel, dafür aber mit 35 Touchdowns in den letzten drei Jahren steht Beckham da. "Ich rede schon das ganze Jahr vom Super Bowl. Das redet man nicht einfach so her. Das sagt man, wenn man wirklich daran glaubt. Und das tun wir derzeit. Wir geben unser Bestes, um den Super Bowl zu erreichen."
Zieht man den Vergleich zu 2011, hat man derzeit die Defense und mit Odell den Playmaker, der aus einer simplen Slant einen spielentscheidenden Touchdown machen kann. Und auch das Vertrauen in "Playoff-Eli" ist da: "Gefühlt seit ich klein bin, sagen alle: 'Wenn Eli erst einmal in den Playoffs ist, dreht er auf'", brachte es Linebacker Jonathan Casillas auf den Punkt.
Um diesen Manning zu entfesseln, brauchen die Giants in den noch ausstehenden Spielen gegen die Eagles und Redskins einen Sieg - dann hätte man die Wildcard sicher. Für den Heimvorteil müsste man noch zwei Spiele auf die Cowboys aufholen, ein kaum vorstellbares Szenario. Und vor fünf Jahren sprintete man über das Wildcard-Game zum Titel.
Übersehen sollte man die taumelnden Eagles (fünf Niederlagen in Folge) dabei aber nicht. Schließlich hätten Carson Wentz und Co. in Week 15 beinahe ein beeindruckendes Comeback gegen Baltimore hingelegt. Auswärts ist die eigene Bilanz bei 3-3 nur mäßig. JPP fällt weiter aus, und auch für Jenkins wird das Spiel nach seiner Rückenverletzung gegen die Lions wohl zu früh kommen. Zudem hat man Shane Vereen mit einer erneuten Trizeps-Verletzung für den Rest der Saison verloren.
Week 16 im kompletten Überblick
Das SPOX-NFL-Tippspiel, Week 16:
Florian Regelmann | Stefan Petri | Adrian Franke | Marcus Blumberg | |
Giants @Eagles | Giants | Giants | Giants | Giants |
Dolphins @Bills | Bills | Bills | Bills | Dolphins |
Jets @Patriots | Patriots | Patriots | Patriots | Patriots |
Titans @Jaguars | Titans | Titans | Titans | Titans |
Vikings @Packers | Packers | Packers | Packers | Packers |
Chargers @Browns | Chargers | Chargers | Chargers | Chargers |
Redskins @Bears | Redskins | Bears | Bears | Redskins |
Falcons @Panthers | Falcons | Falcons | Falcons | Falcons |
Colts @Raiders | Raiders | Raiders | Raiders | Raiders |
Buccaneers @Saints | Buccaneers | Saints | Saints | Buccaneers |
49ers @Rams | Rams | Rams | Rams | Rams |
Cardinals @Seahawks | Seahawks | Seahawks | Seahawks | Seahawks |
Bengals @Texans | Texans | Texans | Texans | Texans |
Ravens @Steelers | Steelers | Steelers | Steelers | Steelers |
Broncos @Chiefs | Chiefs | Chiefs | Chiefs | Chiefs |
Lions @Cowboys | Cowboys | Cowboys | Cowboys | Cowboys |
Week 15 | 12-4 | 13-3 | 11-5 | 12-4 |
Insgesamt | 137-87 | 135-89 | 143-81 | 136-88 |