Pizzen, Ochsenleder und Lady Gaga

Stefan Petri
03. Februar 201721:39
Lady Gaga wird in der Halftime Show von Super Bowl LI auftretengetty
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Alle Zahlen und Fakten vor dem Kracher zwischen den New England Patriots und den Atlanta Falcons zusammengefasst? Unnützes Wissen für die eigene Super-Bowl-Party? Aber gern! Mit dabei: Proteste, Münzwürfe, Trällermeister, Sechs-Stunden-Risottos, und vieles mehr. Das A-Z zum Super Bowl LI (Sonntag, Übertragung ab 23.30 Uhr live auf DAZN - mit deutschsprachigem und dem Original-Kommentar).

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A wie Anti-Trump-Proteste: Der neue POTUS wird laut Medienberichten nicht in Houston aufschlagen. Das dürfte seine Gegner laut Houston Chronicle jedoch nicht aufhalten. Am Samstagnachmittag wird eine Demonstration stattfinden, auch für Sonntag sollen Aktionen geplant sein. Tausende Demonstranten werden erwartet, Houstons Polizeichef sagte der AP, dass man "sich auf Proteste vorbereiten werde." Ob er damit auch Lady Gaga (s.u.) meint, ist nicht bekannt.

B wie Blank, Arthur: Der Besitzer der Falcons hat sich in den letzten Wochen zu einem Popstar gemausert - Großzügigkeit und geschmeidige Hüften bringen eben Aufmerksamkeit. Wer ist Arthur Blank überhaupt? Der 74-Jährige machte sein Geld (laut Forbes 3.2 Milliarden Dollar) mit der Baumarktkette Home Depot und zahlte 2002 545 Millionen für die Falcons. Gelungene Investition: Mittlerweile ist das Team über 2 Milliarden Dollar wert.

C wie Coin Toss: 50 Super Bowls sind absolviert, bisher liegt "Zahl" gegenüber "Kopf" mit 26:24 in Führung. Verrückt: Das NFC-Team hat 17 der letzten 19 Münzwürfe "gewonnen", die Patriots lagen in ihren sechs Teilnahmen mit Brady und Belichick nur einmal richtig. Den Coin Toss in Houston werden übrigens Ex-Präsident George Bush Sr. und seine Frau Barbara durchführen. Und: Einen Coin Toss in Overtime gab es noch nie - gab ja schließlich noch keine Overtime.

D wie DeflateGate: Keiner will es mehr hören, keiner will mehr drüber sprechen, aber irgendwie schwebt das böse Wort mit "D" doch noch über Houston. Ungefähr 235.300 Dollar hat die Sperre Tom Brady laut Forbes an Gehalt gekostet, dafür gab es eine längere Sommerpause. Im Nachhinein gar nicht so schlecht? Wie auch immer: Mit seinem fünften Ring würde Brady an Joe Montana und Terry Bradshaw vorbeiziehen und stünde unter den Quarterbacks ganz allein. Spätestens dann würde DeflateGate endgültig niemanden mehr interessieren.

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E wie Einnahmen: Da hat Brady gegenüber Ryan klar die Nase vorn. Der Patriots-Quarterback hat in seiner Karriere in 17 Spielzeiten 196,2 Millionen Dollar verdient, sein Gegenüber in neun Jahren aber auch ordentliche 133,7 Millionen. Hm, eigentlich ist Brady (835.000 Dollar pro Start, 1,07 Millionen Dollar pro Sieg) gegenüber Ryan (942.000/Start, 1,6 Mio/Sieg) sogar unterbezahlt.

F wie Fast Food: Millionen Liter Bier, Millionen Chicken Wings, tausende Tonnen Chips - hat man ja alles schon mal gehört. Der Amerikaner schaufelt zum Fest halt gerne alles in sich rein, was man vorher fritieren oder mit Käse überbacken konnnte. Trotzdem: 1,33 Milliarden (!) Chicken Wings werden am Super-Bowl-Wochenende wohl verputzt. Schon irgendwie verrückt. Und Pizza wird derart fleißig bestellt, dass Pizza Hut rechtzeitig zum großen Tanz nochmal 11.000 neue Mitarbeiter einstellen wollte. Die eine Hälfte Amerikas bestellt am Sonntag also Pizza - und die andere Hälfte liefert sie aus.

G wie Geschichte: Wird am Sonntag von Brady und Belichick mit einem Sieg und ihrem fünften Ring ja geschrieben. Wenn die Falcons ihren ersten Titel überhaupt einfahren würden, wäre es aber auch eine sehr schöne Geschichte. Hehe. Hier noch schnell ein paar Fakten zu Super Bowl I. Der hieß offiziell eigentlich "AFL-NFL World Championship Game", war nicht ausverkauft, die Offenses benutzten unterschiedliche Bälle - und der Kick-Off zur zweiten Hälfte musste wiederholt werden, weil NBC geschlafen hatte. Oh, und die Green Bay Packers gewannen gegen die Kansas City Chiefs.

H wie Hymne: Die singt diesmal Country-Trällermeister Luke Bryan. Bryan ist 40 Jahre alt, kommt ganz stilecht aus Nashville/Tennessee, und hat in den deutschen Charts noch absolut nichts gerissen. Auf ihn kann man natürlich auch wetten, z.B. ob er eine Jeans oder einen Cowboyhut tragen wird. Und wie lang seine Hymnenversion dauern wird. Das Over/Under liegt bei 2 Minuten und 15 Sekunden. Das hat in den letzten zehn Jahren nur Alicia Keys geschafft. 2:35 Minuten waren es vor vier Jahren.

I wie Interceptions: Am Sonntag wird es über zwei Monate her sein, dass Ryan seine letzte Interception geworfen hat (4. Dezember). Tom Brady hat in 12 Spielen in der Regular Season bekanntlich nur zwei Picks geworfen, schwächelte dann aber gegen die Texans. Bei den Statistikern hat Ryan gute Karten: In dieser Postseason steht er bei 7 Passing-Touchdowns und keiner Interception. Sechs Quarterbacks in der NFL-Geschichte haben in den Playoffs 8 oder mehr TDs ohne Interception geworfen - und alle gewannen den Titel.

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J wie Julio gegen Julian: Die zwei besten Wide Receiver, die am Sonntag auf dem Feld stehen werden, könnten kaum unterschiedlicher sein. Julio Jones sieht aus wie aus Marmor gemeißelt, Julian Edelman trägt einen Rauschebart spazieren und wollte ursprünglich Quarterback werden. Brandgefährlich sind sie beide: Jones kommt in seiner Playoff-Karriere bisher auf irre 110 Yards pro Spiel, Edelman (84 Playoff-Catches) könnte Reggie Wayne (93) von Platz zwei der ewigen Bestenliste verdrängen.

K wie Kicker: Gerade in Super Bowls mit Patriots-Beteiligung spielt der Kicker ja gerne mal eine große Rolle. Deshalb seien beide Akteure hier kurz vorgestellt. Stephen Gostkowski (33) macht den Job für die Pats, hat in diesem Jahr eine "Bestweite" von 53 Yards, aber auch schon fünf Kicks und 3 Extrapoints nicht verwandelt. Matt Bryant von den Falcons ist 41, traf anno 2016 aus 59 Yards und dreimal überhaupt nicht. Dazu kommt ein vergebener Extrapunkt aus 33 Yards Entfernung.

L wie Lady Gaga: 30 Jahre alt ist die sechsfache Grammy-Preisträgerin, die vor einem Jahr noch die Nationalhymne bei Super Bowl 50 schmetterte. Von Donald Trump hält sie bekanntlich nichts, ob sich das auch in ihrer Show bemerkbar machen wird, muss man sehen. Es gibt Gerüchte, dass sie die "Pepsi Zero Sugar Super Bowl LI Halftime Show" auf dem Hallendach beginnen wird, fast sicher werden Kostüm(e) und Haarpracht extravagant ausfallen. Aber: Ein Fleischkleid wird es definitiv nicht geben, versicherte sie bereits.

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M wie MVP: In den bisherigen 50 Super Bowls wurde 27 Mal ein Quarterback ausgezeichnet, ein Running Back oder Receiver je sechs Mal. Brady hat bei den Buchmachern die beste Quote, danach folgt Ryan. Außerdem könnte einer der beiden als neuer Regular-Season-MVP aufs Feld kommen - der wird am Tag zuvor gekürt. "Titelverteidiger" ist übrigens Broncos-Linebacker Von Miller, der beim Super Bowl 50 zum MVP gekürt wurde.

N wie NRG Stadium in Houston: In der viertgrößten Stadt der USA wird diesmal gespielt, insgesamt kommt der Super-Bowl-Tross zum dritten Mal nach Houston. Gespielt wird auf Kunstrasen, außerdem ist noch nicht klar, ob das Dach am Sonntag offen sein wird oder nicht (Regenwahrscheinlichkeit 60 Prozent). 71.500 Zuschauer passen rein, eröffnet wurde das Stadion 2004. Die Namensrechte liegen bis 2032 bei NRG und kosten zehn MIllionen Dollar pro Jahr.

O wie Ohio: Da kommt nämlich das Spielgerät her. Wilson produziert die Super-Bowl-Bälle in Handarbeit in einer alten Fabrik in der Stadt Ada in Ohio. Ganz klassisch mit Nähmaschinen und Handarbeit. Das Ochsenleder dafür kommt aus Chicago. "Direkt vor dem Kick-Off sind wir, vor allem die Leute aus Ada, immer aufgeregt", so Manager Kevin Murphy. "Wir halten unseren Atem an, nicht, weil wir für eines der Teams sind, sondern weil wir an die Bälle denken." 108 Bälle pro Team wurden für Super Bowl LI hergestellt.

P wie Party: Wer am Sonntag in Houston unterwegs ist, könnte ja versuchen, sich bei der Pregame-Sause von DirecTV und Pepsi einzuschleusen. Da sollen nämlich unter anderem Taylor Swift, Bruno Mars und Snoop Dogg auftreten. Außerdem wird der Caterer laut TMZ nicht kleckern, sondern klotzen: 1100 Pfund Ribeye, 900 Pfund Schweinefleisch, Hühnchen, Lamm, Mini-Burger, Thunfisch, 720 Pfund Kartoffeln und ein Sechs-Stunden-Risotto. Moment kurz. Ich ersaufe gerade im eigenen Mundwasser.

Q wie Quote: Natürlich wird der Super Bowl auch in diesem Jahr ordentlich Quote machen. Knapp 112 Millionen Zuschauer waren es vor einem Jahr, die drittbeste Einschaltquote der Geschichte. Vor zwei Jahren waren es über 114 Millionen - und damals ja auch schon mit den Patriots. Es ist übrigens nicht so, dass zur Halbzeit alle Geräte ausgehen. Im Gegenteil: Die Halbzeitshow sahen letztes Jahr 115,5 Millionen Zuschauer.

R wie Robert Kraft: Besitzer der New England Patriots seit 1995, als er für die Franchise 175 Millionen Dollar hinblätterte. Kraft ist mittlerweile 75 Jahre alt und soll laut Forbes 5,2 Milliarden Dollar schwer sein. Soll sich mit Donald Trump ganz gut verstehen - mit Commissioner Roger Goodell seit DeflateGate aber nicht mehr so sehr ...

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S wie Siegerscheck: So hoch ist der gar nicht, wenn man sich die Spieler anschaut - Gehalt gibt's ja nur für die Regular Season. Die siegreichen Akteure werden pro Nase genau 107.000 Dollar bekommen, für die Verlierer fallen je 53.000 Dollar ab. OK, für einen ordentlichen Urlaub in der Offseason reicht es. Und es ist ein bisschen mehr als noch 2016. Da strichen die Sieger 97.000 Dollar ein.

T wie Trikotfarbe: Die Falcons sind diesmal das nominelle Heimteam, durften also zwischen den roten und den weißen Jerseys wählen. Sie haben sich für rot entschieden - und geben damit offenbar nicht viel auf Statistiken. Das Team in weiß hat 11 der letzten 13 Super Bowls gewonnen und führt all-time mit 32:18.

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U wie Underdog: Laut Las Vegas sind die Falcons leichter Außenseiter, aber der schnitt in den letzten Jahren immer sehr gut ab: Die letzten fünf und acht der letzten neun Titel wurden vom Underdog gewonnen. (Die Falcons verlieren also wegen der roten Trikots, gewinnen aber ob ihres Außenseiter-Status? Ich weiß auch nicht mehr, was ich glauben soll ...)

V wie Vince Lombardi Trophy: Nach dem legendären Head Coach der Green Bay Packers ist die Meistertrophäe benannt. Sie wird seit Super Bowl I von Tiffany's hergestellt und trägt Lombardis Namen offiziell seit 1970. Sie ist 56 Zentimeter groß, 3,2 Kilogramm schwer und besteht komplett aus Sterling Silber. Die meisten Trophäen im Schrank (6) haben die Pittsburgh Steelers.

W wie Werbung: Mittlerweile kostet ein 30-Sekunden-Spot bei Fox stolze fünf Millionen Dollar, natürlich werden die Spots speziell für den Super Bowl produziert und oft mit einer Menge Stars und Sternchen besetzt. Allerdings waren diesmal bis kurz vor Spielbeginn noch Sendeplätze zu haben, weil einige Stammgäste absagten und Fox lange auf die Cowboys oder Packers und ihre Fans hoffte. Übrigens: Heinz Ketchup verzichtete diesmal auf einen Spot und gab lieber sämtlichen Mitarbeitern den Montag frei.

X wie XXXVI, XXXVIII, XXXIX und XLIX: Der Kenner hat natürlich sofort die bisherigen Super Bowls erkannt, in denen die Pats triumphierten. Am 3. Februar 2002 gewann man 20:17 gegen die St. Louis Rams, am 1. Februar 2004 32:29 gegen die Carolina Panthers. Ein gutes Jahr später, am 6. Februar 2005, schlug man die Philadelphia Eagles 24:21, und schließlich am 1. Februar die Seattle Seahawks mit 28:24.

Y wie Yards: Tom Brady ist mit 1605 Passing Yards der produktivste Quarterback der Super-Bowl-Geschichte, er führt außerdem auch bei den Touchdowns (13) und Completions (164). Matt Ryan geht mit 37.701 Passing Yards in sein erstes Endspiel, noch nie hatte ein Quarterback dabei schon so viele Passing Yards auf dem Konto. Die Patriots konnte er in seiner Karriere übrigens noch nie besiegen (0-2).

Z wie Zebras: Die sieben Referees am Sonntag werden von Carl Cheffers angeführt. Es ist sein erster Super Bowl, drei Refs aus seiner Crew haben aber bereits Erfahrung mit dem großen Tanz. Zusammen bringt das Team 93 Jahre NFL-Erfahrung mit, darunter 64 Playoff-Spiele.

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