Die NFC East ist eine der talentiertesten Divisions. Schon in der vergangenen Saison stellte sie mit den Cowboys und den Giants zwei Teams, die mehr als zehn Spiele gewonnen haben. Während die Boyz allerdings nach den Sternen greifen, will sich New York als Playoff-Team etablieren. Und wo stehen die Eagles und die Redskins, Letztere nach einem größeren Umbruch? Die SPOX-Preview zur NFC East.
Dallas Cowboys
BILANZ 2016: 13-3
WICHTIGSTE ZUGÄNGE: G Jonathan Cooper, CB Nolan Carroll, DE Taco Charlton
WICHTIGSTE ABGÄNGE: T Doug Free, G Ronald Leary, CB Brandon Carr, FS J.J. Wilcox
Darum wird die Saison ein Erfolg: Mit oder ohne Ezekiel Elliott, dem nach wie vor eine Sechs-Spiele-Sperre droht: Die Offense der Dallas Cowboys wird funktionieren. Grund dafür ist die vermutlich beste Offensive Line der Liga. Die Cowboys kompensierten die Abgänge von Ronald Leary und Doug Free durch La'el Collins und Jonathan Cooper. Collins kann den zurückgetretenen Free durch seine hervorragende Athletik als Run-Blocker ersetzen und wird als Tackle statt als Guard auflaufen. Coopers Athletik ist fraglos da und könnte neben Frederick, Smith und Co. besser zur Geltung kommen.
Under Center wächst Dak Prescott weiterhin zu einem der besten Quarterbacks der Liga. Unaufgeregt trifft der Rookie of the Year der abgelaufenen Spielzeit auch in der diesjährigen Preseason die richtigen Entscheidungen. 18 von 22 Pässen finden den Receiver. Prescott agiert sicher aus der Pocket, glänzt aber auch in Bewegung. Die Cowboys nutzen dies schematisch und können deshalb auch auf ein starkes Play Action Rollout Game zurückgreifen.
Dann wäre da noch das Thema Elliott. Ob sechs Spiele, nur die Hälfte oder gar keine Sperre: Die Boyz sind in der Lage zu dominieren. Hinter Dallas' bärenstarker O-Line lief Darren McFadden vor Elliotts Ankunft 2015 bereits für über 1.000 Yards, der zweiten Backup-Option Alfred Morris gelang dies in Washington bereits drei Mal. Sobald Elliott wieder auf das Feld treten darf, gehört diese Offense mit Dez Bryant und zwei der besseren Possession-Receivern in Jason Witten und Cole Beasley in jeder Kategorie zum Besten, was die Liga zu bieten hat.
Darum wird die Saison ein Misserfolg: Wie so oft ist die andere Seite des Balls schon eher ein Problemfall. Die ohnehin nicht sattelfeste Defense verlor mit Brandon Carr, Morris Claiborne und J.J. Wilcox drei Starter in der Secondary. Im Draft wurden dafür gleich drei Corner gezogen. Ein weiterer kam in Nolan Carroll aus Philly. Erstrunden-Pick Taco Charlton wird zumindest die Line aufwerten.
Dallas' Defense tritt mit einem neuen und unbekannten Gesicht auf. Eines wird sich allerdings nicht ändern: Die Einsatzvariabilität der drei besten Spieler. Erneut muss Byron Jones als Defensive Back dort aushelfen, wo es gerade geht. Orlando Scandrick und Anthony Brown werden sowohl inside als auch outside spielen. Kontinuität würde hier helfen.
Offensiv gibt es mutmaßlich nur dann ernsthafte Probleme, wenn die beiden Wechsel in der Line doch schwerer ins Gewicht fallen. Elliott als komplettes Packet (Runner, Pass-Protection, Receiver) kann keiner der Backups alleine auffangen. Im Team aber funktioniert das - wenn die Line nicht abbaut.
Prognose: Division-Sieg. Seit 2004 hat es kein Team mehr geschafft, den Division-Sieg in der NFC East zu wiederholen. Die Cowboys werden der Serie ein Ende setzen. Die Offense kann Spiele dominieren und auch defensiv wurden die Probleme adressiert. Dallas ist zu stark für die Division-Konkurrenz.
New York Giants
BILANZ 2016: 11-5
WICHTIGSTE ZUGÄNGE: WR Brandon Marshall, TE Evan Engram, DT Dalvin Tomlinson
WICHTIGSTE ABGÄNGE: WR Victor Cruz, K Robbie Gould, DT Jonathan Hankins
Darum wird die Saison ein Erfolg: Die Uhr der Eli-Manning-Ära tickt und die Giants versuchen nochmals einen Anlauf in Richtung Championship. Vor zwei Jahren begann die Umstrukturierung der Defense und im letzten Jahr zahlte sich diese vollends aus. Die Giants verbesserten sich im DVOA von Platz 30 auf den zweitbesten Wert, die dominante D-Line und die herausragend besetzte Secondary harmonieren.
Nahezu die identische Defense steht auch in der neuen Saison auf dem Rasen. Lediglich Tackle Jonathan Hankins ging ob seiner 10-Millionen-Dollar-Forderung gen Indianapolis. Rookie Dalvin Tomlinson wird den Verlust ordentlich kompensieren, diesen Eindruck zumindest machte die Preseason. Hier sah es so aus, als ob die Gruppe um Jason Pierre-Paul an die Leistungen der vergangenen Saison anknüpfen könne.
Offensiv hat man Manning gleich mehrere neue Waffen an die Seite gestellt. Neben Brandon Marshall steht mit Erstrunden-Pick Evan Engram eine vielversprechende Option durch das Zentrum zur Verfügung, dazu gibt es auch noch Sterling Shepard. Erstmals in der Beckham-Ära scheint Odell auch durch die Mitte verlässlich Entlastung zu bekommen.
Darum wird die Saison ein Misserfolg: Das Running Game ist auch in dieser Saison alles andere als angsteinflößend. Die Offensive Tackles Ereck Flowers und Bobby Hart performen weiterhin keineswegs verlässlich. Spielt die Line wie in der vergangenen Saison, wird Manning keine Zeit dazu bekommen, seine neuen Waffen einzusetzen und ohne ein Run Game wird die Balance fehlen.
Anderer Punkt: Die Gesundheit. Die Giants hatten gerade in der Defense alle Engel auf ihrer Seite. Starter verpassten mickrige zehn Spiele der letzten Saison. Mit einem annähernd ähnlichem Wert könnte man sich in der kommenden Spielzeit glücklich schätzen. Die Defense ist nämlich alles andere als breit aufgestellt.
Prognose: Platz 2 in der Division und Playoffs. In letzter Minute haben sich die New York Giants in der vergangenen Saison für die Playoffs qualifiziert. Auch in dieser sieht vieles nach einem Wild-Card-Spot aus. Die G-Men bauen auf eine hervorragende Defensive der letzten Saison auf und haben offensiv Unterstützung für Beckham ins Boot geholt.
Philadelphia Eagles
BILANZ 2016: 7-9
WICHTIGSTE ZUGÄNGE: WR Alshon Jeffery, RB LeGarrette Blount, WR Torrey Smith
WICHTIGSTE ABGÄNGE: DE Connor Barwin, NT Bennie Logan, CB Nolan Carroll
Darum wird die Saison ein Erfolg: Die Eagles wollten in der Offseason ihren Franchise-Quarterback glücklich machen und gaben eine Menge Geld für neue Wideouts und die Stärkung der Offensive Line aus. Wentz soll sich austoben dürfen und in seinem zweiten Jahr den nächsten großen Entwicklungsschritt machen, nachdem er schon in seiner Rookie-Saison gute Grundzüge offenbart hat.
Der vielleicht größte Name der neuen Eagles ist Alshon Jeffery. Der ehemalige Bear soll einen schwachen Receiving-Corps aufwerten und Doug Pederson nicht mehr so häufig dazu bringen, auf die 2-Tight-End-Formation zugreifen zu müssen. Jeffery ist dabei ein Spieler, der Double-Coverage forcieren kann und deshalb Räume für Wentz öffnen soll. Zudem gibt er Wentz einen Receiver für die Contested Catches.
Darüber hinaus gilt: X-Faktor Special-Teams? Die Eagles haben in der vergangenen Saison eine der besten Special-Team-Gruppen der Liga gestellt. Die Coverage war stets auf Top-Niveau und Punter Donnie Jones sowie Kicker Caleb Sturgis lieferten konstant ab. Auch Return-Man Darren Sproles ist einer der besten seines Fachs.
Darum wird die Saison ein Misserfolg: Die Defense der Eagles war im letzten Jahr dank der starken Front solide, dennoch sind offensichtliche Schwachstellen eindeutig erkennbar. Eine davon ist auf Cornerback und sollte durch den Trade für Ronald Darby adressiert werden. Außerdem kamen Rasual Douglas und Sidney Jones im Draft. Letzterer riss sich bereits beim Pro-Day-Workout die Achillessehne. Auf Safety kehren Malcolm Jenkins und Rodney McLeod zurück. Reicht das, um in der Pass-Defense einen Schritt nach vorne zu machen?
Auch auf Linebacker gibt es Unsicherheitsfaktoren. Mychal Kendricks weist eklatante Schwächen in der Coverage auf. Rookie Nate Gerry ist gelernter Safety, soll aber zum Linebacker umfunktioniert werden. Gelingt es der Front-Four nicht genug Druck auszuüben, so stehen Phillys Secondary einige üble Abende bevor.
Prognose: Platz 4 in der Division. Die Eagles sind ein Langzeitplan mit der Entwicklung von Carson Wentz als oberster Priorität. Der Rest des Kaders ist mit Talent und vielen Fragezeichen gefüllt. In der starken NFC East bleibt damit zunächst nur das Nachsehen.
Washington Redskins
BILANZ 2016: 8-7-1
WICHTIGSTE ZUGÄNGE: WR Terrelle Pryor, DT Stacy McGee, LB Terrell McClain
WICHTIGSTE ABGÄNGE: OC Sean McVay, WR DeSean Jackson, WR Pierre Garcon, DT Chris Baker
Darum wird die Saison ein Erfolg: Die Offseason hat einiges an Unklarheit und Umbruch in die Hauptstadt befördert. Zumindest hat man Kirk Cousins für ein weiteres Jahr halten können. Für die abgewanderten DeSean Jackson und Pierre Garcon kam Terrelle Pryor. Dieser hat sich zwar im Route-Running drastisch verbessern können, bei Jay Grudens Offensive Scheme ist die Vielseitigkeit der Receiver aber auch dringend notwendig. Außerdem bekommt man in Josh Doctson den letztjährigen Erstrunden-Pick zurück, der in der abgelaufenen Saison verletzungsbedingt nur 31 Snaps spielen konnte.
Prunkstück des Teams könnte allerdings erneut die Offensive Line sein. Alle fünf Starter der vergangenen Saison, die die viertwenigsten Sacks zugelassen haben, sind wieder mit an Bord. Die Line ist auch ein wichtiger Faktor für das Running Game um Rob Kelley und Viertrunden-Pick Samaje Perine.
Auf der defensiven Seite konnten die Redskins an einigen Stellschrauben drehen. Lineman Jonathan Allen, Linebacker Tyan Anderson und Cornerback Fabian Moreau kamen mit den ersten drei Picks und dürften ebenso sofortig positiven Einfluss auf die schwache Defense der letzten Saison haben wie Defensive Ends Terrell McClain und Stacy McGee, die via Free Agency nach D.C. gekommen sind.
Darum wird die Saison ein Misserfolg: Die Redskins waren wieder einmal der Chaos-Klub der Offseason. Geschäftsführer Scot McCloughan wurde nur sechs Wochen vor dem Draft gefeuert, was dazu führte, dass man ohne GM in den Draft ging. Die schwierigen Verhandlungen mit Cousins waren ebenfalls keine große Hilfe. Der Quarterback pocht auf einen Riesenvertrag und spielt zunächst ein weiteres Jahr unter dem Franchise Tag.
Die Fragen um seine Zukunft werden das Team allerdings über das ganze Jahr begleiten, während die zahlreichen Umstellungen in der Offense (Scheme-technisch und personell) Zeit brauchen werden. Das hat sich auch in der Preseason angedeutet.
Ob der defensiven Inkonsistenz und den Problemen in der Offseason hat Washington einen vermeintlich guten Job gemacht, seine Schwachstellen zu beheben. Allerdings gibt es, unter anderem in Allen und Moreau, eine Vielzahl stark verletzungsgefährdeter Spieler und schwieriger Charaktere, die in diesem Umfeld für Probleme sorgen könnten. Pass-Rusher Trent Murphy wird die ersten vier Spiele fehlen.
Prognose: Platz 3 in der Division. Nach einer unruhigen Off- und Preseason werden die Redskins vermutlich keine großartigen Playoff-Aussichten haben. Zwar wurden die wichtigsten Baustellen bearbeitet, allerdings verhindern zu viele unruhige Begleiterscheinungen sowie ein übles Schlussprogramm eine positive Entwicklung in der kommenden Saison. Zumindest scheint Washington (noch) einen Schritt vor den Eagles zu sein.