Minnesotas Offense walzte nach einem schnellen 3&Out für Detroit in 14 Plays das Feld runter, beim Play-Action-Touchdown-Pass unmittelbar vor der Endzone hatten die Lions nur zehn Mann auf dem Platz. Unmittelbar danach unterlief Matt Stafford (20/35, 250 YDS, 2 TD, INT) und Ameer Abdullah bei der Ballübergabe ein Fumble, ein paar Plays später marschierte Case Keenum (21/30, 282 YDS, 2 TD; 5 ATT, 23 YDS, TD) via Zone Read in die Endzone.
Detroits Offense hatte das ganze Spiel über riesige Probleme damit, irgendeinen Rhythmus zu finden. Äußerst Konservatives Play-Calling, Fehler in der Line und von Stafford selbst und nach einem herausragenden Touchdown-Pass von Keenum auf Kyle Rudolph führte ein beeindruckend dominantes Vikings-Team plötzlich mit 20:3 - ehe Detroit durch seinen mit Abstand besten Drive und einigen langen Pässen Sekunden vor der Halbzeitpause durch einen Touchdown von Marvin Jones verkürzte.
So hatten die Lions durchaus Hoffnung, auch weil die Run-Defense in der ersten Hälfte nach zuletzt desolaten Auftritten enorm verbessert aussah. Das aber sollte sich schlagartig ändern: Minnesota marschierte mit dem ersten Drive des dritten Viertels mit nur vier Runs (46, 16, 11, 2 Yards) in die Endzone. Und im Gegenzug hatten die Lions scheinbar die Antwort - als Detroit aber mit dem PAT zu lange wartete, entschieden sich die Refs zu einer erneuten Überprüfung und erkannten, dass Darren Fells den Ball in der Endzone nicht unter Kontrolle hatte.
Und doch wurde es, wie so häufig bei Lions-Spielen, im Schlussviertel nochmals richtig spannend. Detroit, inzwischen ohne den verletzten Center Travis Swanson, brachte defensiv mehr Pressure und Minnesotas Offense fand plötzlich keinerlei Rhythmus mehr. Ein spektakulärer Touchdown-Catch von Marvin Jones gegen Rhodes und Newman brachte Detroit nach zwei Field Goals wieder ran - aus Minnesotas 17-Punkte-Führung war ein 4-Punkte-Vorsprung geworden. Minnesotas Defense aber brachte den Sieg über die Zeit, abgeschlossen durch Rhodes' Interception gut drei Minuten vor dem Ende.
Die wichtigsten Statistiken
Detroit Lions (6-5) - Minnesota Vikings (9-2) 23:30 (0:13, 10:7, 6:7, 7:3) BOXSCORE
- Detroits Run-Defense war die große Story der letzten Wochen und hätte die Lions beinahe zwei Spiele gekostet. Das war heute ganz anders: Auch wenn die Statistik von Latavius Murray (20 ATT, 84 YDS, TD) am Ende okay aussieht - es war alles der eine Drive nach der Halbzeitpause. Unter dem Strich war die Run-Defense deutlich verbessert, Jerick McKinnon kam bei 13 Runs auf nur 23 Yards.
- Das ganze Spiel über hatte Detroit riesige Probleme bei Third Down, ein absoluter Knackpunkt in diesem Spiel. Die erste eigene Third-Down-Conversion kam mit noch knapp zehn Minuten auf der Uhr im dritten Viertel, während Minnesota vier seiner ersten sechs Third-Down-Situationen in neue First Downs umwandeln konnte. Drei von elf Third Downs konnte Detroit am Ende erfolgreich bestreiten.
- Adam Thielen (8 REC, 89 YDS) ist mit diesem Spiel der erste Vikings-Receiver mit einer 1.000-Receiving-Yard-Saison seit Sidney Rice 2009
- Bei den Lions stach statistisch vor allem Marvin Jones heraus. Sechs Receptions, 109 Yards und zwei Touchdowns nimmt Jones mit zum Thanksgiving-Dinner.
- Detroit gelang es, einen PAT und einen Field-Goal-Versuch zu blocken - das letzte Team, das zwei Kicks in einem Spiel blocken konnte, waren die Cardinals in der Vorsaison beim 6:6 gegen Seattle.
Der Knackpunkt: Detroits verpasstes First Down
Die Lions hatten mit sechseinhalb Minuten auf der Uhr den Ball zurückbekommen und die Chance, mit einem Touchdown in Führung zu gehen. Beim ersten Third Down des Drives hatte Tate eigentlich das First Down - und statt einfach zu Boden zu gehen, machte er zwei Schritte zurück, um einen Verteidiger aussteigen zu lassen. Das klappte aber nicht, Tate ging hinter dem Marker zu Boden und so war das First Down weg. Im Gegenzug spielte Minnesota drei Minuten von der Uhr und erhöhte per Field Goal. Direkt beim nächsten Drive beendete Xavier Rhodes bei Fourth Down mit einer Interception alle Comeback-Träume.
Das entscheidende Duell: Vikings-Front vs. Detroits Line
Dass Minnesota Spiele mit seiner Defensive Front entscheidet, ist keine neue Erkenntnis. Es zu sehen ist trotzdem immer wieder eindrucksvoll: Die Vikings sind unglaublich gut darin, die Box und die Line of Scrimmage generell aggressiv zu bespielen und dabei unvorhersehbar zu bleiben. Stafford stand das ganze Spiel über unter Druck und auch im Run Game war für die hier chronisch schlechten Lions einmal mehr nichts zu holen.
Der Star des Spiels: Case Keenum
Quarterback-Tausch? Keine Chance. Wenn Keenum so spielt wie aktuell, gibt es keinerlei Anlass, den Wechsel zu Teddy Bridgewater zu vollziehen. Gegen die Lions zeigte er einmal mehr tolles Pocket-Movement gegen Pressure, nutzte seine Athletik bei Scrambles und dem Zone-Read-Run zum Touchdown - und sein Touchdown-Pass auf Rudolph mit einem harten Hit unmittelbar bevorstehend war schlicht perfekt.
Der Flop des Spiels: Matthew Stafford
Detroits Quarterback hatte alles andere als seinen besten Tag: Hielt den Ball in der Pocket zu lange, mehrfach auffällig ungenau bei möglichen Big Plays, die dem Spiel einen anderen Verlauf hätten geben können. Ebenfalls erwähnenswert: Tackle Taylor Decker. Deckers Rückkehr nach Verletzungspause war und ist extrem wichtig für Detroits Offensive Line - heute aber hatte er nicht seinen besten Tag. Gegen Everson Griffen zu oft das Nachsehen, machte Stafford das Leben schwer.
Die Taktik-Tafel
- Minnesota setzte defensiv auf bekannte und bewährte Taktiken: Die Vikings stellten erneut insbesondere bei mittleren und langen Third Downs die Line of Scrimmage konsequent zu, um Pressure und Blitzer zu verbergen. Die Vikings haben damit in der laufenden Saison viel Erfolg, für Quarterback und Line ist es extrem schwer, abzusehen, wo der Druck herkommt.
- Dabei half es den Lions wenig, das Game Plan und Play-Calling extrem vorsichtig und konservativ - negativ betrachtet könnte man auch sagen: ängstlich - waren. Viele kurze Pässe und "sichere" Runs, nur sehr bedingte Risiko-Bereitschaft. So hatte man nicht selten den Eindruck, dass Minnesotas Defense den Rhythmus bestimmte wenn Detroits Offense auf dem Platz stand. Das änderte sich erst mit dem letzten Drive in der ersten Hälfte und dann mit deutlichem Rückstand im zweiten Durchgang, vor allem bei No-Huddle.
- Die Vikings-Offense zeigte, analog zur eigenen Defense, die vertrauten Muster: Tolle Pass-Konzepte und Route-Kombinationen bei Pässen über die Mitte, wo Thielen und Diggs einmal mehr glänzten. Immer wieder waren Underneath-Routes offen, in der Red Zone fiel auch Detroits Defense auf Minnesotas Play-Action-Spiel herein.
- Dabei war Detroits Defense auch undiszipliniert, bereits zur Halbzeit standen die Lions-Verteidiger bei neun Missed Tackles, schon zu dem Zeitpunkt Detroits dritthöchster Wert in dieser Saison für ein ganzes Spiel.