Die Dallas Cowboys (8-6) dürfen weiterhin von den Playoffs träumen! Die Cowboys schlagen die Oakland Raiders (6-8) im Week 15 Sunday Night Game auf dramatischste Art und Weise - ein aus Verzweiflung und Leichtsinn geborener Fumble von Derek Carr beendete die Partie. Und damit auch alle Playoff-Hoffnungen der Raiders.
Dabei war es von Anfang an ein von offensiven Fehlern und Limitierungen geprägtes Spiel. Dak Prescott (18/27, 212 YDS, 2 INT; 6 ATT, 32 YDS, TD) warf eine frühe Interception, als er den Ball aus sauberer Pocket heraus schlicht deutlich über Dez Bryant feuerte und auf der anderen Seite hatte Derek Carr (21/38, 171 YDS, 2 TD; 4 ATT, 47 YDS) mehrfach großes Interception-Glück. Es dauerte eine Weile, ehe Dallas die Lücken in Oaklands Defense in der Front und auch der Secondary schließlich nutzte und in die Red Zone marschierte, wo Rod Smith für den ersten Touchdown des Spiels sorgte.
Bei den Raiders ging der fahrige Auftritt zunächst weiter. Erneutes Interception-Glück für Carr, dann ein Fumble von Michael Crabtree, der zurück zu den Hausherren sprang und schließlich ein Field-Goal-Fehlschuss Sekunden vor der Halbzeitpause. Einiges deutete darauf hin, dass Dallas gegen ein wieder einmal sehr limitiertes, bisweilen frustrierendes Raiders-Team nach und nach davonziehen könnte - doch Oakland, das ohne Amari Cooper antreten musste, drehte den Spieß nach der Halbzeitpause vorübergehend um.
Den 90-Yard-Drive mit einer guten Mischung aus Pässen und Runs zum Start des dritten Viertels schloss Carr mit einem kurzen Touchdown-Pass zu Crabtree ab, wenige Plays später warf Prescott seinen zweiten Pick - weil Khalil Mack den Ball im Moment des Wurfs noch berührte. Aber die Probleme blieben. Oaklands Offense war einmal mehr über weite Strecken zu eindimensional, außerdem halfen die Raiders defensiv einer ähnlich problematischen Cowboys-Offense mit Strafen immer wieder weiter.
Bei all den sichtbaren Problemen auf beiden Seiten entwickelte sich so eine äußerst spannende zweite Hälfte: Die Cowboys bewiesen Mut, als sie bei 4th&11 einen Fake Punt erfolgreich durchzogen, Prescott lief am Ende dieses Drives via Scramble in die Endzone. Oakland aber glich durch Crabtrees zweiten Touchdown aus, ehe die Cowboys wieder marschierten. Dez Bryant sorgte mit einem tollen Catch für 1st&Goal, es reichte aber nur zum Field Goal 1:44 vor dem Ende. So erhielten die Hausherren noch eine Chance: Carr hatte abermals bei einem schlimmen Pass riesiges Interception-Glück, bei Fourth Down schenkte eine Cowboys-Pass-Interference Oakland 55 Yards und neues Leben.
Das aber war nur der Weg zu einem bitteren, bitteren Ende: Als Carr bei 3rd&Goal verzweifelt versuchte, via Scramble den Game-Winner zu schaffen, erwischte ihn Heath während Carr durch die Luft Richtung Endzone flog - und Carr ließ den Ball in die Endzone fallen! Touchback, Turnover, Cowboys Win!
Die wichtigsten Statistiken
Oakland Raiders (6-8) - Dallas Cowboys (8-6) 17:20 (0:3, 0:7, 10:7, 7:3) BOXSCORE
- Marshawn Lynch war endlich besser in den Game Plan eingebunden, bei 16 Carries erlief er 76 Yards - und das obwohl die Cowboys-Front ihn mehrere Male schon im Backfield erwischte. 64 von Lynchs 76 Yards kamen nach Gegnerkontakt zustande. Auf der anderen Seite war Alfred Morris (16 ATT, 61 YDS) im letzten Spiel vor dem Comeback von Ezekiel Elliott der Motor der Offense
- Dallas' Passing Game war - genau wie das der Raiders - einmal mehr von einem überwältigenden Fokus auf das Kurzpassspiel geprägt. So gingen elf von Prescotts 18 Completions zu Running Backs (6) und Tight Ends (5).
- Die Raiders auf der anderen Seite brachten einen einzigen Pass von mindestens 20 Yards an, ein 28-Yarder zu Roberts. Crabtrees längster Catch ging über 14 Yards, was auch erklärt, warum er bei sieben Catches auf ganze 39 (!) Yards kommt. Trotzdem hatte Oakland die deutlich bessere Quote bei Third Down (8/15) als die Cowboys (2/10).
Die Stimmen zum Spiel
Jack Del Rio (Head Coach Raiders, über die Papier-Szene (siehe "Knackpunkt")): "So etwas habe ich noch nie gesehen - zwischen dem Ball und dem Stab war Luft, ich habe noch nie gesehen, dass so etwas in ein First Down umgewandelt wird. Der Ball lag definitiv zu kurz, trotzdem fiel die Entscheidung in die andere Richtung. Punkt."
Jeff Heath (Safety Cowboys, über den entscheidenden Fumble): "Ich habe gesehen, dass er der Endzone näher kommt. Also habe ich alles versucht, um ihn daran zu hindern. Glücklicherweise hat er seinen Arm ausgestreckt und den Ball verloren."
Der Knackpunkt: Fourth Down und Carrs Fumble
Zwei Szenen insgesamt bleiben im Kopf, aus einer Partie, die angesichts zahlreicher fallen gelassener Interceptions auf beiden Seiten auch komplett anders hätte verlaufen können. Da war einerseits eine kritische Fourth-Down-Conversion beim letzten Drive der Cowboys, die so knapp war, dass die Unparteiischen ein Stück Papier zum Nachmessen nutzten. Die Entscheidung fiel zugunsten der Gäste aus, die wenige Plays später via Field Goal in Führung gingen. Im Gegenzug war es natürlich Carrs dramatischer Touchback-Fumble, welcher die Entscheidung bedeutete.
Das Duell des Spiels: Dallas' Front vs. Oaklands Line
Ein Blick auf den Boxscore würde diesen Schluss kaum nahe legen, immerhin beendeten die Cowboys das Spiel ohne Sack. Und doch war Dallas' Front ein konstanter Störfaktor für die Raiders-Offense, beendete oder verlangsamte zumindest zahlreiche Runs an oder noch vor der Line of Scrimmage und setzte Carr unter Druck. Acht Pressures etwa standen allein für DeMarcus Lawrence auf dem Konto.
Der Star des Spiels: Sean Lee
Zehn Tackles stehen am Ende auf Lees Arbeitsnachweis - doch wird das seiner Leistung nicht ansatzweise gerecht. Dallas' Linebacker verzeichnete vier Run-Stops, war wie gewohnt nicht nur der klare Leader der Defense sondern auch überall rund um die Line of Scrimmage zu finden. Bei 41 (!) Coverage-Snaps ließ er nicht eine einzige Reception zu.
Der Flop des Spiels: Derek Carr
Der Fumble war die eine Sache: Carr muss hier situativ die Lage besser einschätzen und die Regel kennen. Heath erwischt ihn gut, doch Carr hatte den Arm auch so ausgestreckt, dass er kaum eine Chance hatte, den Ball zu kontrollieren. Generell auf den Sieg zu gehen kann niemand kritisieren, doch - ähnlich wie bei Pittsburgh gegen die Patriots wenige Stunden vorher - war das Risiko unverhältnismäßig. Doch stand diese entscheidende Szene in einer Reihe schlechter Aktionen von Carr: Über zwei oder drei Interceptions hätte er sich mitnichten beschweren können, dazu kamen deutliche Ungenauigkeiten sowie erneut überhaupt kein Downfield-Element. Carr beendete das Spiel mit 4,5 Yards pro Pass.
Die Taktik-Tafel
- Die Raiders waren durchaus um Formations-Vielfalt bemüht und mischten unter anderem zwischen Spread- und Power-I-Formations durch. Allerdings waren noch immer Ungenauigkeiten und Kommunikations-Probleme zwischen Carr und seinen Receivern sichtbar, genau wie der chronische Mangel eines Downfield-Elements innerhalb der Offense: Dallas spielte viele Formationen mit zwei tiefen Safeties, was oftmals auch die letzte Chance eines langen Passes der Raiders scheinbar komplett eliminierte.
- Darüber hinaus arbeiteten die Cowboys in der Front mit vielen Stunts, um Oaklands Offensive Line vor Probleme zu stellen. Das gelang vor allem früh im Spiel auch mehrfach, zumal Left Tackle Donald Penn verletzt raus musste.
- Bislang war der Pass-Rush in dieser Saison mitnichten eine Stärke für Oakland - das änderte sich ausgerechnet gegen die hochgradig besetzte Cowboys-Line. Die Raiders boten einige Male Bruce Irvin und Khalil Mack auf der gleichen Seite auf, um dann gemeinsam Stunts und andere Konzepte zu laufen, welche Dallas' Line vor Probleme stellte. Dieses Konzept war auch mitverantwortlich für Macks Pressure und daraus resultierend Prescotts Interception im dritten Viertel. Dallas ließ sich dabei auch einige schlechte Matchups aufzwingen, etwa Mack gegen einen blockenden Tight End Eins-gegen-Eins. Mack alleine verzeichnete fünf Pressures, darunter zwei Sacks.
- Dallas zeigte offensiv früh im Spiel einige vielversprechende Ansätze: Die Cowboys kombinierten ihre Run-Game- und Pass-Game-Konzepte und -Formationen sehr gut miteinander, etwa indem Draws und Play Action gut eingesetzt wurden. Nach wie vor aber war auffällig, dass Dallas - auch als die Protection wackelte - Dinge wie Run-Pass-Options und Zone Reads wenn überhaupt nur spärlich einsetzte.
- Immerhin waren Fortschritte im Blocking erkennbar. Weil Left Tackle Tyron Smith verletzt raus musste, lief Dallas wieder Gefahr, durch einen Backup-Left-Tackle aufgemischt zu werden. Dieses Mal aber stellten die Cowboys dem insbesondere durch Jason Witten Hilfe zur Seite. Ersten Anzeichen zufolge soll es sich bei Smith um keine schwerwiegende Verletzung halten.