Das Gefühl der Leere - Die Saison der Enttäuschten

Pascal De Marco
15. Dezember 201714:39
Die Cleveland Browns laufen Gefahr, die Saison ohne Siege zu beendengetty
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Rebuilding-Prozesse, Verletzungspech und maßlose Enttäuschungen sind Gründe für die Mannschaften, die schon jetzt keine Chancen mehr auf die Playoffs haben. Mit Teams wie den Cleveland Browns, den San Francisco 49ers und Chicago Bears haben an dieser Stelle wohl die meisten gerechnet. Doch das sich die Tampa Bay Buccaneers, die New York Giants und die Denver Broncos schon früh aus dem Rennen verabschieden mussten, sind Überraschungen. SPOX erklärt wie es dazu kam und wie es für die Teams weiter geht.

Disclaimer: Wie schon in der vergangenen Saison betreibt SPOX bei den Teams, die rechnerisch aus dem Playoff-Rennen ausgeschieden sind, eine Fehleranalyse - inklusive Blick in die Zukunft. Die ebenfalls bereits eliminierten Washington Redskins kommen aus Platzgründen im zweiten Teil kommende Woche unter.

Chicago Bears (aktuelle Bilanz: 4-9)

Was lief falsch? Früh in der Saison hat man gemerkt, dass es wohl erneut nicht zu einem größeren Sprung reichen würde und so entschied man sich schon in Week 5, Quarterback Mike Glennon durch Mitchell Trubisky zu ersetzen und ihn bereits eher als ursprünglich gedacht mit wertvoller Spielzeit zu versorgen. Spielzeit, die seiner Entwicklung gut tun wird und Spielzeit, die bereits das ein oder andere Mal andeuten konnte, was in dem 23-Jährigen steckt.

Dennoch gibt es Zweifel ob Trubisky tatsächlich die Entwicklung zum Franchise-Quarterback vollziehen kann. Oder anders gesagt. Der Weg dahin wird noch lange. Dinge, die seinen Wert zu College-Zeiten stark haben steigen lassen, sind noch nicht wirklich auf das Spiel übertragen worden. Hierzu zählt die Pass-Genauigkeit. Allerdings mangelt es den Bears auch ohne jeden Zweifel an Waffen. Der 2015er First-Round-Pick Kevin White hat in zwei Jahren fünf Spiele absolviert. Zach Miller verletzte sich im Laufe der Saison übel und Spieler wie Kendall Wright zählen deshalb schon zu den besten Targets für den Rookie.

Ganz schlecht ist die Saison der Bears ohnehin nicht gelaufen. Sie hatten durchaus ihre Momente und haben bei Siegen gegen derzeitige Playoff-Aspiranten wie die bereits als Division-Sieger feststehenden Steelers, die Ravens und Panthers Ausrufezeichen setzen können. Außerdem konnten nur drei der neun Niederlagen durch mehr als einen Score Unterschied entschieden werden.

Was bleibt in dieser Saison? Zum zehnten Mal in elf Jahren verpassen die Bears die Playoffs. Ausstehend bleiben Spiele bei den Lions und bei den Vikings, sowie einer Partie auf heimischem Boden gegen die Browns, der womöglich letzten Chance für John Fox, nicht der Coach mit den geringsten Siegen in der Franchise-Geschichte zu bleiben. Für Trubisky hingegen ist jedes weitere Spiel auf dem Pro-Level Gold wert. Eine finale Bewertung sollte man nach dieser Saison selbstredend noch nicht tätigen.

Wie geht es weiter? Mit der schlechtesten Bilanz aller Coaches in der Geschichte der Franchise ist der Job für Fox (12-32) in Chicago nach drei Jahren wohl nicht mehr zu retten. Im Hinblick auf den Kader gibt es einen enorm großen Bedarf: Die Bears haben keinen einzigen Receiver, der mindestens 50 Receptions auf dem Konto hat. Man muss Trubisky unbedingt Waffen zur Hand geben. Positiv festzuhalten, auch für 2018: Die Front Seven sowie das Running-Back-Duo bestehend aus Tarik Cohen und Jordan Howard.

Denver Broncos (aktuelle Bilanz: 5-9)

Was lief falsch? Viele Teams nutzen die Bye Week um sich länger mit dem nächsten Gegner beschäftigen zu können und Verletzungen auszukurieren. Die Broncos wünschten sich wohl im Nachhinein, dass sie in dieser Saison ausgefallen wäre. Denn genau die Bye Week in Week 5 hat einen Bruch bedeutet, mit dem wohl niemand gerechnet hätte. Dabei hat alles gut angefangen und selbst die Offense um Trevor Siemian wirkte nach den ersten zwei Wochen erfrischend und durchschlagskräftig.

Dies allerdings verflachte schnell. Der Schocker nach der Bye war die Niederlage gegen die bis dahin sieglosen Giants. Die Broncos konnten sich seit dem nicht mehr rehabilitieren und verloren acht Spiele in Serie. Das ist ihnen zuletzt vor 50 Jahren passiert. Verwunderlich dabei: Die Defense spielt weiterhin gut und erlaubt sowohl gegen den Pass, wie auch gegen den Run enorm wenig was Yards pro Play angeht. Und dennoch kam diese Negativserie zustande.

Grund dafür ist die erschreckend schwache Offense. Siemian und Co. produzierten zu viele Ballverluste und konnten das Feld schlichtweg nicht hinunter marschieren. Der Gegner kam immer wieder in aussichtsreicher Position in Ballbesitz. Situationen, in denen auch eine Elite-Defense wie die der Broncos nicht mehr viel machen konnte. Auch ein zwischenzeitlicher Einsatz vom zurückgeholten Brock Osweiler brachte keine Besserung. Dabei ist in der Line, im Backfield und im Receiving-Corps durchaus Qualität vorhanden. Die Quarterback-Position aber ist die enorme, alles überragende Baustelle dieses Teams.

Was bleibt in dieser Saison? Ein Blowout-Sieg gegen die Jets beendete die Negativ-Serie und verschaffte Coach Vance Joseph noch einmal ein wenig Luft im Kampf um seinen Job, zumal ein Sieg über die Colts am Donnerstagabend folgte. Ein weiterer Erfolg ist im Spiel gegen die Redskins drin und gegen die Chiefs geht es zum Abschluss nochmal um Prestige und darum, dem Rivalen eine mögliche Playoff-Teilnahme zu verhindern. Gelingt das, so könnte die Saison doch noch ein versöhnliches Ende nehmen.

Wie geht es weiter? Eines ist jedem klar: Die Broncos brauchen einen neuen Quarterback. Springt keine gute Draft-Platzierung heraus, so wird man die Free Agency nutzen und Möglichkeiten bei Kandidaten wie Kirk Cousins, Eli Manning und Alex Smith in Erwägung ziehen. Weitere Baustellen sind die O-Line und Inside Linebacker. Bei Joseph gibt es widersprüchliche Berichte - manche vermelden eine Entlassung nach nur andere Saison, andere einen Verbleib zumindest für 2018. Hier könnten die letzten Saisonspiele nochmals einen Ausschlag geben.

Houston Texans (aktuelle Bilanz: 4-9)

Was lief falsch? Die Texans wurden vom großen Verletzungspech heimgesucht. Schon früh im Jahr mussten Whitney Mercillus und J.J. Watt das Handtuch werfen. Rückschläge, die bei den Texans für große Tristesse gesorgt haben. Doch konnte man sich in beeindruckender Manier davon loslösen und für eine tolle Zwischensequenz mit grandiosem Offensiv-Football befreien, während Jadeveon Clowney defensiv noch immer für eine gewisse Basis sorgte.

Grund dafür war Rookie-Quarterback Deshaun Watson. Der wurde von Bill O'Brien schon während des ersten Saisonspiels für Tom Savage gebracht. Watson brauchte nur kurze Zeit sich an das Tempo in der Liga zu gewöhnen und verzauberte die Liga spätestens ab Week 3, als er die Patriots an den Rande einer Niederlage brachte. Das Zusammenspiel mit DeAndre Hopkins und Will Fuller funktionierte grandios und von Week 3 bis Week 7 legten die Texans unter seiner Führung sagenhafte 39 Punkte pro Spiel auf.

Dann verletzte sich auch Watson schwer und die Euphorie war dahin. Die Texans konnten den erneuten Verlust eines ihrer Star-Spielers nicht mehr kompensieren. Nach der Rippen-Verletzung von Fuller blieb nur noch Hopkins als regelmäßig produzierende Receiver-Option und die defensiven Wehen blieben selbstredend bestehen. Den Texans bleibt die Frage, "Was wäre wenn?", sowie die Hoffnung auf eine in dieser Art einmalige Seuchensaison, was die Verletzungen betrifft.

Was bleibt in dieser Saison? Nachdem sich auch Savage für die anstehende Aufgabe mit einer Gehirnerschütterung abmelden musste, wird nun T.J. Yates in die Bresche springen. Die Aufgaben gegen die Jaguars und vielleicht auch noch gegen die Steelers sind dabei keine dankbaren. Zum Abschluss geht es dann nochmal gegen die Colts. Ein Duell, das voraussichtlich über die jeweilige Draft-Position entscheiden wird. Positiv im Kopf bleibt in jedem Fall die weitere Entwicklung von Clowney - sowie natürlich die äußerst vielversprechenden Auftritte von Watson.

Wie geht es weiter? Star-Spieler sind vorhanden, wenn auch verletzt. Es bleibt eine lange Offseason, nach der sich hoffentlich alle rechtzeitig fit zurück melden. Im Draft darf man nach aktuellem Stand der Dinge erstmals in der dritten Runde ran, nachdem man im letzten Jahr teuer für Watson investiert hat. Stärkungen der Offensive Line, der Cornerback-Position und auf Safety müssen in erster Linie also durch die Free Agency bewerkstelligt werden. Mit Watt, Mercilus, Clowney, Hopkins und Watson hat Houston aber für 2018 tolle Aussichten.

Tampa Bay Buccaneers (aktuelle Bilanz: 4-9)

Was lief falsch? Der Hype in Tampa war so groß wie lange nicht mehr, als die Bucs eine vermeintlich tolle Offseason hinter sich gebracht hatten, in der man DeSean Jackson als Highlight in ein vollgeladenes Waffenarsenal packen konnte. Eindrücke ob des gestiegenen Selbstbewusstseins konnte man sich dann bei "Hard Knocks" verschaffen und auch der Saisonauftakt mit einem Blowout-Sieg gegen die Bears in Week 2 tat der Euphorie keinen Abbruch.

Dann allerdings begann in Minnesota etwas einen Lauf zu nehmen, mit dem so wirklich niemand gerechnet hatte: Die Bucs brachen auf der defensiven Seite komplett ein und konnten gegnerische Offensiven mit keinen Mitteln stoppen. Mit großem Abstand hinken die Bucs anderen Teams in Sachen Sacks hinterher. Das Defensive Backfield lässt sich regelmäßig bei Unaufmerksamkeiten, Stellungsfehlern und Missed Tackles ertappen.

Doch wo man die Probleme hier noch eher erwarten konnte, waren die auf der anderen Seite umso erschreckender. Jameis Winston ist weiterhin der Gunslinger-Quarterback, der es nicht schafft, unnötige Fehler abzustellen und sich auch mal mit Raumverlust zu begnügen. Doug Martin wirkt wieder wie der pomadige Running Back, der es nicht mehr schafft, Tackles zu durchbrechen und sich mit toller Beinarbeit Extra-Yards zu erarbeiten.

Und dann das Receiving-Corps mit Mike Evans, der in der gesamten Saison noch kein 100-Yard-Spiel aufgelegt hat und DeSean Jackson, der unmotiviert wirkt und sich für Jump-Balls fast zu schade zu sein scheint, durch die er Interceptions verhindern könnte. Die Hoffnung, Jackson könnte Winstons Deep-Passing-Game verbessern, ist zumindest bisher als klarer Reinfall abzustempeln.

Was bleibt in dieser Saison? Es bleiben drei Spiele gegen die drei Division-Rivalen - die Bucs laufen Gefahr, alle sechs Spiele in der NFC South zu verlieren. Es gilt jetzt an den Fehlern zu arbeiten. Winston hat die Möglichkeit zu beweisen, dass man sich um seine Personalie keine Gedanken machen muss und lieber an den anderen zahlreichen Baustellen arbeiten sollte.

Junge Spieler wie O.J. Howard, Chris Godwin und Peyton Barber müssen mehr in das Spiel eingebunden werden und um ein wenig defensive Kontinuität zu entwickeln ist es nie zu spät. Auch wenn man den Rest der Saison mutmaßlich ohne Star-Tackle Gerald McCoy spielen muss.

Wie geht es weiter? Die Bucs müssen in der Offseason so einiges evaluieren. Unter anderem alle großen Coaching-Positionen. Coach Dirk Koetter ließ ein kreatives Playcalling über weite Strecken vermissen und konnte Jackson beispielsweise ab dem Zeitpunkt nicht mehr einbinden, als er merkte, dass Winston die langen Bälle auf ihn nicht anbringen konnte. Große Baustellen sind derweil der Pass-Rush und die Offensive Line. Kommt Brent Grimes nicht für eine weitere Saison zurück, so verliert man auch seinen einzig verlässlichen Cornerback.

Indianapolis Colts (aktuelle Bilanz: 3-11)

Was lief falsch? Auch die Colts weisen bei der Begründung auf die schlechte Saison auf ihren Quarterback. Andrew Luck verpasste die gesamte Saison mit anhaltenden Schulter-Beschwerden und musste zum wiederholten Male operiert werden. Früh in der Saison verpflichtete man dann Jacoby Brissett, der von den Patriots kam und innerhalb kürzester Zeit ein neues Playbook lernen und sich mit den neuen Gegebenheiten zurecht finden musste - was ihm angesichts der Umstände beachtlich schnell gelang.

Die Probleme der Colts gehen aber weit darüber hinaus. Freilich befindet sich das Team im Umbruch. Freilich haben weitere Verletzungen wie der von Malik Hooker ihr Übriges getan. Doch die Drei-Punkt-Siege gegen die Browns und 49ers können nicht wirklich das sein, was man sich von der Saison versprochen hat.

Dabei verfolgten die Spiele der Colts meist dasselbe Muster. Sie gingen in Führung, konnten diese bis zur Pause verteidigen und brachen dann ein. Um genauer zu sein im vierten Viertel. Fünfmal haben die Colts im Schlussviertel geführt, fünfmal haben sie schließlich verloren. In Zahlen lässt sich dies wie folgt ausdrücken: Im viertel Viertel weisen die Colts ein Gesamtergebnis von 35:123 auf. Erschreckend! Mental scheint man in der aktuellen Konstellation nicht bereit dafür zu sein, Spiele über die Zeit tragen zu können.

Was bleibt in dieser Saison? Es bleiben zwei machbare Spiele im Lucas Oil Stadium gegen die Broncos und gegen die Texans. Auswärts wird es dagegen gegen die Ravens schwer. Frank Gore will zum zehnten Mal in seiner Karriere die 1.000-Rushing-Yard-Marke passieren, wofür er noch 238 Yards benötigt. Abgesehen davon sollte man sich selbst beweisen, dass man Spiele auch trotz Führung im Schlussviertel gewinnen kann. Ansonsten bleibt vor allem die Erkenntnis, dass Brissett ein verlässlicher Backup sein kann - mindestens.

Wie geht es weiter? Zunächst einmal gilt es die Coaching-Frage zu klären. Verfolgt man die Medien in Indiana, so glauben diese nicht an eine siebte Saison von Chuck Pagano. Darüber hinaus muss man hoffen, dass Lucks Schulter hält. Außerdem wird man auf eine Entscheidung von Frank Gore warten müssen, ob dieser überhaupt und wenn, bei den Colts weitermachen will. In der Offseason sollte man desweiteren an den Offensive Line arbeiten, genau wie dem Pass-Rush und der Cornerback-Position. Zumindest vereinzelt gab es hier aber Fortschritte zu beobachten.

San Francisco 49ers (aktuelle Bilanz: 3-10)

Was lief falsch? Die Niners-Bilanz ohne Jimmy Garoppolo als Starter: 1-10 - Die Bilanz mit Jimmy Garoppolo als Starter: 2-0. Dementsprechend sieht die Gemütslage in der Bay-Area gerade aus. Der Hype um den neuen Quarterback hat so einige Probleme vergessen lassen, die die Übergangssaison mit sich gebracht hat. Garoppolo ist der Quarterback, mit dem man in die Zukunft gehen will. Aber gerade die Zeit vor seiner Ankunft gilt es für die nächsten Planungs- und Handlungsschritte aufzuarbeiten.

Die Niners sind ein junges Team, welches in dieser Saison einen Rekord darin aufgestellt hat, fünf Spiele in Serie mit maximal drei Punkten Unterschied zu verlieren. Talentierte Spieler, die das ein oder andere entscheidende Play vielleicht gerade deshalb nicht gemacht haben, weil sie in einem unerfahrenem und aufgeregtem Umfeld spielen, sind sicherlich ein Grund dafür, dass man sich in engen Spielen mit dem schlechteren Ende begnügen musste. Die Qualität - etwa in der defensiven Front Seven - ist aber wenigstens vereinzelt fraglos schon da.

Die Offensive war desweiteren über weite Strecken nicht in der Lage zu punkten. Dies lag zum einen am langzeitigen Quarterback Bryan Hoyer, zum anderen an der enorm wackligen Offensive Line und am Mangel an hochwertigen Skill-Position-Playern. Carlos Hyde musste hier den Großteil der Arbeit übernehmen und konnte unter den gegebenen Umständen nicht allzu viel reißen. Ging es in die Red Zone, so wirkte die Offense überfordert.

Was bleibt in dieser Saison? Trotz des Garoppolo-Hypes werden die anstehenden Aufgaben noch einmal richtig schwer zu bewältigen. Mit den Titans, Jaguars und Rams trifft man auf drei Gegner, die sich allesamt noch mitten im Playoff-Rennen befinden. Dies wird womöglich eine bittere Lektion darstellen, wie weit man sich selbst tatsächlich noch von einer solchen Ausgangslage entfernt befindet.

Wie geht es weiter? Garoppolo wird am Ende der Saison Free Agent. Der Fokus wird darauf liegen, ihn via Franchise-Tag oder dem sofortigen Einverständnis langfristig zu binden. Darüber hinaus gilt es vor allen Dingen die Offensive Line zu adressieren, Talent auf der Wide Receiver-Position hinzuzufügen und die Cornerback-Position aufzuwerten. Mit vier Picks in den ersten drei Draft-Runden sowie einer großen Menge an verfügbarem Cap Space keine unmögliche Aufgabe.

New York Giants (aktuelle Bilanz: 2-11)

Was lief falsch? Eines steht fest: Das Glück stand den Giants in dieser Saison nicht gerade zur Seite. Spätestens nach den Verletzungen von Odell Beckham Jr. und Brandon Marshall in Week 5 war schon fast klar, dass es ein Jahr nach einer Playoff-Teilnahme schon nicht mehr für Playoff-Football reichen wird. Der Schedule hat es dabei wohl auch nicht gut gemeint: Von den ersten sieben Niederlagen kamen sechs gegen Teams zustande, die gerade mit einer positiven Bilanz da stehen.

Abgesehen von der hervorragenden Rookie-Saison von Evan Engram war es das dann aber auch mit Wehmutstropfen. Die bittere Wahrheit ist ein totales Chaos, dem jüngst mit der Entlassung von Head Coach Ben McAdoo versucht wurde, zu intervenieren. McAdoo fiel unter anderem seiner eigenen Entscheidung, Eli Manning auf die Bank zu setzen und Geno Smith starten zu lassen, zum Opfer. Aber schon vorher hatte er die Kontrolle über die Umkleidekabine verloren. Spieler berichteten anonym von einer Doppelmoral, auf deren Basis beispielsweise Dominique Rodgers-Cromartie und Janoris Jenkins intern kurzfristig suspendiert worden sind.

Im Hinblick auf die Defensive ist außerdem so einiges entgegengesetzt zum ersten Jahr unter McAdoo. Jason Pierre-Paul, der vor der Saison noch einen dicken Zahltag feiern durfte, spielte inkonstant und blieb weit hinter den Erwartungen, die der 62-Millionen-Dollar-Vertrag ausdrückt. Olivier Vernon leidet wohl weiterhin an einer Knöchelverletzung und kann seinem 85-Millionen-Dollar-Vertrag ebenfalls nicht gerecht werden. Und auch das Corner-Duo Eli Apple und Janoris Jenkins konnte nach gutem letzten Jahr keineswegs überzeugen.

Kurzum: Die Defense machte kollektiv einen Schritt zurück, während die Offense - McAdoos eigentliches Steckenpferd - wie schon in der Vorsaison konstante Probleme hatte. Nicht erst nach der Verletzung von Beckham.

Was bleibt in dieser Saison? Bei den Giants steht nun das Team in der Bringschuld. Unter der Führung von McAdoo war ein großer Teil der Mannschaft nicht glücklich, so viel scheint klar. Jetzt allerdings ist dieses Kapitel Geschichte und es gibt keine Ausreden mehr. Die Giants müssen wieder ihr Potenzial umsetzen und ein positives Gefühl in die neue Saison übertragen, in der man auch seine offensiven Superstars wieder bekommen wird.

Wie geht es weiter? Das Thema Eli Manning wird die nächsten Monate bestimmen. Bleibt er, folgt er Tom Coughlin nach Jacksonville oder gibt es andere Szenarien, die der zweimalige Super-Bowl-Sieger nach dieser Saison bevorzugen wird? Eines ist klar: Die Giants haben die Situation alles andere als professionell gehandhabt.

Manning auf die Bank zu verbannen, ohne einen ernsthaften Nachfolger zur Hand gehabt zu haben, war nicht akzeptabel. Von der Entscheidung Mannings wird wohl auch der frühe Pick abhängen, den man im Draft investiert. Allerdings könnte dieser ohnehin für einen Quarterback ausgegeben werden. Mannings Zeit in der Liga geht ihrem Ende entgegen und wer weiß schon, an welcher Stelle man im nächsten Jahr wählen darf?

Wichtig wird es für den neuen Coach, wer auch immer das wird, sein, die Defense wieder konstant auf ein höheres Level zu heben. Offensiv braucht es Schemes, die nicht komplett von Beckham abhängen, etwa indem man ein funktionales Run Game installiert.

Cleveland Browns (aktuelle Bilanz: 0-13)

Was lief falsch? Blickt man ausschließlich auf die Bilanz, so lief eigentlich nichts falsch - so rein in Clevelands Sinne, versteht sich. Die Browns stehen dort, wo sie wohl zu diesem Zeitpunkt gerne sein möchten: Ganz unten. Der Rebuild kann mit dem ersten Pick im Draft fortgesetzt werden (einen weiteren hat man in der ersten und drei weitere in der zweiten Runde) und mit den zur Verfügung stehenden Salary-Cap-Überschüssen kann einerseits mit Leistungsträgern verlängert oder Talent in der Free Agency hinzugefügt werden.

Blickt man allerdings auf alles andere, so hätte nicht viel mehr schief laufen können. Die jüngste Entlassung von Vizepräsident und Geschäftsführer Sashi Brown war hier nur die Spitze des Eisbergs. Es war ein Zeichen, dass man den Plan, der die Browns-Fans über die historische Durststrecke hinwegsehen lassen sollte, so ziemlich über Board geworfen hat ("Wir haben Sashi darüber informiert, dass wir in eine neue Richtung gehen werden" - Team-Besitzer Jimmy Haslam).

Die Franchise-Quarterback-Frage ist in Cleveland weit von einer Lösung entfernt. Und das, obwohl man in der anstehenden Offseason zum dritten Mal in Folge einen 1st- oder 2nd-Overall-Pick zur Verfügung stehen haben wird. DeShone Kizers Spiel ist fehlerbehaftet, auch wenn das Scheme es ihm hierbei nicht einfach macht.

Das Thema Coaching ist ein weiteres stark diskutiertes. Eine Bilanz von 1-28 in zwei Jahren kommt nicht alleine vom mangelnden Talent des Kaders. Hue Jacksons Ruf ist nicht alleine wegen des unangepassten Schemes für seinen Quarterback, sondern auch wegen seines Umgangs mit Kizer inmitten der Saison in Verruf geraten.

Was bleibt in dieser Saison? Ganz wie in der letzten Saison, als die Browns ebenfalls lange ohne einen Sieg da standen, gilt es allein aus moralischer Sicht, noch zumindest einmal zu gewinnen. Im Rahmen des Plans in Cleveland laufen die jungen Spieler Gefahr, das Verlieren zu "akzeptieren". Die andauernden Rückschläge, all die Trainingsstunden ohne eine Belohnung kommen nicht ohne einen Preis. Nicht ohne Grund sind beim Sieg im letzten Jahr Tränen der Erleichterung geflossen. Anders als die strategische Seite, ist es auf der der Spieler enorm wichtig, keine 0-16-Saison hinzulegen.

Wie geht es weiter? Wann? Wann genau ist ein Rebuild beendet, beziehungsweise wann kann man sich von der Strategie des geringen Investments in den Kader entfernen und den Schritt in die andere Richtung gehen? Zunächst steht nach der Saison die Frage an, ob man an Jackson als Coach festhalten will. Der neue Geschäftsführer John Dorsey soll Medienberichten zu Folge Interesse daran haben, einen "eigenen Trainer" zu installieren, einen der seine Ära prägen soll.

Möglicher erneuter Zwist scheint hier so vorprogrammiert, so oder so wird der Draft einen weiteren großen Teil der tragenden Stützen für die Zukunft darstellen. Ob der Kader dann schon kompetitiv genug ist, dass die Browns bereit dafür sind auch anderweitig in den Kader zu investieren, gilt es zu bezweifeln.