Die heimlichen Helden der New England Patriots

Pascal De Marco
26. Januar 201815:06
Trey Flowers spielt für die New England Patriots in den Playoffs überragend.getty
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Auch im Vorlauf des Super Bowls wird bei den New England Patriots das Scheinwerferlicht auf die großen Stars Tom Brady, Rob Gronkowski, Dion Lewis, Danny Amendola und Brandin Cooks fallen. Doch der Erfolg der Patriots-Maschinerie lastet auf weiteren Schultern. Spieler, über die nur selten gesprochen wird. SPOX präsentiert die zehn heimlichen Helden der Patriots, Super Bowl LII gibt es am 4. Februar ab 23.45 Uhr live auf DAZN - wahlweise mit deutschem und Original-US-Kommentar!

Trey Flowers (DE)

Flowers hat für seine Position mit 1,93 Metern nicht gerade das Gardemaß und schafft es dennoch, Gegenspieler durch seine wahnsinnigen athletischen Fähigkeiten regelmäßig unter enormen Druck zu setzen. Im zweiten Jahr in Folge muss er dabei eine flexible Rolle einnehmen und wird sowohl als Edge-Rusher, als auch als Interior Lineman und Outside-Linebacker eingesetzt. Und egal auf welcher Position er nun spielen muss, er findet einen Weg, um dem Spiel seinen Stempel aufzudrücken.

Gegnerische Offensive Coordinators müssen ihr Blocking-Scheme aufgrund seiner flexiblen Einsatzmöglichkeit ständig anpassen. Wie problematisch das sein kann, zeigte Flowers spätestens in diesen Playoffs. Gegen die Titans dominierte er in einem Pass-Rush, der Marcus Mariota achtmal mit dem Ball in den Händen zu Boden zwang. Gegen die Jaguars waren es drei Pressures, ein Pass-Break-Up und elf Tackles.

Gegen die Eagles wird Flowers es mit einer der besten Offensive Lines der Liga zu tun bekommen. Aber auch Philly wird mit dem agilen Lineman so seine Schwierigkeiten haben. In seiner erst dritten Saison muss er zu den Besten der Liga gezählt werden. Und falls die Patriots Druck auf Nick Foles aufbauen können, dann wird im Tape als erstes auf Flowers geachtet werden.

Chris Hogan (WR)

Hogan startete die Saison gut wie kein anderer bei den Pats. Fünf Touchdowns in den ersten fünf Spielen sammelte der ehemalige Lacrosse-Spieler. In der letzten Saison war Hogan eine absolute Waffe bei tiefen Bällen und hatte einen unglaublichen Yards-per-Catch-Wert von 17,9 - bei immerhin 38 Receptions.

Die zweite Saisonhälfte aber verpasste er nahezu komplett mit einer Schulterverletzung, die ihn auch in den Playoff-Begegnungen noch zu belasten schien.

Die zwei Wochen bis zum Super Bowl könnten aber für die gerade benötigte Entlastung und Regeneration sorgen und Hogan die Chemie aus der letztjährigen Postseason mit Brady wiederfinden lassen. Hier sammelte er durchschnittlich 111 Yards bei insgesamt zwei Touchdowns in drei Spielen, unter anderem mit einer 180-Yard-Performance gegen die Pittsburgh Steelers.

Stephon Gilmore (CB)

Nach einer schwierigen ersten Saisonhälfte konnte sich Gilmore klar steigern und dem Geld gerecht werden, dass die Patriots in der Free Agency in ihn investiert haben. Gilmore musste sich früh im Jahr Kritik gefallen lassen, nachdem er in Spielen gegen die Chiefs, Saints, Texans und Panthers nicht gut ausgesehen hatte. Die Härte der Kritik hatte selbstredend auch mit den hohen Erwartungen aufgrund des Kontraktes zu tun, die Kommunikationsprobleme in der Secondary waren offensichtlich.

Spätestens im AFC Championship Game konnte der ehemalige Bills-Verteidiger alle Kritiker still stellen. Mit herausragender Coverage verfolgte er seinen Gegenspieler Dede Westbrook und schmetterte einen 4th-Down-Passversuch von Blake Bortles auf den Boden. Ein überragendes und vor allem entscheidendes Play.

Gilmore wird es im Super Bowl mit Alshon Jeffery und Torrey Smith zu tun bekommen. Beide haben eine sehr gute Saison absolviert und konnten im NFC Championship Game gegen die Vikings mit insgesamt drei Touchdown-Receptions den Unterschied machen. Da Malcolm Butler auf der anderen Seite keine gute Saison spielt, wird Gilmore gegen die guten Passing-Designs der Eagles noch mehr im Fokus stehen.

Nate Solder (LT)

Der Left Tackle spielt in seiner siebten Saison bei den Patriots und erhält der Position bedingt nicht allzu große öffentliche Wahrnehmung. In diesem Jahr änderte sich dies zwar durch die Nominierung für den Walter Payton of the Year Award, doch sind es die durchweg konstanten Leistungen, die ihn für Brady und für das Run Game der Pats so wichtig machen.

In den Playoffs hatte er es mit einer der besten Defensive Lines der Liga zu tun und gegen die Jaguars auch noch mit erhöhtem Druck. Aufgrund Bradys Handverletzung war das Risiko, dass die Wunde des fünfmaligen Super-Bowl-Champion nach Gegnerkontakt wieder aufgeht nicht gerade klein.

Solder und die Line machten gegen einen der besten Pass Rushs der Liga aber einen sehr guten Job und erlaubten Brady ein weiteres 4th-Quarter-Comeback. Im Super Bowl wird er es mit Vinny Curry, Timmy Jernigan und situativen Linebacker- oder Safety-Blitzes zu tun bekommen.

Kyle Van Noy (LB)

Nach zwei Jahren in Detroit hatte Van Noy gewissermaßen das große Los gezogen und wurde zu den Patriots getradet. Inzwischen kann er durchaus als wichtigster Linebacker im Kader der Pats gezählt werden, zumindest nachdem das Saisonaus von Dont'a Hightower feststand. Denn in dieser Saison konnte er sich von einem Rollenspieler zu einer absoluten Führungsperson entwickeln.

Nur Devin McCourty und Patrick Chung haben in dieser Saison mehr Tackles geliefert als Van Noy. Nur Flowers konnte mehr Tackles for Loss und einen Sack mehr produzieren. Über Van Noy wird nicht allzu viel gesprochen, doch könnte er im Super Bowl ein Schlüsselspieler werden wenn es heißt, die Eagles-Offense zu stoppen.

Rex Burkhead (RB)

Über viele Jahre hinweg war Rex Burkhead ein Special-Teams-Spieler bei den Cincinnati Bengals und konnte erst im vierten Jahr unter Marvin Lewis regelmäßige Snaps spielen. Die Pats holten Burkhead vor dieser Saison und fanden sofort einen Weg, ihn in das Spiel einzubinden. Zwischenzeitlich war Burkhead sogar Führender in Sachen Snaps im Pats-Backfield, nach einer Verletzung reduzierten sich aber die Zahlen bis hin in die Playoffs.

Burkhead lief gegen die Jaguars mit Knieproblemen nur einmal und konnte dabei 5 Yards ergattern. Für ihn gilt aber selbiges wie für Hogan: Die Bye Week vor den Playoffs kommt zur idealen Zeit. Er kann nochmal ein wenig Ruhe bekommen und den Rhythmus vor dem wichtigsten Spiel des Jahres dann wiederfinden. Burkhead war gerade in der Red Zone eine sehr effektive Waffe und könnte daher auch im Super Bowl eine prominente Rolle spielen.

Patrick Chung (S)

Wenn man in der Patriots-Defense über variabel einsetzbare Spieler wie Flowers spricht, dann kommt man nicht daran vorbei, auch Chung zu erwähnen. Schon früh in der Saison mussten die Pats aufgrund von Verletzungsproblemen auf Cornerback auf Three-Safety-Looks setzen, doch kann man derartige Ausfälle aufgrund von Spielern wie Chung abfangen.

Chung spielte neben Devin McCourty und Malcolm Butler die meisten defensiven Snaps im Kader und ging auch in den Special Teams zu Werke. Er wurde als Outside-Corner, als Nickelback, als Safety und sogar in der Box als Outside-Linebacker eingesetzt. Belichick schätzt Chungs besondere Stärken im Tackling, seine Fähigkeit, so viele Positionen zu verteidigen ist aber der eigentliche Grund für die enorm hohen Snap-Zahlen Chungs.

James Develin (FB)

Die Patriots sind eines von wenigen Teams, die ihren Fullback noch konstant einsetzen. Sein Werdegang ist unkonventionell, war er doch an der Universität noch als Defensive Lineman gelistet um anschließend im Draft nicht ausgewählt zu werden und selbst bei den Cleveland Browns im Tryout zu scheitern.

Develin war bereits auf der Suche nach einem Job im Ingenieurswesen als Bill Belichick ihn in anrief. Nun spielt er bei jedem Play mit enorm hohem Einsatz und schafft durch seine Blocks Freiraum für die Running Backs. Seine starke Saison hat ihm eine Pro-Bowl-Nominierung eingebracht.

Da die Patriots immer wieder auf der Suche nach Matchup-Vorteilen sind, um den Gegner anzugreifen, hat Develin längst auch eine Rolle im Passing Game übernommen. Er ist der Spieler, der die Defense in ihre Base-Formation zwingt, um sich dann kurz vor dem Snap als Outside-Receiver aufzustellen. Das hilft Brady beim Lesen und beim Sezieren der Defense.

Malcom Brown (DT)

Erst in seinem dritten Jahr scheint der ehemalige Erstrunden-Pick in der Liga angekommen zu sein. Seine Rolle im Pass-Rush war nie besonders hoch einzuordnen, doch gingen die Snap-Zahlen mit dem verbesserten Spiel in der Run-Defense rapide nach oben: Wo es in seiner Rookie-Saison 2015 noch 46,5 Prozent waren, sind es 2017 62,3 Prozent gewesen.

Die Stärke von Brown liegt klar im Run-Stop und während er in dieser Saison einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht hat, wurde er später durch eine Verletzung wieder etwas zurückgeworfen. Für die Playoffs war er aber wieder zurück und überzeugte vor allen Dingen gegen die Jaguars mit vier Tackles. Da die Run-Defense auch gegen die Eagles eine elementare Rolle einnehmen wird, wird Brown auch im Super Bowl eine wichtige Rolle erhalten - es könnte sein Job sein, Philadelphias Center zu attackieren.

David Andrews (C)

Vor der Saison verlängerten die Patriots den Kontrakt mit Andrews für neun Millionen Dollar über die nächsten drei Jahre. Der 2015 ungedraftete Center wurde in dieser Saison sogar zum Captain ernannt. Dabei ist die Geschichte von Andrews eher als eine eines Underdogs einzuordnen, gilt er auf seiner Position mit 1,91 Meter tendenziell als Undersized.

Belichick weiß ob der besonderen Rolle zwischen Center und Quarterback und versucht Andrews mit jeder Menge Selbstvertrauen auszustatten, welches er mit sehr guten Leistungen zurückzahlt. Andrews hat von Pro Football Focus für seine Saison die viertbeste Note aller Center bekommen.

Wenn Belichick über Andrews spricht, so lobt er seine "Instinkte". Andrews adjustiert die Blocking-Aufgaben seiner Line-Kollegen bei Defensive-Movements korrekt und erlaubt sich keine physischen oder technischen Fehler. Auch er zählt zu den Spielern, die sich in Minnesota keine Patzer erlauben dürfen und dennoch so gut wie nie erwähnt werden.