Nicht häufig haben Spieler in der NFL selbst die Gelegenheit dazu, zu entscheiden, für welche Mannschaft und in welcher Stadt sie spielen wollen. In der Free Agency ist das zumindest teilweise der Fall: Hier können die Spieler, deren Vertrag gerade ausgelaufen ist oder die zuletzt ohnehin ohne Kontrakt da standen, verschiedene Angebote einholen und basierend darauf abwägen, welche Trikotfarbe es denn als nächstes gerne sein sollte.
Da das Interesse der verschiedenen Fangemeinden selbstverständlich sehr groß ist, wenn die heimische Franchise einen guten Spieler ohne die Abgabe eines Gegenwerts an ein anderes Team an Land ziehen kann, bietet die Free Agency tollen Nährstoff für die Gerüchteküche. Die Meldungen überschlagen sich teilweise förmlich und Teams haben mit einem Schlag die Chance, ein gänzlich neues Gesicht zu bekommen.
Schon in den vergangenen Jahren kam es zu Neuverpflichtungen, durch welche Franchises mit einem Schlag um die Vince-Lombardi-Trophy spielen konnten. Beste Beispiele sind Peyton Manning, der 2012 zu den Denver Broncos ging oder Drew Brees, dessen Dienste sich 2006 die New Orleans Saints sicherten.
Auf einen Blick: Wie funktioniert die NFL Free Agency?
- Ab dem 12. März dürfen die Berater aller Spieler, die Unrestricted Free Agents werden, Verhandlungen mit allen Teams beginnen. Vorher ist der Berater-Kontakt mit Teams, um schon über Verträge zu sprechen, tabu.
- Ein Unrestricted Free Agent ist ein Spieler, dessen Vertrag ausläuft und der mindestens vier sogenannte "accrued Seasons" vorweisen kann. Der Unterschied zwischen Unrestricted und Restricted Free Agent wird später genauer erklärt.
- Die Unterschrift unter einem Vertrag darf allerdings erst erfolgen, wenn das Transferfenster öffnet: Am 14. März um 22 Uhr deutscher Zeit ist es so weit. Dann beginnt das neue Liga-Jahr, sprich alle auslaufenden Verträge enden.
- Der heißeste Kandidat auf dem Free-Agency-Markt in diesem Jahr ist Quarterback Kirk Cousins, um den sich diverse Team ein Wettbieten liefern werden. Generell aber wird das Quarterback-Karussell das große Thema dieses Frühjahrs in der NFL sein.
Worum geht es in der Free Agency?
Der Startschuss zur Free Agency ist am 14. März um 22 Uhr deutscher Zeit. Zu diesem Zeitpunkt geht die Saison 2017 zu Ende, während die Saison 2018 offiziell beginnt. Somit laufen die alten Arbeitspapiere aus und Spieler, die nur noch inklusive der Saison 2017 einen gültigen Vertrag hatten, dürfen nun mit anderen Teams sprechen.
Spieler, die aktuell ohne Vertrag dastehen, werden als "Free Agent" bezeichnet und dürfen sich nun einer neuen Mannschaft anschließen. Wobei es hier noch Unterscheidungen gibt, dazu gleich mehr.
Vor dem 12. März aber ist es keinem Berater erlaubt, mit anderen Teams in Verhandlungen zu gehen. Das ehemalige Team hat bis hierhin noch die Gelegenheit, Spieler, die einem neuen Vertrag nicht zugestimmt haben etwa mittels des Franchise- oder Transition-Tags zu halten. Die Frist hierfür ist allerdings schon der 6. März. Alle Termine der Offseason gibt es hier im Überblick.
Mit dem 12. März öffnet das Verhandlungsfenster für die Berater aller Spieler, deren Vertrag ausläuft.
Der Unterschied zwischen Unrestricted und Restricted Free Agents
Nicht jeder Spieler, dessen Vertrag ausläuft, ist jedoch automatisch uneingeschränkt auf dem freien Markt. Die NFL unterscheidet in Unrestricted und Restricted Free Agents. Erstere sind tatsächlich die Spieler, die zum Start des neuen Liga-Jahres keinerlei vertragliche Bindung mehr zu ihrem Ex-Team haben und sich komplett frei auf dem Markt nach einem neuen Team umschauen können. Diese Spieler können das Team wechseln, ohne dass ihr vorheriges Team irgendeine Kompensation erhält.
Anders funktioniert das bei Restricted Free Agents. Gemeinhin ist ein Restricted Free Agent ein Spieler, dessen Vertrag ausläuft, ohne dass er mindestens vier sogenannte "accrued Seasons" vorweisen kann. Meist trifft das auf Undrafted Free Agents zu, die nur Verträge über drei Jahre erhalten. Gedraftete Spieler unterschreiben in aller Regel für vier Jahre.
Auch einem Spieler der über zehn Spiele einer Saison auf der Non-Football-Injury-Liste (die PUP-Liste oder die Injured Reserve zählen hier nicht dazu, es geht primär um Verletzungen die außerhalb des Sports erlitten wurden) verbracht hat, wird die Saison nicht als "accrued Season" angerechnet.
Um genau diesen Sachverhalt ging es gerade im Streit zwischen A.J. McCarron und den Cincinnati Bengals, welchen der Quarterback letztlich für sich entschied. McCarron konnte offenbar nachweisen, dass er in seiner Rookie-Saison noch auf der Non-Football-Injury-Liste stand, obwohl er eigentlich fit genug für den aktiven Kader war.
Hat ein Spieler also drei oder weniger "accrued Seasons" vorzuweisen wenn sein Vertrag ausläuft und bekommt dann ein Angebot seines Teams vorgelegt, ist er ein Restricted Free Agent. Das bedeutet: Der Spieler darf zwar mit anderen Teams verhandeln, einigt er sich aber mit einer anderen Franchise auf einen Vertrag, kann sein Ex-Team zunächst diesen überbieten.
Passiert das nicht, kann der Spieler wechseln. Aber: Je nachdem, welches Angebot der Spieler von seinem ehemaligen Team ursprünglich erhalten hat, wird ein Draft-Pick als Kompensation fällig.
Was bedeuten Franchise- und Transition Tag?
Es gibt verschiedene Varianten von Franchise-Tags: Den exklusiven, den nicht-exklusiven und den Transition Tag. Teams haben mit diesen Tags die Möglichkeit, einen Spieler mit eigentlich auslaufendem Vertrag für ein weiteres Jahr an das Team zu binden. Wer allerdings zu diesem Mittel greift, der muss tief in die Tasche greifen.
Beim exklusiven Tag, unter dem ein Spieler mit keinem anderen Team verhandeln darf, erhält der Spieler beispielsweise für das kommende Jahr das Durchschnittsgehalt der fünf höchsten Gehälter auf der Position oder 120 Prozent des eigenen Vorjahres-Gehalts. Je nachdem, was höher ist.
Der nicht-exklusive Tag ist günstiger, lässt aber die Tür für einen Wechsel offen: Zum festgeschriebenen Preis von zwei Erstrunden-Pick kann ein Spieler auch nachdem er den nicht-exklusiven Franchise Tag erhalten hat wechseln. Beim Transition Tag hat das Team lediglich die Möglichkeit, auf Vertragsangebote anderer Teams an den Spieler zu reagieren. Passiert das nicht und der Spieler wechselt, gibt es keinerlei Kompensation.
Die Teams dürfen allerdings auch nicht jedem Spieler einen Tag geben, den sie gerne halten würden. Nur ein Spieler darf pro Jahr mit einem der Tags ausgestattet werden. Weitere Infos über Franchise- und Transition-Tags gibt's hier im Überblick.
Was kostet der Franchise Tag 2018?
Die genauen Zahlen werden erst noch verkündet. Die exklusiven 2017er Franchise-Tag-Gehälter sahen so aus (s. Tabelle):
Franchise Tag Summen 2017:
Position | Tag-Summe |
Quarterback | 21,268 Millionen Dollar |
Running Back | 12,120 Millionen Dollar |
Wide Receiver | 15,682 Millionen Dollar |
Tight End | 9,780 Millionen Dollar |
Offensive Line | 14,271 Millionen Dollar |
Defensive End | 16,934 Millionen Dollar |
Defensive Tackle | 13,387 Millionen Dollar |
Linebacker | 14,55 Millionen Dollar |
Cornerback | 14,212 Millionen Dollar |
Safety | 10,896 Millionen Dollar |
Kicker/Punter | 4,835 Millionen Dollar |
Folgende Spieler haben bislang einen Franchise Tag erhalten:
Spieler | Position | Team |
Jarvis Landry | Wide Receiver | Miami Dolphins |
Ziggy Ansah | Defensive End | Detroit Lions |
Was passiert bis zum 14. März?
Im Gegensatz zu den Spielern, die bis zum 14. März offiziell noch unter Kontrakt stehen, können die, die bereits entlassen worden sind, mit potenziellen Vertragspartnern in Kontakt treten. Die Houston Texans beispielsweise haben Linebacker Brian Cushing entlassen. Die Tampa Bay Buccaneers hingegen Running Back Doug Martin und Defensive Lineman Chris Baker. Allesamt sind mit sofortiger Wirkung Free Agents und können mit anderen Teams Vertragsverhandlungen führen.
Alles in allem werden in den Tagen bis zum 14. März Vertragsverlängerungen und Entlassungen bekannt gegeben - ehe ab dem 12. März offizielle Verhandlungen mit anderen Teams beginnen dürfen.
Im Fall von Entlassungen liegt die Begründung meistens in Sparmaßnahmen. Verlängerungen hingegen treten dann ein, wenn beide Parteien frühzeitig ein Einverständnis ob eines neuen Kontraktes treffen können oder eben über den angesprochenen Franchise Tag.
Was passiert am 14. März?
Der Startschuss der Free Agency zieht meist ein unübersichtliches Chaos nach sich. Die besten zur Verfügung stehenden Spieler werden relativ schnell bei einem neuen Arbeitgeber unter kommen, hier erfolgen Einigungen meist schon im Verhandlungsfenster zwischen dem 12. und dem 14. März.
Schon in den ersten Stunden vor dem offiziellen Beginn der Free Agency werden die ersten Deals durchsickern. In den Stunden danach kommt es dann Schlag auf Schlag. Im SPOX Live-Ticker seid ihr wie jedes Jahr auf der sicheren Seite, wenn ihr keinen dieser Deals verpassen wollte. Los geht es bei uns schon am 12. März.
Welche Top-Spieler treten in die Free Agency?
Auch in diesem Jahr gibt es wieder eine Vielzahl an interessanten Spielern, deren Verträge auslaufen und die somit ab dem Start des neuen Liga-Jahres bei jedem Team einen neuen Vertrag unterschreiben können. Eine genaue Auflistung der Top-Free-Agents für alle Positionen gibt es hier.
- Drew Brees, QB, New Orleans Saints
- Kirk Cousins, QB, Washington Redskins
- Case Keenum, QB, Minnesota Vikings
- Sam Bradford, QB, Minnesota Vikings
- Teddy Bridgewater, QB ,Minnesota Vikings
- Le'Veon Bell, RB, Pittsburgh Steelers
- Dion Lewis, RB, New England Patriots
- Doug Martin, RB, Tampa Bay Buccaneers
- Jerick McKinnon, RB, Minnesota Vikings
- Carlos Hyde, RB, San Francisco 49ers
- Allen Robinson, WR, Jacksonville Jaguars
- Sammy Watkins, WR, Los Angeles Rams
- Danny Amendola, WR, New England Patriots
- Jimmy Graham, TE, Seattle Seahawks
- Tyler Eifert, TE, Cincinnati Bengals
- Nate Solder, OT, New England Patiorts
- Andrew Norwell, G, Carolina Panthers,
- DeMarcus Lawrence, DE, Dallas Cowboys
- Julius Peppers, DE, Carolina Panthers
- Sheldon Richardson, DT, Seatlle Seahawks
- Dontari Poe, DT, Atlanta Falcons
- Derrick Johnson, LB, Kansas City Chiefs
- Nigel Bradham, LB, Philadelphia Eagles
- NaVorro Bowman, LB, Oakland Raiders
- Malcolm Butler, CB, New England Patriots
- Trumaine Johnson, CB, Los Angeles Rams
- Kyle Fuller, CB, Chicago Bears
- Patrick Robinson, CB, Philadelphia Eagles
- Lamarcus Joyner, S, Los Angeles Rams