NFL Third and Long: Die Offense-Schemes aller 32 Teams

Von Adrian Franke
21. August 201814:02
SPOX blickt vor dem Saisonstart auf die offensiven Grund-Schemes aller 32 Teams.getty
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Wenn die Regular Season beginnt, wird wöchentlich wieder über Schemes und Tendenzen einzelner Teams diskutiert - doch was bedeutet das eigentlich im Einzelfall? Welches Scheme bildet den Kern für die Offenses der 32 Teams? Und was bedeutet das für die konkrete Umsetzung?

Week 3 der Preseason steht bevor, und dann ist es auch nur noch ein kleiner Schritt bis zur Regular Season - und schnell geht es in die tägliche Betrachtung einzelner Plays, einzelner Matchups, einzelner Spieler - Details eben.

Diese "Third and Long"-Ausgabe geht vor dem ganz normalen Regular-Season-Wahnsinn nochmals einen Schritt zurück, um ein breiteres Bild und Hintergrundwissen für die nächsten fünf Monate zu geben: Welchen offensiven Kern haben die 32 Teams eigentlich? Wie sehen die Schemes aus, was bedeutet das konkret für dieses Team, wie funktionieren die jeweiligen Schemes bei den entsprechenden Teams?

Zunächst zum allgemeinen Auffrischen nochmals die rudimentären Merkmale der drei Haupt-Offense-Schemes, welche die heutige NFL-Landschaft prägen, bevor es in die Vollen geht:

West Coast Offense - Merkmale:

  • Fokus auf kurze und mittellange Pässe - horizontales statt vertikales Passspiel.
  • Rhythmus und Timing sind von zentraler Bedeutung.
  • Dropback des Quarterbacks ist genau mit den Routes des Receivers synchronisiert.
  • Spiel soll mit einer Mischung aus (meist Zone-)Run Game und Kurzpassspiel kontrolliert werden.
  • Viele In-Breaking-Routes, viel Pre-Snap-Motion, Tight Ends und Running Backs intensiv als Receiver eingesetzt.

Air Coryell - Merkmale:

  • Fokus auf ein vertikales Passspiel, das Downfield Passing Game ist prominenter als in anderen Offenses.
  • Spread Offense, die bewusst ein viel höheres Risiko im Passspiel eingeht
  • Kombiniert in der Regel mit einem Power Run Game
  • Der Tight End übernimmt eine zentrale Rolle als Receiver

Erhardt-Perkins Offense - Merkmale:

  • Fokus auf Konzepte und Kommunikation, statt auf eine grundsätzliche Philosophie.
  • Extrem wandelbar, passt sich stark an die Spieler an.
  • Eine EP-Offense kann genauso eine Oldschool-Run-Offense wie eine vertikale Spread Offensive sein.
  • Stattdessen werden Route-Kombinationen in Konzepte unterteilt, um flexibel auf die Defense reagieren zu können.
  • So können aus unterschiedlichsten Formationen die gleichen Konzepte gespielt werden.
  • Die Offense ist dementsprechend auch beliebig erweiterbar, etwa mit Option-Plays, Option-Routes und dergleichen.

Arizona Cardinals Scheme:

Offense-Grundlage: Komplexes Hybrid-Scheme aus allen 3 Richtungen

Und wie sieht das aus? Arizonas neuer Offensive Coordinator Mike McCoy ist ein seltener Fall: Als Spieler und Coach hat er in der West Coast, der Air Coryell und der Erhardt-Perkins Offense ausführlich gearbeitet. In der Folge lässt er eine in NFL-Kreisen als äußerst komplex beschriebene Mischung aus den drei Schemes spielen: attackierend, aggressiv, aber auch ausdrücklich an die Spieler angepasst - in Denver mit Tim Tebow etwa setzte er auf Zone-Read-Konzepte. Bei den Cards hat er mit Larry Fitzgerald und David Johnson zwei Fixpunkte, in Bradford und Rosen zwei intelligente Quarterbacks, eine gute Grundvoraussetzung. Arizona könnte unter McCoy stärker Richtung Kurzpass-Offense gehen, mit einem ausgeprägten Play-Action-Passspiel insbesondere für Downfield-Shots.

Atlanta Falcons Scheme:

Offense-Grundlage: West Coast Offense.

Und wie sieht das aus? Der Übergang von Kyle Shanahan zu Steve Sarkisian war etwas härter als erwartet, dabei blieben die Grundlagen gleich: Eine West Coast Offense, ein Zone-Run-Game, im Grundsatz die gleiche Terminologie. Auffällig: Pre-Snap-Motion und Play-Action-Spielzüge gingen zurück, beides waren und sind zentrale Elemente in Shanahans West Coast Offense. Atlanta hat in Freeman und Coleman das beste Zone-Running-Back-Duo der Liga, das möglicherweise beste Wide-Receiver-Trio und einen Quarterback, der sich in Rollout-Play-Action-Konzepten wohlfühlt. So könnte auch ein Anstieg der Under-Center-Formationen (auch hier gab es von 2016 auf 2017 einen leichten Rückgang) erfolgen.

Baltimore Ravens Scheme:

Offense-Grundlage: West Coast Offense mit Option-Elementen.

Und wie sieht das aus? Baltimores Offensive Coordinator Marty Mornhinweg kommt aus der West Coast Offense, horizontale Pässe prägen seine Offense also, genau wie ein Zone Run Game. "Effizienz" ist dabei ein gerne gebrauchtes Stichwort von Mornhinweg, das Play-Action-Passspiel soll hierfür wieder besser werden - und mehr Runs aus Pass-Formationen kommen sowie umgekehrt. Das ist auch ein Grund dafür, dass Baltimore im Draft aggressiv auf Tight Ends gegangen ist: Aus 21-Personnel sind Play-Action-Fakes gut zu verkaufen. Spannend wird, wie viele Option-Elemente Baltimore einbaut, nachdem RPOs letztes Jahr kaum genutzt wurden. Mit Mornhinweg selbst sowie James Urban und Greg Roman haben die Ravens mehrere Offensiv-Coaches, die bereits erfolgreiche Zone-Read-Offenses gecoacht haben. In der Preseason sah man das bereits einige Male aufblitzen, und spätestens wenn Lamar Jackson übernimmt, wird es ein großes Thema sein.

Buffalo Bills Scheme:

Offense-Grundlage: Erhardt-Perkins Offense mit Option-Elementen.

Und wie sieht das aus? Die Bills wagen den Übergang von der West Coast in die Erhardt-Perkins Offense, dafür wurde Ex-Patriots- und Alabama-Coach Brian Daboll geholt. Buffalo geht mit der wohl schwächsten Offensive Line und einem der fragwürdigeren Wide-Receiver-Corps der ganzen Liga in die Saison, dazu womöglich mit einem Rookie-Quarterback in Josh Allen - die Erhardt-Perkins Offense könnte dabei helfen, aus weniger Talent durch die vielen verschiedenen Looks und eingebauten Aspekte, die Defenses die Reads erschweren sollen, mehr zu machen. Daboll setzte im College zudem aus der Shotgun- und der Pistol-Formation die Athletik seiner Quarterbacks gerne ein, das sollte Allen ebenfalls zugutekommen. Gleichzeitig sind die Pass-Konzepte nicht einfach zu lernen, Buffalos Offense wird in jedem Fall Zeit brauchen.

Carolina Panthers Scheme:

Offense-Grundlage: Air Coryell.

Und wie sieht das aus? Mit der Verpflichtung des neuen Offensive Coordinators Norv Turner ist der Weg in Carolina klar: Die Air Coryell Offense erhält Einzug. Turner lässt in der heutigen NFL wohl noch die klassischste Version davon spielen, und einige Bausteine passen dafür auch: Cam Newtons Stärke ist fraglos das Deep-Passing-Game, in Greg Olsen (und Rookie Ian Thomas) haben die Panthers sehr gute Receiving-Optionen auf der Tight-End-Position und das Power-Blocking ist in Carolina schon seit Jahren fest verankert. Hier hat die Preseason gezeigt, dass sich Christian McCaffrey weiterentwickelt hat und ein echter 3-Down-Back sein könnte. Eine große Frage dagegen lautet: Ist die Offensive Line, in der es bereits einige Verletzungen gab, gut genug, um bei den vielen tiefen Dropbacks standzuhalten? Vikings-Fans haben Turner (und Left Tackle Matt Kalil) in der Hinsicht in ganz schlechter Erinnerung.

Chicago Bears Scheme:

Offense-Grundlage: West Coast Offense mit Spread-Option-Elementen.

Und wie sieht das aus? In Chicago hat man sich für den kompletten Umbruch entschieden, und das nicht ohne Grund: Die Vorjahres-Offense war konservativ, nicht zeitgemäß, vorhersehbar und nahezu ohne explosive Elemente - das soll jetzt anders werden. Der neue Head Coach Matt Nagy bringt als Andy-Reid-Schüler dessen West Coast Offense mit. Um Trubiskys Qualitäten zu unterstreichen wird ein Rollout-Play-Action-Spiel genauso eine prominente Rolle einnehmen wie Screens und RPOs. Der neue Offensive Coordinator Mark Helfrich bringt aus dem College die Option-Spread-Elemente mit, auch der Tempo-No-Huddle-Ansatz, den College-Fans aus Oregon kennen, wird in Chicago zu sehen sein.

Cincinnati Bengals Scheme:

Offense-Grundlage: Hybrid aus West Coast, Air Coryell und Spread-Speed-Offense.

Und wie sieht das aus? Die Bengals allgemein haben schon seit Jahren die West Coast Offense als ihren Kern, der in der vergangenen Saison vollzogene Coordinator-Tausch hin zu Bill Lazor lässt aber auf eine Hybrid-Version schließen. Lazor hat Wurzeln in der West Coast, aber auch der Air Coryell Offense. In Miami ließ er eine Spread-Offense mit klarem Pass-Fokus spielen, Tempo ist in Lazors System ebenfalls wichtig. Spät in der vergangenen Saison sah man das einige Male, nachdem er jetzt sein Scheme und Playbook über die komplette Offseason einstudieren konnte, sollte es noch deutlicher durchkommen: In Gio Bernard und Joe Mixon haben die Bengals zwei Backs, die problemlos aus Shotgun laufen können und die beide gute Receiver sind. A.J. Green und - wenn er fit ist - Tyler Eifert sind Matchup-Probleme, John Ross bringt das Speed-Element mit. Bengals-Fans können eine schnelle, aggressive, flexible Offense erwarten, in der Dalton klare Reads bekommen und auch von der verbesserten Line profitieren sollte.

Cleveland Browns Scheme:

Offense-Grundlage: Spread/ISO Hybrid mit Zone Blocking.

Und wie sieht das aus? Zwar gibt es in Cleveland den Übergang von Hue Jackson zu Todd Haley als Schemer und Play-Caller - schematisch aber könnte sich der Unterschied in Grenzen halten. Beide setzen auf Spread-Offenses mit exzessiven Downfield-Elementen, sowohl Pittsburghs Ben Roethlisberger als auch Clevelands DeShone Kizer rangierten in der Top-10 was Intended Air Yards pro Pass angeht. Haley, der ein eher kleineres Playbook nutzt, baut allerdings mehr schnelle Pässe und Screens ein, gleichzeitig wird es aber auch 2018 in Cleveland einiges an Isolation-Routes geben. Das könnte schematisch zeitnah besser zu Baker Mayfield passen, während Tyrod Taylor Scheme-Unterstützung benötigt, um ein effizienter Passer zu sein.

Dallas Cowboys Scheme:

Offense-Grundlage: Spread Offense mit Zone Blocking Option Run Game.

Und wie sieht das aus? Die Cowboys-Coaches haben ihre Wurzeln in der Air Coryell, und die Handschrift sieht man noch immer in einigen der Downfield-Konzepten - wenngleich auch durch den Übergang von Tony Romo zu Dak Prescott hier Änderungen stattgefunden haben. Prescott ist einer der konservativeren Passer, der sich in einer Spread-Offense wohlfühlt. Im Run Game setzt Dallas primär auf Zone-Blocking, ebenfalls eine Abkehr von der klassischen Air Coryell, und mit Prescott haben Option-Plays und Zone Reads Einzug erhalten. Die Cowboys haben eine Elite-Line und sind bestens für Zone-Blocking ausgerüstet. Generell hat das Run Game für Offensive Coordinator Scott Linehan (genau wie für Head Coach Jason Garrett) eine große Bedeutung, angesichts der Tatsache, dass Dallas' Receiving-Corps aber mit vielen Fragezeichen in die kommende Saison geht, wird es noch wichtiger sein, mit RPOs und Play Action die Receiver in gute Situationen zu bringen.

Denver Broncos Scheme:

Offense-Grundlage: West Coast/Spread Hybrid.

Und wie sieht das aus? Spät in der vergangenen Saison übernahm Bill Musgrave das Offensiv-Zepter von Mike McCoy, unter anderem mit dem Ziel, die Offense einfacher und geradliniger zu machen. Das sollte in der kommenden Saison sichtbar werden: Musgrave hat unter Chip Kelly Spread-Konzepte einstudiert, er setzt stark auf das Run Game und baut auch RPOs in seine Offense ein. Vor allem aber hat Musgrave in Oakland gezeigt, dass er eine flexible, moderne Offense spielen lassen kann, ohne dabei seine Spieler zu überfordern. Das kann die Formationen betreffen - etwa Bunch- und Stack-Formations, Switch Routes, vertikale Routes aus dem Slot und dergleichen - genau wie Heavy Formations mit einem sechsten Offensive Lineman, den Einsatz von Play Action und unterschiedliche Route-Konzepte aus ähnlichen Formationen. Case Keenum hat in Minnesota sehr gute Qualitäten gezeigt, klar ist aber auch, dass er ein gutes Scheme um sich herum braucht. Die Broncos sollten unter Musgrave ein gutes Run Game, mehr als genügend Waffen im Receiving-Corps und die Quarterback-freundlichen Elemente haben, mit denen Keenum erfolgreich sein kann.

Detroit Lions Scheme:

Offense-Grundlage: West Coast/Spread Hybrid.

Und wie sieht das aus? Als Jim Bob Cooter die Lions-Offense übernahm, hatte er sich offensichtlich zwei Dinge auf die Fahne geschrieben: eine generelle Vereinfachung der Offense und weniger Druck auf Matt Stafford. Die Umsetzung? Mehr Man-Blocking im Run Game, mehr Screens und generell kurze Pässe im Passspiel, Letzteres als klarer West-Coast-Indikator. Daran hat sich nichts geändert, Matt Stafford - einst am ehesten als Gunslinger zu beschreiben - warf 2017 mit durchschnittlich 8,0 Intended Air Yards im Schnitt kürzer als etwa Marcus Mariota, Dak Prescott, Andy Dalton oder Trevor Siemian. Stafford ist ein guter Ball-Verteiler, was in der Spread-Offense mit drei und mehr Receivern - nur die Rams (81 Prozent) spielten letztes Jahr prozentual mehr 3-Receiver-Sets als Detroit (74 Prozent) - vor allem zur Geltung kommt. Detroit hat in der Offseason intensiv in sein Run Game investiert, die Line sollte in die Top-10 gehören und das Starting-Receiver-Trio muss sich ligaweit vor kaum einem Team verstecken. Diese Mischung könnte darauf schließen lassen, dass Cooter etwas aggressiver wird - die Basis seiner Offense im Passspiel ist aber klar. Spannend wird es sein, ob er sein Running-Scheme effizienter machen kann.

Green Bay Packers Scheme:

Offense-Grundlage: West Coast Offense.

Und wie sieht das aus? Auch wenn Head Coach Mike McCarthy im Frühjahr ankündigte, dass man das Playbook quasi komplett neu zusammenbauen will - seine Wurzeln wird er dabei genauso wenig plötzlich vergessen, wie der zurückgeholte Offensive Coordinator Joe Philbin. Beide sind ohne Frage in der West Coast Offense zuhause. Das war schon immer eine nicht ganz einfache Beziehung mit Blick auf Aaron Rodgers Stärken: Rodgers glänzt, wenn er improvisieren und außerhalb der Pocket agieren kann, ganz besonders; ein Kernprinzip der West Coast Offense dagegen ist präzises Timing zwischen dem Dropback des Quarterbacks und den Routes der Receiver. Der Rhythmus im Passspiel, Timing bei kurzen und mittellangen In-Breaking-Routes und dergleichen sind und bleiben ein Fokus. Spannend wird es sein zu sehen, ob McCarthy und Philbin etwa das Play-Action-Passspiel und RPOs intensiver nutzen, um Rodgers physische Fähigkeiten besser ins Scheme passen zu lassen. Letztes Jahr, als Brett Hundley Rodgers lange vertreten musste, rangierten die Packers in puncto RPO-Nutzung bereits auf dem dritten Rang mit 143, lediglich hinter Kansas City (168) und Philly (181).

Houston Texans Scheme:

Offense-Grundlage: Erhardt-Perkins mit Option-Elementen.

Und wie sieht das aus? Eine der spannendsten Offenses vor der kommenden Saison. In der vergangenen Spielzeit stellte Coach Bill O'Brien während der Regular Season seine eigene Offense auf den Kopf, nutzte Play Action und Option-Elemente plötzlich intensiv, um die Offensive besser an Deshaun Watson anzupassen - es war ein eine eindrucksvolle Leistung. Insbesondere wenn man bedenkt, was O'Briens durchaus komplexe Offense eigentlich ausmacht: Durch seine Zeit bei den Patriots ist O'Brien in der Erhardt-Perkins Offense mit Option Routes geprägt, er baut zusätzlich dazu viele Formationen ein, die auf die Aufstellung der Defense reagieren sollen. Er will Speedster für seine Offense, um die Defense vertikal in die Länge zu ziehen und einen Quarterback, der unter anderem eine Bandbreite an Protection-Calls beherrscht. Im zweiten Jahr mit Deshaun Watson wird er jetzt versuchen, seine eigene Offense mit dem, was wir letztes Jahr gesehen haben, zu mischen. Also: mehr Pässe aus der Pocket, ohne aber Watson zu sehr zu limitieren. RPOs und Play Action sollten also weiter eine Rolle spielen. Will Fuller und Keke Coutee sind zwei Downfield-Burner, DeAndre Hopkins eine echte Nummer 1 und Watson ein intelligenter Quarterback, diese Bausteine sind alle gegeben. Vielleicht das größte Hindernis: macht die schwach besetzte O-Line da mit?

Indianapolis Colts Scheme:

Offense-Grundlage: Flexible West Coast Offense mit Option-Elementen.

Und wie sieht das aus? Der neue Head Coach Frank Reich hat in den vergangenen beiden Jahren unter Doug Pederson in Philadelphia gearbeitet, davon gemeinsam mit Ken Whisenhunt in San Diego, kurzum: Die West Coast Offense ist die generelle Basis seiner Offense. Gleichzeitig hat er bei Pederson hautnah gesehen, wie wichtig es ist, sich für College-Einflüsse und Option-Football zu öffnen. In Indianapolis sollte ihm diese Eigenschaft dabei helfen, Andrew Luck möglichst viele Hits zu ersparen: Kurze Pässe, eine Tempo-Offense mit viel No-Huddle werden das Bild in Indy wohl prägen. Gleichzeitig wird Reich auf vielseitige Formationen und Personnel-Groupings setzen, 2-TE-Sets etwa sollten ein großes Thema sein. Reich hat in der vergangenen Saison aber auch hautnah die Bedeutung einer gut getimten Downfield-Aggressivität gesehen; Luck ist einer der besten Quarterbacks spät im Down und es ist wohl keine Überraschung, dass Indianapolis im Frühjahr intensiv an seiner Interior-Line gearbeitet hat.

Jacksonville Jaguars Scheme:

Offense-Grundlage: West Coast/Air Coryell Run-Heavy Hybrid.

Und wie sieht das aus? Jacksonvilles Offense in eine kurze Beschreibung zu packen, ist gar nicht so einfach. Head Coach Doug Marrone ist am ehesten in der Air Coryell Offense zuhause, Offensive Coordinator Nathaniel Hackett - dessen Vater ein Assistent unter Bill Walsh in San Francisco war - in der West Coast Offense. Ein Fokus in Jacksonvilles Mischung aus den beiden Schemes ist die Vereinfachung der Reads und der Routes für Blake Bortles. Gleichzeitig ist das Run Game ein zentraler Fokus in den Plänen der Jags, in der vergangenen Regular Season war Jacksonville neben Buffalo (487 Runs, 476 Pässe) das einzige Team, das nicht mehr Pässe als Runs hatte; exakt 527 Runs und 527 standen am Ende zu Buche. Jacksonville war neben Minnesota (501 Runs) überhaupt das einzige Team mit über 500 Runs. Die Verpflichtungen der Offseason lassen auf einen ähnlichen Ansatz sowie wie schon im Vorjahr eine intensive Nutzung von 2-TE-Sets schließen, genau wie ein intensives Play-Action-Passspiel, um Bortles' Arbeit weiter zu vereinfachen. Die Frage dann wird lauten: Welche Resultate bedeutet das in der heutigen NFL?

Kansas City Chiefs Scheme:

Offense-Grundlage: West Coast Offense mit Option-Elementen.

Und wie sieht das aus? Andy Reid ist klar in der West Coast Offense verwurzelt, die bildet nach wie vor die Basis seiner Offense. Auf dem Feld könnte das in der kommenden Saison aber durchaus anders aussehen: Der Wechsel von Alex Smith zu Patrick Mahomes verspricht eine weitere Fokussierung auf eine aggressive Downfield-Attacke, gleichzeitig war Reid im Vorjahr so etwas wie ein Vorreiter, was die intensive Nutzung von College-Elementen angeht. Ob jede Menge RPOs, Triple Options, Shovel-Option - Reid bot ein buntes Paket an Plays, die Defenses die Arbeit unangenehm machen. Mit Tyreek Hill hat Kansas City eine einzigartige Waffe, Hill wird als Ablenkung für Fake-Screens und Play-Action-Spielzüge genauso eingesetzt wie als einer der gefährlichsten Downfield-Receiver der NFL. Dazu Travis Kelce als Matchup-Tight-End und Sammy Watkins als Hills Partner ob Outside oder im Slot - die Chiefs-Offense ist brandgefährlich aufgestellt.

Los Angeles Chargers Scheme:

Offense-Grundlage: Flexibler West Coast/Spread Hybrid.

Und wie sieht das aus? Schnelle Pässe, bevorzugt über kurze und mittellange Crossing-Routes mit Yards nach dem Catch und sehr präzisem Timing - das ist eines der Markenzeichen in Ken Whisenhunts Interpretation der West Coast Offense, und die Chargers sind bei diesen Routes eines der gefährlichsten Teams ligaweit. Whisenhunt stellt dabei gerne zwei oder auch drei Receiver eng beieinander auf, um auf der anderen Seite der Formation Isolation-Matchups zu kreieren. Da Hunter Henry die komplette Saison verletzt verpasst und Antonio Gates, sollten die Chargers den Routinier zurückholen, für eine solche Rolle nicht mehr infrage kommt, könnte Mike Williams in die ISO-Position rutschen. Über die letzten beiden Jahre hatten die Chargers eine der Shotgun-lastigsten Offenses, daran wird sich nichts ändern. Die verbesserte Offensive Line sollte auch dabei helfen, Melvin Gordon mehr Outside-Runs zu ermöglichen.

Los Angeles Rams Scheme:

Offense-Grundlage: West Coast Offense mit vielen vertikalen Elementen.

Und wie sieht das aus? Geprägt in der West Coast Offense und dem Zone Run Game unter Kyle Shanahan und Jay Gruden in Washington, hat McVay bei den Rams in der vergangenen Saison bei den Rams den spektakulären Turnaround geschafft. Wie? Mit einem Play-Action-Passspiel, das in puncto Formations und Personnel glänzend mit dem Run Game kombiniert wird. Mit einem sehr guten Screen Game, umgesetzt durch Todd Gurley. Mit Pre-Snap Motion, um Coverages zu erkennen. Mit Spielzügen, die vor und unmittelbar nach dem Snap nahezu identisch aussehen, nur um sich dann während des Plays zu verändern. Mit engen Formationen, um daraus Man-Beater (Rub Routes etwa, genau wie verdeckte Releases für die Receiver) aufzubauen. McVay setzt noch viel intensiver als seine Lehrmeister auf 11-Personnel (also 3-Receiver-Sets mit einem Tight End und einem Running Back), kein Team nutzte diese Aufstellung prozentual häufiger als L.A. (81 Prozent). Seine Downfield-Elemente bauen oft auf engen 3-Receiver-Sets auf, daraus lässt er unterschiedlichste Route-Kombinationen laufen, häufig mit dem Ziel, entweder eine Seite der Defense zu überladen oder aber einen Verteidiger zu isolieren.

Miami Dolphins Scheme:

Offense-Grundlage: West Coast/Air Coryell Hybrid.

Und wie sieht das aus? In einem Interview früh in der Offseason zögerte Dolphins-Coach Adam Gase auf die Frage nach der eigenen Offensiv-Identität. Und das nicht ohne Grund, hatten die Dolphins in den vergangenen Jahren doch eine bunte Mischung aus verschiedenen Ansätzen. Das ist einerseits bedingt durch Verletzungen und wechselndes Personal, andererseits aber auch durch Gases eigenen Ansatz: Seine Plays stammen gemischt aus Air Coryell und der West Coast Offense, sein Fokus liegt darauf, Matchup-Vorteile zu kreieren - sei es durch Pre-Snap Motion, durch Play Action, durch das Überladen einer Defense-Seite oder dergleichen. In der Vergangenheit setzte Gase gerne auf ein schnelles Kurzpassspiel, er ließ mit Tannehill Option-Elemente einfließen und er hat eine Schwäche für Formationen, die dem Tight End vorteilhafte Matchups verschaffen, etwa durch Y-ISO. In Mike Gesicki hat er jetzt den Tight End dafür, in Kenyan Drake eine potentielle Matchup-Waffe in seinem Backfield. Gase will über sein Scheme gewinnen - es ist ein entscheidendes Jahr für Gase und auch für Tannehill in Miami.

Minnesota Vikings Scheme:

Offense-Grundlage: Flexible West Coast Offense.

Und wie sieht das aus? Minnesotas neuer Offensive Coordinator John DeFilippo ist in der West Coast Offense geprägt, hat aber bereits in verschiedenen Offenses gearbeitet. Die Grundidee in Minnesota: Viele der Dinge, die unter Pat Shurmur in der vergangenen Saison so gut funktioniert haben, sollen beibehalten werden. Dazu gehören die Route-Kombinationen, die hohe Play-Action-Rate, viel Pre-Snap-Motion und Stack-Formation, um Receivern beim Release zu helfen und das Timing der Route beizubehalten. Mit Kirk Cousins' Stärken im Play Action Game und DeFilippos Erfahrungen aus Philadelphia im Vorjahr ist eine moderne sowie Quarterback-freundliche Offense zu erwarten.

New England Patriots Scheme:

Offense-Grundlage: Erhardt-Perkins Offense.

Und wie sieht das aus? Die spannendste Offense der letzten zehn Jahre, weil sie in ihren statistischen Leistungen so konstant, wie sie schematisch abwechslungsreich war. New England hat sich in den vergangenen Jahren von einer Spread-Offense in eine 2-TE-Offense in eine Slot-lastige Kurzpass-Offense in eine Downfield-Offense verwandelt, und in der kommenden Saison gibt es wohl die Rückkehr zum Kurzpassspiel. Diese Wandelbarkeit ist einerseits ein Verdienst von Tom Brady, andererseits aber auch des extrem flexiblen Schemes. Die Patriots können problemlos neue Elemente hinzufügen, die Aufteilung ihrer Route-Kombinationen in Konzepte erlaubt es, dass dieses aus verschiedensten Aufstellungen und Formationen umgesetzt werden. Es ist die wohl flexibelste Offense der gesamten Liga.

New Orleans Saints Scheme:

Offense-Grundlage: West Coast/Air Coryell Hybrid.

Und wie sieht das aus? Sean Paytons Offense in New Orleans gilt bereits seit einer Weile als eine der schwierigeren Offensiven in der NFL. Motion, verschiedenste Formationen, komplexe Route-Kombinationen: Payton setzt in seiner Version der West Coast Offense zwar noch stark auf Underneath Routes, die ausgeprägte West-Coast-Terminologie und das Run Game, hat diese aber deutlich erweitert. Unter anderem auch durch eines der ausgeprägtesten und vielseitigsten Screen Games überhaupt, kaum ein Team baut so intensiv darauf und ist hier so gut wie New Orleans, sowie zahlreiche Downfield-Pakete, welche Brees ohnehin bestens kennt. Während Payton unter Jon Gruden in der West Coast Offense geschult wurde, kam Brees mit der im College gespielten Spread sowie der Air Coryell, die er in San Diego spielte, nach New Orleans. Das Zusammenspiel zwischen Brees und Payton gehört zu den fünf besten Coach-QB-Connections in der NFL, die Offensive Line und das Running-Back-Duo erlaubt es Payton, tiefe Dropbacks genau wie sein Screen und Run Game weiter auszubauen.

New York Giants Scheme:

Offense-Grundlage: West Coast/Spread Hybrid mit vertikalem Einschlag.

Und wie sieht das aus? Einige der zentralen Shurmur-Elemente - Play Action, Motion, Stack-Formationen unter anderem - stehen ja bereits im Vikings-Part, generell sollte die Offense vielseitiger werden. Weg von dem mitunter absurden 11-Personnel-Einsatz unter Ben McAdoo, hin zu mehr Ausgeglichenheit. Mehr 2-TE-Pakete, mehr Route-Kombinationen für Beckham und Shepard, statt sich auf die individuelle Qualität der Receiver zu verlassen. Der Kern der Offense bleibt die West Coast Offense, doch sollten die Route-Pakete und die Formationen genau wie das von Shurmur vorgesehene Verteilen des Balls und die Nutzung von Play Action und Run Pass Options Defenses das Leben entschieden schwieriger machen.

New York Jets Scheme:

Offense-Grundlage: West Coast Offense.

Und wie sieht das aus? Trotz der offensiv überraschend erfolgreichen Vorsaison vollzogen die Jets einen Coordinator-Tausch, Jeremy Bates übernahm. Bates, der sich von 2013 bis 2016 eine Auszeit nahm, ist ganz klar in der West Coast Offense geprägt, setzt auf ein Zone-Blocking-Scheme sowie präzises Timing im (Kurz-)Passspiel. Gerade Letzteres wurde in der Preseason ebenfalls schon deutlich und sollte Sam Darnold bei dessen größter Schwäche - der Turnover-Problematik - helfen: Bates verschafft Darnold schnelle Reads und kurze Pässe, ein echtes Downfield-Element suchte man bisher meist vergebens. Darnold hat hier beachtlich schnell einen Rhythmus gefunden und ein ausgeprägtes Kurzpassspiel würde auch dabei helfen, die anfällige Offensive Line zu schützen.

Oakland Raiders Scheme:

Offense-Grundlage: West Coast Offense.

Und wie sieht das aus? Das ist eine der spannenderen Fragen vor der kommenden Saison. Gewissermaßen eine 100-Millionen-Dollar-Frage. Gruden ist klar in der West Coast Offense geprägt, und in der Preseason sieht man bereits erste Tendenzen davon: Kurze Pässe mit über das Scheme kreierten Yards nach dem Catch sind ein klarer Fokus, im Run Game wird das Outside Zone Game Marshawn Lynch entgegenkommen. Das Passing-Scheme sollte auch sehr gut zu Derek Carr passen, der seine Stärken ganz klar im Kurzpass-Timing-Passspiel hat. Martavis Bryant könnte als Matchup-Receiver Outside und im Slot zum Einsatz kommen, Jordy Nelson ist möglicherweise im Slot zu diesem Zeitpunkt seiner Karriere wertvoller. Amari Cooper sollte gut in die mittleren Route-Kombinationen passen - so weit die Theorie.

Philadelphia Eagles Scheme:

Offense-Grundlage: West Coast Offense mit Option-Elementen.

Und wie sieht das aus? Wer die vergangene Saison nicht komplett ignoriert hat, der kennt die Stichpunkte für Doug Pedersons Interpretation der West Coast Offense in Philly - für alle anderen gibt's hier nochmal die ausführliche Analyse zum Nachlesen. Die wichtigsten Punkte: Ein glänzend choreografiertes Passspiel um Run Pass Options, Motion, 2-TE-Pakete. Ein starkes Passspiel vor allem auf die mittlere Distanz, wo Nelson Agholor als Slot-Receiver in der West Coast Offense endlich in der NFL angekommen ist, sowie Levels- und Mesh-Konzepte, um Zone genau wie Man Coverage zu attackieren. Auch enge Receiver-Formationen sind prominent vertreten. In Kombination mit der herausragenden Offensive Line und dem starken Run-Blocking gerade auf dem Linebacker-Level ist es eine der Quarterback-freundlichsten, modernsten Offenses in der Liga, in welcher Pederson als aggressiver, mutiger Play-Caller zusätzlich einen Unterschied ausmacht.

Pittsburgh Steelers Scheme:

Offense-Grundlage: Flexible Spread/ISO Offense mit Tempo-Fokus.

Und wie sieht das aus? Todd Haley ist weg, Randy Fichtner übernimmt in Pittsburgh - das lässt die genaue Identität der Steelers-Offense etwas offen, ist es doch Fichtners erster Job als Offensive Coordinator in der NFL. Eine Sache kann man definitiv prognostizieren: Pittsburghs Offense wird schneller sein. Fichtner setzte schon im College intensiv auf einen No-Huddle-Ansatz, Ben Roethlisberger soll kommende Saison noch mehr Freiheiten an der Line of Scrimmage erhalten, als er ohnehin schon hat; Berichten zufolge war Roethlisbergers Wunsch nach mehr Tempo und Flexibilität an der Line zuletzt ein konstanter Ansatz für Diskussionen zwischen Big Ben und Haley. Auch dürfte das Play Action Passspiel stärker zum Einsatz kommen als noch unter Haley, der es vergleichsweise sehr selten nutzte. Ansonsten wird im Passspiel viel von Haleys Konzepten wieder zu erkennen sein: Ein vertikales Passspiel in dem die Receiver die Chance bekommen, Eins-gegen-Eins-Matchups zu erhalten und zu gewinnen. Im Run Game dürfte Fichtner das Zone-Blocking als Kern beibehalten, hier kommt Le'Veon Bells Geduld als Runner besonders zur Geltung. Gleichzeitig hat Fichtner im College auch Power-Blocking-Schemes wie etwa Pull-Blocks intensiv genutzt, hier könnte also mehr Vielfalt Einzug erhalten.

San Francisco 49ers Scheme:

Offense-Grundlage: West Coast Offense.

Und wie sieht das aus? Seit zwei Jahren ist San Franciscos Head Coach Kyle Shanahan jetzt schon einer der absolut spannendsten und besten Offensiv-Köpfe in der NFL. Die West-Coast-Elemente im Passspiel sind genauso präsent wie der klare Fokus auf das Zone-Blocking im Run Game - die ausführliche Analyse der Shanahan-Offense gibt's hier. Die Säulen: Play Action, der Fullback als Matchup-Waffe im Passspiel, Stack- und Bunch-Formations, um Receivern an der Line of Scrimmage einen freien Release zu geben, Run- und Pass-Formations sind extrem gut miteinander verbunden und so für die Defense schwer zu lesen. Shanahan kann wie kaum ein zweiter Coach in der NFL Matchups kreieren, forcieren und ausnutzen, der Kurzpass-Timing-Ansatz passt sehr gut zu Jimmy Garoppolo und in Pierre Garcon hat San Francisco einen guten Possession-Receiver. Zusätzlich deutet vieles darauf hin, dass Marquise Goodwin tatsächlich den Sprung zu einem echten Nummer-1-Receiver hinlegen kann, was Shanahan eine gefährliche Waffe auch für die mittleren Distanzen gibt.

Seattle Seahawks Scheme:

Offense-Grundlage: Air Coryell Prinzipien mit Run-lastiger Identität.

Und wie sieht das aus? Neben Carolina sind die Seahawks das zweite Team, das 2018 mit einem neuen Offensive Coordinator an den Start geht, der in der Air Coryell Offense zuhause ist: Brian Schottenheimer übernimmt in Seattle. Das ist schon einmal ein klarer Cut zu den vergangenen Jahren, in denen Seattle durch die West Coast Offense geprägt war. Ein vertikales Passspiel sollte in jedem Fall gut zu Russell Wilson passen, die Frage ist, ob die Offensive Line da mitmacht - und wie die generelle Philosophie aussieht. Schottenheimer hat, genau wie Head Coach Pete Carroll, die Bedeutung des Run Games klar betont und auch die Tatsache, dass die Seahawks in der ersten Runde in Rashaad Penny einen Running Back wählten, passt dazu. Im Run Game setzt Schottenheimer auf eine Mischung aus Power und Outside Zone, auch hier ist es eine Abkehr der meist klaren Zone-Blocking-Prinzipien, die Seattle in den vergangenen Jahren nutzte. Schottenheimers Ansatz steht und fällt aber letztlich mit der Offensive Line.

Tampa Bay Buccaneers Scheme:

Offense-Grundlage: Air Coryell, "4 Verts".

Und wie sieht das aus? Dirk Koetter lässt eine sehr Pass-lastige Offense spielen. Die Tendenz wurde bereits in Atlanta offensichtlich, bei den Buccaneers setzte sich das auch in der vergangenen Saison fort. Koetter will Defenses vertikal attackieren, von allen Quarterbacks mit mindestens 200 Pass-Versuchen warf nur Deshaun Watson den Ball im Schnitt weiter (11,2 Average Intended Air Yards) als Jameis Winston (10,5). Dementsprechend bestand Koetters Personnel auf dem Feld auch primär aus 11 (ein Running Back, ein Tight End - 62 Prozent der Snaps) und 12 (ein Running Back, zwei Tight Ends - 24 Prozent), Letzteres, um Winston mehr Protection geben zu können und um mit seinen beiden Tight Ends schwerer ausrechenbar zu sein, etwa auch für Play Action. "4 Vertical" ist dabei ein Kern-Play seiner Offense - also vier Spieler, die mittellange bis tiefe Routes laufen - und daraus lässt Koetter diverse Variationen spielen, um verschiedene Bereiche des Feldes zu attackieren. Als Air-Coryell-Schüler setzt er auf tiefere Dropbacks und Routes, die sich etwas länger entwickeln müssen, was für die O-Line zusätzlichen Druck bedeutet. In den vergangenen Jahren war das immer wieder ein Problem in Tampa.

Tennessee Titans Scheme:

Offense-Grundlage: West Coast/Spread Option Hybrid.

Und wie sieht das aus? Eine neue Welt in Tennessee. Unter dem neuen Trainerstab geht es weg von "Exotic Smashmouth" und dem wenig zeitgemäßen Ansatz unter Mike Mularkey, und hin zu einer modernen Offense mit Matt LaFleur. LaFleur ist in der West Coast Offense geprägt, 2015 und 2016 arbeitete er unter Kyle Shanahan in Atlanta und in der vergangenen Saison unter Sean McVay bei den Rams. Dementsprechend dürfte er das Play-Action-Passspiel priorisieren, etwas, das Marcus Mariota sehr entgegenkommen sollte: die Titans hatten schon in der vergangenen Saison eines der gefährlichsten Play Action Games. Das dürfte jetzt weiter ausgebaut und um Run Pass Options sowie Zone Reads für Mariota - LaFleur bringt hier auch Erfahrungen mit, er war in Washington, als Robert Griffin III. gedraftet wurde -, Spread-Formations und generell einen offeneren, moderneren Ansatz erweitert werden. Kein Team spielte letztes Jahr prozentual so viele 3-TE-Sets wie Tennessee (13 Prozent), hier dürften 3-WR-Sets (44 Prozent - der viertniedrigste Wert 2017) stattdessen etwas nach oben geschraubt werden. Mariota ist für den West-Coast-Ansatz mit Timing und Kurzpassspiel mit seiner Accuracy sehr gut geeignet, Corey Davis kann den Schritt zu einem gefährlichen Possession-Receiver hinlegen und in Dion Lewis hat LaFleur zum Einstand eine echte Matchup-Waffe bekommen.

Washington Redskins Scheme:

Offense-Grundlage: West Coast mit vertikalem Play Action Passspiel.

Und wie sieht das aus? Genau wie sein Bruder Jon ist auch Washingtons Head Coach Jay Gruden in der West Coast Offense zuhause. Eine Säule dabei ist das Run Game, in dem Zone- und Power-Blocking-Schemes gemischt werden. Gleichzeitig gehören kurze Dropbacks, schnelle Pässe, das Verteilen des Balls an alle Receiver und Yards nach dem Catch fest ins Repertoire. Das Play-Action-Passspiel wird bevorzugt für Downfield-Shots genutzt, Kirk Cousins war hier eine sehr gute Lösung in der Hauptstadt. In der Theorie sollten diese Scheme-Tendenzen auch zu Alex Smith passen, wenngleich der in puncto Deep-Passing-Game mehr Hilfe vom Scheme braucht. Gruden könnte hierfür einige der Option-Elemente, welche die Chiefs-Offense in der vergangenen Saison so aggressiv gemacht haben, übernehmen.