Third and Long: Die neuen alten Seahawks und der Jaguars-Weckruf

Von Adrian Franke
28. August 201809:13
Die Offense der Seahawks um Russell Wilson wird dieses Jahr wohl merklich anders aussehen.getty
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Die Seattle Seahawks zeigen gegen Minnesota, worauf sich ihre Fans einstellen können - aber wie klappte das eigentlich? Und weshalb scheint die Idee, dass Cam Newton ausgerechnet unter Norv Turner eine bessere Passquote entwickelt, gar nicht mehr so abstrus? Außerdem: Welche Rookies konnten beeindrucken? Wann wachen die Jaguars auf? Wessen Aktien steigen und fallen? Und was machen die Patriots in ihrem Wide-Receiver-Corps? Die SPOX-NFL-Kolumne blickt nach Woche 3 der Preseason auf die Liga.

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Seattle Seahawks: Power-Erfolg gegen die Vikings

Die Seahawks und ihre alljährlich gescholtene Offensive Line überraschten am Wochenende: In Minnesota lief Seattle für 4,25 Yards pro Run und hatte darunter auch einige sehr gute Szenen gegen die Starting-Vikings-Front. Aber warum eigentlich?

Einige Elemente fielen auf: Die Seahawks nutzten Fakes, um die Defense in die Breite zu ziehen, etwa angetäuschte End-Arounds. Seattles Play-Calling, über das in der Offseason schon viel diskutiert wurde, ergänzte das: Play Action und reguläre Pässe bei 1st&10, um die Defense offen zu halten etwa.

Seattle war in der Lage, gegen 7-Men-Boxes einige seiner erfolgreichsten Runs des Abends hinzulegen. Etwa den 11-Yard-Run von Davis, der längste Run des Tages für beide Teams:

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Es ist ein klassisches Power-Konzept: Mit einem Pull-Block durch den Left Guard, ansonsten hat jeder einen direkten Gegenspieler. Die Blocks sind so designed, dass der Puller im Idealfall gleich den beiden Spielern auf der linken Seite der Defensive Line im Weg steht und so ein nummerisches Übergewicht erzielt wird.

Das klappte bei Davis' Run, genau wie etwas später beim Touchdown von Carlson: Im Prinzip ist es das gleiche Konzept, mit leicht verändertem Second-Level-Blocking.

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Die Seahawks waren über Jahre eines der strikteren Zone-Blocking-Teams der Liga, mit einer West-Coast-Prägung im Passspiel. Beides wird jetzt signifikant verändert, mit mehr vertikalen Aspekten im Passspiel und mehr Power-Elementen im Run-Blocking. Letzteres war gegen Minnesota mehrfach eindrucksvoll zu sehen.

Seattles Coach Pete Carroll hatte schon im Vorjahr gesagt, dass er wieder stärker auf das Run Game setzen will. Die Vorgabe klappte nicht, für die kommende Saison hat er sich das abermals auf die Fahne geschrieben - und auch deshalb Brian Schottenheimer als neuen Offensive Coordinator geholt. Stilistisch war das dritte Preseason-Spiel ein passender Vorgeschmack für das, was Seahawks-Fans 2018 erwarten können.

Seahawks: Rushing-Stats über die vergangenen Jahre:

JahrRun-VersucheLiga-Platzierung RunsYards pro Run
2017409204,0
2016403203,9
201550034,5
201452525,3
201350924,3
201253614,8
2011444154,0

Die neuen Carolina Panthers - eine Hybrid-Story

Als Carolinas neuer Offensive Coordinator Norv Turner vor einigen Wochen angekündigt hatte, dass er Cam Newton zu einer höheren Completion Percentage verhelfen wolle - Newton steht in seiner NFL-Karriere bei knapp 60 Prozent und knackte die 60-Prozent-Marke seit vier Jahren nicht mehr -, war die erste Reaktion ein fragender Blick.

Nicht nur steht Turners Air Coryell Offense für tiefe Dropbacks und ein ausgeprägtes vertikales Passspiel, auch Cams größte Qualität ist fraglos das Downfield-Passing-Game - und nicht das Kurzpass-Timing-Passspiel, dafür fehlen ihm die Genauigkeit und auch oftmals der Rhythmus im Passing Game.

Und dennoch beendet Newton - davon ausgehend, dass er in Week 4 nicht zum Einsatz kommen wird - die (mit Vorsicht zu genießende) Preseason mit 68,4 Prozent angekommenen Pässen, darunter 11/17 gegen die Patriots im dritten Preseason-Spiel.

Schaut man sich das Tape an, sieht man einige Tendenzen, wie Turner Newton mehr Checkdowns ermöglicht. Auch ohne, dass er regelmäßig 3-Step-Dropbacks mit Timing-Pässen wirft.

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Dazu gehörte unter anderem: viel Motion, um Newton die Pre-Snap-Reads zu erleichtern. Vielseitige Personnel-Groupings und Formationen, um der Defense die Arbeit zu erschweren. Ein deutlich verbessertes Inside Run Game. Und vor allem: Route-Kombinationen, die Newton einfache Targets geben.

So gegen die Patriots mehrfach zu sehen, etwa bei der oben abgebildeten Third-Down-Conversion: Die Downfield-Route des Tight Ends räumt den Weg frei für den Receiver, der einen tieferen und somit einfacheren Release hat.

Newton muss nur lange genug in der Pocket standhalten und hat dann einen freien Receiver zu seiner rechten Seite, den er denkbar einfach bedienen kann.

Ein ähnliches Bild gab es einige Minuten später:

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Dieses Mal ist es ein Mesh-Konzept über die Mitte, mit zwei aufeinander zulaufenden Routes. Das kann gegen Zone Coverage leicht Verwirrung in der Zuteilung stiften, gegen Man Coverage müssen die jeweiligen Cover-Spieler meist aneinander vorbei navigieren, um ihren Gegenspieler quer über das Feld zu verfolgen.

In dem Fall spielen die Patriots eine tiefere Zone Coverage und Newton hätte die Möglichkeit, beide Underneath-Receiver zu bedienen. Das Konzept funktioniert gut zusammen mit der Seam-Route des Tight Ends, den Newton letztlich hier auch anspielt.

Es sind nur einige Ausschnitte, aber es sind Ausschnitte, die Panthers-Fans Mut machen können. Auf eine effizientere Offense, in der gerade die Line-Defizite besser ausgeglichen werden. Und in der Option- und Read-Elemente ebenfalls äußerst präsent sind, so dass Newtons Stärken als Runner eine zentrale Rolle einnehmen.

Fun Factor: Die Play-Designs der Kansas City Chiefs

Bereits vor einigen Wochen hatte ich die Screen-Play-Designs der Chiefs beschrieben und gelobt, und gegen Chicago konnte man schnell wieder sehen, wo Kansas City explosive Plays herbekommt, auch ohne den Ball tief zu werfen.

Man musste sich nur das erste Play der Chiefs-Offense anschauen:

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Kein Coach ist in der NFL aktuell besser darin, Misdirection-Konzepte zu entwerfen. Mahomes täuscht hier die Ballübergabe zu Kareem Hunt an, quasi im gleichen Moment erhält Tyreek Hill den Ball. Darauf aufbauend gibt es dann ein Blocking-Konzept wie bei einem regulären Run, mit Travis Kelce als Lead-Blocker vor Hill.

Kansas Citys Speedster holt dabei 28 Yards raus, und derartige Plays geben den Chiefs noch mehr als das: Reid kann darauf aufbauend weitere Fakes einbauen, der Quarterback kann beispielsweise einen Verteidiger lesen und dann entscheiden, ob Hunt oder Hill den Ball erhält, Hill kann als Ablenkung eingesetzt werden und so weiter.

Das andere auffällige Play der Starter war der Touchdown-Pass zu Hunt, der stark an die ausgeprägten Screen-Designs erinnerte:

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Mahomes liest hier den Blitz korrekt und weiß, dass Hunt sein Hot Read ist - das macht die Szene aus der Perspektive des Quarterbacks einem Screen ähnlich. Weil der Linebacker auf Hunts Seite der Blitzer ist, muss der andere Linebacker in Man Coverage (die Cover-Zuteilungen sind farblich markiert) mehr Yards zurücklegen, um auf die andere Seite zu kommen.

Das verhindern die Route-Kombinationen durch den Receiver und den Tight End, beide versperren dem Linebacker den Weg und ziehen gleichzeitig die Verteidiger von der Seite mit sich. In der Folge sieht es nach einem großen Coverage-Bust aus und Hunt läuft scheinbar ungedeckt und entspannt in die Endzone.

Kansas Citys Offense wird auch 2018 wieder jede Menge Spaß machen. Allerdings wird sie auch konstant punkten müssen, denn die Probleme in der Defense und ganz besonders in der Coverage werden die Chiefs die ganze Saison über begleiten.

Die Jaguars müssen bei Blake Bortles vorsorgen - jetzt!

Wenige Dinge im Sport sind so vergänglich wie ein Titelfenster in der NFL. Irgendwann muss man entweder den Quarterback teuer bezahlen, oder die Leistungsträger in der Defense. Oder man hat zwei unterdurchschnittliche Drafts und der günstige Talent-Nachschub bleibt plötzlich aus. Oder aber die Spieler, die das Team im einen Jahr noch tragen, bauen plötzlich altersbedingt rapide ab und der Leistungsabfall kann nicht aufgefangen werden. Möglichkeiten gibt es genug.

Die Jaguars befinden sich gerade in einem solchen Titelfenster, dank einer herausragenden Defense, die bis an die Zähne bewaffnet ist. Die Defensive Line für sich betrachtet gehört schon in die ligaweite Top-5, Jalen Ramsey und A.J. Bouye bilden das beste Cornerback-Duo der NFL und Telvin Smith gemeinsam mit Myles Jack eines der explosivsten Linebacker-Duos.

Aber guess what? Yannick Ngakoue, vielleicht schon jetzt der beste Pass-Rusher des Teams, geht 2019 in das letzte Vertragsjahr seines Rookie-Deals, genau wie Myles Jack. Ramsey ebenfalls, wobei der über die Option auf das fünfte Vertragsjahr zumindest 2020 noch gehalten werden könnte. Die allerdings wird für einen Top-5-Pick ebenfalls nicht günstig. Campbell indes wird in wenigen Tagen 32 Jahre alt.

Mit anderen Worten: Wenn wir vom Titelfenster der Jaguars sprechen, dann kann es sehr gut sein, dass wir über nicht mehr als die nächsten beiden Spielzeiten reden. Und die Jaguars sind gerade auf bestem Wege, sich dieses Titelfenster selbst zu schließen.

Dieses Team ist so aufgebaut, dass es von seinem Quarterback keine Wunderdinge benötigt. Eher bräuchte es einen sicheren Game Manager, der sich so wenige Turnover wie möglich leistet, gute Field-Position garantiert, das Run Game ergänzt und der Defense eine Chance gibt. Blake Bortles ist gewissermaßen das Gegenteil: Der inkonstanteste Quarterback in der NFL, mit teilweise spektakulären Hochs genau wie dramatischen Tiefs.

Letzteres zeigt sich gerade in der Preseason mal wieder.

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Gegen Atlanta warf Bortles erneut eine Interception über die Mitte, weil er den (freien) Underneath-Verteidiger nicht lesen kann - wie schon gegen Minnesota, wo er mehrere solcher Würfe hatte und nur einer abgefangen wurde.

Er hätte einen weiteren Pick haben müssen, als er einen langen Ball einfach in Double Coverage und außerhalb der Reichweite seines Receivers feuerte und noch einen, als er unter Druck den Ball erst ewig hielt und dann noch versuchte, ihn in letzter Sekunde zu einem Receiver zu bringen - und das war alles im ersten Viertel.

Mit Bortles tragen die Jaguars Woche für Woche eine tickende Zeitbombe auf der wichtigsten Position mit aufs Feld, und noch immer sind die Szenen präsent, als sie ihren Quarterback im Championship Game letztes Jahr so dringend verstecken wollten, dass sie das Spiel verloren. Jacksonville benötigt mehr Stabilität von seinem Quarterback und kann dafür auf die Höhen, die Bortles letztes Jahr während einer dreiwöchigen Episode zeigte, verzichten.

Lange Rede, kurzer Sinn: kein Team sollte die Jets häufiger wegen eines Bridgewater-Trades anrufen.

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Wer steigt, wer fällt? Was machen die Pats? Vikings-Sorgen? Eure Fragen

Henning Dierks: Mit der Week 3 abgeschlossen: Bei welchen Teams würdest du positiv wie negativ die größte Abweichung zu letzter Saison in Sachen Win/Loss-Verhältnis sehen? Quarterback-Verletzungen letztes Jahr einmal außen vor gelassen.

Die einfachste Antwort sind hier sicher die Browns, weil sie den meisten - sagen wir mal Spielraum haben, um sich zu verbessern. Kompetentes, solides Quarterback-Play hätte Cleveland letztes Jahr unter dem Strich vermutlich schon drei, vier Siege beschert, und genau das bringt Tyrod Taylor mit. Das Run Game wird besser sein, die Defense ist besser gerüstet, um Gregg Williams' (pseudo-)aggressiven Stil umzusetzen. Ich sehe die Browns bei etwa fünf Siegen, vielleicht sechs - in der NFL schon ein beachtlicher Sprung.

Ansonsten? Die Bills werden nach neun Siegen letztes Jahr runter gehen, vielleicht auf etwa fünf. Wir haben die Line-Probleme diese Woche wieder gesehen, und die Quarterback-Position ist weiterhin ein einziges Fragezeichen. Die guten Szenen von Josh Allen in der Preseason können hier schnell trügerisch sein, ich gehe davon aus, dass das anders aussieht und auch seine Fehler härter bestraft werden, wenn Defenses in der Regular Season gezielte Game Plans entwickeln.

Ich sehe auch bei Kansas City einen Rückschritt, von zehn vielleicht auf etwa sechs Siege. Diese Defense würde mir als Chiefs-Fan kräftige Bauchschmerzen bereiten, und so gespannt ich auch auf Mahomes in Andy Reids Offense mit diesen Waffen bin - er wird mehr als ein Mal einen wilden Shootout gewinnen müssen.

Gleiche Division: Vergesst die Broncos nicht. Case Keenum ist eine der ultimativen Wildcards in dieser Saison, ist er aber ein durchschnittlicher Quarterback, könnte Denver nach fünf Siegen 2017 im Dezember dieser Saison noch im Playoff-Rennen sein.

xellmann: Was hältst du von den Patriots, besonders im Hinblick auf die Receiver-Position?

Vor nicht allzu langer Zeit gingen wir davon aus, dass Spieler wie Jordan Matthews und Kenny Britt sowie später dann Eric Decker in Week 1 mit der Starting-Offense der Patriots auf dem Feld stehen könnten. Keiner der drei ist noch im Team, und abgesehen von Chris Hogan gibt es angesichts der Sperre von Julian Edelman sowie der Abgänge von Brandin Cooks und Danny Amendola viele offene Fragen im Wide-Receiver-Corps der Pats. Soweit so unklar.

Ich sehe weder Dorsett noch Cordarrelle Patterson als auch nur ansatzweise typische Patriots-Receiver gerade was Route-Running und Spielverständnis angeht. Zumindest einer der beiden wird aber Anfang September wohl Starter-Snaps sammeln, sollte nicht ein Spieler wie Riley McCarron oder Braxton Berrios überraschen.

Ansonsten erwarte ich bei den Pats, dass wir zum Saisonstart schlicht mehr Flexibilität sehen: Mehr 2-TE- und 2-RB-Sets, gerade James White kann hier als Matchup-Waffe überall aufgestellt werden. Schon letzte Saison spielte nur Chicago mehr 12- und 21-Personnel-Sets als New England, das sich mit zusammengerechnet 41 Prozent 12- und 21-Personnel deutlich über dem Liga-Schnitt (26 Prozent) bewegte.

New England vertraut jede Woche darauf, dass die Konzepte im Passspiel nahezu unabhängig vom Personal auf dem Feld funktionieren, und das werden wir in den ersten Wochen der Saison sehen. Deshalb rechne ich hier auch eher nicht mit einer Last-Minute-Verpflichtung beispielsweise von Dez Bryant.

Patrick: Welcher Quarterback wird in deinen Augen das spannendste und interessanteste Receiving-Corps haben?

Ich bin froh, dass du die Frage so formuliert hast, und wir mal weg gehen vom "besten Receiving-Corps". Das spannendste Receiving-Corps vor dem Start der neuen Saison haben für mich die Chicago Bears.

Warum? Weil sie in Allen Robinson einen Nummer-1-Receiver haben, der einst einer der besten Play-Action-Receiver der NFL war - und im neuen Bears-Scheme in diese Rolle wieder schlüpfen könnte. Taylor Gabriel ist einer der spannendsten Screen-Receiver, was in Chicagos neuer Offense ebenfalls besser zur Geltung kommen wird, genau wie Trey Burton als echter Matchup-Tight-End.

Und sonst? Mit Anthony Miller haben die Bears einen meiner Pre-Draft-Favoriten, dem ich zutraue, einer der besten Receiver dieser Draft-Klasse zu werden und der mit seiner Explosivität, seiner Vielseitigkeit und seinen schon sehr guten, scharfen Routes und Cuts Defenses bereits in der Preseason Probleme bereitet. Außerdem wäre da natürlich Kevin White als die ultimative Wildcard. Für mich gibt es 2018 kein spannenderes Receiving-Corps.

Julian Semper: Welche Rookies haben in der Preseason bisher am meisten überzeugt?

Sam Darnold ist weiter als ich erwartet hatte, auch wenn er glaube ich noch nicht ganz so weit ist, wie es teilweise wirkt. Josh Rosen und Baker Mayfield zeigen genau die Ansätze vor allem in der Pocket und bei ihren Reads, die sie für mich zu den Quarterbacks eins und zwei gemacht haben. Jaire Alexander in Green Bay könnte schnell einer der Top-Playmaking-Cornerbacks der Liga werden, Minkah Fitzpatrick sah zuletzt auch schon ziemlich gut aus.

In Tennessee hat für mich bisher Harold Landry meinen Eindruck bestätigt: Er könnte der beste reine Edge-Rusher dieser Klasse sein. Mike Gesicki ist im Blocking viel weiter als vermutet, und Courtland Sutton wird genauso früher auf Snaps drängen wie Christian Kirk und Anthony Miller, während Suttons Teamkollege Royce Freeman der Starting-Job wohl bereits gehört. Tre'Quan Smith wird bei den Saints früh Snaps sehen und Orlando Brown könnte in Baltimore überraschen.

Ansonsten noch drei D-Liner: Rasheem Green bei den Seahawks hat genauso mehrere positive Notes bei mir wie die Raiders-Rookies Maurice Hurst und P.J. Hall.

Kevin Ronzheimer: Sind die Bengals in der schwachen AFC ein Playoff-Team?

Mit dieser Defensive Line, einem (potenziellen) Nummer-1-Cornerback in William Jackson, der verbesserten O-Line und der Hoffnung auf John Ross und Tyler Eifert sind die Bengals in der AFC ein Wildcard-Kandidat, ja. Die AFC South ist eine komplette Wundertüte und in der AFC West gibt es auch mehrere Teams, bei denen das Pendel stark in beide Richtungen ausschlagen kann. Cincinnati hat da definitiv eine realistische Chance.

Jakob Eschler: Muss man sich Sorgen um die Falcons machen, oder schiebt man die Ergebnisse auf die Preseason?

Die wichtigste Regel ist und bleibt: Preseason-Ergebnisse nicht überbewerten. Am besten gar nicht bewerten. Was die Falcons angeht, so ist natürlich auch der Auftritt der Starter in der laufenden Preseason zumindest ein bisschen alarmierend: 0/5 bei Third Down, unter 100 Yards in der ersten Hälfte gegen Jacksonville - nicht ideal, auch ohne Jones und Freeman nicht.

Dabei hatte die O-Line auch einige Probleme mit Jacksonvilles starker Front, und das wird in der Regular Season vielen Teams so gehen. Trotzdem müssen die Falcons hier besser sein. Gleichzeitig aber konnte man gerade gegen die Jags einige Elemente sehen, die ich mir von Atlanta wieder mehr erhoffe. Pässe bei 1st&10, Tight Ends und Running Backs intensiv ins Passspiel eingebunden und mehrere gute Szenen im Zone-Blocking.

Ich mache mir um die Falcons keine Sorgen.

German Sooner und Maurice: Wie stark wird sich die Verletzungsmisere der Vikings-O-Line deiner Meinung nach auf die Titelchancen der Vikings auswirken?

Saisonaus für Nick Easton, Pat Elflein wartet nach wie vor auf die Trainingsfreigabe - Minnesotas Line war schon letztes Jahr und im Jahr davor die größte Schwachstelle. Die gute Nachricht: Minnesotas Line hat nach den ersten drei Preseason-Spielen (was auch immer man darauf geben will) die höchste Pass-Blocking-Efficiency von Pro Football Focus, bei 129 Pass-Blocking-Snaps ließ Minnesota nur 17 Pressures (2 Sacks, 2 Hits, 13 Hurries) zu.

Die Kadertiefe ist ein Problem, wie bei so vielen Teams. Hier ist Brett Jones ein gutes Sicherheitsnetz, auch weil Elflein in der vergangenen Saison gerade in Pass-Protection viel zu viel zuließ. Die gute Nachricht: Kirk Cousins ist es gerade aus der vergangenen Saison infolge mehrerer Verletzungen gewohnt, hinter einer löchrigen Line zu spielen: Washington ließ prozentual die achtmeisten QB-Pressures zu, Cousins musste häufig damit auskommen.

Und auch wenn der neue Offensive Coordinator John DeFilippo in Philadelphia gerade eine der besten Lines in der gesamten Liga hatte: Sein Scheme, oder zumindest das, was wir davon erwarten können, sollte auch Line-Defizite zu einem Grad ausgleichen können; mit schnellen Pässen, gut getimter Play Action und Run Pass Option, unter anderem. Die Line ist das größte Fragezeichen in Minnesota, Durchschnitt ist aber drin. Und das könnte schon reichen.