"Wir werden das Spiel gewinnen. Ich garantiere es!" Mit diesen heute legendären Worten reagierte Quarterback Joe Namath auf ein Großmaul bei einem Bankett drei Tage vor Super Bowl III. Eine mutige Ansage, wenn man bedenkt, dass Namaths New York Jets gegen das seinerzeit beste Team überhaupt, die Baltimore Colts, antreten mussten. Die Colts, die bei den Buchmachern als 18-Punkte-Favorit galten.
Namath sollte Recht behalten, denn die Jets schafften die Sensation, gewannen mit 16:7 im Orange Bowl von Miami und machten Namath unsterblich. Trotz verhältnismäßig überschaubarer Zahlen (17/28, 206 YDS, 83,3 Passer Rating) wurde Namath gar zum MVP des Spiels gewählt, als Quarterback des ersten Super-Bowl-Siegers aus der AFL - kurz nach dem Zusammenschluss von NFL und AFL.
Bevor aus Joseph William Namath, dem vierten Sohn einer ungarisch-stämmigen Familie, der im Norden von Pittsburgh aufwuchs, aber "Broadway Joe" wurde, musste ihn sein Weg erstmal zum Football bringen. Klar war dieser nämlich keineswegs.
Namath war ein Top-Athlet auf der High School. Er spielte Guard im Basketball und Outfield im Baseball. Es ist sogar überliefert, dass er in einer Zeit, als dies noch keineswegs salonfähig war, regelmäßig zum Ring zog und Dunks stopfte. Und im Baseball war er so gut, dass zahlreiche Teams am Ende seiner Schulzeit bei ihm anklopften. Die Chicago Cubs machten ihm gar ein unterschriftsreifes Angebot.
Letztlich aber führte sein Weg dann doch zum Football. Die Entscheidung zugunsten des Ledereis fiel nach einem Machtwort der Mutter, die wollte, dass der Sohnemann eine vernünftige College-Ausbildung bekam.
Joe Namath: Bear Bryants beste Coaching-Entscheidung
Nachdem ein Stipendium an der University of Maryland an den zu schlechten Schulnoten gescheitert war, ging es schließlich nach Tuscaloosa zur University of Alabama und zum legendären Head Coach Paul "Bear" Bryant. Dieser nannte die Entscheidung für Namath später wenig bescheiden "die beste Coaching-Entscheidung, die ich je getroffen habe".
Namath brachte es in seiner Zeit bei den Tide auf eine 29-4-Bilanz und führte das Team zur National Championship 1964. Viel wichtiger als all das, was Namath letztlich auf dem Platz gelernt hatte, war das, was er daneben von Bryant mitgenommen hat. Namath berichtete, dass Bryant ihm einst riet: "Lerne die Leute kennen, mit denen du arbeitest."
Ein wichtiger Ratschlag für die weitere Karriere des Quarterbacks, denn dank dieser Worte fiel letztlich die Entscheidung für die Jets: "Teameigner Sonny Werblin, die gesamte Besitzerschaft und Weeb Eubank - unser Coach, der Johnny Unitas mit den Colts zu einer Meisterschaft geführt hat - kennenzulernen, machte es zu einer leichten Entscheidung."
Dass Namath aber überhaupt eine Wahl hatte bezüglich seines künftigen Footballteams, lag an der Zeit, in der es für ihn vom College - als Junior wohlgemerkt - ins Profigeschäft ging. Es war 1965 und die AFL, die seit ein paar Jahren im Geschäft war und auf Konfrontationskurs mit der NFL ging, hielt am selben Tag ihren Draft ab.
Das Ergebnis: In der NFL zogen die St. Louis Cardinals Namath mit dem 12. Pick. Die New York Jets aus der AFL toppten dies und wählten den Bama-Quarterback mit dem First-Overall-Pick.
Cardinals vs. Jets: Bieterwettkampf um Joe Namath
Es folgte ein Bieterwettkampf zwischen beiden Teams, wobei letztlich die Cardinals zähneknirschend den damals sehr ambitionierten Vorstellungen Namaths - 200.000 Dollar im Jahr sowie ein neuer Lincoln Continental - zustimmten. Aber nur unter der Voraussetzung, dass Namath schon vor dem Orange Bowl unterschreiben würde. Namath ließ diese Frist verstreichen, weil er ansonsten den letztlichen Höhepunkt seiner College-Karriere verpasst hätte. Einen Tag danach sagte er den Jets zu.
Der Höhepunkt seiner NFL-Karriere war freilich der bis heute einzige Super-Bowl-Triumph der Jets. Ansonsten gilt Namath als erster Profi-Quarterback überhaupt, der es schaffte, in einer Saison für mehr als 4000 Yards (4007 Yards im Jahr 1967) zu werfen. Zudem führte er die Jets zur AFL Championship 1968.
Was jedoch stets über allem Stand, war seine große Klappe. Um Sprüche war "Broadway Joe", wie ihn Teamkollege Sherman Plunkett taufte, nachdem der QB auf dem Cover der "Sports Illustrated" abgebildet wurde, nie verlegen.
Nach dem sensationellen Super-Bowl-Sieg über die Colts wurde Namath gefragt, ob dies die härteste Defense war, gegen die er je gespielt habe. Seine Antwort: "Nein, das waren die Buffalo Bills." Jene hatten fünf Interceptions gegen ihn gefangen, was ihn auch Jahrzehnte später noch nicht ganz kalt lässt.