NFL Third and Long Week 12 Recap: Die Probleme der Eagles - die Cowboys vor einem großen Schritt

Von Adrian Franke
27. November 201908:59
SPOX-Redakteur Adrian Franke blickt in seiner wöchentlichen Kolumne auf Week 12 in der NFL.getty
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Was ist nur los mit der Offense der Philadelphia Eagles? Sind wirklich die fehlenden Wide Receiver das Hauptproblem? Außerdem: In Dallas bahnt sich ein großer Schritt an, Dak Prescott sieht aus wie der beste Quarterback seiner Draft-Klasse - und wer gewinnt die NFC? SPOX-Redakteur Adrian Franke blickt in seiner wöchentlichen Kolumne auf den vergangenen Spieltag sowie ein Stück weit voraus.

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Die Probleme der Eagles-Offense

Die Philadelphia Eagles 2019 stehen für etwas, das man vor der Saison überhaupt nicht mit diesem Team in Verbindung gebracht hätte: Sie stehen für Mittelmaß.

Die Passing-Offense ging nach DVOA (Erklärung gibt's hier) auf Platz 17 in den Spieltag, die Pass-Defense auf Rang 12. Nach der Niederlage gegen Seattle stehen die Eagles bei fünf Siegen und sechs Niederlagen sowie einem Punktedifferenz von -4.

Alles in allem sehr viel Durchschnitt.

Doch während man insbesondere bei der Secondary und generell bei der Defense mit Skepsis in die Saison gehen musste, schien die Offense bestens aufgestellt, um dieses Team zu tragen: Eine potenzielle Top-5-O-Line, ein Top-10-Receiving-Corps, ein guter Play-Caller und Carson Wentz in seinem vierten Jahr, im Idealfall bereit für den nächsten Schritt.

Das letzte Saisondrittel läuft, und davon sehen wir bisher nicht viel. Doch warum? Müssen Eagles-Fans sich Sorgen machen? Sind es wirklich nur die Verletzungen? Wie steht es um Wentz' Entwicklung?

Für mich gibt es drei zentrale Elemente, die die Probleme in der Eagles-Defense erklären.

1. Speed kills - kein Speed killt die Offense

Woche 1 gegen Washington; das war das Spiel, in dem man einen Eindruck bekommen konnte, wie sich die Eagles diese Offense vorstellen. Nach einem zähen Start in die Partie konnte Philly einerseits mit langen Drives, andererseits aber auch mit Big Plays punkten: DeSean Jackson verzeichnete Touchdown-Carches über 51 und über 53 Yards.

Dieses Element fehlt der Offense komplett, und so absurd es auch klingt: Ein maßgeblicher Teil des Erfolgs der Eagles-Offense dieses Jahr hing von Anfang an von einem bald 33-jährigen Speedster ab. Nun ist Jackson nicht irgendein Deep Threat, vielmehr ist er vielleicht der beste Receiver in dieser Kategorie über die letzten zehn Jahre.

Trotzdem sollte eine Offense mit einem derartigen Personal nicht so einbrechen, wenn ein, wenngleich sehr guter, Big-Play-Receiver ausfällt. Allerdings war der Effekt von Jacksons Ausfall enorm. Nelson Agholor erhielt so doch wieder eine größere Rolle in der Offense - und Agholor ist einer der schlechtesten Starting-Receiver in der NFL dieses Jahr. Alshon Jeffery ist ein guter Contested-Catch-Receiver, aber nicht viel mehr. Und da die Offense sowieso maßgeblich über 2-Tight-End-Sets und darin vor allem das Kurzpassspiel kommt, ist auch hier keine vertikale Offense zu erwarten.

Kurzum: Ohne Jackson hat Philly eines der langsamsten Receiving-Corps in der gesamten Liga und die Eagles sind eines der ineffizientesten Downfield-Passing-Teams, was es umso überraschender machte, dass Philadelphia zur Trade Deadline nicht nochmal aufrüstete; Robby Anderson etwa aus New York zu holen wäre ein logischer Schritt gewesen, oder Buffalos Robert Foster als die günstigere Variante. Dachte man ernsthaft, dass im Notfall Agholor als Speed-Element reicht?

2. Play-Designs und Verletzungen

Die Eagles haben eines der besten Tight-End-Duos der NFL, und gleichzeitig eine der schlechteren Wide-Receiver-Gruppen - wenn Jeffery noch wie zuletzt ausfällt, gibt es wenige Teams, die ich hinter Philadelphia einordnen würde. Drops insbesondere in kritischen Situationen sind ein Problem, das sich wie ein roter Faden durch diese Eagles-Saison zieht. Agholor alleine hat schon zwei potenzielle Game-Winner fallen gelassen, Arcega-Whiteside einen weiteren.

Neben Jackson und Jeffery plagen weitere kritische Ausfälle die Offense, gegen Seattle insbesondere in der Offensive Line. Doch hier muss man auch den Trainerstab dafür kritisieren, dass man Rookie-Tackle Andre Dillard auf die rechte Seite stellte, um den verletzten Lane Johnson zu vertreten. Dillard hat seit vielen Jahren nicht mehr Right Tackle gespielt, und so sah das dann auch aus: Er wirkte völlig verunsichert in seinen Bewegungen und wurde schließlich auch durch Halapoulivaati Vaitai ersetzt.

Und das geht nahtlos in einen übergreifenden Punkt über. Ja, die Umstände sind verletzungsbedingt schwierig - man kann aber trotzdem nicht sagen, dass Coach Doug Pederson und Co. das Bestmögliche aus den Umständen machen.

Die Offense wirkt sehr vereinfacht und eindimensional, zumindest was das Passspiel angeht. Slant/Flat-Kombinationen, Screens, Mesh, All-Curl-Konzepte - Philadelphias Offense besteht mittlerweile maßgeblich aus kurzen Route-Konzepten, ohne dass die Receiver individuell gewinnen würden. Was aber, je simpler die Offense wird, umso wichtiger ist.

Die Eagles haben scheinbar deutlich weniger komplexe Route-Kombinationen, die mal zu Big Plays führen. Selten hat man bei dieser Offense den Eindruck, dass das Scheme offene Spieler kreiert. Und in der Folge werden individuelle Defizite noch stärker herausgestellt.

3. Carson Wentz

Das führt zum großen Thema, und das ist natürlich Carson Wentz. Play-Calling kann angepasst, neue Receiver können verpflichtet werden - aber die Frage danach, ob Carson Wentz die langfristige Antwort auf der wichtigsten Position ist; das ist die Debatte mit den potenziell weitreichendsten Konsequenzen.

Vorweg schieben will ich dabei - weil sich das, was jetzt folgt sehr negativ anhören wird -, dass ich Wentz nach wie vor als langfristige Quarterback-Lösung und konstanten Top-15-Quarterback einschätze. Im Moment sehen wir allerdings auch einen Spieler, der zu viele Schwächen an den Tag legt, der es nicht schafft, die Offense zu tragen und dessen Probleme durch die spezifischen Schwachstellen in der Eagles-Offense noch maximiert werden.

Ein ganz offensichtlicher Punkt: Carson Wentz hält den Ball zu lange, und das nicht nur, weil Receiver nicht offen sind. Vielmehr scheint er seinen Reads häufig nicht zu vertrauen, und dann passiert das, was man auch gegen Seattle mehrfach beobachten konnte: Er lässt einen offenen Receiver zunächst ungenutzt, nur um dann den Ball zu spät doch zu werfen, häufig dann zusätzlich noch ungenau.

Generell scheint - und die Aussage kommt mit einem gewissen Maß an Spekulation - noch immer viel in der Offense über One- und Two-Read-Plays zu laufen, was wieder die Einfachheit und auch die Eindimensionalität der Offense unterstreichen würde. Alles in dieser Offense fühlt sich schwierig an, und wo gute Teams offene Yards und Yards nach dem Catch kreieren, werfen die Eagles Contested-Balls zu Jeffery und den Tight Ends.

Philadelphias Offense funktioniert nicht, und das auch was Play-Designs gerade für die Mid-Range (etwa acht bis 15 Yards) angeht.

Carson Wentz 2018 vs. 2019

JahrPassingCPOEaDOTYACQB-Hits
2018278/3964,7%7,8 YDS1.39210,6%
2019242/386-1,9%8,7 YDS1.00810,9%

Zahlen von airyards.com. "CPOE"=Completion Percentage over Expectation; aDOT = average Depth of Target; YAC = Yards nach dem Catch.

Was sagen uns diese - aufgrund von Wentz' Verletzung letztes Jahr in puncto Sample Size hervorragend vergleichbaren - Zahlen vor allem? Die Offense war in ihrem Ansatz letztes Jahr effizienter. Mehr Kurzpass, mehr Completions auch in schwierigen Situationen, mehr Yards nach dem Catch. Man könnte das auch unter dem Oberbegriff "mehr Rhythmus im Passspiel" zusammenfassen.

Wenn wir das um Wentz' 2017er Saison, in der ihn vor der Verletzung im Dezember viele als angehenden MVP sahen, erweitern, dann sticht noch einmal heraus, was für ein Ausreißer dieses Jahr war:

JahrPassingCPOEaDOTYACQB-Hits
2017265/440-2,5%9,9 YDS1.23012,3%

Wentz war 2017 unfassbar gut bei Third Down und extrem stark im vertikalen Passspiel - definitiv zwei der über die Jahre instabileren Aspekte von Quarterback-Play. Das ging aufkosten einer geringeren Completion-Quote, im Gegenzug aber gab es deutlich mehr Big Plays.

Wentz hatte 2017 über 150 Pässe weniger als in seiner Rookie-Saison im Jahr davor, und legte dabei aber fast genau so viele Air Yards (4.345 vs. 4.514) auf. Im Schnitt warf er den Ball fast 2,5 Yards tiefer, ein immenser Sprung!

Die Eagles-Offense 2019: Kein Rhythmus - auch wegen Wentz

Orientieren sollten wir uns also mit Blick auf Wentz, aber auch auf die gesamte Eagles-Offense, am ehesten an der 2018er Saison. Hier war Philly im Underneath- und Mid-Range-Passspiel effizienter, das Play-Action-Passspiel war gefährlicher und vertikaler und die Offense kam auch über das Scheme zu Yards nach dem Catch. Kurzum: Der Rhythmus der Offense war viel konstanter.

Dass dem 2019 nicht so ist, liegt fraglos auch an den Umständen - doch hier muss man ganz klar Wentz ebenfalls in die Verantwortung ziehen. Allein das Seahawks-Tape zeigt das: Er verfehlte einen Pass über fünf Meter zu Miles Sanders deutlich, er verfehlte einen Screen zu Sanders, eine Out-Route zu Ertz, eine In-Breaking-Route zu Ertz bei Third Down, die beinahe in einer Interception geendet hätte, einen Mesh-Pass zu Arcega-Whiteside, und noch mehrere weitere.

Das alles sind Pässe, die Wentz eigentlich problemlos anbringen muss, die er im Moment aber nicht trifft.

Wentz traf auch gegen Seattle - das soll nicht unerwähnt bleiben - mehrere engste Fenster und hatte einige spektakuläre Pässe mit dabei. Doch im Moment ist überdeutlich, dass er eine wacklige Offense nicht tragen kann.

Vielleicht der größte Kritikpunkt bei Wentz, und dieses Argument funktioniert unabhängig von allen Wide-Receiver-Problemen, ist das Pocket-Verhalten. Wentz ist sehr inkonstant in der Pocket, teilweise scheint er überhaupt kein Gefühl für den Pass-Rush zu haben, teilweise wird seine Beinarbeit auffällig faul, teilweise steht er einfach wie eine Statue da. Und das spielt wieder in die übergreifende Beobachtung, dass der Offense ein Rhythmus fehlt, rein.

Die Eagles wollen (respektive müssen?) aktuell eine Präzisions-Kurzpass-Offense sein - "verlorene" Downs durch schlechtes Pocket-Verhalten, inkonstante Accuracy oder zu zögerliches Treffen von Entscheidungen ist dabei ein absoluter Killer. Man hat schlicht zu häufig nicht die Explosivität, um die so verlorenen Yards wieder aufzuholen. Anders gesagt: Wentz ist deutlich zu ineffizient, in einer Offense, die von ihm maximale Effizienz und konstantes "On-Script-Play" verlangt.

Fazit: Die Schrauben liegen auf der Hand

Es gehen also viele Aspekte Hand in Hand. Die Kader-Zusammenstellung und das Self-Scouting auf der Wide-Receiver-Position muss genauso kritisiert werden wie Doug Pedersons Play-Designs, der individuelle Rückschritt einiger Spieler, allen voran der von Agholor, und auch die Leistungen von Carson Wentz, insbesondere über die bisherige zweite Saisonhälfte.

Die gute Nachricht für Eagles-Fans: Es ist ziemlich offensichtlich, woran die Eagles arbeiten müssen.

  • Philadelphia muss, individuell sowie über das Play-Calling, wieder mehr explosive Elemente in diese Offense bekommen. Das sind zumindest teilweise Dinge, die sich über den Draft und die Free Agency einigermaßen simpel adressieren lassen.
  • Das Play-Action-Passspiel sollte wieder eine größere und eine vertikalere Rolle einnehmen. Das ist ohnehin eine 12-Personnel-Offense, die im Passspiel viel aus möglichen Run-Looks und Run-Formationen macht - warum das also nicht noch effizienter einsetzen? Hier könnte Philadelphia auch dieses Jahr kurzfristig Verbesserungen herbeiführen: Viel zu viel im Play-Action-Passspiel der Eagles ist dann doch Underneath, statt hier Big Plays hinzubekommen.
  • Das wiederum geht direkt über in die Rolle von Carson Wentz. Teilweise liegt es fraglos an den Receivern und an den Ausfällen in der Offensive Line, und doch könnte - nicht zuletzt durch das gerade angesprochene Play-Action-Element - auch unter diesen Umständen im Play-Calling mehr Aggressivität Einzug erhalten. Was natürlich die Frage aufwirft: Verstecken die Eagles Wentz gerade? Und wenn ja: warum? Zumindest teilweise bekommt man diesen Eindruck.
  • Wentz' eigene Entwicklung mit den hier diskutierten Problemzonen natürlich ist ein ganz zentraler Punkt, und das ist dann einfach Coaching, das greifen muss.

Viele Faktoren spielen in die offensive Krise der Eagles mit rein. Pederson muss man für meinen Geschmack klar in die Kritik stellen, einfach weil seine Designs der Offense aktuell nicht die Hilfe bieten, die sie dringend brauchen würde.

Doch nachdem ich Wentz über die ersten Wochen der Saison mit weitem Abstand als das geringste Problem der Eagles-Offense gesehen hatte, hat sich diese Meinung geändert. Wentz ist inzwischen Teil des Problems, und aus Eagles-Sicht muss man hoffen, dass seine aktuell sichtbaren Schwächen korrigiert werden. Denn ideale Umstände, von denen Philly angesichts der Receiver-Situation natürlich ein gutes Stück entfernt ist, gibt es in der NFL nur selten.

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Coach Jason Garrett bei den Cowboys vor dem Aus?

Es passiert nicht häufig, dass man nach einem Spiel so deutliche Aussagen bekommt wie die von Cowboys-Besitzer Jerry Jones nach der Niederlage in New England am Sonntag. Und umso seltener ist es, dass die so absolut unmissverständlich deutlich gegen den eigenen Head Coach schießen.

"Special Teams, das ist zu 100 Prozent Coaching. Zu 100 Prozent Coaching", polterte Jones mit Blick auf den geblockten Punt, der zu einem Pats-Touchdown geführt hatte, mehreren wackligen Kick-Offs und einem verschossenen Field Goal, und fuhr wenig später fort: "So, wie das Team aufgestellt ist, sollte ich nicht so frustriert sein."

Übersetzung: Der Kader ist gut, was wir daraus machen nicht.

Und weiter (und deutlicher): "Das ist sehr frustrierend, und es frustriert mich, daran erinnert zu werden, dass wir hier aufgrund einiger der Basics was Football und Coaching angeht, verloren haben."

Weiter sei es "ein signifikanter Rückschlag für unser Team. Wir haben diesen Sieg gebraucht, wir brauchten einen Sieg gegen einen solchen Gegner. Die hatten wir bisher nicht. Das ist uns durchaus bewusst."

Rund eine Viertelstunde lang sprach Jones nach dem Spiel im Stadion mit den Reportern vor Ort, und ich ging aus Jones' Auftritt mit einem ganz klaren Gefühl raus: Wir erleben die letzten Spiele unter dem Regime von Head Coach Jason Garrett.

Jason Garrett und die Aufgabe eines Head Coachs

Und das ist, ganz nüchtern gesagt, selbst verschuldet. Sicher, man kann in diesem spezifischen Spiel - und tatsächlich auf die ganze Saison gesehen, die Cowboys haben im Schnitt die ligaweit schlechteste Starting Field Position für ihre Offense mit einer durchschnittlichen Distanz von 74,2 Yards bis zur gegnerischen Endzone - auf die Probleme im Special Team hinweisen. Die aber wären in aller Regel kein Grund, den Head Coach zu entlassen.

Mit einer Aussage ganz spezifisch hat Jones ins Schwarze getroffen: Dieses Team ist zu talentiert, als dass es einen so frustrieren sollte. Und da geht der Blick dann völlig berechtigt auf den Head Coach, auf den Game Plan und auf das In-Game-Coaching. Es hat immerhin einen Grund, dass Dallas in dieser Saison noch kein Team mit positiver Bilanz geschlagen hat.

Die Cowboys-Bilanz dieses Jahr:

Gegen Teams mit ausgeglichener oder negativer BilanzGegen Teams mit mehr Siegen als Niederlagen
Sieg/Niederlagen:6-10-4
Punkte pro Spiel32,616,8
Turnover Differential+5-7

Fünf Spiele hat Dallas bislang verloren, vier davon kamen in New Orleans, gegen Green Bay, gegen Minnesota sowie jetzt in New England. Das andere war die Pleite bei den Jets. Oder andersrum gesagt: Die fünf Teams, die Dallas bislang geschlagen hat (Giants, Redskins, Dolphins, Eagles, nochmal die Giants und Detroit) haben zusammengerechnet nach zwölf Spieltagen 16 Spiele gewonnen.

Das bringt mich wieder zurück auf eine Kernfrage: Was ist eine der größten Aufgaben eines Head Coachs im Spiel? Ganz simpel zusammengefasst sollte es doch darum gehen, die Siegchance des eigenen Teams zu erhöhen. Das passiert über den Game Plan, über Personalentscheidungen, gegebenenfalls über Play-Calling - und über In-Game-Decisions.

Ich hatte bereits in der Kolumne vor vier Wochen ausführlich über das Head-Coach-Problem in der Hinsicht geschrieben, daher jetzt hier ganz spezifisch auf Dallas bezogen: Es gibt in der ganzen NFL nur wenige Coaches, die im Spiel so ängstlich coachen wie Jason Garrett. Konservative offensive Game Plans auf der einen und kein (zeitgemäßer) Plan für Fourth Down auf der anderen Seite.

Kein Team hat weniger Fourth Downs ausgespielt als die Cowboys (6) und keines hat weniger erfolgreich ausgespielt (1). Sicher, Teams die häufig hinten liegen, spielen Fourth Down natürlich auch häufiger aus, die Giants (9/23), Dolphins (9/21) oder Bengals (8/19) wären die Paradebeispiele.

Der Punkt ist aber, dass Dallas diese Situationen nicht nur nicht ausspielt - man ignoriert sie einfach. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Die Cowboys und das Field Goal von Foxboro

Nach dem Spiel am Sonntag wurde Garrett darauf angesprochen, ob er von einem Assistenten Zahlen genannt bekommt, wenn es darum geht, Fourth Downs auszuspielen oder ein Field Goal zu kicken. "Wir nutzen die Stats nicht im Spiel", lautete seine genauso vernichtende wie vielsagende Antwort.

Und weiter, nach wie vor über den Einsatz von Analytics während eines Spiels: "Wir sehen das nicht als den bestmöglichen Weg für unser Team. So ist unser Ansatz eben. Unterschiedliche Leute haben unterschiedliche Herangehensweisen."

Das merkt man. Nicht nur, weil die Cowboys generell bei Fourth Down wenig Aggressivität an den Tag legen; sondern auch, weil sie offensichtlich keinen Plan für das haben, was davor passiert.

Ob er das 4th&7 an der 11-Yard-Line der Patriots sechs Minuten vor dem Ende ausgespielt hätte, wenn man näher dran gewesen wäre, wurde Garrett am Montagmorgen gefragt. "Wenn es eine machbarere Situation gewesen wäre - ein, zwei, vielleicht drei Yards bis zum neuen First Down", lautete seine Antwort.

Das Problem? Dallas spielte in keiner Weise so, als sei diese Option wirklich im Hinterkopf gewesen.

SPOXNFL Gamepass

Dallas hatte drei Plays innerhalb der 15-Yard-Line in dieser Szene. Das erste war ein 3-Yard-Run von Elliott, gefolgt von zwei Shots Richtung Endzone in die Richtung der Tight Ends.

Diese Situation hätte man mit der Idee im Hinterkopf angehen müssen, dass man vier Downs hat und dementsprechend auch die Play-Calls anpasst.

SPOXNFL Gamepass

Doch so wie die Cowboys hier vorgegangen sind und so wie Garrett sich anschließend geäußert hat, liegt die Vermutung nahe, dass ein mögliches ausgespieltes Fourth Down reiner Zufall gewesen wäre, etwa wenn Prescott bei Third Down zufällig dem Dumpoff-Pass zu Elliott gewählt hätte. Was natürlich keinen Sinn macht, wenn er selbst davon ausgeht, dass Fourth Down nicht ausgespielt wird.

Auf das Field Goal statt auf ein bewusst einkalkuliertes Fourth Down zu gehen macht schlicht keinerlei Sinn - und um ehrlich zu sein sollte man darauf auch kommen, ohne dass man Analytics oder Win Probabilities nutzt. Mit dem Field Goal verkürzte Dallas von sieben auf vier Punkte; die Cowboys brauchten also immer noch einen defensiven Stop und einen Touchdown gegen die beste Defense der Liga, um das Spiel zu gewinnen.

Das Field Goal hatte an der Spielsituation kaum etwas geändert, abgesehen von der Tatsache, dass Dallas eine seiner wenigen Red-Zone-Gelegenheiten hatte verstreichen lassen.

Die Cowboys, als beste Third-Down-Offense der Liga in dieses Spiel gegangen, beendeten das Spiel 2/13 bei Third Down. Amari Cooper wurde von Stephon Gilmore aus dem Spiel genommen, das Special Team war dem der Pats klar unterlegen und die eigene Defense konnte in der Schlussphase das Run Game mehrfach nicht stoppen.

Doch nochmal: Wenn wir davon sprechen, dass dieses Cowboys-Team angesichts des verfügbaren Talents frustrierend ist - eine Aussage, die ich so unterschreiben würde -, dann müssen wir darauf schauen, in wie weit der Head Coach das Potenzial des Teams auch aufs Feld bringt. Und bei Dallas sehe ich diesen Punkt einfach nicht gegeben. Garretts Aussagen passen da wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge.

Ich glaube, dass in Dallas das passiert, was viele Cowboys-Fans schon lange fordern: Jason Garrett wird, sollte man nicht einen zum heutigen Zeitpunkt wirklich überraschenden tiefen Playoff-Run hinlegen, 2020 nicht mehr der Head Coach in Dallas sein.

Und es würde mich nicht wundern, wenn Jerry Jones alle finanziellen Hebel in Bewegung setzt, um einen sehr ernsthaften Versuch bei Lincoln Riley von dem Oklahoma Sooners zu starten.

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Dak vs. Wentz vs. Goff, Steelers, Broncos - eure Fragen

Johnny F.: Ist Dak tatsächlich der beste Quarterback seiner Klasse? Oder hat er einfach die besten Umstände?

Ich würde die Antwort mal auf Jared Goff (1 Overall im 2016er Draft), Carson Wentz (2), Jacoby Brissett (91) und eben Prescott (135) beschränken.

Wir sind jetzt im vierten Jahr dieser Quarterbacks, und so wirklich sicher bin ich mir nach wie vor nicht, was die genaue Einordnung für jeden einzelnen angeht. Nicht mal hinsichtlich eines Rankings, sondern auch mit übergreifenden Fragen: Wer kann eine Offense oder gar eine Franchise tragen? Wer ist ein Game Manager? Wer ein Game Manger "Plus"? Und wer nicht mehr als Durchschnitt?

Was wir aktuell definitiv sagen können, ist, dass Prescott die besten Umstände in puncto Qualität auf dem Feld hat. Wentz spielt aktuell ohne grob die Hälfte seiner Starting-Offense, Brissett hat einen wirklichen Elite-Skill-Position-Spieler in T.Y. Hilton, der dieses Jahr gefühlt kaum mal fit war, und Jared Goff hatte über weite Strecken der bisherigen Saison eine der schlechtesten Offensive Lines der Liga vor sich.

Gleichzeitig könnte man bei Prescott argumentieren, dass er nicht selten einen der schlechtesten In-Game-Coaches der Liga in Jason Garrett hatte. Was sagt uns das alles? Vielleicht einfach, dass beide Punkte zutreffen.

Goff hatte letztes Jahr über weite Strecken eine sehr gute Saison unter nahezu perfekten Umständen. Wir haben Carson Wentz 2017 auf einem Level gesehen, das ihn zumindest in die MVP-Konversation gebracht hat, und dieses Jahr ist Prescott ohne Frage der Beste aus dieser Gruppe.

Meine aktuelles Zwischenfazit sieht so aus: Prescott hat die höchste Base-Line. Wentz hat potenziell die höchste Ceiling. Goff bringt als Passer physisch alles mit und Brissett zeigt gute Ansätze was Decision-Making angeht.

Brissett sehe ich in der Gruppe am ehesten als Game Manager, um den man ein Stück weit auch herum coachen muss. Goff ist für mich in einer ähnlichen Kategorie wie Andy Dalton, also sehr abhängig von den Umständen. Wentz ist inkonstant, das Potenzial für mehr ist da. Und Dak? Dak wäre aktuell meine Wahl, wenn ich mich für einen der vier entscheiden müsste. Für mich ist er Stand heute der beste Quarterback seiner Klasse; mit dem Zusatz, dass hier sicher über die nächsten Jahre noch Bewegung reinkommen kann.

Aber Prescott auch individuell betrachtet hat einfach nochmal einen merklichen Schritt nach vorne gemacht, ist konstant und schnell in seinen Reads und zeigt dieses Jahr, dass er in einem Kurzpass- genau wie in einer vertikaleren Offense, innerhalb und außerhalb der Pocket spielen kann. Für mich für den Moment der kompletteste Quarterback der Gruppe.

Philipp Ziser: Was kann Duck Hodges, wie können die Steelers schnell eine Offensive um ihn herum aufziehen? Week 15 gegen die Bills könnte im Optimalfall das K.o.-Spiel für die Playoffs werden und in Week 17 hoffentlich gegen die Backups der Ravens. Wie siehst du die Chancen?

Wir haben natürlich bisher nur eine minimale NFL Sample Size von Hodges, deshalb hatte ich mich mit seiner College-Karriere beschäftigt - wo es ja deutlich mehr zu beurteilen gibt. Vier Jahre FCS-Football, über 14.000 Passing-Yards, drei Mal Offensive Player des Jahres in seiner Conference.

Auch wenn sein Weg - als Undrafted Rookie entlassen und schließlich über das Practice Squad infolge der Roethlisberger-Verletzung zurück in den Kader - nicht gerade auf Rosen gebettet war: ich kann verstehen, warum die Steelers Hodges als guten Fit für ihre Offense sahen.

Hodges' Spiel kommt über Accuracy und über einen schnellen Release. Wenn man sich anschaut, wie die Steelers-Offense aus schematischer Sicht auftreten will, dann passt das eigentlich gar nicht so schlecht: Pittsburgh hatte sich zuletzt bereits mit Roethlisberger verstärkt in eine Spread-Offense mit ausgeprägtem Kurzpassspiel verwandelt, mit Mason Rudolph wurde das zum Teil noch extremer.

Ich will gar nicht mal nahelegen, dass das mit Hodges zwangsläufig besser wird. Aber: Diese Art eher horizontale Offense passt zu Hodges' Qualitäten - und das was Mason Rudolph über weite Strecken als Starter gezeigt hat, das war unter dem Strich einer der schlechtesten Starting-Quarterbacks in der NFL. Ich weiß nicht, ob Hodges besser sein wird, aber die Steelers mussten hier etwas versuchen.

Der Huub: Wer holt sich die Krone der NFC?

Das direkte Duell zwischen San Francisco und New Orleans in zwei Wochen könnte hier sehr gut entscheiden. Ich hab mich am Ende knapp für New Orleans entschieden, aber einfach weil der Spielplan (in Atlanta, 49ers, Colts, in Tennessee, in Carolina) so viel leichter ist als der für San Francisco (in Baltimore, in New Orleans, Atlanta, Rams, in Seattle). Im Vakuum sehe ich New Orleans derzeit schlechter als die beiden NFC-West-Schwergewichte.

Die Seahawks (Vikings, bei den Rams, in Carolina, Arizona, San Francisco) wären meine Wahl dahinter, wobei ich Seattle mit einer Bilanz von 9-2 aktuell ein wenig schwächer sehe als die Bilanz es vermuten lässt. Aber das kann man fraglos auch über die 49ers und Saints sagen.

Gleichzeitig würde es mich nicht schocken, wenn Seattle alle ausstehenden Spiele gewinnen würde - auch das ist den Seahawks zuzutrauen, der Spielplan ist nicht schlecht, man hat bereits einen Tie-Breaker gegen die 49ers und mit Wilson und der Passing-Offense hat man in jedem Spiel eine Chance. Als Außenseiter sehe ich Seattle in keinem der ausstehenden Spiele.

Bold (zumindest ein wenig) Prediction: Die Saints holen - unter der Voraussetzung, dass die Knöchelverletzung von Terron Armstead nicht allzu schlimm ist - den Nummer-1-Seed und die Seahawks fangen San Francisco noch für den Division-Sieg ab.

Jonas: Kannst du mir als Broncos-Fan irgendwie Mut machen?

Ich sehe schon einige Bausteine in Denver, um die herum man etwas Neues entstehen lassen kann. Die Interior Offensive Line mit McGovern, Leary und Risner spielt eine solide Saison - McGovern ist noch relativ frisch auf der Center-Position und Risner ein Rookie, hier ist also auch noch Wachstum durchaus zu erwarten.

Courtland Sutton hat derweil den Schritt zum Nummer-1-Receiver hingelegt und auch wenn er eine - auf der Position schon fast normale - schwierige Rookie-Saison hat: Noah Fant könnte in diesem Offense-Scheme über die nächsten Jahre ein Star werden.

Dann gibt's natürlich das Pass-Rush-Duo, welches das Herz der Defense bleiben sollte; und noch wissen wir ja gar nicht, was Drew Lock eigentlich ist. Das Potenzial war vor dem Draft definitiv zu sehen, ich sah in Lock an dem Spot, an dem Denver ihn gedraftet hat, auch einen guten Value-Pick.

Im Endeffekt ist der Quarterback natürlich alles, und ich vermute auch weiterhin, dass wir jetzt den QB-Wechsel sehen - das war mit Blick auf den Spielplan immer ein guter Spot, mit den Pass-Defenses der Chargers, Texans, Chiefs, Lions und Raiders bis Saisonende vor der Brust. Dass Brandon Allen jetzt in Buffalo baden gegangen ist, macht diese Entscheidung noch etwas einfacher.

Vic Fangio hat zwar erklärt, dass er auch Nachteile darin sieht, einen jungen Quarterback für ein paar Spiele rein zu werfen. Gleichzeitig sollte Denver in meinen Augen trotzdem ein erstes Gefühl dafür bekommen, wie Lock sich im Ernstfall präsentiert. Es gibt wie gesagt einige vielversprechende junge Bausteine. Meine größte Sorge, neben der QB-Position, ist die Frage danach, ob John Elway ein langfristig erfolgreiches Team zusammenstellen kann.

Stefan: Wer sind deine Favoriten für den Defensive Player of the Year? Wird es wieder ein Pass-Rusher, oder hat mit Stephon Gilmore (der gestern wieder groß aufspielte) vielleicht ein Cornerback die Nase vorn?

Bei der Frage generell gehe ich auch hin und her. Der Punkt letztlich ist, dass es keinen klaren Favoriten gibt. Aaron Donald ist mal wieder vorne mit dabei, man kann hier Namen wie T.J. Watt, Nick Bosa, Jamal Adams oder Danielle Hunter in den Raum werfen, und für jeden dieser Kandidaten gäbe es gute (Gegen-)Argumente. Wenn ich eine Favoriten-Liste erstellen müsste, wären das vermutlich die Namen, die ganz oben stehen.

In diese Konversation gehört Gilmore auf jeden Fall mit rein. Man kann und muss bei den Patriots auch viel über die Linebacker sprechen, doch wenn ich einen individuellen Faktor raussuchen würde, um diese Defense zu erklären, dann wäre es vermutlich Gilmore. Die Patriots wollen viel Man Coverage spielen, um in der Front diese immense Flexibilität zu haben - dafür braucht es natürlich einen echten Nummer-1-Corner.

Gilmore kann gegnerische Nummer-1-Receiver aus dem Spiel nehmen, wie gerade bei Amari Cooper wieder zu beobachten war, und das gibt New England auch in der Secondary immense Freiheiten. So können die Safeties etwa anderweitig eingesetzt werden und müssen Gilmore nicht helfen, ganz zu schweigen natürlich davon, dass der Pass-Rush mehr Zeit bekommt.

Wie gesagt, für mich gibt es keinen klaren Favoriten. Aber in der besten Defense der Liga dieses Jahr - und das sind die Pats für mich weiterhin - ist Gilmore am ehesten der Spieler, den ich als entscheidendes Puzzleteil einordnen würde.

Ste Sta und One PriDE: Ist Matt Patricia auf dem Hot Seat? Quo vadis, Detroit Lions?

Er muss es eigentlich sein! Und trotzdem - wir hatten eine ähnliche Frage vor zwei Wochen in der Kolumne, und mein Fazit damals ging in diese Richtung: Ich vermute, dass Detroit den eingeschlagenen "Patriots-Weg" mit Patricia und mit Bob Quinn nicht so schnell verwerfen und deshalb auch an beiden vorerst festhalten wird. Sofern natürlich die zweite Saisonhälfte nicht zum kompletten Desaster wird.

Jetzt müsste man die Frage stellen, wie sich ein "komplettes Desaster" definieren ließe und muss natürlich erwähnen, dass alles anders bewertet wird, wenn man seinen Starting-Quarterback verletzungsbedingt verliert. Insbesondere, wenn dieser Quarterback, so wie Stafford dieses Jahr, eine Top-8-Saison spielt.

Die Wahrheit ist aber einfach, dass diese Saison aus defensiver Sicht eine massive Enttäuschung ist und schon die vergangene Saison war, insgesamt betrachtet, ein Rückschritt. Ein neuer Coach darf und soll Zeit bekommen, aber wo ist die Entwicklung? Wo sind die Fortschritte? Welche Argumente nach bald zwei Jahren unter Patricia gibt es genau für ihn?

Ich sehe sie nicht, und deshalb ja: Patricia muss auf dem Hot Seat sein. Ich vermute nur, dass Detroit ihm noch mehr Zeit geben wird.