Bei Washington wurde bereits Stunden vor Spielbeginn bekannt, dass Quarterback Alex Smith verletzungsbedingt nicht würde spielen können. Taylor Heinicke bekam somit seinen ersten NFL-Start und brauchte erstmal ein bisschen, um ins Spiel zu finden.
Sein Gegenüber, Superstar Tom Brady, startete da schon schneller. Nachdem die ersten zwei Bucs-Drives noch mit einem Field Goal und einem Punt geendet waren, drehten die Bucs nach einer Interception gegen Heinicke auf. Brady fand zunächst Wide Receiver Antonio Brown nach Play Action für einen 36-Yard-Touchdown-Pass. Im folgenden Drive dann warf er einen 27-Yard-TD-Pass auf Chris Godwin.
Zwischen diesen Scores allerdings fand auch Washington den Weg aufs Scoreboard: J.D. McKissic lief aus 2 Yards in die Endzone - es war sein erster Run des Spiels. Bis zur Pause legte Kicker Ryan Succop noch ein weiteres Field Goal für die Gäste nach. Pausenstand: 18:7 Bucs.
In der zweiten Hälfe hatte Tampa Bay dann zunächst einen Durchhänger und tat sich schwer. Washington wiederum verkürzte mit seinem ersten Drive durch ein Field Goal von Dustin Hopkins aus 36 Yards auf 8 Punkte Rückstand. Zwei brotlose Angriffsserien später verlor dann Rookie-Running-Back Ke'Shawn Vaughn einen Fumble hinter der Mittellinie.
Heinicke bringt Washington mit Touchdown wiederum heran
Das Football Team nahm diese Vorlage auf und marschierte Richtung Endzone. Letztlich vollendete dann der QB selbst mit einem improvisierten 8-Yard-Touchdown-Lauf bei zusammenbrechender Pocket. Die folgende Two-Point Conversion allerdings schlug fehl, sodass es bei einem 16:18-Rückstand blieb.
Jenen bauten die Bucs direkt im Gegenzug durch ein weiteres Succop-Field-Goal aber auch schon wieder aus und zwangen die Hausherren in der Folge direkt zum nächsten Punt. Zwei längere Pässe auf Mike Evans und ein 17-Yard-Run von Leonard Fournette später war es dann Letzterer, der mit einem 3-Yard-Touchdown-Lauf die Führung auf zwei Scores ausbaute. 28:16 knapp neun Minuten vor Schluss. Washington blieb also genügend Zeit, zurückzuschlagen. Und so kam es auch!
Nachdem Heinicke kurz behandelt werden musste, kam er in guter Verfassung zurück und brachte sein Team mithilfe seiner Wide Receiver Terry McLaurin und Steven Sims wieder heran. Ein 11-Yard-Touchdown-Pass über alle zu Sims auf einer Corner-Route brachte das Football Team wieder bis auf 5 Punkte heran.
In der Folge nahmen die Gäste rund zwei Minuten von der Uhr, wurden jedoch zu einem weiteren Field Goal gezwungen. Succop traf aus 37 Yards und stellte damit 2:49 Minuten vor dem Ende wieder eine 8-Punkte-Führung her. Washington hatte zu dem Zeitpunkt keine Timeouts mehr. Den Schluppunkt setzte Tampa Bay dann mit einem Turnover on Downs.
Die Bucs erreichten damit nicht nur die Divisional Round, es war zugleich ihr erster Playoff-Sieg seit Super Bowl XXXVII.
NFL Playoffs: Wildcard Round
Washington Football Team (7-9, #4) - Tampa Bay Buccaneers (11-5, #5)
Ergebnis: 23:31 (0:9, 7:9, 9:0, 7:13) BOXSCORE
Football Team vs. Buccaneers - die wichtigsten Statistiken
Brady warf schon vor der Pause für mehr als 200 Yards und 2 Touchdowns. Das gelang keinem Spieler in den Playoffs seit Brady selbst 2017 gegen die Titans. Insgesamt gelang ihm dies nun schon im dritten Spiel in Serie in dieser Saison.
Bradys 36-Yard-Touchdown-Pass auf Brown war sein längster Playoff-Touchdown-Pass seit 2011 in der Divisional Round gegen die Broncos. Damals fing Deion Branch einen 61-Yard-TD. Zudem war es Bradys erst zweiter Touchdown-Pass über wenigstens 30 Yards überhaupt in einem Playoff-Auswärtsspiel. Zuvor gelang ihm dies nur im AFC Championship 2004 in Pittsburgh - auch damals war Branch der Receiver.
Darüber hinaus ist Brady nun der älteste Spieler, der einen Touchdown-Pass in den Playoffs geworfen hat (43 Jahre, 159 Tage). Er überholte damit George Blanda aus dem AFC Championship Game 1970 (43 Jahre, 108 Tage).
Der Star des Spiels: Tom Brady (Buccaneers)
Der GOAT zeigte sich in herausragender Verfassung. In seinem ersten Wildcard-Auswärtsspiel überhaupt ließ er sich nicht von den exotischen Coverages des Gegners aus der Ruhe bringen und brachte immer wieder vor allem tiefe Pässe zur rechten Zeit an. Dadurch, dass er immer wieder schnell den Ball los wurde, entging er über weite Teile des Spiels auch dem Druck der starken Front Washingtons und half damit auch seiner O-Line.
Der Flop des Spiels: Washingtons Secondary
Die Defensive Line tat alles, was möglich war (3 Sacks, 7 QB-Hits), doch wurde sie von der Secondary meist im Stich gelassen. Da die Coverage trotz Disguises oft löchrig war, blieb der Front kaum Zeit, um größeren Schaden anzurichten. Speziell bei den Touchdowns und Deep Balls von Brady wurde immer wieder deutlich, dass die Defensive Backs große Mühe hatten, mit den Receivern mitzuhalten, teilweise auch, weil die Zuordnung nicht passte.
Analyse: Football Team vs. Buccaneers - die Taktiktafel
Will man etwas an der Offensivleistung der Gäste aussetzen, dann mal wieder das Play-Calling bei Early Downs. Nachdem die Bucs in den vergangenen paar Wochen endlich von sturen Runs abgewichen waren, liefen sie nun wieder sehr häufig bei 1st Down. Das sorgte zumeist für längere 2nd und 3rd Downs, was Brady im Pass dann wieder wettmachen musste. Unnötig war es dennoch, zumal Washington in späten Downs gerne blitzte und damit den Druck auf Brady merklich erhöhte.
Die Bucs hatten vor allem dann Erfolg, wenn sie auf Play Action setzten. Dann nämlich ergaben sich zumeist Räume für Deep Balls wie bei den Touchdowns von Brown und Godwin. Sie profitierten jedoch auch von der Coverage, die in diesen Szenen nie wirklich stabil wirkte und Zuordnungsprobleme hatte.
Stichwort Coverage: Washington versuchte immer wieder, Brady mit disguised Coverages auszutricksen. Das gelang jedoch eher nicht. Stattdessen verkomplizierte man die Zuordnung für sich selbst. Beim Brown-Touchdown etwa war letztlich keiner für den Wide Receiver auf seiner Go-Route zuständig, da der Cornerback noch innen zog und Slot-Corner Jimmy Moreland, der dann rausrückte, zu spät in Tritt kam, um Brown noch einzuholen.
Washingtons größte Stärke, Edge Rusher Chase Young, hatten die Bucs gut im Griff. Das gelang ihnen auf mehrere Arten. Sie stellten Double-Teams gegen ihn auf, ließen Tight End Rob Gronkowski gegen ihn blocken oder stellten sicher, dass er immer wieder beim Rush gechippt wurde, sodass er keine freie Bahn zum Quarterback hatte. Außerdem war Brady darauf erpicht, den Ball so schnell wie möglich loszuwerden. Problematisch wurde es nur, wenn der QB den Ball dann doch mal länger gegen gute Coverage halten musste.