Es ist geschafft! Die Offseason ist fast vorbei, in wenigen Tagen eröffnen die Tampa Bay Buccaneers gegen die Dallas Cowboys die neue Saison. Pünktlich zum Saisonstart ordnet SPOX-Redakteur Adrian Franke die 32 Starting-Quarterbacks mit Blick auf die kommende Spielzeit ein.
Mit nicht einmal mehr einer Woche bis zum offiziellen Start der Regular Season sind auch mehrere Quarterback-Entscheidungen gefallen. In San Francisco und Chicago wird der Rookie vorerst warten müssen, während Jameis Winston in New Orleans und Teddy Bridgewater in Denver startet.
Das Ranking verändert sich dementsprechend im Vergleich zum Offseason-Quarterback-Ranking. Der prominenteste Name, der im Vergleich zu jenem Ranking fehlt, ist Deshaun Watson. Nach einem skurrilen Training Camp, gekrönt von erneuten Trade-Gerüchten, und der noch immer offenen Frage, warum die Liga Watson nicht viel früher auf die Exempt Liste setzte, scheint nur eine Sache klar: Für die Texans wird Watson in der kommenden Saison nicht spielen, Tyrod Taylor ist der Starter.
NFL Quarterback Ranking zum Saisonstart
NICHT GEWERTET: TREVOR LAWRENCE, JACKSONVILLE JAGUARS
Der Hype um Trevor Lawrence vor dem Draft war zumindest teilweise gerechtfertigt und einige Auftritte in der Preseason sollten nichts an der eigenen Meinung von Lawrence ändern. Umso weniger eine Preseason, in welcher die Jaguars-Offense extrem statisch und extrem rudimentär - selbst für Preseason-Verhältnisse - wirkte; bis zum letzten Spiel, als man gegen die Cowboys ein klein wenig mehr zeigte und Lawrence prompt sein mit Abstand bestes Spiel hatte. Die Hoffnung darf also durchaus sein, dass Urban Meyer für den Start der Regular Season deutlich mehr Ideen im Hinterkopf hat als das, was Jacksonville offensiv bisher gezeigt hat. Dabei war auffällig, dass Lawrence auch schematisch etwas in der Luft hing und in der Folge half es wenig, dass Lawrence teilweise noch zu langsam schaltete. Hielt den Ball mehrfach zu lange, war mitunter zu spät oder zu ungenau mit seinen Pässen. Das enorme Potenzial und insbesondere das enorme Armtalent deutete er aber auch mehrfach spektakulär an. Lawrence ist in meinen Augen zu talentiert, um in der NFL komplett zu floppen. Aber wie schnell er wirklich Fuß fasst, nachdem er bei Clemson eine in puncto Reads oftmals relativ simple Offense mit überlegenen Playmakern gespielt hat, wird auch davon abhängen, wie gut die Coaches in Jacksonville ihm schematisch helfen können.
NICHT GEWERTET: ZACH WILSON, NEW YORK JETS
Wenn bei Lawrence der Hype in der Preseason - ob berechtigt oder nicht - etwas abgeflacht ist, dann lässt sich bei Zach Wilson festhalten, dass seine Aktien in der Preseason eher gestiegen sind. Dass die Jets unter Mike LaFleur eine Variante der Shanahan-Offense spielen würden, kam wenig überraschend; umso erfreulicher war es, wie sicher Wilson in den Preseason-Game-Skripts bereits wirkte. Bediente auch die Mitte des Feldes, zeigte direkt eine gute Abstimmung mit Receiver Corey Davis und spielte ruhig und souverän innerhalb der Offense-Struktur. Wie viel davon bleibt, wenn die Defenses ab Woche 1 deutlich komplexer werden und das Spiel sich schneller anfühlt? Das wird eine der zentralen Fragen für Wilsons Rookie-Saison sein.
NICHT GEWERTET: MAC JONES, NEW ENGLAND PATRIOTS
Die überraschende Entlassung von Cam Newton war letztlich die Antwort im Quarterback-Duell der Patriots, welches Coach Bill Belichick noch am Dienstag nicht öffentlich auflösen wollte - 90 Minuten später war Newton weg. Ich kann mir schon gut vorstellen, dass Newtons jüngste bürokratische Probleme mit dem täglichen Corona-Test für Belichick eine Art Tie-Breaker waren - das Risiko, seinen Starting Quarterback plötzlich selbst ohne Infektion nicht zur Verfügung zu haben, ist bei einem nicht geimpften Spieler einfach groß. Meine Vermutung wäre dann aber eher gewesen, dass Jones eben startet - und Newton der Backup ist. Die Pats entschieden sich für den drastischen Schritt, und zumindest rein sportlich kann man absolut argumentieren, dass Jones starten sollte: Er war von allen Rookie-Quarterbacks in der Preseason der Beste, er wirft mit sehr konstanter Accuracy, liest das Feld bereits gut, bewegt sich gut in der Pocket, wirft Receiver "frei". Jones hat nicht das Ceiling, das Trey Lance oder Justin Fields haben - dafür bringt der Ex-Alabama-Quarterback bereits den deutlich höheren Floor mit. Er ist weiter in seiner Entwicklung, und auch deshalb ergibt es Sinn, ihn direkt spielen zu lassen.
29. SAM DARNOLD, CAROLINA PANTHERS
Sam Darnold wird von seinen neu gewonnenen Umständen profitieren, da habe ich keinen Zweifel. Ein besserer Play-Caller in Joe Brady - das war in der extrem kleinen Sample Size in der Preseason mit zahlreichen kurzen Completions, "sicheren" Pässen, Screens und dergleichen bereits zu sehen - ein exzellentes Waffenarsenal mit Moore, Anderson, McCaffrey und Rookie Terrace Marshall. Das sollte Darnolds Stats besser aussehen lassen, aber wenn wir davon sprechen, was ich von Darnolds Impact auf die Offense erwarte, bleibe ich skeptisch. Zunächst muss man sagen, dass die Offensive Line nicht besser ist als das, was Darnold bereits bei den Jets hatte. Und dann bleibt er selbst extrem inkonstant, sei es durch Druck, oder eben auch aus sauberer Pocket. Die physische Upside ist da, aber vor Darnolds vierter NFL-Saison muss man darauf hoffen, dass Brady derjenige ist, der aus dieser Upside einen konstanten Floor machen kann.
28. TYROD TAYLOR, HOUSTON TEXANS
Taylors Athletik gibt ihm eine gewisse Baseline, er hat zudem in seiner Karriere bereits gezeigt, dass er in einer Run-lastigen Offense als Game Manager funktionieren kann: Weil er wenige Fehler macht, und weil er hier und da ein First Down mit seinen Beinen erlaufen oder ein Big Play durch die Luft anbringen kann. Aber an diesem Punkt seiner Karriere ist das vermutlich auch das Maximum, das man erwarten sollte, während er gegen Druck spürbare Probleme bekommen kann. Taylor verlor vor drei Jahren in Cleveland und dann letztes Jahr in Los Angeles seinen Platz an einen Rookie-Quarterback. Die Texans haben keinen Erstrunden-Pick in der Hinterhand, aber falls die Saison früh den Bach runter geht, könnte Drittrunden-Rookie Davis Mills durchaus eine ausgedehnte Chance erhalten, um sich zu zeigen.
27. JALEN HURTS, PHILADELPHIA EAGLES
Hurts ist noch nah dran an der "Nicht bewertet"-Kategorie; gerade einmal 148 Pässe hat er bislang in der NFL geworfen. Niemand zweifelt daran, dass Hurts ein echter Faktor als Runner sein kann, auch das war in der kleinen Sample Size der vergangenen Saison zu sehen; hier lautet die Frage eher, inwieweit Coach Nick Sirianni dieses Potenzial auch in seine Offense einbaut. Aber auch dieser Aspekt wird letztlich nicht relevant sein, falls sich Hurts nicht dramatisch als Passer steigert: Als Rookie war er viel zu ungenau, klebte an seinen Reads, hielt den Ball, bediente die Mitte des Feldes nicht. Die kommende Saison ist ein Testlauf für Hurts, und mit dem Trade für Gardner Minshew haben die Eagles bereits ein mögliches Sicherheitsnetz geholt.
26. ANDY DALTON, CHICAGO BEARS
Ein Stück weit kann ich den Gedankenprozess bei den Bears schon nachvollziehen. Die Offensive Line sieht, wie man bereits im Vorfeld der Saison erwarten musste, extrem anfällig aus und Rookie Justin Fields hält den Ball nach wie vor zu häufig zu lange. Auch die Idee, Fields nicht in eine Situation zu bringen, wo er anfängt, "Geister zu sehen" - also Druck zu spüren, wo keiner ist -, halte ich hier für nicht allzu weit hergeholt. Das Problem ist eben, dass Dalton so wenig Upside bietet, dass es vermutlich schwierig sein wird, allzu lange an dem 33-Jährigen festzuhalten. Immerhin hat er letztes Jahr in Dallas hinter einer von Verletzungen zerstörten Line gezeigt, dass er den Ball schnell verteilen und die Playmaker in Szene setzen kann. Einen ähnlichen Effekt werden sich die Bears ebenfalls erhoffen.
25. JARED GOFF, DETROIT LIONS
Wer ist das Huhn, und wer ist das Ei, wenn wir auf die letzten Jahre der Zusammenarbeit zwischen Sean McVay und Jared Goff zurückblicken? Sicher, McVays Offense hatte enormen Anteil an dem großen Sprung, den Goff von 2016 bis 2018 machte. Doch dann stoppte der Fortschritt, und es ging eher wieder bergab. Goff war - und ist - offensichtlich zu limitiert, um konstant über das Scheme hinaus zu produzieren, aber fielen McVay wegen Goff keine schematischen Antworten ein? Oder ließ er sich in diese extreme Kurzpass-Variante seiner Offense drängen und fand generell keine Antworten? Zumindest werden wir in der kommenden Saison sehen, was Goff ohne McVay leisten kann. Meine Vermutung ist: Goff kann den Ball nach wie vor effektiv im Kurzpassspiel verteilen und hat einen guten Deep Ball gerade bei Play Action. Wenn er aber in Detroit Receiver "freiwerfen" muss, hält sich mein Optimismus in Grenzen.
24. CARSON WENTZ, INDIANAPOLIS COLTS
Bei Wentz wäre es genauso wenig fair, die Beinahe-MVP-Saison 2017 als Maßstab zu nehmen, wie es unfair wäre, die Horror-Saison letztes Jahr als Ausgangslage für die Prognose zu nutzen. Die Wahrheit bei Wentz liegt, davon bin ich überzeugt, in der Mitte, und mit dieser Erwartungshaltung sollte man aus Colts-Sicht da ran gehen: Wentz ist in meinen Augen deutlich näher an einem durchschnittlichen Quarterback als an der Top 10; er ist inkonstant in seiner Accuracy, sein Pocket-Verhalten ist überschaubar, seine Qualitäten bei Third Down sind nicht planbar. Dafür bringt er physisch jede Menge mit, kann Plays verlängern und kann den Ball tief werfen. Wentz ist kein schlechter Quarterback, auch wenn es letztes Jahr sehr stark danach aussah, und mit Frank Reich, mit einem Tapetenwechsel, hinter einer guten Offensive Line wird er sich wieder einigermaßen stabilisieren. Ich vermute nur, dass diese Stabilisierung ihn in Richtung Liga-Mittelfeld befördert; dort, wo Wentz sportlich mehr oder weniger den Großteil seiner NFL-Karriere verbracht hat.
23. DANIEL JONES, NEW YORK GIANTS
Alles in allem hat Jones letztes Jahr einige Fortschritte gezeigt, die Frage ist aber: Reichen diese Fortschritte? Wie viel mehr davon muss in der kommenden Saison kommen, damit die Giants ihm auch ein viertes Jahr, und potenziell die Fifth Year Option geben? Ein elementarer Ansatzpunkt muss sein Pocket-Verhalten sein, Jones hat nach wie vor ein viel zu schwaches Gefühl für Pressure und für den Pass-Rush, was zu einer absurden Zahl an Fumbles führt. Die Line ist nicht gut, aber Jones hilft seiner Protection eben auch kaum. Er ist athletisch, er kann vertikal attackieren, er hat eine gewisse Aggressivität in seinem Spiel. Jones hat vor seinem dritten Jahr noch Upside, aber ich sehe ein vergleichsweise überschaubares Ceiling - eher das eines Mid-Tier-Quarterbacks.
22. TEDDY BRIDGEWATER, DENVER BRONCOS
Aus rein spielerischer Sicht kann ich die Entscheidung von Broncos-Coach Vic Fangio durchaus nachvollziehen. Er ist ein defensiver Head Coach, mit der alles andere als unrealistischen Perspektive, eine Top-10-, vielleicht sogar eine Top-5-Defense in der kommenden Saison aufs Feld zu führen. in diesem Szenario ist es schon fast logisch, dass Fangio den konservativeren Game Manager mit dem geringeren Ceiling, dafür aber dem stabileren Floor bevorzugt - wenn die Alternative ein extrem inkonstanter Quarterback wie Drew Lock ist. Es ist mehr der gesamte Prozess dahinter, der einige Fragen bei Broncos-Fans aufkommen lassen muss, beispielsweise: Wenn Lock so ein Wackelkandidat ist, dass er potenziell nicht einmal in Woche 1 startet - hätte man dann nicht seinen Top-10-Pick eher in einen Quarterback investieren sollen? Mit Bridgewater bekommt man jetzt einen Quarterback, der sich gut durch die Pocket bewegt, der gut innerhalb der Struktur spielt, der den Ball gut verteilen kann - der aber eben wenig außerhalb der Struktur kreiert und vergleichsweise wenige Big Plays selbst verantwortet.
21. TUA TAGOVAILOA, MIAMI DOLPHINS
Auch wenn die Sample Size mit 326 Dropbacks (290 Pässe) vergleichsweise gering ist, lassen sich einige Dinge über Tua festhalten: Der Hawaiianer wird nie einen Elite-Arm haben und damit sonderlich viel außerhalb der Pocket kreieren. Er wird in seinen Reads deutlich schneller werden und seine Antizipation besser und konstanter abrufen müssen, um Defenses dennoch zu schlagen. Gleiches gilt für sein Pocket-Verhalten und generell für seinen Umgang mit Druck, und vereinzelt sah man das in der Preseason auch. Die spannende Frage lautet jetzt: Wie schnell kann sein gesamter Process im zweiten Jahr werden? Die Waffen sind da, die Line wird vermutlich aber erneut wacklig sein. Kann Tua trotzdem auch vertikal attackieren? Bekommt er ein besseres Gefühl und Timing gegen Pressure? Das Potenzial dafür ist da, aber merkliche Fortschritte müssen im zweiten Jahr kommen. Andernfalls ist absolut denkbar, dass die Dolphins sich nach einer Alternative umschauen.
20. JIMMY GAROPPOLO, SAN FRANCISCO 49ERS
Eine solide Starting-Option, der die Offense von Kyle Shanahan gut umsetzen kann und innerhalb der Parameter gut funktioniert. Mit einem schnellen Release, mit sicheren Pässen in der Bewegung beim Rollout. Aber die Limitierungen sind eben klar sichtbar: Garoppolo bekommt Probleme mit Druck, er hat ein klares Ceiling, und es ist nicht so, als wäre er der sichere Game Manager - Garoppolo hat nach wie vor Probleme damit, Linebacker richtig zu lesen und wirft zu häufig Bälle in die Underneath Coverage. Mit Garoppolo kommt man letztlich so weit, wie die restlichen Umstände in der Offense es zulassen. Nicht weniger, aber eben auch nicht mehr.
19. RYAN FITZPATRICK, WASHINGTON FOOTBALL TEAM
Hätten die Dolphins in der vergangenen Saison nicht Rookie Tua Tagovailoa testen wollen, vielleicht hätten wir erstmals eine Saison gesehen, in welcher Ryan Fitzpatrick sich im Laufe einer Saison kontinuierlich steigert und dann doch mal Playoff-Football spielen darf. Stattdessen musste der Routinier nach einem holprigen Start und dann deutlich aufsteigender Formkurve Platz machen - bietet Washington ihm diese Chance? Fitzpatrick ist ein in jeder Hinsicht furchtloser Quarterback, gegen Pressure, beim Anspielen von engen Fenstern; aber er ist eben auch inkonstant, sodass "Fitzmagic" und "Fitztragic" mitunter nah beieinander liegen. Diese Inkonstanz, die mittlerweile unterdurchschnittliche Armstärke, die Risikobereitschaft auch in falschen Momenten - all das macht Fitzpatrick genauso riskant wie gefährlich.
18. JAMEIS WINSTON, NEW ORLEANS SAINTS
Es dauerte doch eine Weile, ehe sich Sean Payton schließlich auf Jameis Winston als neuen Starter festgelegt hatte; doch der Unterschied zu Taysom Hill war letztlich zu deutlich. Insbesondere im zweiten Preseason-Spiel wurde das im direkten Vergleich überdeutlich, kurz zusammengefasst: Winston hat Würfe in seinem Arsenal, die Hill so nicht kann, und das eröffnet Payton ganz andere Möglichkeiten in den Designs seiner Passing-Offense. Und diese Chemie ist der spannendste Part hier, denn wir alle wissen, was für ein Quarterback Jameis Winston ist: Er wird Risiken eingehen, er wird vertikal attackieren; doch gelingt es Payton, gleichzeitig die Turnover-Quote runter zu schrauben? Winston wird hinter der besten Offensive Line seiner Karriere spielen, das sollte helfen. Für sich betrachtet ist er nach wie vor einer der gefährlicheren Deep Passer in der NFL, ein aggressiver Pocket-Passer, der das Risiko besser dosieren und in seinen Reads disziplinierter spielen muss.
17. BEN ROETHLISBERGER, PITTSBURGH STEELERS
Meine zentrale Frage vor der vielleicht letzten NFL-Saison von Ben Roethlisberger ist diese: Bekommt Pittsburgh noch ein Jahr von Big Ben, in welchem er eine Mischung aus dem Gunslinger früherer Tage sowie dem Kurzpass-Quarterback mit dem ultra-schnellen Release der jüngeren Vergangenheit sein kann? Die Offense aus dem Vorjahr bietet zu wenig Spielraum für Fehler, zumal Roethlisberger dann noch bei seiner Accuracy inkonstanter wurde. Ich denke immer noch, dass Big Ben eine High-Volume-Passing-Offense umsetzen kann, sofern die ihm mehr designte offene Completions gibt. Roethlisberger warf letztes Jahr immer noch elf Touchdown-Pässe bei Pässen über mindestens 20 Yards, war insgesamt aber deutlich ungenauer und inkonstanter als die Liga-Spitze in diesem Bereich. Big Ben ist für mich an diesem Punkt seiner Karriere die Kategorie "Game Manager Plus" und braucht dementsprechend mehr Hilfe vom Scheme und von den Spielern um ihn herum.
16. JOE BURROW, CINCINNATI BENGALS
Burrows Rookie-Saison war umso beeindruckender, wenn man bedenkt, unter welchen Umständen sie stattfand. Damit ist nicht nur die wacklige Offensive Line gemeint, die ihm das Leben zweifellos schwer machte, sondern auch eine in puncto Design und Kreativität überschaubare Offense, die ihm schematisch nur bedingt weiterhalf. Burrow hat seine Limitierungen, die auch Pre-Draft kein Geheimnis waren; allen voran die unterdurchschnittliche Armstärke. Er kann dennoch Plays kreieren, er geht bereits gut durch seine Reads und für einen jungen Quarterback ist er bereits sehr weit darin, die Mitte des Feldes zu scannen und korrekt zu lesen. Und er war bereits auffallend gut, wenn er mal eine saubere Pocket hatte. Burrow hat jetzt drei exzellente Wide Receiver, um sich als Elite-Ballverteiler weiter zu steigern. Ein zentraler Punkt dabei: Der Deep Ball muss besser werden.
15. DEREK CARR, LAS VEGAS RAIDERS
Wenn wir den Derek Carr der vergangenen Saison über die letzten Jahre häufiger gesehen hätten, wäre sein Ruf deutlich besser. Da war er nicht nur ein guter Deep Passer - diese Seite hatten wir von Carr in der Vergangenheit durchaus auch schon gesehen -, sondern zeigte diese Qualitäten auch häufiger. 1.043 Yards verzeichnete er laut PFF bei Pässen mit einer Target-Tiefe von mindestens 20 Yards, nur Aaron Rodgers, Tom Brady und Deshaun Watson hatten in der Regular Season mehr. Carr warf mehr Touchdown-Pässe im vertikalen Passspiel (10) als bei Pässen hinter der Line of Scrimmage und bis einer Target-Tiefe von 9 Yards zusammengerechnet (8). All das war unerwartet spektakulär, was aber auch die Folgefrage aufwirft: Inwieweit kann Carr das wiederholen? Er bleibt einer der wackligeren Quarterbacks gegen Druck, und ist stärker als andere Quarterbacks auf die Struktur der Offense und die Play-Designs angewiesen. Gruden hat aus Carr letztes Jahr einen Quarterback herausgekitzelt, der an der Top 10 kratzte. Ich habe nur Zweifel daran, dass sich das einfach so wiederholen lässt.
14. MATT RYAN, ATLANTA FALCONS
Ryan hat einen leichten Schritt zurück gemacht: Er kann nach wie vor eine explosive Passing-Offense umsetzen, aber im Vergleich zu früheren Jahren braucht er mehr Hilfe dabei. Das wurde letztes Jahr deutlich, als sein Spiel insgesamt etwas inkonstanter wurde, er mehr Fehler machte, und etwa gegen Pressure deutlich mehr wackelte als in den Jahren davor. Gleichzeitig aber ist er nach wie vor ein sehr guter Deep Passer und vor allem immer noch sehr effizient in der Mid-Range, mit Ryan ist das ganze Feld weiterhin geöffnet. Ich erwarte eine deutlich explosivere Falcons-Offense in der kommenden Saison unter Arthur Smith, und gehe davon aus, dass Ryan diese dementsprechend umsetzen kann.
13. BAKER MAYFIELD, CLEVELAND BROWNS
Cousins, Ryan und Mayfield sehe ich aktuell relativ nah beieinander. Auch Mayfield hat letztes Jahr gezeigt, wie gut er eine Outside Zone/Play Action Offense umsetzen kann, zusätzlich steigerte er sich im Laufe des Jahres im normalen Dropback Passing Game. Blieb aggressiv auch aus der Pocket, schraubte die Fehler im Vergleich zu 2019 deutlich runter, bewegte sich besser in der Pocket, warf den Ball gut aus der Bewegung, ging durch seine Reads. Mayfield wird ein spannender Kandidat für den nächsten Vertrag, nachdem Josh Allen aus seiner Draft-Klasse bereits abkassiert hat, und Lamar Jackson bald folgen dürfte. Mayfield sehe ich nicht auf dem Level der beiden, dahingehend, dass ich es ihm weniger zutraue, eine Offense über einen längeren Zeitraum gesehen signifikant zu tragen. Auch war er noch immer der wackligste Kandidat aus der Gruppe im Umgang mit Pressure. Aber die vergangene Saison hat gezeigt, dass Mayfield ein High-End-Game-Manager sein kann.
12. KIRK COUSINS, MINNESOTA VIKINGS
Kirk Cousins hat - und das ist in dem Fall ausdrücklich aufs Sportliche bezogen - ohne Frage seine Schwächen, und einige davon laden Memes geradezu ein. Die Primetime-Allergie etwa, oder seine Bilanz gegen Teams mit einer positiven Bilanz. Aber Teil der Wahrheit ist auch, dass Cousins nicht nur ein exzellenter Play-Action-Passer ist, sondern, dass er sich auch generell längst in der oberen Quarterback-Hälfte festgespielt hat. Er ist zumindest etwas konstanter gegen Pressure geworden, vor allem aber spielt er längst auf einem sehr guten Level auch im regulären Dropback Passing Game. Wir wissen an diesem Punkt relativ genau, was für ein Quarterback Kirk Cousins ist, und auch wenn er keine Offense alleine prägt, so ist er doch seit mittlerweile einer ganzen Weile ein mehr als passabler Starter.
11. JUSTIN HERBERT, LOS ANGELES CHARGERS
Das Potenzial mit Herbert ist riesig, daran besteht nach einer der unerwartet spektakuläreren Rookie-Quarterback-Saisons der letzten Jahre kein Zweifel. Insbesondere was er unter Druck und im vertikalen Passspiel zeigte, war ein Quantensprung im Vergleich zu seiner College-Karriere bei Oregon. Die große Frage lautet jetzt, inwieweit man bei diesen beiden tendenziell eher inkonstanten Qualitäten Herberts glänzende Rookie-Form konservieren kann - und ob die Tatsache, dass er hier so exzellent aufgespielt hat, ein Hinweis darauf ist, wie viel Potenzial in ihm in den deutlich "stabileren" Situationen schlummert. Zumindest sollte er häufiger eine saubere Pocket erhalten, und die neue Chargers-Offense wird mit hoher Wahrscheinlichkeit deutlich mehr Reads von ihm in der Mitte des Feldes verlangen. Herberts Ceiling ist immens, wenn er jetzt als "gewöhnlicher" Down-für-Down-Passer den nächsten Schritt macht, wird er in einem Jahr an der Top 10 kratzen. Mindestens.
10. KYLER MURRAY, ARIZONA CARDINALS
Was Murray als Runner kann, war in der vergangenen Saison eindrucksvoll zu sehen. Nur Lamar Jackson hatte unter allen Nicht-Running-Backs mehr Rushing-Yards als Murray (822), beide kamen auf 32 Runs über mindestens zehn Yards, nur Cam Newton hatte aus dieser Gruppe mehr Rushing-Touchdowns (12) als Murray (11). Murrays Explosivität und Quickness als Runner formten die Cardinals-Offense über die erste Saisonhälfte maßgeblich - bis eine anhaltende Verletzung ihm zunehmend zu schaffen machte. Das deckte auch einige schematische Schwachstellen auf, generell für Murray, um in die Spitzengruppe zu klettern, wird er als Passer nochmal einen klaren Schritt nach vorne machen müssen. Ein solcher war bereits letztes Jahr zu sehen, Murray ist einer der besten Deep Passer in der NFL. Aber er muss noch konstanter aus der Pocket werden, noch sicherer in der Mitte des Feldes, noch präziser Down für Down. Dann ist nach oben noch mehr möglich.
9. RYAN TANNEHILL, TENNESSEE TITANS
Inwieweit Ryan Tannehill sein hohes Level der letzten beiden Jahre aufrechterhalten kann, wenn er ohne Offensive Coordinator Arthur Smith auskommen muss, wird spannend zu beobachten sein. Aber man würde Tannehill nicht gerecht werden, wenn man seine bemerkenswerte Karriere-Renaissance in Tennessee ausschließlich auf das Scheme schieben würde. Auch wenn die Offense letztes Jahr deutlich weniger explosiv war, so war Tannehill immer noch extrem effizient bei Play Action, aber auch mehr als beachtlich gut ohne die Hilfe des angetäuschten Runs. 21 Touchdowns warf er ohne Play Action in der vergangenen Saison, nur sechs Quarterbacks hatten mehr. Und er hat sich als sicherer Ballverteiler im Kurzpassspiel über die Mitte entpuppt, zudem nutzten die Titans seine Athletik bei einzelnen Zone Reads, gerade in der Red Zone. Gut möglich, dass Tannehill ohne Arthur Smith einen Schritt zurück macht und eher ins obere Liga-Mittelfeld klettert, aber, dass das passiert, sehe ich längst nicht mehr so "sicher" wie ich es noch vor einem Jahr vermutet hätte.
8. MATT STAFFORD, LOS ANGELES RAMS
Im Kern sind es zwei Bereiche, in denen Stafford Ex-Rams-Quarterback Jared Goff klar übertrifft und weshalb die Rams dieses Upgrade teuer erkauften: Stafford kann auch gegen Pressure funktionieren - und er öffnet das vertikale Passspiel, welches den Rams zuletzt mit Goff immer häufiger fehlte. Staffords Arm erlaubt ihm auch schwierige Würfe aus unsauberer Plattform, auch dieses Element wird in manchen Situationen Drives retten. Die große Frage bei Stafford ist, und deshalb gehört er auch nicht in die oberste Gruppe: Kann er das konstant abrufen? Oder sehen wir eine weitere Saison von ihm, in der er einige Spiele auf absolutem Elite-Level abliefert, dann aber auch wieder einige schwache Spiele einstreut?
7. DAK PRESCOTT, DALLAS COWBOYS
Prescott hat sich 2019 in der Top 10 festgespielt, und das setzte sich bis zu seiner Verletzung in der vergangenen Saison fort. Prescott kann außerhalb der Struktur kreieren, ist aber vor allem ein sehr guter Passer aus der Pocket, mit seinen Pre-Snap-Reads, mit seinem Spielverständnis, mit konstanten Mechanics. Aus einer sauberen Pocket ein sehr konstanter Quarterback, der eben auch vereinzelt selbst Plays machen kann. Aus Cowboys-Sicht bleibt jetzt zu hoffen, dass Prescotts Schulterverletzung, welche ihn über weite Teile der Saisonvorbereitung beeinträchtigt hat, wie von den Cowboys vermeldet tatsächlich kein Problem für die Regular Season sein wird.
6. LAMAR JACKSON, BALTIMORE RAVENS
Lamar Jackson wird nie der konstant akkurateste Passer in der NFL werden, aber das muss er auch nicht. Er ist ein sehr guter Deep Passer, gefährlich auch in der Mid-Range gerade im Zentrum mit Tight End Mark Andrews, und seine einzigartigen Qualitäten öffnen Räume im Run Game, aber eben auch im Passspiel. Er ist einer der individuell explosivsten Playmaker in der NFL, er war der einzige Nicht-Running-Back, der letztes Jahr mehr als 1.000 Rushing-Yards verzeichnete und laut PFF mehr als 20 verpasste Tackles forcierte. Kein anderer Spieler dieser Liste kam auf über 20, Jackson hatte 34. Im Gesamtpaket ist er einer der Elite-Playmaker in der NFL, und auch wenn er kein Elite-Passer ist, gehört er klar in die Quarterback-Spitzengruppe.
5. RUSSELL WILSON, SEATTLE SEAHAWKS
Wilson gehört für mich unbestreitbar in die Quarterback-Elite. Würde man aber ein Argument aufbauen wollen, warum dem nicht so ist, dann würde ich es so formulieren: Wilsons absolut beste Momente, die High-End-Highlights, sind extrem instabil. Bei Wilson sind das dann Big Plays spät im Down, Shots unter Druck außerhalb der Pocket, und dergleichen. Und wenn das gutgeht, ist es spektakulär und Wilson ist mit Fug und Recht in jeder MVP-Debatte, so wie es nach dem ersten Drittel der vergangenen Saison war. Aber irgendwann werden aus diesen Plays Turnover, oder Wilson macht anderweitige Fehler, wie es letztes Jahr in der zweiten Saisonhälfte häufiger zu sehen war - und dann fehlte der Offense häufig die Baseline, auf die sie, und damit Wilson, zurückfallen konnte. Die spannende Frage wird sein, ob Shane Waldron mit seiner Variante der McVay-Offense diese Basis bereiten kann. Wilson innerhalb der Struktur nochmal kontant besser zu machen, wäre der Schritt, der zur Rodgers und Mahomes fehlt. Aber als einer der besten Deep-Passer der Liga, einer der besten Impro-Passer und einer der gefährlichsten Quarterbacks außerhalb der Pocket gehört er in die Elite.
4. TOM BRADY, TAMPA BAY BUCCANEERS
Nach der Bye Week war spürbar ein Schalter umgelegt, und mehrere Dinge waren dann zu beobachten. Die Buccaneers bauten mehr kurze Crosser ein, während Brady sich gleichzeitig in den vertikalen Konzepten und in der Abstimmung mit seinen Receivern immer besser zurechtfand. Das Resultat war eine kaum zu stoppende Passing-Maschine, und nicht nur wenn wir die jüngsten Eindrücke aus der Preseason - mit aller gebührenden Vorsicht - mit berücksichtigen, erwarte ich, dass das in Tampa so weitergeht. Bradys Arm zeigt keine Schwächen, und er verknüpft die Aggressivität in Arians' Offense mit seinem eigenen Stil und seiner eigenen Pre-Snap-Intelligenz. Bis sich irgendwann doch das Alter bemerkbar macht, gehört Brady in die Quarterback-Spitzengruppe.
3. JOSH ALLEN, BUFFALO BILLS
Auch bei Josh Allen lohnte sich ein Blick in den kurzen Preseason-Auftritt: Allen präsentierte sich schon wieder in bestechender Form, während die Bills die Partie ganz entspannt mit 16 aufeinanderfolgenden Pässen angingen. Natürlich war der Sprung bei Allen von 2019 auf 2020 enorm, insbesondere in Bereichen, die selten an diesem Punkt der Karriere noch derart transformiert werden können. Was die Accuracy angeht etwa, auch sein Deep Ball wurde viel besser. Allen hat gezeigt, dass er eine High-Volume-Passing-Offense dirigieren und auf einem Elite-Level umsetzen kann, während er gleichzeitig mit seinem Arm und seiner Athletik nach wie vor Offense kreieren kann. Ich würde ein klein wenig auf die Bremse treten, dahingehend, dass Allen nicht nur die Fehler noch weiter runterschrauben, sondern vor allem zeigen muss, dass er die von ihm selbst im Vorjahr hoch gehängte Latte auch weiter erreichen kann. Aber in die Top-8-Spitzengruppe gehört er für mich auch in der Prognose für 2021 ganz klar.
2. AARON RODGERS, GREEN BAY PACKERS
Ob es jetzt der oft zitierte "Last Dance" ist oder nicht: Das Titelfenster für die Green Bay Packers bleibt offen, solange Aaron Rodgers in Green Bay und auf dem Level der vergangenen Saison spielt. Dabei war vor allem auffällig, wie gut Rodgers und Coach Matt LaFleur harmonierten: LaFleur gab Rodgers Plays außerhalb der Pocket innerhalb seiner Struktur, was es Rodgers erlaubte, vertikal nach außen zu attackieren und weniger über die Mitte zu spielen - ein Trend, den man bei Rodgers bereits zuvor erkennen konnte. Rodgers warf absurde 21 Touchdown-Pässe bei Play Action in der vergangenen Saison, ohne eine einzige Interception. Er "funktionierte" also innerhalb der Struktur, und packte dann seine Qualitäten bei improvisierten Plays und außerhalb des Designs obendrauf. Das Resultat war eine verdiente MVP-Saison.
1. PATRICK MAHOMES, KANSAS CITY CHIEFS
Er ist und bleibt der Nummer-1-Playmaker in der NFL. Mahomes ist so gut bei den einzelnen Highlight-Plays und den spektakulären Würfen aus vermeintlich unmöglichem Winkel oder extrem schwieriger Plattform, dass fast ein wenig untergeht, wie gut er eigentlich die restlichen grob geschätzt 95 Prozent der Snaps ist. Accuracy, Reads, das Erkennen von Blitzern und Rushern, sein Timing - Mahomes ist nicht nur ein brandgefährlicher Playmaker, er ist ein herausragender Quarterback. Einzig seine Tendenz, gelegentlich aus der Pocket zu driften ist ein legitimer und größerer Kritikpunkt. Es wird spannend sein zu sehen, ob er das mit einer besseren Offensive Line vor sich zurückschraubt.