NFL - Super Bowl LVI: Bengals-Receiver Ja'Marr Chase - Ein Rookie für die Geschichtsbücher

Marcus Blumberg
12. Februar 202209:08
Ja'Marr Chase legte eine historisch gute Rookie-Saison hin-imago images
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Die Cincinnati Bengals stehen im Super Bowl - und Rookie-Wide-Receiver Ja'Marr Chase ist einer der Hauptgründe dafür. Doch wo kommt das blinde Verständnis mit Quarterback Joe Burrow her? Und warum ist er so beliebt bei seinen Kollegen?

Wer nach Schlüssel-Plays der Cincinnati Bengals in dieser Saison auf dem Weg zu Super Bowl LVI gegen die Los Angeles Rams sucht, kommt am Namen Ja'Marr Chase nicht vorbei. Immer und immer wieder waren es Pässe von Quarterback Joe Burrow zum Rookie-Receiver, die Drives am Leben hielten, das Momentum durch Touchdowns zum Kippen brachten oder entscheidende Field Goals vorbereiteten.

Das zieht sich wie ein roter Faden durch die ganze Saison.

Und diese Entwicklung kam keineswegs aus dem Nichts. Mittlerweile dürfte allen bekannt sein, dass Chase und Burrow Teamkollegen im College bei LSU waren und schon damals herausragende Leistungen gezeigt hatten. Speziell in ihrer letzten gemeinsamen Saison bei den Tigers, als beide zahlreiche Rekorde aufstellten und sich am Ende gar zum National Champion krönten.

Doch das ist eben nur das, was alle gesehen haben. Der Grund für das blinde Verständnis ist vielmehr in der akribischen Arbeit drumherum begründet.

Schon 2018, als beide nach Baton Rouge gekommen waren - Chase als True Freshman, Burrow als Graduate Transfer von Ohio State -, funkten sie auf einer Wellenlänge und arbeiteten stetig an ihrer Connection auf dem Platz.

Es ist überliefert, dass sie auch außerhalb des Trainings und über die Sommer hinweg tausende von Pässe trainierten. Noch heute tauschen sich beide permanent über Routes aus - wie soll Chase sie laufen? Wo genau soll Burrow, der die NFL in seinem zweiten Jahr mit einer Passquote von 70,4 Prozent anführte, den Ball hinwerfen?

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All das führte zu einer Rookie-Receiver-Saison für die Geschichtsbücher. Chase brachte es auf 81 Receptions für 1455 Yards und 13 Touchdowns in der Regular Season. Seine bislang 279 Receiving Yards (20 REC, TD) in der Postseason sind schon jetzt Rookie-Rekord in den Playoffs. Erste Früchte trug die Saison in Form von zwei Awards - Offensive Rookie of the Year und Comeback Player of the Year.

Ja'Marr Chase: Gala-Vorstellung gegen Chiefs in Woche 17

Seine bis hierhin beeindruckendste Vorstellung lieferte Chase allerdings gegen die Chiefs in Woche 17 ab, als er deren Secondary komplett zerstörte und 3 Touchdowns und 266 Yards auflegte. Das Schlüssel-Play beim 34:31-Comeback-Sieg der Bengals, der ihnen den AFC-North-Titel bescherte? Ein 72-Yard-Touchdown-Catch-and-Run von Chase, der sein Team beim Stand von 0:14 überhaupt erst aufs Scoreboard und ins Rollen brachte.

Burrow erklärte, was Chase besonders ausmache: "Er weiß genau, wo der Ball sein wird basierend darauf, welchen Look der Cornerback präsentiert."

Wer Chase - und Burrow - heute sieht, wird verwundert auf die Situation im Vorfeld des vergangenen Drafts zurückblicken. Damals herrschten unter Experten, Beobachtern und Fans große Diskussion, was genau die Bengals denn mit ihrem damaligen fünften Pick im Draft anfangen sollten.

Chase war eine beliebte Wahl, doch musste man nicht eigentlich die Offensive Line für Burrow, der sich gerade noch von seinem Kreuzbandriss zurück arbeitete, verstärken? Offensive Tackle Penei Sewell von Oregon war auf dem Silbertablett zu haben. Doch bei den Bengals selbst war man sich offenbar schnell einig, dass nur Chase die Wahl sein konnte. Sewell ging schließlich an 7 zu den Lions.

Bengals-Coach Taylor erklärt die Entscheidung für Chase

Das klar formulierte Ziel der Bengals war es, explosiver zu werden in der Offense. Und in Chase sah man genau den Spieler, der das ermöglichen würde.

"Du kannst den Ball schneller werfen, denn deine Jungs können ihre Duelle schneller gewinnen, denn nun haben wir diese Playmaker, die diese Plays machen können", erläuterte Taylor die damalige Entscheidung. "Das hat es uns ermöglicht, explosiver zu sein, mehr Punkte zu erzielen und damit mehr Druck auf die gegnerische Defense auszuüben. Und ultimativ hat uns das erlaubt, in den Super Bowl einzuziehen."

Chase war es letztlich auch, der das Field Goal zum Sieg gegen die Tennessee Titans - gegen Double Coverage - ermöglichte. Und zwar mit großer Spielintelligenz und überlegener Technik.

Er schüttelte den Cornerback bereits an der Line ab und lief dann Richtung Mitte bis der Safety dahinter startete, rückwärts zu laufen. Daraufhin setzte Chase einen Cut und war plötzlich Richtung Seitenlinie unterwegs und völlig offen. "Und Joe hat währenddessen ins offene Fenster geworfen", ergänzte Chase.

Joe Burrow: "Ja'Marr wird schon irgendwo da vorne sein"

Chase, der die Bengals schon als Rookie in Receptions und Receiving Yards anführte, hat allerdings auch das große Vertrauen seines Quarterbacks. Burrow beschrieb es wie folgt: "Jeder kennt ja dieses Meme. 'Sch... drauf! Ja'Marr wird schon irgendwo da vorne sein.' Ich werfe den Ball einfach hoch zu ihm und er wird das Play machen."

Eine Einstellung, die bereits zu LSU-Tagen vorherrschte. Steve Ensminger, von 2018 bis 2020 Offensive Coordinator und QB Coach der Tigers, sagte seinerzeit über Risiko-Bälle auf Chase: "Die Jungs in der Offense lachten über diese 50-50-Bälle. Sie sagten: 'Hey, in diesem Team mit Ja'Marr und Joe sind das 80-20-Bälle."

Dass diese Connection so erfolgreich ist, liegt laut Bengals-OC Brian Callahan aber nicht nur am langjährigen gemeinsamen Training von Burrow und Chase. Vielmehr hätten die beiden "solch ein großartiges Gespür für einander", weil sie "so einfach miteinander kommunizieren". Gemeint ist damit, dass sie nicht viel rumreden, sondern klare Ansagen machen. Chase macht klar, wo er den Ball hinhaben wolle, Burrow, wie die Route am besten aussehen solle.

Wie das in der Praxis aussieht, erklärte Chase nach einem seiner zwei Touchdowns gegen die Steelers in Woche 3, nachdem er das Play gewissermaßen im Huddle angesagt hatte: "Ich habe Joe einfach gesagt, was ich vom Cornerback gesehen habe, was ich vom Cornerback als nächstes erwartet habe und was er in der Situation machen sollte. Ich habe einfach ein paar Gedanken geäußert, was wir tun sollten."

Dass sich beide auch menschlich sehr gut verstehen, hilft dabei naturgemäß sehr. Am Draft Day 2021 schrieb Burrow Chase eine SMS mit der Aufforderung, seine Sachen zu packen für einen Trip nach Cincy. Und auch wenn sie nicht jeden Tag miteinander verbringen, herrscht große Anerkennung zwischen den beiden.

"Er ist ein ganz anderer Typ als ich", sagte Chase nach dem AFC Championship Game in Kansas City. "Er ist sehr selbstbewusst. Er ist jemand, mit dem man Zeit verbringen will. Er wächst als Person. Und ich will selbst noch wachsen." Wie er das Verhältnis der beiden umschreiben würde, wurde Chase gefragt: "Ich bleibe einfach in seiner Nähe und stelle ihm Fragen. Ich verlasse mich im Grunde auf ihn, als wäre er mein großer Bruder."

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Ja'Marr Chase: Steak-Dinner für das Receiving Corps

Wie genau die Hierarchie innerhalb des Receiving Corps aussieht, ist nicht überliefert, doch Chase ist in jedem Fall schon als Rookie äußerst beliebt bei seinen Kollegen. Practice-Squad-Receiver Trent Taylor verriet Sports Illustrated, Chase "besorgt uns allen Essen vom Steakhouse", wenn die Bengals zu Auswärtsspielen fahren. "Selbst nach einigen Heimspielen sind wir ins Steakhouse gegangen und Ja'Marr Chase hat immer gezahlt. Er kümmert sich sehr gut um uns mit seinen Rookie-Dinnern."

Ob das am guten Essen liegt, sei dahingestellt, aber Chase hatte mit seiner Ankunft und seinem kometenhaften Aufstieg in dieser Saison zweifelsohne auch großen Einfluss auf seine Nebenleute, speziell Tee Higgins, der zweitbeste Receiver der Bengals.

Durch Chase hat Higgins in seinem zweiten Jahr in der NFL mehr Platz und weniger Aufmerksamkeit der Gegner auf sich gerichtet. Ein Umstand, von dem er merklich profitiert und etwas, worauf speziell im Super Bowl zu achten sein wird. Könnte Chase selbst der X-Faktor werden - oder wird er vielleicht sogar eher dafür sorgen, dass es Higgins wird?

In jedem Fall aber ist Chase jemand, der für Erfolg steht. Nach dem Erfolg über die Chiefs sagte er zu Burrow, dass er nun in seinen letzten zwei Saisons um einen Titel gespielt habe - 2019 mit LSU im National Championship Game (2020 setzte er aus) und nun um den Super Bowl.

Und dann fiel ihm mit einem Grinsen ein: "Du warst ja auch dabei!"

Ja'Marr Chase: Statistiken Regular Season und Playoffs

RundeSpieleReceptionsYardsTouchdowns
Regular Season1781145513
Playoffs3202791