"Wir werden weiter darüber reden", sagte Stephen Jones, der Executive Vice President der Dallas Cowboys, noch am vergangenen Mittwoch auf die Frage, ob Amari Cooper auch in der kommenden Saison Teil des Teams sein werde.
"Vieles spielt da mit rein. Wir konnten uns glücklich schätzen, diese drei großartigen Receiver in unserem Kader zu haben. Und das ist natürlich schwer fortzuführen unter der Salary Cap."
Am Freitag dann berichtete Adam Schefter von ESPN, dass Cooper aller Voraussicht nach keine Zukunft in Dallas haben wird - sei es durch einen Trade oder eine Entlassung.
Der Hauptgrund für die Trennung wäre die schwierige Cap-Situation. Die Cowboys liegen derzeit bei rund -13 Millionen Dollar an Cap Space und eine Entlassung Coopers brächte Einsparungen in Höhe von 16 Millionen Dollar. Gleiches gilt bei einem Trade, der sich aber angesichts des teuren Vertrags, den Cooper mitbringen würde, übereinstimmenden Berichten zufolge auch als schwierig gestaltet.
In erster Linie brächte eine Trennung den Cowboys mehr Spielraum zu Beginn der Offseason - zum Stichtag 16. März, also wenn das neue Liga-Jahr beginnt, muss man unter der Cap sein.
Es ist der erste von einigen Dominosteinen, die noch fallen müssen, will man einige der namhaften eigenen Free Agents halten. Ein weiterer wäre eine Entlassung von Edge-Verteidiger DeMarcus Lawrence, der sich laut Dallas Morning News weigert, eine Gehaltskürzung hinzunehmen. Sein Cut würde acht Millionen Dollar an Cap-Einsparungen mit sich bringen.
Wie Schefter weiter berichtet, sollen parallel Gespräche mit Coopers Receiver-Kollegen Michael Gallup laufen. Der würde Free Agent werden und soll einen neuen Vertrag in Big D erhalten. Im Gegensatz zu Cooper ist Gallup ein Eigengewächs als Drittrundenpick im Draft 2018.
Ebenso wird wohl ein Verbleib von Tight End Dalton Schultz angestrebt - und das sind nur zwei von zahlreichen Topnamen, deren Verträge auslaufen. Spieler, für die man mehr Geld hätte, wenn man sich von Cooper trennt.
Amari Cooper: Vertrag kann günstig beendet werden
Cooper und dessen Vertrag sind eine enorme Stellschraube, an der in der aktuellen Lage gedreht werden kann. Sein Vertrag, der auf dem Papier 100 Millionen Dollar über fünf Jahre wert ist, war immer so gestaltet, dass er in diesem Frühjahr vorzeitig beendet werden kann.
Wichtig ist dabei das Timing: Steht Cooper am fünften Tag des Liga-Jahres 2022 - also am 20. März - noch im Kader, wird ihm sein künftiges Jahresgehalt in Höhe von 20 Millionen Dollar garantiert. Entsprechend müssen die Cowboys zeitig handeln. Und da sie in den Miesen stehen, macht ein Cut vor dem 16. März noch mehr Sinn, zumal bezweifelt werden darf, dass ein anderes Team im Wissen der Misere der Cowboys einem Trade zustimmen und den teuren Vertrag somit übernehmen würde.
Der Cooper-Vertrag, der 2020 geschlossen wurde, war jedoch auch ein Indiz dafür, dass die Cowboys aus eigenen Fehlern der Vergangenheit gelernt haben. Fehler, die in diesem Jahr aber in letzter Konsequenz wohl auch die Cooper-Trennung zur Folge haben.
Gemeint ist der schon aus damaliger Sicht unglaubliche neue Vertrag für Running Back Ezekiel Elliott, den Backup Tony Pollard in Sachen Effizienz mittlerweile hinter sich gelassen hat. Der Deal ist aus Teamsicht einer der schlechtesten, der in der NFL in letzter Zeit geschlossen wurde.
Elliott, einst sogar der vierte Pick im Draft 2016, was an sich schon unverantwortlich war, bekam im Vorfeld der Saison 2019 nach einem Holdout seinen Willen und einen neuen lukrativen Vertrag. Er unterschrieb - mit noch zwei Jahren auf seinem Rookie-Deal - für weitere sechs Jahre und 90 Millionen Dollar, von denen bei Unterschrift 28 Millionen Dollar garantiert waren.
An sich noch nicht allzu schlimm aus Teamsicht, doch das Ganze wird immer düsterer, wenn man die Details betrachtet. Denn der Vertrag enthielt Klauseln, die zukünftige Gehälter nach und nach zu Garantiesummen machten. Konkret wurde bereits am fünften Tag des 2020er Liga-Jahres das Gehalt für 2021 garantiert und zum gleichen Zeitpunkt 2021 das Gehalt für 2022.
Das hat dann zur Folge, dass die Cowboys bei einer Entlassung Elliotts in diesem Jahr fast zwölf Millionen Dollar an Cap Space verlieren würden! Aus dem Elliott-Deal kommt Dallas erst nach der kommenden Saison wirtschaftlich sinnvoll raus, und so rückt dann eben Cooper als Streichkandidat in den Fokus.
Amari Cooper: Große Harmonie mit Dak Prescott
Rein sportlich gesehen führt ein Cooper-Abgang jedoch zu einem Umbruch, zumal die Cowboys damit Gefahr laufen, gerade zu Saisonbeginn geschwächt aufzulaufen.
Von den drei bisherigen Startern wird wohl nur CeeDee Lamb sicher auf dem Platz stehen. Gallup, der jetzt langfristig gebunden werden soll, wurde erst im Februar am Kreuzband operiert. Ob er nach der in Woche 17 erlittenen Verletzung im September wieder fit sein wird, ist damit mehr als fraglich. Und er soll in der Theorie der X-Receiver der Zukunft sein für die Cowboys.
Als weiteren Grund für Coopers Abgang wird immer wieder seine verminderte Produktion des Vorjahres angebracht. Doch die war auch dadurch bedingt, dass er mit einer Corona-Infektion zwei Spiele verpasste und danach nicht unbedingt mehr Topform hatte. Dieser Ablauf war auch bei diversen anderen Spielern in der Liga zu beobachten und sollte daher nicht allzu dramatisch bewertet werden.
Vielmehr war es so, dass Cooper weiterhin sehr gut mit Quarterback Dak Prescott - dessen Vertrag ebenfalls wenig Spielraum mitbringt, nachdem Dallas ihn zunächst ein Jahr auf dem Franchise Tag spielen ließ und dann unter enormem Druck am Verhandlungstisch stand - harmonierte.
Zu sehen ist die gute Chemie der beiden vor allem am Passer Rating von 116,9 bei Pässen in die Richtung Coopers - in allen drei (gesunden) Jahren von Prescott und Cooper war dieser Wert dreistellig, was sonst kein Receiver der Cowboys von sich behaupten kann. Ebenso führte Cooper sein Team mit acht Touchdown-Catches an.
Amari Cooper: Statistik bei den Cowboys
Saison | Spiele | Receptions | Yards | Touchdowns | Passer Rating |
2018 | 9 | 53 | 725 | 6 | 115,3 |
2019 | 16 | 79 | 1189 | 8 | 114,4 |
2020 | 16 | 92 | 1114 | 5 | 96,8 |
2021 | 15 | 68 | 865 | 8 | 116,9 |
Mehr noch: Während Coopers Saison insgesamt als "down Year" angesehen wurde, war er durch die Bank besser als Gallup, den die Cowboys jedoch zu bevorzugen scheinen. Und Letzterer verpasste just im Vorjahr rund zwei Monate mit einer Wadenverletzung, ehe er sich dann auch noch das Kreuzband riss. Ganz verständlich ist die Entscheidung gegen Cooper und für Gallup also keineswegs.
Amari Cooper: Abgang klare Schwächung für Dallas Cowboys
Es ist daher nicht abwegig, zu erwarten, dass Dallas weiter mit Gallup und Schultz aber ohne Cooper sportlich einen Rückschritt macht. Und wie Coopers Abgang letztlich kompensiert wird, ist so früh in der Offseason noch nicht ersichtlich, zumal die Personaldecke auf Receiver ohnehin dünn ist - auch der zuletzt produktive Backup Cedrick Wilson wird Free Agent.
Möglich ist es, dass die Cowboys fortan eher mit zwei Tight Ends statt drei Wide Receivern agieren werden. Dafür muss allerdings tatsächlich Schultz gehalten werden und Blake Jarwin fit durch eine Saison kommen - das gelang ihm zuletzt 2019, seither verpasste er nämlich 23 von 33 Regular-Season-Spielen verletzungsbedingt. Eine Hüftverletzung wird ihn vermutlich schon den Saisonstart kosten.
Und Cooper? Der sollte einige Interessenten haben. Er ist gerade mal 27 Jahre alt und damit immer noch in seiner Prime. Seine Leistungen waren überwiegend gut bis sehr gut und er war ein großer Faktor bei der positiven Entwicklung von Prescott seit seiner Ankunft 2018 in Dallas.
Letzteres dürfte dann auch ein gutes Argument sein für Teams mit jungen Quarterbacks. Die Gerüchteküche brodelt bereits und gerade die New England Patriots und Miami Dolphins sollen interessiert sein am früheren Raiders-Receiver. Zu jenen dürften sich bei einer Entlassung Coopers aber noch diverse andere Klubs gesellen.
In jedem Fall spielen die Cowboys mit dieser Trennung ein gefährliches Spiel, das sie sehr wahrscheinlich verlieren werden, und das ihr vermeintliches Titelfenster deutlich schwieriger gestaltet. Speziell dann, wenn Cooper anderweitig unter Beweis stellt, dass er immer noch der beste Receiver der Cowboys sein könnte.