Derek Stingley Jr. - LSU
Das legendäre LSU-Team von 2019 hat schon einige NFL-Stars hervorgebracht. Allen voran muss man hier Quarterback Joe Burrow und die Wide Receiver Justin Jefferson und Ja'Marr Chase nennen. 2022 nun könnte auch einer der Top-Cornerbacks dieser Truppe dazustoßen.
Die Rede ist von Derek Stingley Jr., der besonders 2019 als Freshman überzeugte. Er führte die SEC mit 6 Interceptions und 15 Passes Defensed an und wurde zum Consensus All-American gewählt. Und er half mit, eine nationale Meisterschaft nach Baton Rouge zu holen.
Doch warum rede ich so viel über 2019? Hier liegt nämlich das größte Problem bei Stingley. Er ist wohl insgesamt der beste Cornerback dieser Draft-Klasse, doch seine Leistungen in den zwei Jahren seither sind nur schwer zu bewerten.
Zum einen waren da einige hartnäckige Verletzungen, die ihn 2020 und 2021 limitierten und nur 10 Spiele insgesamt machen ließen. 2020 verletzte er sich am Knie, 2021 schon im Sommer am Fuß. Er spielte dann trotz Lisfranc-Verletzungen drei Partien zu Saisonbeginn, doch danach benötigte er eine Operation, die ihn den Rest des Jahres kostete.
Derek Stingley: Formtief seit 2020
Zum anderen aber muss man auch konstatieren, dass Stingley seit 2020 nicht immer voll bei der Sache war. Generell dürfte es vielen Spielern der Tigers schwer gefallen sein, sich nach dem Massen-Exodus 2020 - wegen den prominenten Abgängen und auch wegen Corona - vollends zu motivieren. Doch ein Toptalent wie Stingley soll eigentlich auch dann voran gehen, zumal es durchaus möglich ist, dass er im Draft zu einem Team kommt, das nicht gleich um den Super Bowl mitspielt.
Konkret zeigte Stingley in den vergangenen zwei Jahren nicht mehr unbedingt die letzte Konsequenz beim Tackling in Run Support oder setzte ein paar Snaps pro Spiel mental aus. Das wird kein Scout oder künftiger Coach gerne gesehen haben.
Abgesehen davon war er generell kein verlässlicher Tackler für LSU - er verpasste 17,9 Prozent seiner Tackle-Versuche in den drei Jahren auf dem College laut PFF. Und er zeigt noch immer Defizite, wenn es darum geht, einen Receiver in Zone Coverage zu übergeben.
Dass Stingley aber dennoch hoch angesehen wird, liegt an all den Aspekten, die für ihn sprechen. Da wäre dann zunächst mal seine Statur. Er misst je nach Quelle mindestens mal 1,83 Meter und bringt derzeit rund 88 Kilogramm auf die Waage. Und dafür ist er ziemlich schnell. Bei seinem Pro Day lief er die 40 laut offiziellen LSU-Zahlen in 4,37 Sekunden und demonstrierte damit einen Speed, der es ihm erlauben sollte, mit den meisten Wide Receivern mitzuhalten.
Derek Stingley: Gelingt der Sprung in die Top 10?
Zudem ist er ungeheuer beweglich in den Hüften und hat flinke Füße, die es ihm erlauben, schnelle Richtungswechsel zu vollziehen und im Übrigen auch Stellungsfehler auf die Schnelle zu korrigieren. Er verfügt zudem über große Sprungkraft und hat lange Arme, die ihm bei seinen exzellenten Ball-Skills zugutekommen.
Hinzu kommt, dass er hauptsächlich außen und in Press-Man-Coverage gespielt hat - hier verbrachte er 49 Prozent seiner Coverage Snaps auf dem College. Mit einer verfeinerten Technik ist er aber auch fähig, Zone zu spielen, obgleich er der Typ Corner sein kann, der auf den Nummer-1-Receiver des Gegners abgestellt werden sollte. Zudem hat er den Frame, um noch ein paar Kilogramm mehr an Muskelmasse draufzupacken und damit ein noch stärkerer Tackler gegen den Run zu werden.
In jedem Fall sollte Stingley aber nicht allzu lange auf seinen Namen am ersten Draft-Tag warten müssen. Es gibt wie erwähnt Fragezeichen, was seine Motivation und seine Verletzungshistorie betrifft, doch im Draft geht es auch darum, auf Upside zu schauen. Wer hat das höchste Potenzial? Und wer braucht einen Top-Cornerback?
Stingley ist sicherlich ein Kandidat für die Top 10, in jedem Fall aber die erste Hälfte des der ersten Runde. Teams, die hier gemäß der aktuellen Draft-Reihenfolge besonders ins Auge stechen, sind die Jets (Picks 4 und 10), die Seahawks (9), die Texans (3, 13) und die Vikings (12), die allesamt Bedarf auf Cornerback haben und genau in dem Bereich draften, in den Stingley fallen könnte.
Gerade bei den Vikings wären mit Ex-LSU-Star Patrick Peterson und Ex-LSU-Defensive-Coordinator Daronte Jones - mittlerweile wieder der DB-Coach in Minnesota - Mentoren und vertraute Gesichter bereits vorhanden.