Die NFL ist endlich in Deutschland angekommen und erlebte eine grandiose Premiere, von der vor allem die Beteiligten - die Spieler und Coaches - beeindruckt waren. München präsentierte sich von seiner besten Seite. Die NFL ist nun fast gezwungen, das Kontingent an Spielen zügig aufzustocken. Ein Kommentar von SPOX-Redakteur Marcus Blumberg.
Dass die NFL in Deutschland boomt, ist kein Geheimnis. Über 800.000 Menschen hatten sich für die Vergabe der Tickets für das Spiel in München registriert, laut NFL-Angaben gab es Anfragen für über drei Millionen Tickets - selbstredend war die Allianz Arena mit 69.811 Zuschauern ausverkauft.
Was jedoch keiner vorher wusste, war, wie diese Fans, die von überall aus Deutschland und sicherlich anderen Teilen der Welt kamen, auf das Spiel reagieren würden. Und das Fazit kann eigentlich nur so ausfallen: Es war eine unglaublich gute Atmosphäre, das Publikum war laut, es reagierte auf Plays in aller Regel so, wie das üblich sein sollte und es feierte eine große Party.
Die Spieler und Coaches waren begeistert. Tom Brady nannte dieses Spiel "eine der größten Football-Erfahrungen, die ich je hatte". Und das in 23 Jahren in der Liga. Andere nannten die Stimmung unisono "elektrisch". Schon deshalb darf man diese Deutschland-Premiere als vollen Erfolg werten.
Daran anknüpfend muss man Commissioner Roger Goodell beim Wort nehmen, der am Samstag gegenüber Fans angedeutet hatte, dass durchaus zeitnah mehr als ein Spiel pro Jahr drin sein könnte in Deutschland. München hat gezeigt, dass dieses Event hier hervorragend angenommen wird und eine Fußballatmosphäre der NFL sehr gut zu Gesicht steht.
gettyNFL in München: "Epische" Stimmung in der Allianz Arena
Bis 2025 ist - bis jetzt - jeweils ein Spiel pro Jahr geplant, einmal noch in München und zweimal in Frankfurt. Doch das Spiel in München dürfte stimmungstechnisch alles, was bislang zum Beispiel in London war, in den Schatten gestellt haben. Spätestens als das ganze Stadion "Country Roads" von John Denver intonierte - Brady nannte es "episch" - dürfte überall auf der Welt die Stimmung übergeschwappt sein.
Das Beispiel London zeigt, wie man eine nationale Präsenz behutsam aufbauen kann. Von 2007 bis 2012 gab es jeweils ein Spiel im UK, 2013 waren es zwei, ab 2014 waren es drei und 2017 sogar einmalig vier. Doch mit den jüngsten Worten von Goodell könnte dieses Wachstum in Deutschland schneller vonstatten gehen, eben auch deshalb, weil die Liga dank London ohnehin schon fest verankert ist in Europa. Wenn man die London-Entwicklung betrachtet, reden wir am Ende des aktuellen Deutschland-Deals vielleicht ja schon gar nicht mehr nur von zwei Spielen, sondern vielleicht sogar dreien.
Die Erweiterung auf 17 Spiele pro Team pro Saison macht mehr internationale Spiele ohnehin wahrscheinlicher, denn auch wenn ein Team, das neun Heimspiele hat, eines abgibt, blieben immer noch die üblichen acht, man verliert also nichts. So überzeugte man in diesem Jahr auch die Packers davon, erstmals nach London zu kommen.
Die NFL nutzt die internationalen Spiele vor allem als Werbung für den Sport und für die eigene Marke. Solche Events in Deutschland können da nur positiv sein. Wenn dies tatsächlich der wichtigste europäische Markt ist, sollte man das Potenzial so schnell wie möglich maximieren.