Die Los Angeles Chargers haben ihre Playoff-Chancen durch einen 23:17-Heimsieg gegen die Miami Dolphins am Leben gehalten. Justin Herbert überzeugte mit einer fehlerfreien Vorstellung, während die Offense der Gäste nahezu gänzlich abgemeldet war.
Chargers vs. Dolphins: Auf einen Blick
- Die Defense der Chargers ließ nahezu nichts zu. Die Dolphins gelangen dennoch zwei Touchdowns, die aber im Grunde Zufallsprodukte gepaart mit individueller Klasse von Tyreek Hill waren.
- Justin Herbert stand mächtig unter Druck der aggressiven Dolphins-Defense, fand jedoch immer wieder Wege, sich zu befreien und fand auch die Lücken, die durch die vielen Blitzes entstanden.
- Die Chargers erreichten zum Start dreimal in Serie die Red Zone und zeigten sich dort sehr aggressiv, was nicht immer aufging.
Chargers vs. Dolphins: Die Analyse
Die ersten drei Drives der Chargers führten sie allesamt in die Red Zone. Beim ersten spielten sie den vierten Versuch bei 4th&Goal an der 1 aus, wurden jedoch gestoppt. Es war analytisch die richtige Entscheidung, den Versuch auszuspielen. Dann aber einen Screen auf Motion-Man DeAndre Carter zu werfen, der schnell gestoppt wurde, war vermutlich nicht der beste Play Call in der Situation.
Beim zweiten Anlauf war an der 15 Schluss und Cameron Dicker versenkte ein 33-Yard-Field-Goal bei 4th&5.
Erst beim dritten Red-Zone-Trip kamen die Chargers dann auf die glorreiche Idee, den Ball auch mal in die Endzone zu werfen. Dort nämlich fand Justin Herbert Wide Receiver Mike Williams nach Play Action für einen 10-Yard-Touchdown.
Die Dolphins wiederum sahen offensiv kaum Land. Doch das hielt sie nicht von Punkten ab. Nach einer kuriosen Sequenz verlor Running Back Jeff Wilson einen Fumble, der irgendwie Tyreek Hill vor die Füße fiel. Und Cheetah ließ sich nicht zweimal bitten und lief in Windeseile zu einem 57-Yard-Fumble-Return-Touchdown, der Miami aufs Scoreboard brachte.
Bis zur Pause bekamen die Chargers den Ball nochmal zurück, spielten die Uhr meisterhaft herunter und landeten bei 3rd&Goal von der 17 bis an die 1. den vierten Versuch spielten sie selbstredend aus und Austin Ekeler lief durch die Mitte für einen Touchdown. Pausenstand: 17:7 Chargers.
Chargers vs. Dolphins: Hill allein zu wenig für Dolphins
Anschließend hielten beide Defenses über weite Teile des dritten Viertels, ehe Hill erneut im Rampenlicht stand. Dieses Mal fing er einen 60-Yard-Touchdown von Tua Tagovailoa, nachdem Cornerback Michael Davis kurz vor dem Catch hingefallen war. Die Chargers antworteten mit einem Deep Shot auf Williams, der das Team schnell wieder in Position brachte. Am Ende begnügten sich die Hausherren aber doch mit einem weiteren Field Goal. Bemerkenswert war, dass Herbert nun häufiger auf längere Pässe setzte und nicht mehr fast ausschließlich mit Screens und Checkdowns operierte.
Auf einen Defensiv-Stopp der Chargers folgte ein 17-Play-Drive, der zwar nur zu einem weiteren Field Goal führte, aber fast neun Minuten von der Uhr nahm und den Vorsprung auf zwei Scores ausbaute - mit nur noch 2:40 Minuten zu spielen und ohne Timeouts für die Dolphins.
Jenen gelang noch ein Field Goal, der anschließende Onside-Kick landete jedoch nach kurzem Chaos bei den Chargers. Jene rückten damit zunächst mal wieder auf einen Wildcard-Spot in der AFC.
Los Angeles Chargers (7-6) - Miami Dolphins (8-5)
Ergebnis: 23:17 (0:0, 17:7, 3:7, 3:3) BOXSCORE
Chargers vs. Dolphins - die wichtigsten Statistiken
Mit seinem Fumble-Return-Touchdown ist Tyreek Hill nun der erste Spieler in der Geschichte der NFL, der Touchdowns auf fünf verschiedene Weisen erzielt hat: Receiving, Rushing, Kick Return, Punt Return, Fumble Return.
Der 57-Yard-Touchdown von Hill war zudem der längste offensive Fumble-Return-Touchdown in dieser Saison - die anderen waren für 0 Yards - und der längste in der NFL seit Panthers-Tight-End Ed Dickson einen Fumble über 57 Yards gegen die Bucs im Jahr 2015 in die Endzone trug.
- Die 57-Fumble-Return-Yards von Hill waren mehr als die 55 Yards, die die Offense der Dolphins vor der Pause insgesamt zusammengebracht hat.
Der Star des Spiels: Justin Herbert (Quarterback, Chargers)
Herbert war anfangs durchs Play-Calling ein wenig limitiert, fand aber dennoch Wege, mit brillanten Pässen die nötigen Plays bei Bootlegs und nach Play Action zu machen. Generell fand er trotz teils heftigen Drucks (17 Pressures, 4 Sacks) immer wieder die Ruhe, um sein Spiel aufzuziehen und seine Receiver zu finden. Herbert leistete sich ein Schachspiel mit Dolphins-Defensive-Coordinator Josh Boyer und ging als Sieger hervor, weil er einfach keine Fehler machte und jede Lücke nutzte, die sich ihm bot.
gettyDer Flop des Spiels: Tua Tagovailoa (Quarterback, Dolphins)
Tagovailoa lebt davon, schnell den Ball vor allem über die Mitte zu verteilen. Doch dank enger Coverage und durch die Defense, die sein Timing störte, gelang ihm das viel zu selten. Er war sehr ungenau und brachte nur 10 von 28 Pässen (145 YDS) an. Er leistete sich zwar keine gravierenden Fehler, doch funktioniert diese Offense eben nur, wenn die Playmaker in Szene gesetzt werden. Das gelang Tua aber nicht. Es war seine zweite schwache Vorstellung in Serie und auch die zweite Dolphins-Pleite nacheinander.
Analyse: Chargers vs. Dolphins - die Taktiktafel
Der Schlüssel zu diesem Spiel war die Vorstellung der Chargers-Defense. Sie spielte in der Secondary überraschend meist Man und teils sogar Press-Man gegen die Receiver der Dolphins und störte immer wieder das Timing in den Routes. Derweil gewann der Pass Rush an der Front ohne zu blitzen. Das äußerte sich nicht in vielen Sacks oder Pressures, aber eben darin, dass Tua sich nicht wohlfühlte in der Pocket.
Die Herangehensweise der Dolphins-Defense war eine andere: Sie spielten zwar auch meist Man, doch sie blitzten unerbittlich und kamen entsprechend häufig zu Pressures und Sacks. DIe Chargers konterten das mit einer ordentlichen Play-Action-Quote (rund 40 Prozent) und jeder Menge Rollouts von Herbert. Zudem begann Herbert mit vielen sehr kurzen Pässen, die aber schnell rausgingen und somit den Pass Rush fernhalten. Und dann gelang es der Defense nicht immer, den Ballträger in Space zeitig zu stellen. Das ersetzte das Run Game, das nur sporadisch eingesetzt wurde.
Mit fortlaufender Spieldauer traten die Chargers offensiv weniger statisch auf. Sie setzten zumindest gelegentlich auf Pre-Snap-Motion, was den Dolphins zumindest mal etwas zum Nachdenken gab. Zudem ging die durchschnittliche Target-Tiefe etwas nach oben.
Was den Chargers über das gesamte Spiel gut gelang, war es, die Mitte des Feldes dicht zu halten. Das gelang, weil man selten blitzte und damit vor allem die Linebacker hatte, die die Underneath-Routes abdeckten. Tagovailoa war konstant dazu gezwungen, nach außen zu werfen, wozu ihm dieses Mal die Präzision abging.
- Ebenfalls bemerkenswert war, dass die Dolphins spät im Spiel weniger blitzten, weil Herbert häufig die Lücken in Zone über die Mitte fand. Und das hatte dann zur Folge, dass die Box leichter wurde, weil man mehr auf Coverage setzte. Die Chargers liefen dann häufiger - Herbert sogar mal selbst für großen Raumgewinn.