Das Ende der Regular Season ist die perfekte Gelegenheit, um zurück zu schauen: Welche Spieler hatten die beste Saison? Wer hat sich eine All-Pro-Nominierung verdient? Und wie geht es bei den Teams weiter, die gerade die Playoffs verpasst haben?
1. Die letzten Entscheidungen im Playoff-Rennen
Wenn man in der AFC nur Woche 18 anschaute, wären aus der Gruppe der noch Playoff-Relevanten-Teams die Dolphins vermutlich für viele das Team gewesen, das ein Zuschauer ohne weiteren Kontext am ehesten nicht in die Postseason getippt hätte.
Die Pittsburgh Steelers schlugen die Browns, in einem Spiel, in dem der Pass-Rush im Laufe der Partie aufwachte, in dem George Pickens und Najee Harris Plays machten - und in dem Kenny Pickett seine Höhen und Tiefen hatte, aber auch nochmals zeigte, dass er ein Playmaker sein kann.
Ich war generell positiv überrascht von Picketts Rookie-Saison. Ich dachte, rein anhand seines College-Tapes, dass er noch mehr Zeit brauchen würde, ehe er eine funktionale NFL-Offense umsetzen kann. Und er hatte mitunter dramatische Hochs und Tiefs, aber er hat sich stabilisiert, und er hat seine Playmaker-Qualitäten gezeigt.
Und das in einer Offense, die schematisch viel Luft nach oben hat - was mich auch vermuten lässt, dass wir in Pittsburgh einen neuen Offensive Coordinator sehen werden. Dass Mike Tomlins Team dennoch abermals eine Saison mit negativer Bilanz verhinderte, unterstreicht, was für ein guter Head Coach er ist und was für eine großartige Culture Tomlin in Pittsburgh installiert hat.
Die New England Patriots spielten eine Achterbahn einer Partie gegen ein starkes Bills-Team und legten ganz mieses Timing an den Tag, um einen historisch schlechten Auftritt des eigenen Kicking-Teams hinzulegen. Aber: New England zeigte einmal mehr, wie unangenehm diese Defense sein kann, und dass die Patriots damit Druck machen können.
Bei dieser Version der Dolphins, die so wahnsinnig weit weg von dem Dolphins-Team wirkt, das vor sechs Wochen für viele wie ein Kandidat auf den Nummer-1-Seed in der AFC gewirkt hat, ist es schwer, einen vergleichbaren Punkt zu finden.
Skylar Thompson - oder Teddy Bridgewater, sollte er es sein - erweckt nicht sonderlich viel Vertrauen in die Upside auf der Quarterback-Position. Miamis Defense ist schon das ganze Jahr über nicht gut. Am ehesten haben die Dolphins noch immer die Playmaker und den offensiven Speed, und Mike McDaniel hat zur Genüge gezeigt, dass er diese Spieler gut einsetzen kann.
Aber dafür braucht es immer noch den entsprechenden Quarterback. Umso mehr, weil die Dolphins es in dieser Saison nie schafften, ein konstantes Run Game ins Rollen zu bringen - was natürlich auch mit der Offensive Line zusammenhängt.
Verletzungen haben diese Dolphins-Saison fraglos mitgeprägt, und der Kader hat nicht die Tiefe, um Ausfälle gut wegzustecken. Dementsprechend erwarte ich auch nicht allzu viel Richtung Playoffs. Nichtsdestotrotz ziehe ich den Hut vor McDaniel und dem, was er in seinem ersten Jahr als Head Coach gezeigt hat. Jetzt warten die Buffalo Bills.
NFC: Die Lions und die kritischste Weichenstellung
Der für mich spannendste Kandidat aus der Gruppe der Teams, die am letzten Spieltag in der NFC die Playoffs verpasst haben, sind ganz klar die Detroit Lions.
Detroit hat einen beachtlichen Rebuild über die letzten beiden Jahre hingelegt, und geht jetzt mit einem wirklich starken Fundament an den Start: Eine gute Offensive Line, eine junge, starke Playmaker-Gruppe, eine aufstrebende Defensive Line - die Basis ist absolut da, und man konnte diesem Team förmlich dabei zuschauen, wie einzelne Entscheidungen zu einem spannenden Gesamtbild zusammengewachsen sind.
Jetzt stehen zwei zentrale Fragen im Raum: Kann Offensive Coordinator Ben Johnson gehalten werden? Oder ist er ein legitimer Head-Coach-Kandidat? Und: Ist Jared Goff die Quarterback-Antwort für 2024? Vielleicht sogar darüber hinaus?
Hier bin ich auf die Herangehensweise sehr gespannt. Irgendwo wäre es der logische Schritt im Schedule des Rebuilds, jetzt dann in das "gemachte Nest" den jungen Quarterback rein zu packen. Und sie haben den hohen Pick über die Rams. Aber sehen sie auch einen Quarterback im Draft, der ein klares Upgrade gegenüber Goff darstellt? Und wie wird die Saison von Goff generell intern eingeordnet?
Goff hat gezeigt, dass er ein funktionaler Game Manager innerhalb einer funktionierenden Offense sein kann - das ist keine neue Erkenntnis, das haben wir von ihm auch schon in Los Angeles gesehen. Genau wie auch die Limitierungen, wenn es irgendwann darum geht, den nächsten Schritt zu machen. Oder früher oder später unweigerlich auftretende Löcher im Kader zu kompensieren.
Die Lions sind heute viel weiter, als ich das vor zwei Jahren an diesem Punkt vermutet hätte. Aber die kritischste Weichenstellung in einem jeden Rebuild steht noch bevor.
Ich denke, dass die Seattle Seahawks, die einen Last-Minute-Sieg gegen die Rams brauchten, um überhaupt eine Chance zu wahren, diese Weichenstellung für sich bereits getätigt haben - jetzt müssen nur noch die Details ausgearbeitet werden. Ich vermute, dass Geno Smith die lang-, oder zumindest die mittelfristige Lösung in Seattle sein soll und sein wird.
Das macht die Offseason in Seattle aber nicht weniger spannend. Durch den Russell-Wilson-Trade haben die Seahawks einen Top-5-Pick zusätzlich zu ihrem eigenen Erstrunden-Pick. Das bietet viele Möglichkeiten, um herumzunavigieren, zusätzliche Draft-Munition zu sammeln - und um einige der kritischen Baustellen im eigenen Kader zu adressieren.
Die Packers sind raus: Endlich All-In?
Zunächst aber steht ein Playoff-Spiel für die Seahawks auf dem Kalender, und für die Green Bay Packers endete die Saison jäh, nachdem sie alles auf dem Silbertablett vor sich hatten. Und es spricht fraglos für den Charakter dieses Lions-Teams, nicht nur dass sie dieses Spiel, in dem es für sie um nichts mehr ging, am Ende gewinnen - sondern auch wie sie in diesem Spiel blieben, das zunächst langsam aber sicher in die Richtung der Packers zu laufen schien.
Die Packers auf der anderen Seite, nachdem es in der Vorwoche so wirkte, als könnten sie doch dieses unangenehme Team werden, das Spiele mit starker Defense und einer kontrollierenden Offense für sich entscheiden kann, stehen jetzt vor einer Offseason voller Fragezeichen.
Nicht so sehr auf der Quarterback-Position, wenngleich es hier mit Sicherheit auch wieder Gerüchte geben wird - ich denke, dass Rodgers mindestens noch eine Saison in Green Bay spielt, auch wenn er unmittelbar nach dem Spiel angedeutet hat, dass er über seine Zukunft erst nachdenken will. Es ist mehr das Drumherum: Rodgers ist 39, und schon dieses Jahr fühlte sich unangenehm halbgar an, was den Willen angeht, wirklich All-In zu gehen - wofür man Rodgers ja immerhin teuer bezahlt.
Wenn diese Saison irgendeine Lektion für Green Bay bietet, dann sollte es nichts mit den individuellen Fehler - inklusive von Rodgers selbst - in diesem finalen Spiel gegen die Lions zu tun haben. Die Lektion muss sich darauf ausrichten, dass man jetzt endlich nochmal alle Hebel in Bewegung setzt, um mit Rodgers einen Titel zu gewinnen. Das hat man in der vergangenen Offseason verpasst, und so, wie die Packers es aktuell angehen, ist es frustrierend, dabei zuzuschauen, wie dieses Team immer wieder mit einer "das wird schon passen"-Einstellung vermeintlich kostbare Titelfenster-Jahre angeht.
Will man nicht mit Aggressivität All-In gehen, sollte man auch über Rodgers nochmals nachdenken. Denn in der gleichen Konstellation und mit der gleichen Herangehensweise das dann vielleicht wirklich letzte Jahr mit Rodgers anzugehen wäre gefährlich nahe an Albert Einsteins Definition von Wahnsinn.
All-Pro Team 2022: Quarterback, Running Back, Tight End
Disclaimer: Das Team wurde nach dem grundsätzlichen Vorbild des AP-All-Pro-Votings zusammengestellt. Offensiv gibt es auf den Skill-Positions also einen Running Back, drei Wide Receiver und einen Tight End. Defensiv gibt es zwei Edge-Rusher, zwei Interior-Linemen, drei Linebacker, drei Cornerbacks und zwei Safeties.
Quarterback: Patrick Mahomes, Kansas City Chiefs
Letztes Jahr war die Auswahl hier vergleichsweise kleiner. Mahomes selbst hatte eine sehr inkonstante Saison, genau wie Josh Allen. Matt Stafford hatte spektakuläre Zahlen, das Tape zeichnete ein anderes Bild, und Burrow war zwar ein spektakulärer Big-Play-Passer, aber noch weit davon entfernt, ein konstanter Quarterback zu sein.
Das lag auch daran, dass wir in der vergangenen Saison einen Trend beobachten konnten. Einen Trend dahingehend, dass Defenses vorübergehend die Oberhand gewannen. Dass Defenses besser darin wurden, Offenses zum Umdenken zu zwingen; dass sie Offenses die Big Plays wegnahmen und schwierige Pässe und konstante Reads mit höherer Frequenz verlangten.
Diese Saison stellte eine Art Zwischending dar. Einen Raum, in dem manche Offenses die Probleme, die Defenses in der Vorsaison so prominent aufgebracht hatten, bereits gelöst hatten - und andere Offenses sie noch gar nicht so richtig kennengelernt hatten. Das wiederum führte zu einem interessanten Saisonverlauf, aber auch zu einem zunehmend klareren Gefälle.
Burrow hat im Vergleich zum Vorjahr einen riesigen Schritt gemacht, auch wenn - auch für die Bengals - die vertikalen Shots nicht mehr so da waren. Allen zeigte früh in der Saison, dass er die Probleme, die gegnerische Defenses präsentieren, lösen kann - wurde dann aber fehleranfälliger.
Gleichzeitig stürmte Jalen Hurts neu auf die Bühne, mit Qualitäten, die in dieser Konversation auffallen. Hurts ist als Runner eine derartige Bedrohung, dass die Eagles das zu einer tragenden Säule ihrer Offense gemacht haben. Das in Kombination damit, dass Hurts der gefährlichste Downfield-Passer dieser Saison war, macht ihn zu einem Treiber dieser Offense und bringt ihn in die MVP- sowie die All-Pro-Konversation.
Wenn es aber darum geht, zu identifizieren, welcher Quarterback die meisten Probleme für seine Offense löst, Woche für Woche selbst kreiert und gleichzeitig diszipliniert in der Struktur der Offense spielt, welcher Quarterback Big Plays auflegt und dabei trotzdem wenige Turnover-Risiken eingeht - das ist Patrick Mahomes.
Für mich war Mahomes über die ersten etwa sechs Spiele noch gleichauf mit Josh Allen; danach hat er sich abgesetzt. Es gibt keinen Quarterback, dem ich persönlich lieber zuschaue, und es gibt in meinen Augen keinen Quarterback, der dieses Jahr mehr für seine Offense machen musste und das dann auf einem so hohen Level gemacht hat.
Knapp dahinter: Jalen Hurts, Eagles; Joe Burrow, Bengals; Josh Allen, Bills
Running Back: Josh Jacobs, Las Vegas Raiders
Chubb ist noch immer ein herausragender Runner, Henry kam von seiner Verletzung zurück und zeigte, dass er noch immer ein dominanter Back sein kann und die Explosivität von Tony Pollard kam dieses Jahr endlich auch mal in größerer Volume aufs Feld - das Ergebnis war einer der gefährlichsten Backs in der NFL.
All das ist wahr, doch kein Back in dieser Saison hat mich Woche für Woche so beeindruckt wie Josh Jacobs.
Jacobs war einer der besten Backs dieser Saison, wenn es darum ging, Yards nach Kontakt zu kreieren. Vor Woche 18 führte er alle Backs in erzwungenen Missed Tackles an, mit neun mehr als Chubb auf dem zweiten Platz. Seine 91 am Boden erlaufenen First Downs sind mit weitem Abstand der Spitzenwert, kein anderer Back hatte über die ersten 17 Spieltage überhaupt die Marke von 70 geknackt.
Jacobs war in dieser Saison ein dominanter Runner, der mit Physis punktete, aber auch mit Vision und Kreativität Yards kreierte. Außerdem hatte er seine gefährlichste Saison als Receiver im ersten Jahr unter Josh McDaniels.
Zwar war Jacobs nicht die Matchup-Waffe, die ein Spieler wie James White einst in New England für McDaniels war - Jacobs agierte beispielsweise auch als Receiver meist aus dem Backfield -, doch war er auch nicht nur ein Screen-Receiver, und seine Effizienz in puncto Yards pro gelaufener Route bewegt sich auf einem persönlichen Karriere-Höchstwert.
Jacobs wird Free Agent nach dieser Saison, sein Markt wird sehr spannend sein. Seine mit Abstand beste und dominanteste Saison jedenfalls hat er sehr gut getimt.
Knapp dahinter: Nick Chubb, Browns; Tony Pollard, Cowboys; Derrick Henry, Titans
Tight End: Travis Kelce, Kansas City Chiefs
Einsam zieht Travis Kelce seine Kreise.
In den vergangenen Jahren war die Tight-End-Position eine durchaus offene Debatte. Ich hatte mich letztes Jahr für George Kittle entschieden, noch mit dem Hinweis, dass Mark Andrews der beste Receiving-Tight-End war.
Kelce fiel im Vergleich auf den dritten Platz zurück, und für seine Elite-Standards hatte er im Vorjahr auch, so wie die ganze Chiefs-Offense, eine etwas inkonstante Saison.
In diesem Jahr ist es nicht mal im Ansatz ein Wettbewerb.
Andrews hatte eine durchwachsene Saison, Kyle Pitts konnte seine herausragende Rookie-Saison nicht bestätigen, Kittle verpasste einige Spiele verletzt und war zu häufig unauffällig, und Dallas Goedert fehlte den Eagles über mehrere Wochen.
Kelce war nicht nur der konstanteste Top-Tight-End, er war auch mit weitem Abstand der beste. Der gefährlichste Receiver unter allen Tight Ends, gleichzeitig noch immer ein solider Blocker - und das gewohnte Muster an Vielseitigkeit: Kelce verbrachte je über 300 Snaps In-Line und im Slot, sowie über 200 weitere Snaps Outside.
Vor allem eindrucksvoll empfand ich seine Saison angesichts der Tatsache, dass die Chiefs-Offense den Abgang von Tyreek Hill kompensieren musste. Und während Kansas City zwar Ressourcen in die Receiver-Gruppe investierte, so wurden doch eher Role Player geholt, kein neuer Superstar für die Passing-Offense.
Diese Rolle fiel ganz klar Kelce zu - und er war dieser Herausforderung mehr als gewachsen.
Knapp dahinter: -
All-Pro Team 2022: Wide Receiver, Offensive Line
Wide Receiver: Tyreek Hill, Miami Dolphins
Es ist nicht leicht, Receiver über die letzten Jahre zu finden, die einen vergleichbaren Impact auf ihre Offense hatten, wie ihn Hill dieses Jahr auf die Dolphins-Offense hatte.
Wir alle wissen, dass Hill nicht nur über extremen Speed verfügt, sondern dass seine Explosivität, die Fähigkeit, blitzartig die Richtung zu ändern oder einen Cut zu setzen, ihn zu einem der gefährlichsten Receiver in der NFL macht.
Das war er jahrelang in Kansas City, und die große Frage lautete, ob er das aufrechterhalten kann, wenn er von einem der spektakulärsten Passer in der NFL in Patrick Mahomes zu Tua Tagovailoa, einem eher auf Effizienz ausgelegten Quarterback, wechselt. Die Antwort war ein klares Ja.
Bereits nach Woche 16 hatte Hill einen persönlichen Bestwert für Receiving-Yards in einer Saison aufgestellt. Nachdem seine durchschnittliche Target-Tiefe in der Vorsaison auf 10,6 Yards gefallen war - mit Abstand sein Karriere-Tiefstwert, abgesehen von seiner Rookie-Saison - kletterte er im ersten Jahr in Miami wieder auf über zwölf Yards. Und das erst zum dritten Mal in seiner Karriere (2018, 2020).
Hill spielte dabei weniger aus dem Slot als in den vergangenen Jahren bei den Chiefs, und als Outside-Receiver pulverisierte er seinen persönlichen Bestwert für Yards pro gelaufener Route: Erstmals knackte er die drei Yards pro gelaufener Route, und das deutlich. Auch die persönliche Bestmarke was Contested Catches in einer Saison angeht (13) hatte er bereits nach Woche 16 eingestellt.
Kurzum: Hill war dominant, und das obwohl er in Miami maßgeblicher Treiber der Offense sein musste. Hills Qualitäten ließen das Scheme nicht nur funktionieren, sie prägten das Scheme. Und das ist etwas, was man über nicht viele Receiver sagen kann.
Wide Receiver: Justin Jefferson, Minnesota Vikings
Auch über Jefferson kann man sagen, dass er das Scheme seiner Offense geprägt hat. Nicht ganz so offensichtlich wie Hill, was aber auch wesentlich daran liegt, dass Jefferson deutlich flexibler ist und eine Vielzahl an Rollen in der Vikings-Offense einnehmen kann und muss.
Jefferson ist der derzeit vielseitigste Elite-Receiver in der NFL.
Und natürlich gibt es da die Rekorde, die er gebrochen hat. Bereits in Woche 16 knackte er den Franchise-Rekord für Receiving-Yards in einer Saison (Randy Moss/1.632 Yards) sowie den Franchise-Rekord für Catches in einer Saison (Cris Carter/122). Die meisten Catches und Yards für einen Receiver in seinen ersten drei Jahren in der NFL, Jefferson hat einige Bestmarken in dieser Saison geknackt.
Die Zahlen und Stats sind unbestreitbar, auch deshalb wird Jefferson bereits seit einigen Wochen in der MVP-Debatte aufgebracht. Und während ich zwar in der heutigen NFL nie für einen Nicht-Quarterback als wertvollsten Spieler der Liga argumentieren würde, so kann man durchaus sagen, dass Jefferson, ähnlich wie Hill bei den Dolphins, der wertvollste Spieler der Vikings in dieser Saison war.
Denn auch wenn Minnesota im Laufe der Saison eine absurde, und irgendwann eine historische Menge an engen Spielen für sich entscheiden konnte, was unweigerlich zu der Frage führte, inwieweit die Vikings ein gutes, und inwieweit sie ein glückliches Team sind, so muss man doch konstatieren dass häufig Justin Jefferson der Grund dafür war, dass die Vikings in diese Spiele zurückkommen konnten.
Kein Receiver in dieser Saison hat in meinen Augen so regelmäßig Spiele individuell dominiert und sein Team in Spiele zurückgebracht oder getragen, wie Jefferson. Route-Running, Explosivität, Physis - er bringt alles mit, und sollten die Vikings in den Playoffs einen Run hinlegen, gehe ich fest davon aus, dass er der maßgebliche Treiber dafür sein wird.
Wenn ich einen Receiver für die nächsten fünf Jahre auswählen müsste, wäre er meine klare Wahl.
Wide Receiver: A.J. Brown, Philadelphia Eagles
Dass A.J. Brown ein guter Receiver nach dem Catch ist, das ist keine neue Erkenntnis. Im Gegenteil: In-Breaker über die Mitte zu fangen und dann mit dem Ball in der Hand wie ein Running Back zum Bulldozer zu werden, war so etwas wie seine Spezialität in der Titans-Offense über die letzten Jahre.
Diese Qualitäten hat er nach wie vor, aber was in seiner ersten Saison bei den Eagles umso stärker in den Fokus gerückt ist, sind seine Big-Play-Qualitäten Outside.
Als vertikaler Receiver hatte Brown seine eindeutig produktivste NFL-Saison, und die Tatsache, dass die Eagles ihn als isolierten Receiver aufbieten und darauf vertrauen konnten, dass er gewinnt, gab der Offense eine kritische Dimension.
Ich habe im Zusammenhang der Recherche für mein All-Pro-Team, die immer auch ein klein wenig einem Saisonrückblick für mich gleicht, überlegt, inwieweit Brown in meinen Augen die Eagles-Offense neu definiert hat. Dass er sie besser gemacht hat, steht außer Frage; seine Präsenz kreierte bessere Matchups und mehr Räume für DeVonta Smith, seine Qualitäten auch am Catch Point halfen Jalen Hurts enorm.
Jefferson und Hill sind für mich No-Brainer in dieser Liste, beim dritten Receiver-Spot wäre auch Davante Adams für mich denkbar gewesen, weil er noch viel mehr die Raiders-Offense getragen hat. Wenn wir über einen echten Slot-Receiver als dritten All-Pro-Receiver sprechen, dann habe ich Amon-Ra St. Brown ganz oben auf der Liste.
Über keinen dieser Spieler hätte ich hier ernsthaft diskutiert, und letztlich ist es dann auch ein wenig individuelle Geschmackssache; und subjektiv ist es sowieso.
Dass Brown aber seinem Spiel dieses vertikale Element hinzufügte, schob ihn für mich in den Kreis der Elite-Receiver, und ich denke nicht, dass wir über Jalen Hurts in der MVP-Diskussion sprechen würden, hätten die Eagles diesen Trade nicht gemacht.
Knapp dahinter: Davante Adams, Raiders
Left Tackle: Trent Williams, San Francisco 49ers
Williams' Dominanz an diesem Punkt ist absolut außergewöhnlich. Die meisten NFL-Beobachter - und definitiv die meisten Niners-Fans - dürften mittlerweile wissen, was für eine absurde Force er als Run-Blocker ist, was in Shanahans Offense nochmal gestiegenen Wert hat.
Aber er ist eben auch einer der absolut besten Pass-Blocker in der NFL. Wenn ich mit einem Offensive Lineman ligaweit eine neue Line aufbauen müsste, wäre Williams meine Wahl.
Knapp dahinter: Andrew Thomas, Giants; Laremy Tunsil, Texans
Left Guard: Joel Bitonio, Cleveland Browns
Bei allen Turbulenzen rund um diese Franchise - auf gutes Guard-Play können sich die Browns dieser Tage verlassen. Auch letztes Jahr war Bitonio mein All-Pro-Left-Guard, mit Wyatt Teller als Alternative auf der rechten Seite.
Bitonio ist ein wahnsinnig guter und verlässlicher All-Around-Guard, ohne klar definierbare Schwäche und für das Run Game der Browns eine wichtige Säule. Ich bin gespannt, ob in den nächsten Jahren dieser Spot wieder stärker umkämpft sein wird, aber für den Moment sehe ich keine echte Konkurrenz in diesem Jahr.
Center: Jason Kelce, Philadelphia Eagles
Der - und das ist rein sportlich zu verstehen, auch wenn man es durchaus darüber hinaus interpretieren könnte - auffälligste Center in der NFL. Zu sehen, wie die Eagles Kelce bei Run Plays in den Raum bewegen, wie sie seine Athletik nutzen, um neue Blocking-Winkel zu kreieren, ist nochmal eindrucksvoller, wenn das Quarterback-Run-Game als zusätzliche Komponente mit dazu kommt.
Kelces Athletik war immer sein Trumpf, gerade eben was das Run-Blocking angeht. Dieses Jahr kann man aber durchaus argumentieren, dass er auch der beste Pass-Blocking-Center in der NFL war. Eine absolut herausragende Saison.
Knapp dahinter: Creed Humphrey, Chiefs; Corey Linsley, Chargers
Right Guard: Michael Onwenu, New England Patriots
Zack Martin war hier in vielen vergangenen Jahren ein simpler Pick, und er ist auch in diesem Jahr zumindest in der Verlosung. Chris Lindstrom von den Falcons hat einen riesigen Sprung gemacht, wenn auch in einer Offense, die ihre Line zumindest im Passspiel sehr gut verstecken konnte. Eine Offense, die das nur selten geschafft hat, ist die der New England Patriots - die zusätzlich von einem physischen Run Game abhängig ist. Onwenu war in dieser Patriots-Line in beiden Aspekten auf sehr hohem Level sehr konstant und hat sich ein entsprechendes Scheinwerferlicht verdient.
Knapp dahinter: Zack Martin, Cowboys
Right Tackle: Lane Johnson, Philadelphia Eagles
In einer insgesamt dominanten Eagles-Line stechen zwei Spieler regelmäßig heraus: Der bereits erwähnte Jason Kelce, sowie Right Tackle Lane Johnson, und beide haben dieses Jahr auf einem Level gespielt, das eine All-Pro-Auszeichnung verdient hat.
Bei Johnson ist es einerseits die Athletik, die vor allem im Run Game sichtbar ist, gepaart mit andererseits einer unheimlich niedrigen Fehlerquote in Pass-Protection. Die Eagles haben einen tiefen Kader, selbst in der Line. Aber sollte Johnson für die Playoffs nicht wieder fit sein, wäre das ein Verlust, der sich sehr schnell und sehr direkt bemerkbar machen würde.
Knapp dahinter: Tristan Wirfs, Buccaneers
All-Pro Team 2022: Defensive Front
Edge-Rusher: Nick Bosa, San Francisco 49ers
Wenn ich an die Elite-Positionen denke, und daran, welche Spieler die Identität und Qualität eines Teams am stärksten prägen, dann denke ich zunehmend in dieser Reihenfolge: Quarterback, Edge-Rusher, Wide Receiver.
Edge und Receiver sind dabei sehr nah beieinander, mit dann einer klaren Lücke zum Quarterback. Aber es ist kaum möglich, sich ein Team wie das der Niners anzuschauen, und nicht zu dem Schluss zu kommen, dass rein individuell vermutlich kein Spieler dieses Team stärker prägt als Nick Bosa.
Bosa war für mich der individuell beste, produktivste Pass-Rusher dieser Saison. In der Niners-Defense, die auf eine aggressive, One-Gapping-Front setzt, ist es essenziell, dass die Edge-Verteidiger einerseits gegen den Run nicht ihre Aufgaben vernachlässigen, und dass sie andererseits im Pass-Rush sehr schnell gewinnen können.
Bosa ist gewissermaßen das Musterbeispiel dafür, wie ein Edge in dieser Art Defense spielen sollte. Kein Edge gewinnt so konstant so schnell und kombiniert seine Explosivität mit einer Physis, die ihn auch gegen den Run wertvoll macht. Er ist für mich dieses Jahr der kompletteste Edge-Verteidiger in der NFL.
Edge-Rusher: Micah Parsons, Dallas Cowboys
Bei den Edge-Rushern ist es ein klares Trio an der Spitze, und Myles Garrett wäre der Spieler, den ich am ehesten als Alternative rein packen würde.
Garrett hat zumindest als Pass-Rusher eine weitere Elite-Saison gespielt, aber er war auch Teil einer über weite Teile der Saison wahnsinnig schwachen Front gegen den Run, und komplett freisprechen kann man Garrett hier nicht.
Das hat letztlich in diesem engen Rennen den Ausschlag gegeben. Parsons ist noch immer eine Naturgewalt als Pass-Rusher, und seine Athletik und Flexibilität erlauben es den Cowboys, ihn auch bedenkenlos in Coverage zu droppen, oder ihn eben tatsächlich als Off-Ball-Linebacker aufzustellen.
Sehr gut möglich, dass Garrett, Bosa und Parsons, gemeinsam mit T.J. Watt, die All-Pro-Edge-Nominierungen auf absehbare Zeit unter sich ausmachen.
Knapp dahinter: Myles Garrett, Browns; Jaelan Phillips, Dolphins; Maxx Crosby, Raiders
Interior Defensive Line: Quinnen Williams, New York Jets
Es war ein wenig auch die Saison der Defensive Tackles!
Ich zumindest kann mich nicht an ein Jahr erinnern, in dem so viele Defensive Tackles auf einem derart hohen Niveau gespielt haben - und das obwohl Aaron Donald aufgrund der Verletzung sogar etwas in den Hintergrund rückte.
Maßgeblich verantwortlich dafür war die 2019er Draft-Klasse. Denn während Tennessees Jeffery Simmons aus dieser Gruppe seinen Breakout bereits hatte - und Simmons könnte hier durchaus auch einen der beiden Top-Spots besetzen -, so waren es die Breakout-Saisons von Quinnen Williams, Dexter Lawrence und Christian Wilkins, welche plötzlich drei junge Defensive Tackles in die Liga-Elite spülten.
Dementsprechend schwer war hier auch die Auswahl. Dexter Lawrence wäre meine erste Alternative gewesen, Lawrence hat ebenfalls auf einem unglaublichen Level gespielt. Williams wurde es für mich letztlich im Duell der beiden, weil er für mich noch eine Spur kompletter, noch eine Spur gefährlicher als Pass-Rusher und noch eine Spur mehr identitätsstiftend für seine Defense war.
Und das heißt ausdrücklich nicht, dass Lawrence diese Kriterien nicht auch erfüllt hat, denn das hat er. Nuancen und natürlich auch persönliche Präferenz haben hier den Ausschlag gegeben.
Interior Defensive Line: Chris Jones, Kansas City Chiefs
Diese Entscheidung zwischen Lawrence und Williams war so schwierig, weil Jones für mich nicht zur Diskussion stand.
Er war in meinen Augen der beste Defensive Tackle in der NFL dieses Jahr, der Spieler, der eine - im Gegensatz zu dem was Williams und Lawrence haben - ansonsten um ihn herum häufig inkonstante Front nach vorne katapultierte, der den Pass-Rush seines Teams trug und der auch in einer weniger aggressiven Version der Chiefs-Defense individuell dominierte.
Vielleicht kann man es so am besten zusammenfassen: Bei keinem anderen Defensive Tackle in der NFL hatte ich in diesem Jahr den Eindruck, dass seine jeweilige Defense um mindestens ein Tier nach unten fallen würde, wenn man diesen einen Tackle rausnehmen würde.
Jones ist für mich so ein Spieler.
Knapp dahinter: Dexter Lawrence, Giants; Aaron Donald, Rams; D.J. Reader, Bengals; Jeffery Simmons, Titans
Linebacker: Fred Warner, San Francisco 49ers
Spätestens mit dem Spiel gegen die Dolphins betrat die Niners-Defense auch in der breiten Öffentlichkeit die ganz große Bühne - und neben Bosa vor allem in Person von Fred Warner.
Es ist eindrucksvoll zu sehen, wie Warner die Mitte des Feldes für eine Offense neutralisieren kann. Ich denke nicht, dass es einen Linebacker gibt, der mehr Raum abdeckt, der intelligenter in Coverage ist und der gleichzeitig diese Physis mitbringt.
Das erlaubt es den 49ers, Underneath schematisch Räume zu öffnen, die andere Defenses sich schlicht nicht leisten können. Warners Antizipation, sein Trigger sind herausragend, dass er nicht nur nach hinten viel Platz abdeckt, sondern dass er auch nach vorne kurze Pässe oder Runs mit einer Physis weg räumt, die nicht viele Linebacker in dieser Konstanz mitbringen.
Er ist ein besonderer Spieler, der diese Defense prägt, wie ich es seit einer Weile von keinem Linebacker mehr gesehen habe.
Linebacker: Matt Milano, Buffalo Bills
Wenn ich einen Linebacker nennen müsste, der in puncto Coverage und Reichweite zumindest in der Nähe von Fred Warner unterwegs ist, dann wäre es Milano.
Warner ist für mich noch kompletter, weil er noch stärker gegen den Run ist. Aber Milano ist nicht weit dahinter, und wenn er fehlt, macht sich das in der gesamten strukturellen Stabilität der Bills-Defense bemerkbar.
Denn wenn eine Defense aus einer leichten Box und mit zwei tiefen Safeties agieren will, verlangt das viel von den Linebackern - und es gibt nicht viele Linebacker in der NFL, die dieses Profil erfüllen. Warner und Milano fallen in diese Kategorie.
Linebacker: Bobby Wagner, Los Angeles Rams
Wagners Saison ist eine gute Erinnerung daran, dass man manchmal mit einer Prognose auch komplett daneben hauen kann, oder dass eine Meinung, die für einen selbst in Stein gemeißelt scheint, nicht ganz so sattelfest ist, wie man das gedacht und in seinem Kopf schon abgehakt hat.
Ich dachte, dass Bobby Wagner zwar noch nicht "done", aber klar im Karriere-Herbst angekommen ist. Dass die Zeit, in welcher Wagner ein dominanter Linebacker sein kann, vorbei ist.
2022 belehrte uns hier klar eines Besseren. Nach einer wackeligen 2021er Saison, seine letzte in Seattle, in welcher er insbesondere was die Bewegung im Raum angeht, unangenehm häufig hölzern wirkte, konnte er bei den Rams in einer leicht veränderten Rolle nochmals an alte Dominanz anknüpfen.
Wagner wurde auffallend häufig als Blitzer eingesetzt, er arbeitete mehr in klar definierten Räumen und Downhill. Das erlaubte es ihm, zumindest wieder solide in Coverage aufzutreten, während es seine herausragenden Qualitäten als Run-Defender sowie seine Physis als Blitzer in den Vordergrund rückte.
Die Folge war eine Elite-Linebacker-Saison, die ich definitiv nicht erwartet hatte.
Knapp dahinter: Dre Greenlaw, 49ers; T.J. Edwards, Eagles
All-Pro Team 2022: Secondary
Cornerback: Sauce Gardner, New York Jets
Es ist selten geworden in der heutigen NFL, dass ein Cornerback wirklich identitätsstiftend für eine Defense ist. Die Tage der Man-Heavy-Defenses sind vielerorts gezählt, zumindest für den Moment; es sind die Pass-Rusher, die einer Defense die Identität geben, mancherorts gar eher gefolgt von den Linebackern, oder einem Star-Safety.
Das ist keine Aussage über Positional Value, mehr eine Beobachtung darüber, was viele Defenses in der heutigen NFL prägt und welche Spieler und Spielertypen gerade im Vordergrund stehen. Denn selbstredend bedeutet es nicht, dass Cornerbacks plötzlich unwichtig geworden sind.
Aber vor diesem Hintergrund ist es dementsprechend umso seltener, dass ein Rookie-Corner eine Defense mehr oder weniger vom ersten Spiel an maßgeblich mitprägt. Sauce Gardner aber hat genau das gemacht.
Seine physische, aggressive Spielweise in der Route, gepaart mit seiner Länge, erinnerten bereits als College-Prospect an Richard Sherman. Gardner bestätigte diese Vergleiche auch in puncto Spielintelligenz und darin, wie er an einem Gegenspieler kleben, sowie der gegnerischen Offense Seite des Feldes wegnehmen kann.
Gardner ließ über die ersten 17 Spiele nur knapp über 300 Yards zu - er und James Bradberry blieben als einzige Corner mit mindestens 65 Targets in ihr Richtung unter 400 zugelassenen Receiving-Yards. Seine 14 Pass-Breakups waren der Liga-Spitzenwert vor Woche 18, bei 28 Prozent der Targets in seine Richtung erzwang er eine Incompletion.
Es war eine Elite-Corner-Saison, und ein Hinweis darauf, dass die Jets hier einen elementaren Defense-Baustein für lange Zeit gefunden haben.
Cornerback: Charvarius Ward, San Francisco 49ers
Als die 49ers Ward in der Offseason verpflichteten, war ich zunächst einmal überrascht, dass die Niners derart ernsthafte Ressourcen in die Secondary investieren - allzu häufig hatte man das in den letzten fünf Jahren nicht in San Francisco gesehen.
Und ich dachte schon, dass Ward in dieser Defense funktionieren würde. Ward ist ein guter Corner, und San Franciscos Defense mit dem starken Pass-Rush und auch mit seiner generellen Grundstruktur kann der Coverage das Leben erleichtern.
Aber je häufiger ich mir die Niners-Defense anschaute, desto häufiger fiel mir Ward auf. Nicht nur wegen seiner Länge und Physis in Coverage, sondern auch, weil er immer wieder zeigte, dass er auch gegnerische Top-Receiver Eins-gegen-Eins covern kann.
Und: Er ist ein guter Tackler, ein sehr guter sogar, und setzt seine Physis auch gegen den Run ein, womit er wiederum diese Niners-Defense glänzend ergänzt. Ich war extrem beeindruckt von Wards erster Saison in San Francisco.
Cornerback: Jalen Ramsey, Los Angeles Rams
Das direkt vorweg: Ramsey war keiner der Top-3-Cover-Corner in dieser Saison. Wenn man das entsprechend stärker gewichtet, dann müsste hier Patrick Surtain stehen, der eine weitere herausragende Saison gespielt hat.
Ramsey war nicht schlecht in Coverage, aber eben nicht auf seinem gewohnten Top-Niveau; doch es ist seine Rolle innerhalb und seine Bedeutung für die Rams-Defense, die für mich den Ausschlag dafür gegeben hat, ihn hier vor Surtain zu nominieren.
Ramsey ist der auffälligste Cornerback in der NFL, wenn es darum geht, wie er eingesetzt wird: Nur etwas mehr als die Hälfte seiner Snaps hat er tatsächlich als Outside-Corner gespielt, einst seine klare Paraderolle.
Dass die Rams ihn gerne auch in den Slot ziehen, dürfte an diesem Punkt kein Geheimnis mehr sein. Allein diese Flexibilität ist unter den Elite-Cornerbacks schon selten; Baltimores Marlon Humphrey ist hier das beste andere Beispiel für einen Corner, der wirklich innen und außen spielen kann.
Aber hier endet Ramseys Rolle nicht. Denn die Rams wollen, dass er der Dreh- und Angelpunkt dieser Defense auch auf dem zweiten Level sein kann. Deshalb spielt er immer wieder auch in der Box, wo er einen größeren Impact auf das Play haben kann.
Und das ist seine Paraderolle. Die Fähigkeit, innen wie außen covern zu können - und dann zusätzlich einer der besten Run-Defending-Cornerbacks in der NFL zu sein. Es ist identitätsstiftend für diese Defense.
Knapp dahinter: Patrick Surtain II, Broncos; Marlon Humphrey, Ravens
Safety: Kyle Dugger, New England Patriots
Dugger ist innerhalb kürzester Zeit einer meiner Lieblingsspieler auf der defensiven Seite des Balls geworden.
Ich mochte Dugger als Prospect 2020 - er war mein Nummer-62-Overall-Spieler damals -, aber natürlich irgendwo auch als massive Projection. Dugger hatte auf sehr niedrigem Level College-Football gespielt, man zockte bei ihm auf die Athletik und es war zu erwarten, dass er Zeit brauchen würde, bis er so richtig in der NFL ankommt, und sich an das Tempo und die Komplexität auf dem höchsten Level gewöhnt.
Spätestens mit dieser Saison kann man klar sagen, dass dieser Zeitpunkt gekommen ist.
Dugger ist in seiner dritten Saison Bill Belichicks Allzweckwaffe geworden, mit je mindestens 50 Snaps in der Box, als Slot-Corner, als Outside-Corner und als Free Safety - sowie, ganz im Stile eines Belichick-Spielers, auch im Special Team. Er kann Tight Ends in der noch immer Man-heavy Patriots-Defense übernehmen, er kann blitzen, er ist ein sehr guter Run-Verteidiger, der mit seiner Explosivität und seiner Antizipation immer wieder auch Tackles im Backfield macht.
Dugger ist essenziell für die Flexibilität dieser Defense, was wiederum eine tragende Säule für die Defense insgesamt ist - und er macht einfach Plays, der Pick Six gegen Miami in Woche 17 war das jüngste prominente Beispiel. Auf diese Art und Weise, das Fallenlassen aus einer Box-nahen Position und dann das Antizipieren von Underneath-Routes, so hatte Dugger bereits mehrere Picks, seit er in der NFL ist.
Safety: Derwin James, Los Angeles Chargers
Die andere Elite-Safety-Allzweckwaffe in der NFL aktuell, und bei James ließ sich in dieser Saison beobachten, dass sich seine Rolle innerhalb der Chargers-Defense veränderte.
Die Chargers setzten James dieses Jahr mehr in der Box ein, und weniger als Slot-Corner sowie weniger als tiefen Safety. Das erlaubte es dem 26-Jährigen, einen direkteren Impact auf das Spiel zu haben und gleichzeitig seine Vielseitigkeit in Coverage sowie seine Qualitäten als Run-Verteidiger anzubringen.
Es gab auch in dieser Saison Safeties, die in einem einzelnen Aufgabengebiet besser sind. Marcus Williams etwa ist und bleibt für mich der beste tiefe Cover-/Single-High-Safety in der NFL, Antoine Winfield und Budda Baker sind vielleicht die beiden besten Run-Defending-Safeties in der NFL.
Aber was die Flexibilität und damit die tragende Rolle innerhalb der Defense angeht, hatte ich hier alternativ auf diesem Level nur noch über Minkah Fitzpatrick und Kevin Byard nachgedacht. Beide fände ich in diesem Spot ebenfalls gerechtfertigt.
Knapp dahinter: Kevin Byard, Titans; Minkah Fitzpatrick, Steelers