Taktik-Analyse zum Super Bowl: Die Offense der Philadelphia Eagles - eine Antwort auf jedes Problem?

Von Adrian Franke
07. Februar 202309:45
SPOX blickt auf die beiden Super-Bowl-Offenses - los geht es mit den Philadelphia Eagles.getty
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Die Philadelphia Eagles sind mit einer dominanten Offense durch die Regular Season marschiert. Neben der Breakout-Saison von Jalen Hurts stand dabei die Gesamtqualität des Kaders regelmäßig im Vordergrund - doch wie formen die Eagles aus dieser Qualität ihre Offense? Die große Taktikpreview zur Eagles-Offense vor Super Bowl LVII!

Müsste ich die Eagles-Offense in dieser Saison auf den Punkt bringen, dann würde ich sie so beschreiben: Es ist eine Offense, die vergleichsweise simple Antworten präsentiert, aber deren Antworten sich so gut ergänzen, dass man trotzdem den Eindruck hat, dass diese Offense jedes Problem lösen und umgekehrt Defenses zu viele Probleme präsentieren kann.

Es ist auch ein Kader, der diesen Luxus hergibt; diese hohe individuelle Qualität, die es selbstredend einfacher macht, auch mit simplen Mitteln sehr erfolgreich zu sein. Dieser Kader wurde schrittweise fast wie ein Musterbeispiel aufgebaut, mit dem Trade für Star-Receiver A.J. Brown in der vergangenen Offseason als letztem großen Puzzleteil.

Als Lane Johnson nach dem Sieg gegen die San Francisco 49ers im Championship Game gefragt wurde, wo er den Unterschied zum Eagles-Super-Bowl-Team von vor fünf Jahren sieht, ging seine Antwort auch in diese Richtung: "2017 waren wir Underdogs. Dieses Jahr haben wir einen extrem starken Kader. Da wird erwartet, dass man weit kommt. Manchmal muss man All-In gehen, und ich habe den Eindruck, dass wir das in diesem Jahr gemacht haben."

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Jeder kennt die Geschichte von jenem 2017er Eagles-Team, das spät in der Regular Season Quarterback Carson Wentz verlor, und dann im Championship Game und im Super Bowl eine bis dato komplett unbekannte Version von Nick Foles bekam.

Dieses Team ist in vielerlei Hinsicht anders. Und einer der eklatantesten Unterschiede ist die Tatsache, dass die Offense der Eagles in diesem Jahr einen Floor hat, welchen 2017 an diesem Punkt absolut niemand erwarten konnte.

Super Bowl: Die Eagles-Offense - die Basics

  • Die Eagles spielen dieses Jahr über 70 Prozent ihrer Offense-Snaps aus 11-Personnel (ein Running Back, ein Tight End, drei Wide Receiver). Ein deutlicher Sprung der letzten Jahre, seit 2018 lag man nie über 63 Prozent. Hier hat zweifellos der Trade für A.J. Brown der Offense seinen Stempel aufgedrückt.
  • Und das ist nicht der einzige Bereich, in dem Brown diese Offense verändert hat: Einzig Davante Adams (9) hatte in der Regular Season mehr Deep-Receiving-Touchdowns als Brown (7). Brown öffnete auch so diese Offense maßgeblich und machte Hurts zu einem der gefährlichsten Deep-Passer in der NFL.
  • Sowohl A.J. Brown, als auch DeVonta Smith verbrachten je über 25 Prozent ihrer Snaps im Slot. Der primäre Slot-Receiver war schon ab Woche 1 Quez Watkins, der gefährlichste Eagles-Slot-Receiver aber war Smith: Seine 3,01 Yards pro gelaufener Slot-Route waren der ligaweit drittbeste Wert unter allen Receivern mit mindestens 25 Slot-Targets.
  • Die Eagles waren ganz eindeutig darauf bedacht, Hurts die Arbeit zu erleichtern. Nur Tua Tagovailoa, Daniel Jones und Justin Fields hatten eine höhere Play-Action-Quote als Hurts (31,4 Prozent), der zudem eine der höchsten Screen-Pass-Quoten (12,7 Prozent) in der NFL hatte.
  • Das betrifft bereits die Arbeit Pre-Snap: Philadelphia belegte in puncto No-Huddle-Quote Platz 2. Wenn Philadelphia No-Huddle spielte, hatten die Eagles die vierthöchste Run-Quote (41 Prozent). Auffällig ist aber auch, dass sie Hurts ein statisches Bild gaben: Bei lediglich 28 Prozent ihrer Snaps nutzten die Eagles Motion, der zweitniedrigste Wert in der NFL.
  • Mit 0,073 Expected Points Added pro Play führten die Eagles die NFL in der Regular Season mit weitem Abstand an. Insgesamt nur vier andere Teams (Baltimore, Pittsburgh, Atlanta und Cleveland) hatten hier einen positiven Wert. Einzig die Ravens (0,034) erzielten ebenfalls einen Wert jenseits von 0,006. Mit dementsprechend klarem Abstand belegten die Eagles auch in puncto Rushing Success Rate (50,7 Prozent) den ersten Platz; sie waren das einzige Team jenseits der 50-Prozent-Marke.
  • Hier hatte Hurts eine prägende Rolle. Seine 123 Runs in der Regular Season waren mit weitem Abstand der höchste Wert aller Nicht-Running-Backs, genau wie seine 13 Rushing-Touchdowns. Einzig in puncto erlaufene First Downs (68) kam Justin Fields (65) an ihn ran.
  • Die Eagles hatten in dieser Saison 103 designte Quarterback- und Option-Runs, Liga-Höchstwert. Mit 0,4 Expected Points Added pro Run belegten sie unter allen Teams mit mindestens 35 solcher Runs den ersten Platz.

Die Eagles sind gut darin, Vorteile zu kreieren. Das können Überzahlsituationen im Run Game sein, einerseits getrieben durch den Hurts-Faktor, aber Philadelphia ist auch konstant darin, eine leichte Box zu kreieren.

So lief Miles Sanders in dieser Saison nur 18 Prozent seiner Runs gegen eine Stacked Box, also acht oder mehr Verteidiger in der Box. Und das ist kein automatisches Produkt einer QB-Rushing-Offense, zum Vergleich: Die beiden Falcons-Backs Tyler Allgeier und Cordarrelle Patterson lagen hier jeweils bei über 36 Prozent, genau wie Baltimores J.K. Dobbins. Die drei belegten drei der vier ersten Plätze in dieser Kategorie, der Vierte im Bunde war Derrick Henry.

Das können aber auch offene Pässe sein, nicht zuletzt durch Run Pass Options. All das erhöht den Floor der Offense und gibt ihr eine Stabilität, wie sie kaum eine andere Offense ligaweit in dieser Saison hatte.

Nicht selten hatte man so den Eindruck, dass Philadelphias Offense früh im Spiel fast mühelos über einen Gegner drüberwalzen konnte, nur um dann anschließend die eigene Führung souverän zu verwalten. Die Kombination aus Big Plays und schnellen Scoring-Drives auf der einen und einem nachhaltigen Run Game - auch in Short-Yardage-Situationen - auf der anderen Seite machte es möglich.

Um die Offense der Eagles greifbarer zu machen, würde ich sie in drei tragende Säulen zusammenfassen:

  • Das Run Game als Basis, als Floor, als Rhythmus
  • Das Option Game, sowohl im QB-Run-Game, als auch mit den Run Pass Options
  • Das vertikale Passspiel, um das Feld zu öffnen und um Defenses in die Länge zu ziehen

Die Eagles und das Run Game: Der Treiber der Offense

Die Eagles sind im Run Game sehr vielseitig, und das nicht nur mit Blick auf das Quarterback Run Game. Philadelphia mixte Zone und Gap Scheme Runs sehr konstant durch, und die beste Offensive Line der Liga gibt den Eagles dabei auch viel Spielraum, um kreativ zu denken.

Der erste Touchdown-Run von Sanders im Championship Game gegen die 49ers bestand aus Double-Teams des Right Guard und Right Tackles sowie des Centers und Left Guards in der Mitte, mit Tight End Dallas Goedert auf der Backside Eins-gegen-Eins.

Goedert machte gerade genug, um Sanders ausreichend Zeit zu verschaffen, doch in der Mitte entstand eine riesige Lücke, durch die Sanders quasi unberührt durchspazieren konnte.

Es war der zweite Touchdown-Run, der das Spiel kurz vor der Halbzeitpause schließlich nach einer zähen ersten Hälfte doch in die Richtung der Eagles kippen ließ, welcher die Athletik in der Eagles-Line unterstrich.

Spiel gegen San Francisco (CCG), 1:40 noch im 2. Viertel, 13-Yard-Touchdown

SPOXNFL Gamepass

Es gibt nicht viele Offenses, die regelmäßig ihren Center als Pull-Blocker einsetzen können - Jason Kelce erlaubt genau das den Eagles.

Beim Touchdown-Run kurz vor der Halbzeit nutzten die Eagles genau das: Der Left Guard blockt nach innen, auf der rechten Seite setzen Right Guard und Right Tackle zunächst ein Double Team, von dem sich dann der Guard löst, um auf das zweite Level zu arbeiten und den Linebacker auf seiner Seite zu übernehmen. Edge-Rusher Nick Bosa auf der rechten Seite der Offense ungeblockt, was für einen zusätzlichen numerischen Vorteil sorgt.

Kelce derweil pullt um den Left Guard herum und kommt so blitzartig in den Raum dahinter, um den anderen Linebacker zu übernehmen.

SPOXNFL Gamepass

Das in Kombination mit einem dominanten Block von Left Tackle Jordan Mailata öffnet eine riesige Rushing-Lane für Sanders, der einzig Kelce folgen muss und dann einen klaren Pfad Richtung Endzone hat.

Die Eagles hatten in dieser Saison die viertmeisten Touchdowns (7) bei Runs mit Pull-Blockern, die fünftmeisten Yards pro Run (5,6), standen auf Platz sechs in puncto Expected Points Added pro Run und hatten prozentual die sechstbeste Quote positiver Runs.

Kurzum: Philadelphia war produktiv und nutzte dieses Mittel mit am häufigsten: Einzig Baltimore, Cleveland und Detroit agierten insgesamt betrachtet noch häufiger mit Pull-Blockern, 138 der 544 Eagles-Runs in der Regular Season kamen mit Pulls.

Spiel gegen die Giants (Week 14), 1:46 noch im 3. Viertel, 10-Yard-Touchdown

Neben der individuellen Qualität springt einen bei der Eagles-Line vor allem die Athletik fast auf jedem einzelnen Line-Spot förmlich an. Hier kann jeder blitzartig aufs zweite Level der Defense kommen, jeder kann pullen, jeder kann sich im Raum bewegen.

Und das überträgt sich nahtlos auf die zweite der drei Säulen: Das Option Game, und was Philadelphia hier in erster Linie mit dem Quarterback Run Game machen kann.

SPOXNFL Gamepass

Der Touchdown-Run hier gegen die Giants ist nicht mal ein Option Play, der Fokus ist komplett auf Hurts. Denn was Philadelphia insbesondere rund um die Red Zone gerne macht, ist, aus deinem Empty Backfield den Ball mit Hurts zu laufen.

Insgesamt 20 Mal liefen die Eagles in dieser Saison inklusive Playoffs den Ball aus Empty, Liga-Höchstwert, für 7,4 Yards pro Run. Sechs dieser 20 Runs erzielten neue First Downs, 70 Prozent waren erfolgreiche Runs.

SPOXNFL Gamepass

Die Eagles blocken, wie schon bei der Niners-Szene, auch hier den gefährlichsten gegnerischen Edge-Rusher - Kayvon Thibodeaux (roter Kreis) - nicht, weil Left Tackle Mailata als zusätzlicher Puller nach innen kommt.

Thibodeaux ist aber zu weit weg, um noch ins Play zu kommen, ehe Hurts bereits die Line of Scrimmage durchbrochen hat. Kelce übernimmt den Linebacker, Mailata würde für eine zusätzliche Überzahlsituation im Blocking sorgen - die in dem Fall aber nicht einmal notwendig ist.

Das vertikale Passspiel der Eagles: Big-Play-Feuerwerk

Die Eagles sind gerade aus Empty Formationen wahrscheinlich mein Lieblingsteam in dieser Saison, weil sie so flexibel daraus sind. Normalerweise limitiert Empty eine Offense, da die Protection ohne zusätzliche Hilfe relativ eindimensional sein, und der Quarterback meist den Ball schnell werfen muss.

Doch die Eagles können nicht nur aus Empty mit Hurts den Ball laufen, ihre herausragende Offensive Line erlaubt es der Offense zusätzlich, auch vertikal zu gehen.

86 Mal warf Philly den Ball in dieser Saison aus Empty, dabei ließen die Eagles eine Pressure-Rate von lediglich 25,3 Prozent zu, der viertbeste Wert. Und gleichzeitig erzielten sie einen Touchdown bei knapp sechs Prozent dieser Plays, der drittbeste Wert. Die 9 Yards pro Pass aus Empty wurden nur von den Vikings (9,2) getoppt.

Teams, die trotz so hoher Empty-Frequenz daraus dennoch effizient sind, haben meist ein gutes Screen Game, einen guten Ballverteiler auf Quarterback, oder einen Freak wie Josh Allen, der die Liga mit fast zwölf Yards durchschnittlicher Target-Tiefe aus Empty mit Abstand anführte.

Spiel gegen die Giants (Week 14), 12:14 noch im 2. Viertel, 41-Yard-Touchdown

SPOXNFL Gamepass

Die Eagles sind eine Mischung aus alledem. Wenn sie aber Single High Man (das ist wichtig) Coverage bekommen, so wie hier von den Giants, dann können sie sich ihre Matchups zurechtlegen - und dann haben sie zwei brandgefährliche Receiver, um daraus Kapital zu schlagen.

Diese beiden arbeiten bei diesem langen Touchdown gegen die Giants auch zusammen.

Brown läuft von außen eine kurze Comeback-Route, um den Outside-Corner zu binden. Smith geht aus dem Slot tief, lässt den Slot-Corner schnell aussteigen, und dann kann lediglich der Single-High-Safety noch das Play retten. Der allerdings legt ein desolates Timing an den Tag und springt an Smith und dem Ball vorbei.

Hier liegt auch eine Gefahr für die Chiefs im Super Bowl. Kansas City hat sich defensiv dieses Jahr merklich umgestellt und spielt in erster Linie Split-Safety-Coverages; 54 Prozent verbrachten die Chiefs dieses Jahr in Middle-of-the-Field-Open-Coverages, das ist sogar der ligaweit höchste Wert.

Doch Defensive Coordinator Steve Spagnuolo wird den einen oder anderen Blitz ohne Frage im Game Plan haben - was auch ein durchaus legitimes Mittel sein könnte, dazu später mehr. Wenn die Chiefs Single High anbieten, und generell je nachdem, wie sie die Empty Formationen der Eagles spielen, könnten hier aber die Big Plays der Eagles ein Faktor werden.

Spiel gegen die Steelers (Week 8), 12:53 noch im 2. Viertel, 27-Yard-Touchdown

SPOXNFL Gamepass

Und manchmal ist es eben auch so simpel, darauf hatte ich ganz am Anfang angespielt. Es ist nicht kompliziert, A.J. Brown Eins-gegen-Eins zu identifizieren und ihm via Shot eine Chance zu geben.

Aber es ist eben nur eine dominante Facette dieser Offense, und hier üben die Eagles in mehrfacher Hinsicht Stress auf die Defense aus: Der Tight End kommt via Motion ins Backfield, ein Run muss hier eine Option sein, und dann ist DeVonta Smith der linke, A.J. Brown der rechte Outside-Receiver; der Single-High-Safety kann also nicht in eine Richtung "cheaten".

Brown kreiert dabei gar nicht einmal direkt Separation, aber er gewinnt im Laufe der Route, und der Pass von Hurts ist perfekt gesetzt.

Brown verzeichnete in dieser Saison 4,5 Yards pro gelaufener Route gegen Press Coverage, der höchste Wert in der Next-Gen-Stats-Ära unter Receivern mit mindestens 100 gelaufenen Routes. Brown war mit seiner Physis schon immer ein dominanter Receiver gegen Press, die Eagles setzten diese Qualität noch vertikaler ein.

Die Eagles und die Run Pass Option

Ein Aspekt fehlt noch, um das Bild dieser Offense rund zu machen, denn die Run Pass Options sind ein elementarer Bestandteil in Philly, und das nicht erst seit diesem Jahr.

Über die letzten vier Jahre belegten die Eagles, was die prozentuale RPO-Nutzung angeht, die Plätze 4,7,4 und 4.

Das könnte man fast als historisch verwurzelt bezeichnen: Die RPOs, wie wir sie heute in der NFL kennen, kamen maßgeblich über Chip Kellys Eagles vor etwa zehn Jahren in die NFL. Nick Foles hatte damals großen Erfolg unter Kelly mit den RPOs, der Trainerstab unter Doug Pederson griff dann auch wieder darauf zurück

Spiel gegen die Lions (Week 1), 8:19 noch im 2. Viertel, 27 Yards Raumgewinn

Hier ist ein Beispiel für ein solches Play, aus dem Spiel gegen Detroit zum Saisonauftakt.

Die Eagles versuchen immer wieder mal, Tight End Dallas Goedert auch in den Raum zu bringen. Tight-End-Screens sind ein Mittel, welches man bei dieser Offense findet, aber eben auch offene RPOs in die Flat - und generell Pässe in die Flat - sind Teil der Offense.

SPOXNFL Gamepass

Diese RPO ist eine genau solche. Hurts liest den Slot-Verteidiger, der durch die Motion von A.J. Brown weiter nach innen gerückt ist.

SPOXNFL Gamepass

Ab da ist es ein simples Option Play: Wenn der Verteidiger mit dem Tight End nach außen rückt, übergibt Hurts den Ball an den Running Back - zögert der Verteidiger, oder zieht gar nach innen, behält Hurts den Ball und wirft ihn zum Tight End.

Das wird kombiniert mit der In-Breaking-Route von außen, um die Seite frei zu räumen, und das funktioniert perfekt: Goedert fängt den Ball und kann anschließend unbehelligt die Sideline runter sprinten für ein Big Play nach dem Catch.

Es ist kein Zufall, dass Goedert unter allen Tight Ends mit mindestens 40 Targets die zweitmeisten Yards nach dem Catch pro Reception hatte (7,3). Diese Statistik ist klar erkennbar ein Produkt der Art und Weise, wie die Eagles mit dem Tight End spielen wollen.

Wo können die Chiefs den Eagles Probleme bereiten?

Wie also bereitet man einer Offense Probleme, die scheinbar jedes Problem lösen und immer ihrerseits ein zusätzliches Problem präsentieren kann?

Einfach ist es nicht, das liegt auf der Hand; man muss in den Nuancen schauen.

Wie zum Beispiel die Tatsache, dass Hurts, so gut er gegen Cover-1 war, auf die Saison gesehen auffällige Probleme mit Cover-3 hatte. Auch gegen San Francisco im NFC Championship wackelte er hier.

Kansas Citys Ansatz hier wird hochspannend. Einzig die Saints haben in dieser Saison noch weniger Cover-3 gespielt als die Chiefs, nur 85 Snaps insgesamt. Zum Vergleich: 16 Teams, also die halbe Liga, haben je mindestens 140 Snaps Cover-3 gespielt.

Super Bowl: Passt sich die Chiefs-Defense an?

Im Championship Game gegen die Bengals spielten die Chiefs viel Cover-2 Man, und auch wenn Cincinnati dagegen vereinzelt Big Plays auflegen konnte, so hatten die Chiefs damit durchaus auch Erfolg.

Cover-3 als Mittel gegen die Eagles ergibt insofern Sinn, als dass es einer Defense erlaubt, die Box aggressiver zu spielen. Das hilft gegen das starke Run Game der Eagles, und zwingt Hurts dazu, konstant aus der Pocket zu spielen.

Doch sind die Chiefs bereit, sich in ihren Coverages so - verglichen mit ihrer bisherigen Saison - radikal umzustellen?

Die Hoffnungen ruhen einmal mehr auf Chris Jones

Klar ist: Kansas City muss defensiv kreativ werden, denn allzu viele individuelle Matchups sprechen auf der Seite des Balls nicht für die Chiefs.

Und so ruhen einmal mehr große Hoffnungen aufseiten der Chiefs-Defense auf Chris Jones. Jones war der beste Defensive Tackle dieser Saison, und häufig derjenige, der diese Defense quasi im Alleingang trug. Zuletzt war das im Championship Game gegen die Bengals zu beobachten; ein Spiel, das Kansas City ohne Jones wohl nicht gewonnen hätte.

Gegen die Backup-Line der Bengals war dieses Matchup auch im Vorfeld schon klar. Gegen Philadelphia wird Jones kaum so dominieren können, aber kann er vielleicht dazu beitragen, die Line und damit das Blocking etwas eindimensionaler zu machen? Und: Schaffen es die Chiefs wieder, Jones Eins-gegen-Eins-Matchups zu verschaffen? Gegen Cincinnati klappte das auch, indem man Jones situativ nach außen schob und ihn den Right Tackle attackieren ließ. Auch hier aber wäre das Matchup gegen Lane Johnson längst nicht so attraktiv.

Jones wird seinen Anteil an Matchups gewinnen, aber man kann nicht erwarten, dass er das Spiel so dominiert wie gegen die Bengals. Kansas City wird andere Wege finden müssen, um zum Quarterback zu kommen - und hier kommt die große Frage des Blitzings ins Spiel.

Hurts hat in dieser Saison unter Druck auffallend häufig gewackelt, gegen den Blitz aber war er meist gut.

Schaffen es die Chiefs, etwa mit Simulated Pressures einen Mittelweg zu finden, während sie mit ihrer physischen Defensive Line gegen den Run standhalten? Können sie Hurts dazu bringen, die Coverage neu zu identifizieren? Darauf wird es maßgeblich ankommen. Nuancen eben.