Es war sein Vater, der in Louis Rees-Zammit die Sehnsucht nach den USA und der schillernden Welt der NFL weckte. Das Rugby-Toptalent lebt den Traum, den sich Papa Joe als Spieler des walisischen Football-Teams Cardiff Tigers nie erfüllen konnte und steht vor seiner ersten Saison als Footballprofi - und das nicht bei irgendeinem Team, sondern beim Super-Bowl-Sieger Kansas City Chiefs.
Bald könnte "Rees-Lightning", wie der "blitzschnelle" 23-Jährige genannt wird, dort von keinem geringeren als Star-Quarterback Patrick Mahomes Pässe fangen - statt vor 16.000 Fans im Kingsholm Stadion des englischen Rugby-Erstligisten Gloucester vor ganzen 60.000 mehr im Arrowhead von Kansas City.
Football sei der Sport, den sein Vater schon als Kind geliebt habe, schrieb Rees-Zammit im Abschiedstext an die Fans seines früheren Klubs in Gloucester. Bei dem Sportartenwechsel gehe es "nicht um Rugby, sondern um meine Ambitionen, meinen Traum zu verwirklichen und in der National Football League zu spielen".
So groß die Liebe zum Football sein mag, auch die finanzielle Perspektive dürfte bei der Entscheidung eine Rolle gespielt haben. Berichten zufolge liegt das in seinem Dreijahresvertrag festgeschriebene Gehalt umgerechnet bei knapp 830.000 Euro pro Saison und damit mehr als 560.000 Euro höher als sein bisheriges.
Louis Rees-Zammit: Der Schritt in die NFL als großes Risiko
Für diese Aussichten, sportlich und finanziell, entschied sich Rees-Zammit Ende März, nach 31 Länderspielen für Wales inklusive begeisternder Auftritte bei der vergangenen WM in Frankreich bei den Chiefs zu unterschreiben - "ein ziemlicher Schock" für seinen Nationaltrainer Warren Gatland und eine ganze Rugby-Nation.
Zuvor hatte sich Rees-Zammit über das International Player Pathway Programm (IPPP) der NFL empfohlen. In Kansas City könnte Rees-Zammit perspektivisch die Position des Runningbacks bekleiden, dürfte seine Chance zunächst aber am ehesten als Returner in den Special Teams bekommen, dabei Kicks und Punts der Gegner zurücktragen.
Obwohl die Sportarten auf den ersten Blick sehr ähnlich scheinen, ist der Übergang vom Rugby zur NFL hart. Die Komplexität der Positionen und Spielpläne ist selbst für einige der besten College-Spieler schwer zu erfassen. Und kaum ein Team hat ein so ausgeklügeltes System wie die Chiefs.
Rees-Zammit ist der 37. Spieler, der es aus dem Talentförderprogramm IPPP zu einem NFL-Vertrag geschafft hat, nur fünf von den vorherigen 36 haben danach auch einen Platz im Spieltagskader bekommen - darunter die beiden Deutschen Jakob Johnson und David Bada - der Schritt über den großen Teich ist bei all den Vorzügen daher durchaus auch ein Risiko.