So sehr Football auch ein Teamsport ist, in dem gerne auch mal die Special Teams den Ausgang eines Spiels entscheiden können: In den vergangenen Wochen drehte sich in der NFL-Bubble wieder vieles um die Premiumposition schlechthin - die Quarterbacks. In manchen Teams werden Veteranen kritisch beäugt, andernorts streiten sich gleich mehrere QBs um den Startplatz in Week 1 der Regular Season. In der ersten Runde der Preseason Games in den vergangenen Tagen durften sich einige Rookie-QBs zeigen - mit mehr oder weniger Erfolg.
NFL Preseason, Erkenntnis: Bo Nix auf dem Weg zum Starting Quarterback der Denver Broncos
Sean Payton hatte die mediale Reaktion auf das erste Depth Chart der Denver Broncos rasch bemerkt. In klassischer Payton-Manier positionierte er zuvor seine Neulinge auf den letzten Plätzen ihrer jeweiligen Positionen. So tauchte Quarterback Bo Nix, immerhin an Nummer 12 im Draft ausgewählt, hinter Jarrett Stidham und Zach Wilson auf. Stidham hatte zum Ende der Vorsaison Russell Wilson ersetzt, als die Broncos sich dazu entschieden, die Ehe mit "Russ" früh zu beenden. Dessen Namensvetter wurde eigentlich als Kaderfüller von den New York Jets geholt, wenngleich Zach Wilson über einen Arm verfügt, der ihm einige weitere Jahre in der NFL ermöglichen könnte.
Klar war jedoch von Beginn an, dass Nix nicht der Third-String-QB sein würde. Nach fünf Jahren am College - eine zusätzliche Saison aufgrund der Corona-Pandemie - und 61 Starts für Auburn und Oregon verfügt der Mann aus Clark County ohnehin über ausreichend Erfahrung und eine gewisse Routine in seinen Abläufen, gerade bei kurzen Pässen. Beim Sieg der Broncos gegen die Indianapolis Colts (34:30) in Week 1 der Preseason durfte Nix als zweiter QB ran und einige Snaps mit den offensive Startern spielen, bevor er mit den Backups weitermachte. In fünf Drives mit Nix als Playmaker brachten es die Broncos immerhin zu vier Scores.
Nix beendete seinen Arbeitstag mit 15/21 erfolgreichen Pässen für 125 Yards, darunter ein Touchdown-Pass aus einer Run-Pass Option (RPO) zu Marvin Mims Jr. in ein enges Fenster gegen einen Safety, intuitiv mit schnellem Release. Ansonsten war sein Auftritt relativ unspektakulär, Nix ging oft zum ersten Read mit schnellem Ball Release. Gerade die RPO beim Touchdown erinnerte an seine Zeit mit den Oregon Ducks, wo solche Plays zum Standardrepertoire gehören. Gut möglich, dass Stidham zu Saisonbeginn noch der Starter ist, aber Nix sammelt einige Argumente für den ersten Platz im Depth Chart, gerade im Training.
NFL Preseason, Erkenntnis: Caleb Williams zeigt seine Fähigkeiten
Die Chicago Bears gewannen bereits ihr zweites Spiel in der Preseaon, rechnet man das am 1. August vorzeitig abgebrochene Hall of Fame Game gegen die Houston Texans mit ein (21:17). Gegen die Buffalo Bills betrat am vergangenen Samstag auch Caleb Williams zum ersten Mal das Feld, der mit Spannung erwartete und bis aufs Letzte durchanalysierte Nummer-eins-Pick des Draft. Und der lieferte beim 33:6-Sieg ordentlich ab: Williams brachte vier seiner sieben Pässe zum Mitspieler (95 Yards) und führte das Team zweimal in die Redzone (zwei Field Goals).
Sein erster vollständiger Passversuch brachte direkt eine Third-Down-Conversion ein, dabei stellte Williams eine gute Portion Ruhe zur Schau und ging durch seine Reads, um Receiver D.J. Moore zu finden. Ein weiterer Pass war quasi ein No-Look Dump gegen eine Bum Rush Defense - 42 Yards Raumgewinn durch D'Andre Swift. Interessant: Williams sagte im Nachgang, dass er die auffallend hellen Handschuhe von Swift aus dem Augenwinkel wahrgenommen hatte.
Insgesamt beeindruckte der 22-Jährige vor allem mit seiner Schnelligkeit und generell seinen Progression- und Improvisationskünsten. Er ist in der Lage, seine Armwinkel extrem schnell anzupassen. So ist es für Williams möglich, stets das gesamte Feld zu bespielen. Er fühlt sich sogar sichtlich wohl dabei, die linke Seite mit Bällen zu füttern, wie im Training deutlich wurde. Das fällt nicht jedem Rechtshänder so leicht, selbst in der NFL. Auch beim angesprochenen Pass zu Moore ging Williams bei seinen Reads von der rechten Seite einmal komplett nach links und spielte den Ball schnell zum Receiver. Wenn es einen Kritikpunkt gibt, dann der, dass Williams hier und da etwas viel Zeit für seine Reads benötigte.
Nichtsdestotrotz ist er ein grandioses Talent, das sich bislang auch als Persönlichkeit gut präsentieren konnte. Ihm kommt zugleich zugute, dass die Bears in der Offensive generell aufrüsten konnten. Was die O- und D-Lines betrifft, werden wir sehen, wo das Team in der NFC North im Vergleich zu den starken Detroit Lions und Green Bay Packers steht.
NFL Preseason, Erkenntnis: Der Hype um J.J. McCarthy bei den Minnesota Vikings kommt
Chicagos dritter Divisionsrivale sind die Minnesota Vikings - und die sind noch nie mit einem Rookie-QB in die Regular Season gestartet. Insofern könnte es gut sein, dass Sam Darnold zunächst den Vorzug vor J.J. McCarthy erhält. Zur Erinnerung: Die Vikings schoben sich im Draft per Trade mit den New York Jets von Position elf auf zehn vor. Die Franchise wollte nach dem Abgang von Kirk Cousins in Richtung Atlanta de facto auf Nummer sicher gehen, dass McCarthy wirklich in Minneapolis landen würde. Der gilt als nahezu perfekter Cousins-Nachfolger, wenngleich der ehemalige QB der Michigan Wolverines weniger risikoscheu wirkt.
Im Spiel gegen die Las Vegas Raiders (24:23), die ihrerseits ein erhebliches Quarterback-Problem haben, zeigte McCarthy eine gute Leistung. Natürlich werden die beiden langen Touchdown-Pässe - einmal 45 Yards zu Trishton Jackson und einmal 33 Yards zu Trent Sherfield Sr. - in einigen Highlight-Videos auftauchen und den Hype steigern. Zwei hervorragenden Würfe gegen schwache Coverage dürfen McCarthys Gesamtleistung jedoch unnötig in den Himmel heben, schließlich warf er auch noch eine frühe Interception und zeigte zwei weitere wacklige Pässe bei Crossing Routes, als er den Ball zu spät loswurde.
Was bei seinen sechs Drives vielversprechend aussah, waren die Scrambles bei Third Down sowie einige weitere lange Pässe. Zudem zeigte McCarthy insgesamt eine gute Präsenz in der Pocket und eine kürzere Release-Time als Darnold, der besonders in der Redzone weiterhin Probleme hat. McCarthy, der nach der ersten Ballbesitzphase von Darnold übernahm, beendete seinen Arbeitstag mit 11/17 Completions und einem Raumgewinn von 188 Yards. Gewiss werden die Diskussionen rund um den Startplatz in Woche eins nun mehr denn je angeheizt.
NFL Preseason, Erkenntnis: Michael Penix ohne Boom - Jayden Daniels ohne Schweiß
Bislang war es sehr ruhig um Michael Penix Jr. Der vormalige Quarterback der Washington Huskies wurde von den Atlanta Falcons an Position acht im Draft ausgewählt und damit als Backup für Kirk Cousins geholt. Da noch nicht vollends klar ist, wo der Veteran nach seinem Achillessehnenriss im gehobenen Football-Alter von 35 Jahren stehen würde, hatten manche einen frühen Hype um Penix erwartet. Bislang war dies jedoch nicht der Fall - und auch seine Leistung bei der Niederlage der Falcons gegen die Miami Dolphins (13: 20) wird nicht dafür sorgen, dass Cousins um seinen Platz als Starting Quarterback bangen müsste.
Penix, der schon im Training teilweise etwas unpräzise wirkte, brachte neun seiner 16 Pässe zu Mitspielern. 104 Yards standen zu Buche, einen Touchdown erzielte er nicht. Der beste Pass des 24-Jährigen war ein Floater über die Seite zu Chris Blair für einen Raumgewinn von 41 Yards. Manchmal geht Penix direkt vom hinteren Standbein in den Pass, wenn er einen freien Receiver sieht. Dadurch kann er gelegentlich etwas ungenau werden. Um seine Rolle als erster Backup muss ihm dennoch nicht bange sein, denn Taylor Heinicke lieferte gegen die Dolphins überhaupt nicht ab - 4/11 Pässe für einen Raumgewinn von elf Yards ...
Ein weitere Rookie wird im Gegensatz zu Penix auf jeden Fall in Week 1 an den Start gehen dürfen: Jayden Daniels. Der neue QB der Washington Commanders, Gewinner der Heisman Trophy 2023, spielte zwar nur einen Drive gegen die New York Jets (17:20), konnte aber direkt die Qualitäten zeigen, die er ohnehin schon im Training zur Genüge zur Schau gestellt hatte. Daniels brachte zwei seiner drei Pässe für 45 Yards an - und den Ball mit einem Drei-Yard-Lauf in die Endzone. Gerade dabei konnte der Nr.-2-Pick seine athletischen Qualitäten zeigen, denn der für ihn abgestellte Safety durchschaute zwar den Fake der Read Option, konnte ihn aber dennoch nicht stoppen. Kleinere Pre-Snap-Anpassungen hatte Daniels ebenso in seinem Spiel. Manchmal kann schon ein einziger Drive genügen, um Head Coach und Fans in Wallung zu bringen.
NFL-Saison 2024: Week 1 im Überblick
Datun | Uhrzeit | Heimteam | Auswärtsteam |
6. September | 2.20 Uhr | Kansas City Chiefs | Baltimore Ravens |
7. September | 2.15 Uhr | Philadelphia Eagles (Sao Paulo) | Green Bay Packers |
8. September | 19 Uhr | Atlanta Hawks | Pittsburgh Steelers |
8. September | 19 Uhr | Buffalo Bills | Arizona Cardinals |
8. September | 19 Uhr | Chicago Bears | Tennessee Titans |
8. September | 19 Uhr | Cincinnati Bengals | New England Patriots |
8. September | 19 Uhr | Indianapolis Colts | Houston Texans |
8. September | 19 Uhr | Miami Dolphins | Jacksonville Jaguars |
8. September | 19 Uhr | New Orleans Saints | Carolina Panthers |
8. September | 19 Uhr | New York Giants | Minnesota Vikings |
8. September | 22.05 Uhr | Los Angeles Chargers | Las Vegas Raiders |
8. September | 22.05 Uhr | Seattle Seahawks | Denver Broncosc |
8. September | 22.25 Uhr | Cleveland Browns | Dallas Cowboys |
8. September | 22.25 Uhr | Tampa Bay Buccaneers | Washington Commanders |
9, September | 2.20 Uhr | Detroit Lions | Los Angeles Rams |
10. September | 2.20 Uhr | San Francisco 49ers | New York Jets |