Ziemlich beste Freunde

Maurice Kneisel
09. Oktober 201709:36
Kevin Owens gewann bei Hell in a Cell dank Eingreifens von Sami Zayn gegen Shane McMahonWWE
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Hell in a Cell in der Little Caesar's Arena in Detroit, Michigan stand ganz im Zeichen der beiden Hell in a Cell-Matches. SmackDown Commissioner Shane McMahon und Kevin Owens lieferten sich nach einer wochenlangen intensiven Fehde eine große Schlacht, die mit einer handfesten Überraschung endete: Owens gewann das Match, nachdem Sami Zayn ihn vor einem Leap of Faith von der Zelle rettete. Im Opener gewannen The Usos die SmackDown Tag Team Championships vom New Day, zudem sicherte Baron Corbin sich die United States Championship in einem Three Way gegen AJ Styles und Tye Dillinger.

Chad Gable & Shelton Benjamin vs. The Hype Bros (Kickoff Match)

Sieger: Chad Gable & Shelton Benjamin. Ordentliches Teamwork der Hype Bros und sowohl während als auch nach dem Match kümmerte Mojo Rawley sich um Zack Ryder. Angesichts des Ergebnisses im Tag-Titel-Match macht der Sieg für Gable & Benjamin absolut Sinn, um ein frisches Face-Duo in der Hinterhand zu haben, das die Champs (erfolglos) fordern kann. Die Frage, wie es bei den Hype Bros weitergehen wird - Heel-Turn oder Split - ist mindestens bis zur nächsten SmackDown-Ausgabe vertagt.

SmackDown Tag Team Champions The New Day vs. The Usos (Hell in a Cell Match)

Sieger: The Usos per Double Superfly Splashes gegen Xavier Woods. Kofi Kingston musste das Match von außerhalb der Zelle verfolgen, während Big E und Xavier sich den Usos stellten. Es wurde eine durch "Holy Shit"- und "This is awesome"-Chants gefeierte Schlacht, bei der reichlich Waffen zum Einsatz kamen und beide Teams die Zelle ausgiebig für Double-Team-Moves nutzten. Unter anderem stemmte Jey Big E auf die Schultern, von wo Jimmy ihn von den Seilen aus in die Zellenwand beförderte. Nach diversen Near-Falls packten die Zwillinge gegen Ende Handschellen aus und fesselten Woods damit an die Zelle, um ihn zu bearbeiten. Mit dem Sieg werden sie für ihre fantastische Arbeit des letzten Jahres belohnt und zementieren ihre Position als DAS Top-(Hell)-Tag-Team der WWE. Die Ansetzung mutete wie das große Finale der Fehde an, allerdings erscheint unwahrscheinlich, dass der New Day nun kein Re-Match erhalten soll. Falls man die Einhörner aber temporär aus der Titelfehde nehmen will, hat man mit Gable & Benjamin Übergangs-Herausforderer in der Hinterhand.

Randy Orton vs. Rusev

Sieger: Randy Orton per RKO. Alles wie gewohnt: Orton gewinnt per RKO out of nowhere gegen einen Midcarder, um für zukünftige Main-Fehden stark gehalten zu werden und Rusev muss, auch wenn er in den letzten Wochen besser gebookt wurde, für einen Upper Carder jobben. Die Fehde fortzuführen, macht nicht wirklich Sinn, zumal es auch kein Nachspiel gab. Ein möglicher nächster Gegner für Randy wäre der frischgebackene neue US-Champ Baron Corbin, während Rusev vermutlich mal wieder eine Weile in der Bedeutungslosigkeit rumdümpeln wird.

United States Champion AJ Styles vs. Baron Corbin vs. Tye Dillinger

Sieger und neuer United States Champion: Baron Corbin, nachdem Styles Dillinger den Phenomenal Forearm verpasste, Corbin Styles aus dem Ring beförderte und anschließend Dillinger coverte. Ein wichtiger Sieg für Baron, der nach dem erfolglosen Cash-in des Money in the Bank-Koffers und der generellen Darstellung der letzten Monate im freien Fall schien. Generell ist der Midcard-Titel der perfekte Zwischenschritt, um zu sehen, wie er sich als Champion präsentiert und ob er reif ist für höhere Aufgaben. Die Einbindung von Dillinger in dieses Match überrascht nach den jüngsten Ergebnissen ebenso wenig, wie dass er letztlich das Pin nehmen musste. Es erscheint trotz der guten Darstellung der letzten Wochen unwahrscheinlich, dass die WWE aus Tye Dillinger jemals mehr machen wird als einen Midcard-Jobber. Durch das Booking des Finishes wurde Styles maximal geschützt, während der Lone Wolf mehr wie ein glücklicher denn wie ein verdienter Sieger wirkt. Die Herausforderung wird nun, Corbin auch das Re-Match gewinnen zu lassen, ohne Styles zu schwächen, damit The Phenomenal One sich anschließend wieder Richtung World Title orientieren kann.

SmackDown Women's Champion Natalya vs. Charlotte Flair

Siegerin: Charlotte Flair per Disqualifikation, nachdem Natalya sie mit einem Stuhl attackierte. Anschließend ging die Championesse mit dem Stuhl weiter auf Charlottes lädiertes Knie los und bezeichnete sie abschließend noch als armselig. Dass die beiden Frauen gemeinsam hochklassige Matches hinlegen können, haben sie mehrfach und insbesondere bei NXT TakeOver 2014 bewiesen. Hier wurde ihnen dazu leider nicht die Zeit gegebenen. Ein cleaner Sieg für Natalya war nicht zu erwarten und so war die DQ über brutale Attacken mit einer Waffe ohne Frage die beste Wahl. Die Fehde kann so fortgeführt werden, Charlotte hat eine Schwachstelle und Natty wirkt aggressiver.

WWE Champion Jinder Mahal vs. Shinsuke Nakamura

Sieger und weiterhin WWE Champion: Jinder Mahal per The Khallas. Nakamura wirkte überlegen, die Singh Brothers mischten sich immer wieder ein, bis der Referee sie in den Backstage-Bereich schickte, um ihn dann noch entscheidend abzulenken, und am Ende reichte Jinder der erste Finisher zur Titelverteidigung. Alles wie immer, im Prinzip ist jedes Mahal-Match gleich gebookt. Man kann für beide Männer und insbesondere für Nakamura nur hoffen, dass diese Fehde, in der es für ihn absolut nichts zu gewinnen gibt, somit beendet ist. Man hat sein Momentum bereits merklich beschädigt und der Japaner benötigt nun dringend eine gut gebookte Fehde gegen einen anderen Upper Carder, die er letztlich auch gewinnen darf, um im Main Roster ankommen zu können. Bei Jinder erscheint derweil immer wahrscheinlicher, dass er den Titel tatsächlich bis ins kommende Jahr und ggf. bis zu WrestleMania halten dürfen wird. Ein potentieller nächster Gegner könnte AJ Styles sein - im Zweifel mit identischem Booking und Ausgang.

Bobby Roode vs. Dolph Ziggler

Sieger: Bobby Roode per Roll-up mit Griff an die Tights. Kein sauberer Sieg für den Glorious One, wobei dem Ende mehrere Pin-Versuche beider Männer vorausgingen und Ziggler ebenfalls munter zu unfairen Mitteln griff. Dennoch hält man sich hiermit einen Heel-Turn von Roode offen, der bei NXT mehr als deutlich bewiesen hat, wie brillant er diese Rolle verkörpern kann. Dass er sein Main Roster PPV-Debüt gewinnen würde war ähnlich wahrscheinlich wie eine Ziggler-Niederlage - entsprechend gab es hier keine Überraschungen. Die Fehde könnte alleine schon deswegen noch einen Monat fortgeführt werden, um die spektakulären (geklauten) Entrances beider Männer weiter zu feiern. Anschließend sollte sich Roode eine Etage höher begeben, ggf. wird er auch ein weiterer Übergangsgegner für Mahal.

Shane McMahon vs. Kevin Owens (Hell in a Cell Falls Count Anywhere Match)

Sieger: Kevin Owens. Das Match begann mit einem wildentschlossenen Shane, der sofort auf seinen Gegner losging und generell im späteren Matchverlauf stark dargestellt wurde. Es wurde nicht der erwartete dominante Sieg für den gnadenlosen Owens der letzten Wochen, stattdessen rückte man überraschend Sami Zayn in den Mittelpunkt. Zunächst hatte McMahon Owens von der Seite der Zelle durch das spanische Kommentatorenpult geschickt. Anschließend kletterte er hinauf, um sich per Leap of Faith auf seinen Gegner zu stürzen. Allerdings tauchte plötzlich Zayn auf und rollte KO zur Seite, so dass McMahon ins Leere stürzte. Anschließend rollte Sami seinen (ehemaligen) besten Freund zum erfolgreichen Pin auf Shane-O-Mac. Der Abend endete damit, dass Shane auf einer Bahre aus der Halle transportiert wurde und Owens ihm ungläubig nachschaute. Die Story ergibt absolut Sinn, nachdem man dessen Wechsel zu SmackDown langfristig aufgebaut hatte, nur um ihn dann äußerst schwach darzustellen. In den letzten Wochen hatten sowohl Sami als auch Daniel Bryan immer wieder in Interviews und auf Social Media betont, wie enttäuschend der Run des Underdog from the Underground beim Blue Brand bislang verlief - nun wird der Grund dafür klar. Ein Wechsel von Owens zurück zu Raw dürfte somit vom Tisch sein und das wiedervereinte Duo Owens & Zayn könnte SmackDown kräftig aufmischen. Spannend wird zu sehen sehen, wie man Sami als Heel darstellt - gibt es vielleicht sogar das Match Shane vs. Sami? - und wie man diese Beiden weiter pusht, ohne sie in die Nähe des bei Mahal geparkten WWE-Titels zu bringen.

Fazit

Ein gelungener PPV für die SmackDown-Heel-Fraktion: vier der fünf relevantesten Matches wurden von Heels gewonnen, zudem verteidigte Natalya ihren Titel per DQ. Gekrönt wurde die Show von einem brutalen Hell in a Cell-Match, das mit gleich zwei Stürzen von der Zelle die 20-jährige Geschichte dieser Matchart - soweit das in der PG-Era möglich ist - würdigte. Der Heel-Turn von Zayn war die Krönung und lässt hoffen, dass Sami, der seit seinem Call-up deutlich unter Wert verkauft wurde, endlich gepusht und seinem Talent entsprechend dargestellt wird. Die Dynamik zwischen ihm und Owens ist offenkundig großartig und so könnte uns nach Owens & Jericho erneut ein großartiger Run bevorstehen, der idealerweise beide Männer weiter nach vorne bringen wird. Was Shane McMahon dafür einmal mehr bereit war, seinem Körper anzutun, ist mehr als löblich! Die Titelverteidigung von Mahal war weder in der Art und Weise, noch im Ergebnis in irgendeiner Form überraschend, während der Titelgewinn für Corbin die absolut richtige Entscheidung war. Styles ist viel zu stark für das Midcard-Rennen und hätte einen weiteren World-Title-Run mehr als verdient, während der Lone Wolf sich nun erstmals als Champion beweisen kann. Zweites Highlight neben dem Opener war natürlich das großartige Tag-Team-Match, für das man beide Duos einmal mehr in den Himmel loben muss. Einen falschen Sieger hätte es hier nicht geben können, doch die erneute Krönung der Usos war mehr als verdient. Die Frauenfehde wurde sinnvoll weitergeführt, Roode holte sich den erwartungsgemäßen Sieg dreckig ab und der Rest war Füllmaterial, bei dem die Faces auch mal feiern durften. Hell in a Cell wusste absolut zu unterhalten, die Booking-Entscheidungen wirkten fast durchgängig durchdacht und sinnvoll und mit den beiden Zellen-Matches sowie dem US-Three-Way wurde auch reichlich bockstarke Action geboten. Abseits des leider völlig unspannenden World-Title-Rennens ist SmackDown somit erstmals seit dem letzten Roster-Shakeup wieder auf einem guten Weg.