Lewis Hamilton schreibt beim Großen Preis der USA Geschichte. Der Mercedes-Pilot verdrängte mit seinem fünften Erfolg in Folge Nigel Mansell mit 32 GP-Siegen als Rekordhalter unter den englischen Formel-1-Fahrern von der Spitze. Polesetter Nico Rosberg musste sich seinem Teamkollegen geschlagen geben, obwohl er den Start noch gewonnen hatte, sicherte aber Platz zwei vor Red-Bull-Pilot Daniel Ricciardo ab.
Ricciardos Teamkollege Sebastian Vettel, der aus der Boxengasse gestartet war und den Konkurrenten lange hinterherfuhr, kam mit einem überzeugenden Schlusssprint noch auf Platz sieben nach vorn. Nur die Williams-Piloten Felipe Massa (4.) und Valtteri Bottas (5.), sowie Fernando Alonso im Ferrari (6.) waren besser.
Für die übrigen Deutschen war das Rennen früh beendet. Adrian Sutil schied bereits in der ersten Runde nach einem Crash mit Sergio Perez unschuldig aus. Nico Hülkenberg musste seinen Force India abstellen, weil seine Mercedes-Powerunit keinen Vortrieb mehr lieferte.
Hamilton führt die Fahrer-WM jetzt mit 24 Punkten Vorsprung vor Rosberg an, 75 Zähler sind in den übrigen zwei Rennen noch zu vergeben. Damit kann der Deutsche aus eigener Kraft auch mit zwei Siegen nicht mehr Weltmeister werden, wenn Hamilton in den ausstehenden Läufen Zweiter wird. Ricciardo hat als Dritter schon 102 Punkte Rückstand auf den Führenden und ist damit auch rechnerisch raus aus dem Rennen um die WM.
Das gesamte Ergebnis im Überblick
Reaktionen:
Lewis Hamilton (Mercedes): "Die ganze Saison läuft unglaublich. Nico war schnell im Qualifying, ich hatte ein paar Probleme und habe das heute korrigiert. Als ich an Nico vorbei war, habe ich das Rennen kontrolliert, den Abstand gleich gehalten. So ein Rennen fühlt sich großartig an - es so gut gemacht zu haben, wie man kann."
Nico Rosberg (Mercedes): "Das lief heute ziemlich scheiße für mich. Aber so ist es nun mal. Ich habe zu lange gebraucht, um meinen Rhythmus zu finden. Als Lewis vorbei war, hatte ich ihn. Aber da war es zu spät."
Daniel Ricciardo (Red Bull): "Wir tun, was wir können. Das Wochenende war großartig. Danke an Red Bull für das Package, mit dem ich ums Podium kämpfen konnte. Es ist großartig hier: Man kann überholen, es gibt viele Stellen dafür. Es war nicht wirklich langweilig da draußen."
Sebastian Vettel (Red Bull): "Ich musste im ersten Stint abreißen lassen, schneller als der Sauber war zu dem Zeitpunkt nicht drin. Ich dachte, das Auto wäre im Rennen besser. Leider hat es nicht geklappt, nach der Safety-Car-Phase mit einem Stopp durchzufahren."
Adrian Sutil (Sauber): "Es ist zum Heulen. Ich habe plötzlich einfach eine Breitseite bekommen. Das Auto war komplett krumm und er hat fast auch noch den Räikkönen abgeräumt. Das ist total enttäuschend und so unnötig in der Position. Ich bin mal gespannt, was er dazu zu sagen hat. Mal schauen, ob er den Mut hat, zu mir zu kommen. Ich warte."
SPOX-Spielfilm:
Vor dem Start: Vettel startet aus der Box, weil er seine sechste Powerunit fährt. Kvyat steht ganz hinten, weil er den siebten Verbrennungsmotor im Heck hat. Auch Button bekommt eine Strafe: Beim McLaren wurde das Getriebe zu früh gewechselt.
RE-LIVE: Das ganze Rennen im Ticker
Start: Rosberg bleibt problemlos vorn, Hamilton sichert gegen die Williams ab, bei deren teaminternen Duell Massa an Bottas vorbeigeht. Ricciardo fährt mit zu wenig Drehzahl los und fällt hinter Alonso auf Platz sieben zurück. Der Spanier hätte sich fast Bottas geschnappt. Weiter hinten geht Maldonado im Lotus bis auf Platz acht vor.
Runde 1: Perez ist im engen Infield viel zu aggressiv unterwegs, knallt mit der Nase gegen Räikkönen und schießt dann Sutil ab. Der herausragende neunte Platz im Qualifying war umsonst, wieder keine Punkte! Das Safety-Car muss raus und mehrere Piloten kommen zum Reifenwechsel, weil sie durch die Karbontrümmer gefahren sind. Darunter ist auch Vettel.
Runde 5: Rosberg gewinnt auch den Restart, Ricciardo geht in Turn 1 mit einem Überraschungsangriff an Alonso vorbei und fährt dabei fast auf Massa auf.
Runde 9: Schon jetzt haben die Mercedes über 4,5 Sekunden Vorsprung. Rosberg muss pushen, weil Hamilton ihm im Nacken sitzt und DRS-Unterstützung bekommt. Der Engländer ist aber auch am Limit und lässt kurz das linke Vorderrad stehen.
Runde 12: Das virtuelle Safety Car schlägt zu: Maldonado, Vergne und Gutierrez werden bestraft, weil sie zu schnell unterwegs waren. Sie müssen beim nächsten Boxenstopp fünf Sekunden länger stehen bleiben.
Runde 15: Nachdem Massa und Räikkönen eine Runde zuvor die Stopps eröffnet haben, kommen auch Rosberg und Bottas rein. Der Finne verliert seinen Platz an Ricciardo, eine Runde später kommt Hamilton rein und bleibt zwei Sekunden hinter Rosberg.
Runde 17: Hülkenberg rollt auf der Gegengeraden aus, während Alonso parallel an Vettel vorbeifährt. Damit sind nur noch zwei Deutsche im Rennen.
Runde 24: Über Runden hat sich Hamilton an seinen Teamkollegen herangearbeitet, dann macht er ernst: In Turn 1 kann sich Rosberg noch verteidigen, doch auf der Gegengeraden ist es dank DRS soweit: Der Führende will die Tür erst zumachen, als Hamilton schon fast daneben ist und zieht dann wieder nach außen. Der Engländer hat keine Probleme durchzuschlüpfen, übernimmt die Führung und setzt sich sofort ab.
Runde 28: Button wird erst zum Reifenwechsel in dieser Runde an die Box gebeten, dann aber Kommando zurück. Magnussen kommt rein und Button im letzten Moment den Hinweis, dass er draußen bleiben muss. Der Engländer ist am Funk angefressen, weil er in der nächsten Runde viel Zeit und einen Platz verliert.
Runde 33: Massa kommt als Dritter mit nur noch fünf Sekunden Rückstand auf die Mercedes in die Box. Doch er verliert seinen Platz. Ricciardo war zwei Runden früher zum Reifenwechsel erschienen und nutzte die neuen Reifen perfekt. Schnellste Rennrunde durch den australischen Red-Bull-Piloten bedeuten einen Angriff auf Rosberg, der eine Runde später wechselt.
Runde 41: Maldonado bekommt die nächste Strafe! Er war zu schnell in der Box und wird am Ende fünf Sekunden auf seine Zeit aufgeschlagen bekommen. Derweil löst sich der Kunstrasenteppich außerhalb von Kurve 19 auf, das könnte ein Safety Car oder gar einen Rennabbruch geben.
Runde 44: Die Ferraris hatten noch ihre Stopps offen und die folgen jetzt. Alonso fällt hinter Vettel zurück, hat jetzt aber viel bessere Reifen. Zwei Runden später geht er wieder vorbei.
Runde 50: Vettel muss noch einmal neue, weiche Reifen an der Box abholen, weil er Vibrationen hatte. Das kostet in dieser späten Rennphase jetzt natürlich gewaltig, er fällt auf Rang 14 zurück. Jetzt hilft nur noch eine Safety-Car-Phase!
Runde 51: Berührung zwischen Vergne und Grosjean, der Toro-Rosso-Pilot fährt seinem Landsmann voll in den Lotus. Grosjean muss neben die Strecke und fällt damit sogar hinter Maldonado zurück. Das Foul von Vergne gegen Grosjean wird erst nach Rennende untersucht.
Runde 54: Rätselhafte späte Boxenstopps von Kwjat und Räikkönen, die ohnehin nicht in den Punkten lagen, aber Platz für Vettel machen.
Runde 55: Die Reifen von Button sind völlig im Eimer. Er fällt aus den Punkten, für Vettel ist sogar noch Rang 8 drin. Keine Gegenwehr von Vergne gegen Vettel. Auch Mgnussen muss noch dran glauben. Der Weltmeister ist Siebter! Was für ein Hauen und Stechen um die letzten Punkte!
Ziel: Hamilton gewinnt vor Rosberg und Ricciardo. Massa bleibt vor Teamkollege Bottas, Alonso wird Sechster vor Vettel. Dahinter teilen sich Magnussen, Maldonado und Vergne die restlichen Punkte. Grosjean wird Elfter vor Button.
Update Nach dem Rennen: Vergne bekommt für den Crash mit Grosjean nachträglich eine Fünf-Sekunden-Strafe. Damit verliert er Platz neun an Maldonado, der ebenfalls mit einem Zuschlag von fünf Sekunden bestraft wurde, weil er zu schnell in der Box war. Vergne nimmt immerhin als Zehnter noch einen Punkt mit. Perez bekommt für den Crash in der ersten Runde eine noch saftigere Strafe. Neben zwei Punkten auf seiner Lizenz wird der Mexikaner beim Brasilien-GP in einer Woche um sieben Plätze in der Startaufstellung strafversetzt.
Mann des Rennens: Sebastian Vettel. Was er in den Schlussrunden zeigte, war ein Indiz seiner Klasse. Nach dem ungeplanten letzten Boxenstopp schienen die Punktplätze außer Reichweite, doch Vettel holte auf und nutzte jede Möglichkeit, um sich Platz sieben zu erkämpfen. Gerade nach der Anfangsphase des Rennens, in der er zwei Sekunden pro Runde langsamer war als geplant, war das ein versöhnlicher Abschluss.
Flop des Rennens: Was sich Sergio Perez in der Runde nach dem Start gedacht hat, weiß wohl nur er. Viel zu aggressiv ging der Mexikaner zu Werke. Er sah eine Chance zum Überholen, wo keine war. Räikkönen kam mit dem Schrecken davon, doch Sutil wurde gnadenlos abgeräumt. Bitter für den Sauber-Piloten, der erstmals in dieser Saison wirklich eine Chance auf Punkte hatte.
Manöver des Rennens: In Runde 21 zeigten Button und Alonso Racing vom Feinsten. Beim DRS-Angriff auf der Außenbahn war der Spanier knapp vorn, doch Button nutzte die bessere Linie. In der nächsten Kurve sammelte Alonso außen Schwung und presste sich durch, musste dafür aber in Turn 15 die weite Linie nehmen und der McLaren war wieder vorn. Erst drei Runden später kam er mit einem harten Bremsmanöver in der ersten Kurve dann endlich wirklich vorbei - mit stehenden Reifen.
Das fiel auf:
- Rosbergs Vorteil war der erste Sektor mit den schnellen Kurven, wo er Hamilton im ersten Stint pro Runde etwa zwei Zehntel abnahm. Das könnte aber ein Fehler gewesen sein: Der WM-Zweite beklagte schon in Runde 12, dass sein linker Vorderreifen hinüber ist. Allerdings bekam Hamilton später auch Probleme.
- Vettel kämpfte zu Beginn mit zu geringem Abtrieb, der den Reifenverschleiß erhöhte. Bezeichnend: Der Weltmeister musste in Runde 26 innerhalb von fünf Kurven Grosjean im Lotus und Vergne im Toro Rosso vorbei lassen. Das Auto rutschte zu stark, weil die Flügel flach eingestellt waren, um eigene Überholmanöver zu ermöglichen. Erst nach dem zweiten Stopp lief es besser und er konnte das Tempo seines Teamkollegen mitgehen.
- Derweil lief bei Ricciardo nach dem erfolgreichen Überholmanöver gegen Alonso alles nach Plan: Der dritte Platz resultierte aus zwei erfolgreichen Undercuts, bei denen der Australier die beiden Williams-Piloten durch einen früheren Reifenwechsel in Verbindung mit nachfolgenden, ultraschnellen Runden einkassierte.
- Ferrari verkalkulierte sich beim letzten Stopp von Alonso: Der Spanier sollte auf den weichen Reifen Zeit gewinnen, doch Vettel ging vorbei und schickte sich an, ihn durch seinen besseren Topspeed lange aufzuhalten. Einzig das DRS-System rettete den Ferrari-Piloten.
- Sauber fand keine Strategie, um Gutierrez in die Punkte zu bringen. Trotz der diversen Verwerfungen konnte man im Gegensatz zu Lotus die Gunst der Stunde nicht nutzen.
Stand in der Fahrer- und Konstrukteurs-WM