Klub-WM

Fluminense

Borussia Dortmund

Jochen Tittmar

"Es gab generell zu viel Unruhe im Verein. Das werden wir aufarbeiten", sagte Lars Ricken <a href="https://www.spox.com/fussball/listen/bvb-news-und-geruechte-wird-definitiv-nicht-passieren-lars-ricken-erklaert-dortmunds-transfer-ueberlegungen/blt383519f3572afed8#cs7407c8db3190a4f4" target="_blank">vor wenigen Wochen</a>. Da wusste Borussia Dortmunds Geschäftsführer Sport noch nichts davon, dass nicht viel Zeit vergehen würde, ehe der Klub mit der nächsten Posse aufwartet. Und die hat es durchaus in sich.<img src="https://vg01.met.vgwort.de/na/86d0cf69831b417f8a6bbb5a6fac4ef3" width="1" height="1" alt="" style="width: 1;height: 1;"><script type="application/json" data-placement="fcplayer-semantic">{"type":"fcplayer-semantic","data":{"embedCode":"//cdn.fcp.codes/embed-code-template/embed-code-template.js#SEMANTIC_6b4625c8-6923-44f4-b005-b304878a3898"}}</script>

Einer der beiden muss den Klügeren spielen! Der Machtkampf um das Präsidentenamt ist Gift für den BVB

Was ist geschehen? Ganz nüchtern betrachtet etwas recht Harmloses. Dr. Reinhold Lunow, seit 20 Jahren Teil des Beirats der Borussia Dortmund Geschäftsführungs-GmbH, jahrelanger Schatzmeister und seit 2022 amtierender Präsident, <a href="https://www.spox.com/fussball/listen/dem-bvb-droht-ein-machtkampf-konkurrenz-fuer-hans-joachim-watzke-bei-der-wahl-des-praesidenten-von-borussia-dortmund/bltabcd43b3c11e6c26" target="_blank">kündigte an</a>, bei der im November anstehenden Wahl erneut für das Amt kandidieren zu wollen. "Es ist das gute Recht von Reinhold Lunow, sich für das Präsidentenamt zu bewerben", sagte daraufhin Hans-Joachim Watzke, der Geschäftsführer der ausgegliederten Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA) ist, in der die Profiabteilung des Vereins aufgegangen ist.Warum äußert sich Watzke überhaupt dazu, mag man nun fragen? Nun, er hatte im Januar 2024 erklärt, im kommenden Herbst gänzlich aus seinem Amt zu scheiden. Ohne es bis zum heutigen Zeitpunkt selbst öffentlich kundgetan zu haben, wurde öffentlich davon ausgegangen, dass Watzke anschließend auf den Stuhl des Präsidenten des eingetragenen Vereins (e.V.) rückt.Watzke hatte vor kurzem im ZDF lediglich Folgendes auf die Frage nach seinem Bestreben geantwortet: "Das weiß ich nicht. Wir haben einen Präsidenten. Ich weiß zwar, dass es bei vielen Leuten ein Thema ist, aber ich habe mir keine Sekunde Gedanken darüber gemacht. Wenn mein Verein mich will, stehe ich immer zur Verfügung."

Das dürfte maximal nur die halbe Wahrheit gewesen sein. Der langjährige Vorgänger des 71-jährigen Lunow, Dr. Reinhard Rauball, hatte dieser Tage der Süddeutschen Zeitung die Vorgänge erklärt. Demnach habe Lunow zugesagt, das Amt des Präsidenten lediglich "interimistisch von 2022 bis 2025" auszuüben, um anschließend Watzke ans Ruder zu lassen.Lunows nun erfolgtes Umdenken belegt einen Konflikt innerhalb des Klubs, der schon seit längerer Zeit schwelt und jetzt sichtbar geworden ist. Auf der einen Seite der e.V., der sich mit Blick auf die Auswüchse des Profifußballs im eigenen Klub um die Wahrung von Werten und Traditionen sorgt. Auf der anderen Seite die KGaA, die im erbarmungslosen europäischen Verdrängungswettbewerb steht und stets Wege finden muss, um genügend finanzielle Mittel zuzuführen, damit der BVB im Konzert der Großen weiterspielen kann.Für den großen Knall sorgte schließlich das Sponsoring des Rüstungskonzerns Rheinmetall, das kurz vor dem Champions-League-Finale 2024 verkündet wurde. Auch Lunow hatte damals den umstrittenen Deal in den Gremien abgesegnet, positionierte sich ein paar Monate später auf der Jahreshauptversammlung aber gegen die Geschäftsführung - sehr zur Verärgerung von Watzke.

Der jetzt sichtbar gewordene Konflikt innerhalb des BVB

<a href="https://www.spox.com/fussball/listen/schlag-ins-gesicht-fuer-klubfuehrung-bvb-mitgleider-stimmen-gegen-sponsoring-durch-rheinmetall/6855299#cs5fb4822336191d17" target="_blank">Der hatte ohnehin eine Schlappe kassiert</a>, nachdem sich vor Ort 556 von 855 Mitgliedern dafür aussprachen, die Zusammenarbeit mit Rheinmetall schnellstmöglich zu beenden. Das Ergebnis war zwar nicht bindend, doch Watzke regte daraufhin an, alle knapp 220.000 BVB-Mitglieder online zu befragen. <a href="https://www.spox.com/fussball/listen/trotz-massivem-protest-der-fans-bvb-will-mitglieder-nicht-zu-rheinmetall-befragen/bltcbdd3cd1689d4b92#csebb11214063cb170" target="_blank">Passiert ist das nicht.</a>Im Team, das Lunows erneute Kandidatur unterstützt, findet sich Dr. Sabine Aldermann. Die Wirtschaftsjuristin&nbsp;ist seit 1976 Dauerkarteninhaberin beim BVB und assoziiertes Mitglied im Beirat. Jakob Scholz dagegen würde der neue Vizepräsident. Er ist seit Jahren Vorsitzender der Fan- und Förderabteilung, der größten Sparte innerhalb des Klubs. Er hatte auf der vergangenen JHV deutliche Worte in Sachen Rheinmetall an die Geschäftsführung gerichtet.Scholz war einst auch zwölf Jahre Mitglied bei der führenden Ultra-Gruppierung "The Unity". Die wiederum ist Teil des "Bündnis Südtribüne Dortmund", ein Zusammenschluss zahlreicher aktiver BVB-Fans - bestehend aus Einzelnen, ganzen Fanklubs oder eben Ultra-Gruppen. Das Bündnis hatte nach Saisonende <a href="https://www.spox.com/fussball/listen/strategieloser-verein-und-fragwuerdige-vorreiterrolle-suedtribuene-dortmund-kritisiert-bvb-bosse-und-stellt-klare-forderungen/blt4058819e111e9051#csab5260e818b9a354" target="_blank">ein sehr kritisches Fazit gezogen</a>, das sich weniger mit dem sportlichen Schlingerkurs beschäftigte und <a href="https://www.spox.com/fussball/listen/ein-grosser-fehler-der-vorsaison-dieser-erfolg-des-bvb-darf-keinen-einfluss-mehr-haben/blta50b10c6e1e0a1f5#csdadfff013a10a618" target="_blank">mit einer inhaltlich durchaus nachvollziehbaren Argumentation aufwartete</a>.

Lunows Team: Eine Dauerkarteninhaberin und ein Ex-Ultra

Es warf dem BVB Strategielosigkeit vor, sieht den Verein am "Scheideweg" und forderte nach dem baldigen Ende der Ära Watzke "einen echten Neuanfang". Kurz: Die aktive Fanszene steht Watzke mehrheitlich kritisch gegenüber und findet sich thematisch deutlich mehr an Lunows Seite wieder. Der Mediziner, der eine Klinik in Bornheim bei Bonn leitet, hatte in einem Statement erklärt, dass der BVB "niemals seine Identität verlieren" darf und geschrieben: "Gerade in einer Welt des ständigen Wandels müssen wir uns vergegenwärtigen, was uns ausmacht - unsere Werte, unsere Traditionen und der unerschütterliche Zusammenhalt der Borussia-Familie. Diese Werte bilden das Fundament unseres Erfolgs und das, was uns als Verein stark macht."Bleibt es in den nächsten Monaten bei dieser Gemengelage, droht der Borussia ein turbulenter Machtkampf. Ein solcher Vorgang um das Präsidentenamt ist mit Blick auf die vergangenen Jahre einzigartig. Zuletzt wurde der Präsident regelmäßig einstimmig gewählt.Kein Wunder also, dass es innerhalb des Klubs mächtig brodelt. Die ersten Ellenbogen wurden mittels lancierter Medienberichte bereits ausgefahren. Der von den Entwicklungen getroffene Watzke fährt in dieser Hinsicht durchaus dick auf.

Die aktive Fanszene des BVB steht thematisch mehr an Lunows Seite

Das begleitende und eigentlich viel tiefer liegende Problem: Das Kind ist bereits jetzt in den Brunnen gefallen. Es ist auf allen Ebenen fatal wie sinnbildlich für einen schlingernden Klub, dem seit längerer Zeit Harmonie und Führungsstärke abgehen und dem Ruhe so gut tun würde, dass es überhaupt zu solch einer Posse gekommen ist.Man stelle sich nur vor - und dafür braucht es nach dem immer gleichen Saisonverlauf in den vergangenen drei Jahren nicht viel Fantasie -, dass sich die Mannschaft zum Zeitpunkt der Wahl im November wieder in ihrem herbstlichen Krisenmodus befindet. Doch selbst in einer sportlich erfolgreichen Phase wären diese lauten Nebengeräusche absolutes Gift für den Klub.Von der Außendarstellung gar nicht erst zu sprechen. Die war zuletzt ohnehin bereits reichlich missraten. Hier nur die Beispiele seit 2023: <a href="https://www.spox.com/fussball/listen/bvb-borussia-dortmund-nach-der-bundesliga-hinrunde-in-der-krise-wenig-sexy-wenig-erfolg/6702793#cs84f87dea1bb60a04" target="_blank">Der Zwist zwischen Cheftrainer Edin Terzic und Sportdirektor Sebastian Keh</a>l, der Aufschrei rund um die <a href="https://www.spox.com/fussball/news/kommentar-bvb-felix-nmecha-vor-wechsel-borussia-dortmund-verraet-eigene-werte-ftr/6610691" target="_blank">Verpflichtung von Felix Nmecha</a>, die <a href="https://www.spox.com/fussball/listen/ich-war-stocksauer-als-mats-hummels-die-bvb-taktik-gegenueber-edin-terzic-kritisierte/6779041" target="_blank">harte Kritik</a> von Mats Hummels an Terzic, die <a href="https://www.spox.com/fussball/listen/bvb-zoff-zwischen-sebastian-kehl-und-sven-mislintat-doch-groesser-als-eingeraeumt/6820488" target="_blank">gescheiterte Zusammenarbeit</a> zwischen Kehl und dem Technischen Direktor Sven Mislintat, <a href="https://www.spox.com/fussball/listen/keine-bvb-spiele-mehr-fuer-matthias-sammer-borussia-dortmund-greift-wohl-nach-tv-kritik-durch/blt9808522180f12898" target="_blank">die Entgleisungen</a> des externen Beraters Matthias Sammer gegenüber Terzics Nachfolger Nuri Sahin - und jetzt eben noch das Duell zwischen Lunow und Watzke.

Posse um die BVB-Präsidentschaft: Sinnbildlich für einen schlingernden Klub

Das ist äußerst bedenklich und viel zu viel Stoff für einen Verein, bei dem sich in sportlicher Hinsicht nach dem starken Saisonendspurt und dem Abwenden des Worst-Case-Szenarios die Stimmung endlich wieder aufgehellt hatte. Der positiv nach vorne blicken und ohne Nebenkriegsschauplätze dringend an den dutzenden Baustellen arbeiten müsste, die sich rund um die Mannschaft und innerhalb des Klubs angehäuft haben. Und der tunlichst sicherstellen sollte, dass sich das Abrutschen im nationalen Ranking nicht weiter verstetigt.Was ist also in den kommenden Wochen und Monaten zu erwarten? "Ich werde mit den Gremien des BVB die Ableitungen daraus besprechen", hatte Watzke nach Lunows Bekanntgabe angekündigt.Der bald 66-Jährige muss nun für sich entscheiden, ob er sich zum Schluss seiner 20-jährigen Ära als Geschäftsführer noch einer Abstimmung durch die Mitglieder stellen möchte, deren Ausgang unklar ist. Und Lunow, ob er es wirklich darauf anlegen möchte, Watzke aus dem Verein zu drängen. Das Risiko, das Gesicht zu verlieren, ist für beide hoch.

Watzke und Lunow: Hohes Risiko, das Gesicht zu verlieren

Unklar ist das Endergebnis vor allem deshalb, da in der Satzung des Vereins geschrieben steht, dass für ein Votum persönliche Anwesenheit nötig ist. Jedoch waren noch nie mehr als 2000 Mitglieder auf einer JHV der Borussia erschienen. Das sind knapp weniger als ein Prozent aller theoretisch zur Abstimmung berechtigten Mitglieder. Aktuell kann also niemand einschätzen, wie viele Leute aus den beiden Lagern im November zur Westfalenhalle pilgern würden.
Sollte Watzke auf eine Kandidatur verzichten, ist davon auszugehen, dass der größtenteils von der KGaA besetzte Beirat einen anderen Kandidaten gegen Lunow ins Rennen schicken wird. Das würde die Brisanz jedoch nicht außerordentlich abschwächen. Wenn Lunow und Watzke wirklich etwas am BVB und seinem Fortkommen in der kurz- wie langfristigen Zukunft liegt, wovon man bei diesen beiden verdienten Fahrensmännern freilich ausgehen kann, dann muss einer der beiden den Klügeren spielen, baldmöglichst nachgeben und nicht kandidieren. Nur so könnte größerer Schaden für den Klub noch abgewendet werden. Es wäre auch ungeachtet des Ausgangs für die noch in weiteren Ämtern (DFB-Vizepräsident, DFL-Aufsichtsratsvorsitzender, zweiter UEFA-Vizepräsident) tätige Führungsfigur Watzke ein Armutszeugnis, würde seine Zeit als Geschäftsführer im eigenen Verein auf diese Weise enden.

BVB-Mitglieder müssen zur Abstimmung persönlich anwesend sein

<table><colgroup data-width="554"><col style="width:45.12635379061371%"><col style="width:31.768953068592058%"><col style="width:23.104693140794225%"></colgroup><thead><tr><th>Datum (Uhrzeit)</th><th>Gegner</th><th>Wettbewerb</th></tr></thead><tbody><tr><td>Dienstag, 17. Juni (18 Uhr)</td><td>Fluminense</td><td>Klub-WM</td></tr><tr><td>Samstag, 21. Juni (18 Uhr)</td><td>Mamelodi Sundowns</td><td>Klub-WM</td></tr><tr><td>Mittwoch, 25. Juni (21 Uhr)</td><td>Ulsan</td><td>Klub-WM</td></tr></tbody></table>

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Nach einer turbulenten Saison würde Borussia Dortmund dringend Ruhe benötigen. Doch der BVB wartet mit der nächste Posse auf.