Kölns neuer Coach Stale Solbakken hat seinen Dienst beim FC angetreten und trifft auf einen bewusst abgemagerten Kader. Im Rahmen einer Vereins-Neuausrichtung hat der Klub mehrere Youngster ausgeliehen. Während die Kapitänsfrage noch nicht geklärt ist, bastelt Sportdirektor Volker Finke weiter am Wunschtransfer.
Seine erste Ankündigung hat er schon mal wahrgemacht. Bei seiner offiziellen Präsentation als neuer FC-Coach Mitte Mai hatte Stale Solbakken versprochen, dass er zu Saisonbeginn auf Deutsch mit den Journalisten kommunizieren werde. Dieses Versprechen löste der 43-jährige Norweger am Montag ein.
Auf Langeoog, wo die Kölner ihr Sommertrainingslager abhalten, beantwortete Solbakken alle Fragen der Pressevertreter auf Deutsch. "Ich glaube, dass mein 'Fußballdeutsch' nicht so schlecht ist. Mit den Spielern und den anderen Trainern im Team habe ich keine Verständigungsprobleme", sagte der Ex-Kopenhagen-Coach.
Solbakken im Porträt: "Er ist ein cleveres Fußball-Hirn"
Solbakken will seine Spieler "als Mensch besser verstehen"
Solbakken sorgte gleich in seinen ersten Tagen als FC-Trainer für ein Novum, indem er erst am Sonntag zum Team auf der ostfriesischen Insel stieß. Die Mannschaft hatte hingegen bereits am Mittwoch die Trainingsschuhe unter dem Kommando der Co-Trainer Ibrahim Tanko und Patrick Weiser geschnürt - ohne den Chefcoach.
Der Grund: Solbakken hatte noch einige Verpflichtungen für seinen Ex-Verein Kopenhagen zu erledigen und verlängerte deshalb seinen Urlaub, seine verspätete Anreise war mit Sportdirektor Volker Finke abgesprochen.
Untätig war der Norweger aber keinesfalls. "Ich habe im Urlaub viele DVDs gesehen und mir rund 18 FC-Spiele in voller Länge angeschaut", sagte er der "Bild". Jetzt wolle er die Spieler noch besser kennen lernen, "auch um sie danach als Mensch besser verstehen zu können."
1. FC Köln wird zum 1. FC "Ausleihverein"
Der neue Coach trifft jetzt schon auf einen bewusst abgemagerten Kader. Taner Yalcin (Istanbul BB) und Linksverteidiger Konstantinos Giannoulis (Atromitos Halkidona) wurden soeben ausgeliehen, zuvor gingen bereits Simon Terodde (Union Berlin), Reinhold Yabo (Alemannia Aachen), Stephan Salger (VfL Osnabrück) und Jose Pierre Vunguidica (Preußen Münster) den gleichen Weg.
Die Ausleih-Offensive ist ein bewusster Schritt des Vereins. "Wir können natürlich nicht 35, 36 Spielern hier auf entsprechend qualitativ hochwertiger Art und Weise Spielpraxis geben", erklärt FC-Geschäftsführer Claus Horstmann auf der Kölner Homepage die Ausleihen. "Dennoch wollen wir sie begleiten und versuchen, sie besser zu machen. Diese Position bekleidet Frank Schaefer als Talentkoordinator. Diese Spieler haben wir bei ihrem Verein deshalb immer im Fokus."
Der neue Umgang mit vielen jungen Spielern ist nur ein Aspekt der Neuausrichtung des Vereins. "Wir haben in den vergangenen Monaten im Auftrag der Gesellschafterversammlung alle Prozesse, Strukturen, Strategien des Clubs auf den Prüfstand gestellt. Daraus haben wir einen integrierten Ansatz mit neuen Prozessen und neuen Strukturen zusammengefasst", so Horstmann.
Riether-Transfer zieht sich hin
Für Solbakken und Finke geht es aber erstmal darum, das Team punktuell zu verstärken - allerdings mit Einschränkungen. "Jeder Transfer ist auch eine Geldfrage und leider haben wir nicht so viel davon in Köln", sagt der Cheftrainer - und hofft dabei wohl, dass Finke die Verpflichtung von Wolfsburgs Sascha Riether noch unter Dach und Fach bekommt.
Der Sportdirektor zeigt sich im "Express" allerdings skeptisch: "Je länger sich so ein Transfer durch die Öffentlichkeit begleitet, hinzieht, desto unwahrscheinlicher wird er."
Klar ist: Köln will den 28-Jährigen unbedingt als Chef im defensiven Mittelfeld, Riether selbst würde angeblich Gehaltseinbußen in Kauf nehmen, um bei seinem sportlichen Ziehvater Finke zu landen. Das Problem: Wolfsburg verlangt angeblich weiter 2,5 Millionen Euro, der FC will den Preis anscheinend aber unter 2 Millionen drücken.
"Sascha Riether würde uns sportlich und menschlich weiterhelfen. Es wäre super, wenn er kommt", stellte sich Torhüter Michael Rensing auf die Seite des potenziellen Neuzugangs.
Kapitänsfrage noch offen
Ebenfalls noch unklar ist, ob Lukas Podolski auch in der kommenden Saison die Kapitänsbinde tragen wird, denn Solbakken gibt sich noch bedeckt: "Diese Entscheidungen fälle ich erst, wenn ich alle Spieler besser kenne - auch die, die jetzt noch fehlen. Ich muss warten, bis im Juli jeder Spieler da ist und ich auch mit jedem gesprochen habe."
Kein Freibrief also für Podolski, der am Mittwoch zum Team stößt. Seinen Torwart hat der Nationalspieler allemal auf seiner Seite. Auf die Frage, ob Podolski weiterhin das Team mit der Binde anführen soll, antwortete Rensing: "Natürlich muss er. Poldi ist Köln und der wichtigste Spieler für diese Mannschaft. Ich kann mir keinen besseren vorstellen."
Unabhängig von der Kapitänsfrage: Was die Saisonziele angeht, schielen die Kölner nach oben. Petit, der nach seinem Kreuzbandriss in der Reha schuftet, erwartet, "dass wir unter die ersten zehn kommen."
Horstmann sagt kryptisch, der Verein wolle "marktgerecht einlaufen", lässt die Auflösung aber prompt folgen: "Wirtschaftlich bewegen wir uns in der Größenordnung der Plätze zehn bis zwölf. Da sehen wir auch unsere sportliche Zielsetzung, aber im Idealfall sollte es ein einstelliger Tabellenplatz sein, und das ist unter den gegebenen Rahmenbedingungen auch möglich."
Und träumen ist in Köln sowieso immer erlaubt. Rensing auf die Frage, wovon er mit Köln träumt: "Irgendwann mal mittwochs zu spielen. Um 20.45 Uhr ..."
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