1:4! Hoffenheim vor dem Abstieg

Fatih Demireli
11. Mai 201322:04
Heung-Min Son - markierte das 1:0, bereitete das 2:0 sensationell vor - Man of the Match!Getty
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1899 Hoffenheim steht einen Spieltag vor dem Ende der Bundesliga-Saison vor dem Abstieg. Die Kraichgauer verpassten beim 1:4 (0:2) gegen den Hamburger SV einen Big Point und müssen zum Saisonabschluss bei Borussia Dortmund gewinnen, um zumindest einen Relegationsplatz zu erreichen.

Heung-Min Son (18.), Dennis Aogo (35.), Petr Jiracek (60.) und Artjoms Rudnevs (88.) erzielten die Tore für den HSV, der sich damit noch alle Chancen für die Europa League offen hält. Die Hanseaten müssen aber auch am letzten Spieltag gewinnen. Für Hoffenheim traf Kevin Volland (61.).

Reaktionen:

Sejad Salihovic (1899 Hoffenheim): "Wir haben heute verdient verloren, aber es ist noch alles möglich. Jetzt müssen wir versuchen, die Punkte in Dortmund mitzunehmen - die Chancen sind noch da und wir müssen versuchen, mit allen Mitteln in Dortmund zu gewinnen. Vielleicht schont Dortmund ja schon ein paar Spieler für das Champions League-Finale..."

Kevin Volland (1899 Hoffenheim): "Wir werden bis zur letzten Minute in Dortmund kämpfen, um in der Bundesliga zu bleiben. Wir müssen die Zweikämpfe annehmen und mutig nach vorne spielen - dann können wir auch in Dortmund gewinnen! Wir müssen einfach an uns glauben! Es wird hier nichts zusammenbrechen - wir sind ein gutes Team!"

Markus Gisdol (1899 Hoffenheim): "Wir sind etwas traurig, dass wir dieses Spiel verloren haben. Wir sind anfangs nervös aufgetreten, das lag aber nicht an den jungen Spielern. Wir verarbeiten jetzt dieses Spiel und dann fahren wir voller Zuversicht nach Dortmund - die Saison ist noch nicht zu Ende!"

Rafael van der Vaart (Hamburger SV): "Die Ergebnisse waren heute gut für uns. Wir mussten heute gewinnen - es wird noch spannend am letzten Spieltag. Hoffentlich gewinnen wir wieder - und die anderen nicht."

Marcell Jansen (Hamburger SV): "Es liegt nicht mehr in unserer Hand, aber wir werden versuchen, das Heimspiel gegen Leverkusen zu gewinnen. Wolfsburg ist im Moment auch gut drauf und sie wollen sicher in Frankfurt gewinnen. Wir werden sehen, was sich der liebe Fußballgott für uns ausgedacht hat."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Für Johnson und Vestergaard rücken Schipplock und Süle in die Startformation der Hoffenheimer. Für Süle ist es das Bundesliga-Debüt. Beim HSV gibt es drei Änderungen: Adler, Aogo und Jansen ersetzen Drobny, Rudnevs und Lam in der Startformation.

15.: Salihovic wird gut freigespielt, zieht aus gut zwanzig Metern halblinker Position mit seinem starken Linken ab, doch der Ball geht knapp übers Tor.

18., 0:1, Son: Diekmeier hat rechts viel Platz, gute Flanke auf Son, der auf Höhe des Elfmeterpunkts hochsteigt und Richtung langes Eck köpft. Casteels rutscht aus und kann deswegen nicht mehr eingreifen.

28.: Son steckt den Ball auf Jiracek durch, der halbrechts in den Strafraum einzieht, vollkommen unbedrängt mit links schlenzt. Der Ball verfehlt um wenige Zentimeter das Tor.

35., 0:2, Aogo: Van der Vaart spielt einen langen Ball auf Son, der den Ball super mitnimmt und in den Strafraum geht. Er spielt Casteels aus, der wieder zweiter Sieger ist, Pass in die Mitte für Aogo, der frei mitgelaufen ist und nur noch einschieben muss.

43.: Adler unterläuft eine Flanke nach Bedrängnis von Volland, doch den anschließende Kopfball klärt Jansen gerade noch vor der Linie.

56.: Volland zieht von halbrechts mit einem Übersteiger ins Zentrum und kommt mit links zum Abschluss. Adler wehrt stark den Ball zur Seite ab.

60., 0:3, Jiracek: Hoffenheim kann sich trotz numerischer Überlegenheit im eigenen Strafraum nicht befreien, Westermann stochert den Ball zu Jansen. Der mit einem Mix aus Schuss und Flanke in die Mitte. Dort steht wieder Jiracek völlig frei und schießt zum 3:0 ein.

61., 1:3, Volland: Anschlusstreffer im direkten Gegenzug: Fabian Johnson spielt Volland mit einer Hacke frei, Dessen kraftvollen Schuss aus halbrechter Position im Strafraum kann Adler nicht halten.

73.: Salihovic zirkelt einen Freistoß aus 25 Metern halbrechte Position knapp am linken Pfosten vorbei. Adler wäre da wohl nicht mehr hingekommen.

83.: Schrecksekunde: Abraham ohne gegnerische Einwirkung am Boden. Der Verteidiger erleitet wohl eine Kreislaufschwäche und muss minutenlang behandelt werden.

88,, 1:4, Rudnevs: Firmino verliert den Ball an Badelj. Der Kroate spielt genau in die Schnittstelle der Abwehr, dort startet Rudnevs richtig und schlägt Casteels.

Fazit: Der eiskalte HSV gewinnt verdient, weil er seine Chancen konsequent nutzte. Hoffenheims Mühen werden nicht belohnt.

Der Star des Spiels: Heung-Min Son. Wenn der HSV offensiv Gefahr ausstrahlte, war er mittendrin. Machte erst ein Kopfball-Tor, bereitete dann den zweiten Treffer brillant vor. Aogo musste nur noch einschieben. Mit zwölf Treffern ist er nunmehr der beste HSV-Stürmer seit vier Jahren. Damals traf Petric so oft.

Der Flop des Spiels: Sven Schipplock. In Bremen noch der Held, war der Angreifer gegen Hamburg das Phantom. Kaum Bindung zum Spiel, mit Abstand die wenigsten Ballkontakte und ohne Torschuss. Konnte - wenn sie kamen - mit den Zuspielen seiner Kollegen nie was anfangen.

Der Schiedsrichter: Christian Dingert war ein souveräner Leiter der durchaus ruppigen Partie. Verzichtete auf Karten, als es gleich früh zu einer Rudelbildung kam. Vielleicht hätte Jiracek für seine kleine Foulserie nach der Pause irgendwann eine Verwarnung verdient.

Die Trainer:

Markus Gisdol verschaffte Niklas Süle das Bundesliga-Debüt, damit ist der junge Verteidiger der jüngste Bundesliga-Profi der Hoffenheimer Historie. Ein Risiko zu diesem Zeitpunkt in dieser Saison und der sichtbar nervöse Süle zahlte viel Lehrgeld. Die beiden offensiven Wechsel in der Schlussphase kamen zu spät.

Thorsten Fink ahnte schon im Vorfeld, dass Hoffenheim, ob der kritischen Situation, stürmisch beginnen wird und ließ zunächst Kontrolle walten. Das Konzept ging voll auf.

Das fiel auf:

  • Hoffenheim wie erwartet sehr kampfstark und körperbetont in der Anfangsphase. Allerdings ohne zündende Idee, das Hamburger Bollwerk zu durchbrechen.
  • Die Konsequenz: Spätestens nach dem Rückstand viele - untypische - hohe Bälle auf Schipplock, doch auch das war kein Mittel.
  • Der HSV suchte den direkteren Weg Richtung Abschluss und wurde so zweimal belohnt.
  • Hoffenheim zu Beginn der zweiten Hälfte mit der ersten Drangphase mit nachhaltigem Druck, aber letztlich ohne Glück, weil das Defensivverhalten den ersten Fehler wieder bitter bestrafte.
  • Hoffenheim insgesamt sehr laufstark, sehr bemüht, aber die Abgeklärtheit lag beim Gegner.

Hoffenheim - Hamburg: Daten zum Spiel