Merkel schwärmt, Löw lobt

SPOX
01. Juni 200811:48
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Gelsenkirchen - Deutschland feiert den stärksten Michael Ballack - nun soll ihn auch Europa als strahlenden Helden erleben. Wie kein Zweiter wollte der Kapitän bei der EM-Generalprobe gegen Serbien den Sieg - und wurde für seine Willenskraft belohnt.

Er grätschte, dirigierte, riss mit - und stand auch bei beiden deutschen Toren im Mittelpunkt. Erst als Vorbereiter, dann als Siegtorschütze. Dieser Ballack in Titel-Form sorgte aber nicht für das wichtige Erfolgserlebnis, sondern verzückte auch die erste Frau im Staat.

"Michael Ballack hat seiner Kapitänsbinde alle Ehre gemacht", schwärmte Bundeskanzlerin Angela Merkel nach dem 2:1 in Gelsenkirchen.

Ballack der Antreiber

In den 90 Minuten präsentierte sich Ballack als echter Leader und vermittelte schon mit seiner Körpersprache, was er später in Worte kleidete: "Wir wollten unbedingt das Spiel noch gewinnen." Erstmals seit anderthalb Jahren erzielte er auch wieder ein Tor, sein 36. im 81. Länderspiel.

Beim Test gegen Weißrussland (2:2) hatte er eine Woche nach der bitteren Champions-League-Finalniederlage nur ein 45-minütiges Länderspiel-Sparring absolviert, nun war er wieder der unangefochtene Chef im Ring.

"Michael Ballack hat die Mannschaft permanent nach vorne getrieben. Er hatte sich das Tor verdient. Seine Leistung war geprägt von starker Präsenz auf dem Platz", lobte Bundestrainer Joachim Löw seinen wichtigsten Mann.

Erinnerungen an Moskau

Zwar übernahm der 31-Jährige gleich das Regiment, doch in der 15. Minute dürften ihn zunächst noch einmal Erinnerungen an das verlorene Finale von Moskau aufgekommen sein.

Ausgerechnet Champions-League-Sieger Nemanja Vidic (Manchester United) klärte den ersten von zwei gefährlichen Ballack-Kopfbällen auf der Linie. Schon da aber war klar: Anders als bei der WM 2006 ist der Kapitän auch wieder im Strafraum richtig präsent.

Seine seit dem 15. November 2006 (EM-Qualifikation gegen Zypern) dauernde Torflaute beendete er schließlich auch: Per Freistoß schlug er in der 82. Minute zu.

Bierhoff in Reichweite

"Beim Freistoß war die Mauer meiner Meinung nach zu nah, aber im Endeffekt war das egal", analysierte er nüchtern seinen 36. Treffer im DFB-Trikot -Teammanager Oliver Bierhoff hat auf Platz acht der ewigen Torschützenliste nur noch ein Tor mehr auf dem Konto.

Beim 1:1 durch Joker Oliver Neuville hatte Ballack, für den die Statistik über 100 Ballkontakte auswies, als einer der Vorbereiter geglänzt.

Zuversicht für EM

Tränen, wie nach dem verlorenen Champions-League-Finale oder dem Halbfinal-Aus bei der WM 2006 gegen Italien will er bei der EM nicht wieder vergießen. War er 2006 noch lange skeptisch, so treibt nun auch ihn mehr Zuversicht.

"Die Mannschaft ist ein bisschen ruhiger und gefestigter als vor zwei Jahren. Viele junge Spieler haben schon ein Turnier hinter sich, deshalb ist die Mannschaft gereifter", sagte Ballack. "Es waren noch nicht hundert Prozent, aber es geht nach oben. Wir haben einen Schritt nach vorne gemacht und noch eine Woche Zeit."

Ein echter Capitano

Ballack kann bei der Europameisterschaft einer der großen Stars werden, wenn nicht sogar der Star des Turniers. In seinen zwei Jahren in England ist der 31-Jährige gereift und körperlich in einer bemerkenswert guten Verfassung.

Jetzt ist er der große "Capitano", wie ihn Jürgen Klinsmann schon 2006 gerne gehabt hätte. "Ballack ist vorneweg marschiert wie ein echter Kapitän", sagte Clemens Fritz.