Mit AS Monaco, Sampdoria Genua, West Ham United und Deportivo La Coruna stiegen im Frühjahr vier prominente Klubs aus den ersten Ligen in Frankreich, Italien, England und Spanien ab. Wie schlagen sie sich bislang auf unbekanntem Terrain? Wie sehen ihre Zielsetzungen aus? Eine Bestandsaufnahme.
GettyWest Ham United
Erfolge: 3 Mal FA-Cup-Sieger (zuletzt 1980), Europapokalsieger der Pokalsieger 1965
Wichtigste Zugänge: John Carew, Kevin Nolan, Matthew Taylor, David Bentley, Manuel Almunia, Sam Baldock
Wichtigste Abgänge: Scott Parker, Demba Ba, Thomas Hitzlsperger, Matthew Upson, Kieron Dyer, Danny Gabbidon
Saisonverlauf: Der Start ging mit einem 0:1 gegen Cardiff im heimischen Upton Park gleich mal gründlich in die Hose. Auch die zweite Saisonniederlage setzte es zuhause, ebenfalls mit 0:1. Gegner: Ipswich. Ansonsten läuft es aber ganz ordentlich für die Hammers. Sechs Siege und drei Remis gab es in den restlichen neun Spielen. Mit 22 Toren stellt man den zweitstärksten Angriff der Championship. Southampton ist allerdings schon fünf Punkte voraus.
Situation und Selbstverständnis: Für den so farb- wie glücklosen Avram Grant kam für das Unternehmen Wiederaufstieg der schillernde Sam Allardyce. Der redet um seine Zielsetzung nicht lange herum: "Natürlich wollen wir sofort wieder hoch. Und wenn wir das auf dem direkten Weg nicht schaffen, dann landen wir in den Playoffs. Das ist das Mindeste, es sei denn ich werde über Nacht zum schlechtesten Trainer der Welt und die Spieler zu den schlechtesten aller Zeiten." Eine solche Mutation ist beim besten Willen nicht vorstellbar. West Ham hat zwar viele Leistungsträger abgegeben, zuletzt Scott Parker an Tottenham, doch auch geballte Erfahrung und Qualität dazugewonnen. Der Kader um den neuen Kapitän Kevin Nolan sollte den Aufstieg souverän schaffen können. Allardyce unterschrieb einen Zweijahresvertrag bei den Hammers und spricht schon jetzt vom Angriff auf internationale Plätze und Pokale: "Was können wir erreichen? Das hängt davon ab, wie sehr die Bosse hinter den Träumen stehen, die wir alle haben. Das ist übrigens mein Job. Ich mache aus Träumen Realität." Dass den Klub Verbindlichkeiten in Höhe von rund 90 Millionen Euro drücken und eine Saison in der 2. Liga etwa 40 Millionen weniger einbringt als eine in der ersten, sei hier der Vollständigkeit halber erwähnt.
Championship: Ergebnisse, Tabelle, Spielplan
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Deportivo La Coruna
Erfolge: Meister 2000, Pokalsieger 1995, 2002, Champions-League-Halbfinalist 2004
Wichtigste Zugänge: Ayoze, Alex Bergantinos, Borja, Jesus Vasquez, Diogo Salamao, Bruno Gama
Wichtigste Abgänge: Adrian, Alberto Lopo, Juan Rodriguez, Antonio Tomas, Ruben Perez
Saisonverlauf: Depor kam prima in die Saison mit drei Siegen in den ersten vier Spielen. Seitdem stottert der Motor allerdings etwas. Aus den folgenden vier Spielen holte man nur vier Punkte und auswärts gab's zweimal ordentlich auf die Mütze. Beim früheren Real-Schreck Alcorcon gingen die Galizier mit 0:4 ein. Das 2:0 beim FC Cordoba zuletzt sorgte aber wieder für einen deutlichen Stimmungsaufschwung. Der Rückstand auf Aufstiegsplatz zwei beträgt nur drei Punkte.
Situation und Selbstverständnis: Der Abstieg war dramatisch. Ein Schock. Über Jahre hinweg hatte Super Depor zur erweiterten Spitze Europas gezählt, hatte Siege eingefahren im Old Trafford, im San Siro, im Camp Nou, hatte Real den 100. Geburtstag im Bernabeu versaut und die Bayern im Olympiastadion bezwungen, um dann von der Bildfläche zu verschwinden. In 21 von 38 Spielen der vergangenen Saison stand bei Depor die Null auf der falschen Seite, mit 31 Toren insgesamt stellte man den kümmerlichsten Angriff der Primera Divison. Ronaldo allein schoss zehn Tore mehr. Gleich nach dem letzten Saisonspiel (0:2 gegen Valencia) versprach Urgestein Juan Carlos Valeron den sofortigen Wiederaufstieg. Doch inzwischen sind die Töne kritischer geworden. Es passt noch nicht alles zusammen unter dem neuen Trainer Jose Luis Oltra. Sein extrem offensiver Spielstil bringt zu viele Probleme in der Defensive mit sich, zudem hat Depor Schwierigkeiten, in der Fremde das Spiel zu machen. "Wir spielen nach vorne und gehen hohes Risiko und geraten dann hinten immer wieder in Eins-gegen-Eins-Situationen. Es passt noch nicht optimal", sagt Valeron. "Wir machen das Spiel und die anderen die Punkte. Der Preis ist zu hoch. Ich hoffe, das ändert sich noch." Ein richtungweisendes Spiel ist das bevorstehende Spiel gegen Cartagena. Oltra räumt ein: "Eine Niederlage wäre nicht erschreckend, aber durchaus beunruhigend." Oltra sagt über den sofortigen Wiederaufstieg: "Eine große Herausforderung."
Segunda Division: Ergebnisse, Tabelle, Spielplan
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AS Monaco
Erfolge: 7 Mal Meister (zuletzt 2000), 5 Mal Pokalsieger (zuletzt 1991), Champions-League-Finalist 2004
Wichtigste Zugänge: Ludovic Giuly, Johann Carrasso, Eric Marester, Gary Coulibaly, Stephane Dumont, Edgar Salli, Valentin Eysseric
Wichtigste Abgänge: Chu-Yong Park, Laurent Bonnart, Nicolas Nkoulou, Stephane Ruffier, Igor Lolo, Yohan Mollo
Saisonverlauf: Es ging schon fad los mit einem 0:0 gegen Boulogne im eigenen Stadion. Doch das war erst der Anfang. Weiter ging's mit sechs weiteren sieglosen Spielen (2 Niederlagen), ehe am 8. Spieltag zuhause gegen Arles-Avignon der erste Dreier glückte. 1:0. Doch es sollte vorerst der einzige bleiben. In den folgenden vier Spielen blieb man drei Mal ohne Treffer und holte nur zwei Punkte.
Situation und Selbstverständnis: Letzter Platz in der Ligue 2, zweitschlechteste Abwehr mit 17 Gegentreffern, 5 Platzverweise und ein Zuschauerschnitt (ca. 4600), den die Hälfte der Teams der deutschen 3. Liga übertrifft. Das Fachorgan "L'Equipe" titelte, Monaco sei ein einziger Albtraum nach dem 0:4 in Guingamp am 11. Spieltag. Guingamp hatte zuvor in zehn Spielen nur fünf Mal getroffen und schien als Gegner fürs strauchelnde Monaco gut geeignet. Dazu hatte Trainer Marco Simone, der einst mit Milan fünf Europacup-Titel und vier Meisterschaften gefeiert und 2000 mit Monaco Meister geworden war, noch begeistert berichtet, die Länderspielpause vor dem Desaster für die taktische Feinabstimmung genutzt zu haben. Doch im Fürstentum spricht ohnehin niemand vom direkten Wiederaufstieg. Die Losung heißt jetzt: Auf die Jugend bauen und mittelfristig ein solides Fundament schaffen. Die Nachwuchsarbeit des Vereins ist hervorragend und den Spielern, die 2011 die U-19-Meisterschaft, den Coupe Gambardella, holten, soll die Zukunft gehören. Dennis Appiah (19), Nampalys Mendy (19), Valentin Eysseric (19), Valere Germain (21) and Terrence Makengo (19) spielen wichtige Rollen in Simones Konzept. Klar ist aber auch, dass ein Abstieg aus der Ligue 2 ein Tabu ist. "Unser Spiel gegen Tours ist das wichtigste der ganzen Saison. Ein Endspiel", sagt Abwehrspieler Adriano vor dem 12. Spieltag. "Die momentane Situation ist eine Katastrophe für den Klub." Das vermeintliche Endspiel endete 0:0. Keine 4000 Fans waren vor Ort dabei.
Ligue 2: Ergebnisse, Tabelle, Spielplan
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Sampdoria Genua
Erfolge: Europapokalsieger der Pokalsieger 1990, Meister 1991, 4 Mal Pokalsieger (zuletzt 1994)
Wichtigste Zugänge: Sergio Romero, Simone Bentivoglio, Pasquale Foggia, Cristian Bertani, Massimo Maccarone, Federico Piovaccari
Wichtigste Abgänge: Reto Ziegler, Marius Stankevicius, Stefano Lucchini, Jonathan Biabiany, Luciano Zauri
Saisonverlauf: Der Start war etwas matt mit zwei Unentschieden, dann aber folgten ein 6:0 gegen Gubbio und ein 3:1 in Empoli. Seitdem allerdings nur zwei Siege aus sieben Spielen (3 Remis, eine Niederlage). Auffällig: Nur ein Heimsieg in sechs Versuchen.
Situation und Selbstverständnis: Torino hat einen überragenden Start hingelegt und ist schon auf neun Punkte enteilt. Auf den zweiten direkten Aufstiegsplatz (Padova) fehlen Samp auch schon fünf Zähler. Das Ziel ist aber ganz klar die Rückkehr ins Oberhaus und am besten die Meisterschaft. Der Kader gibt das locker her, ist der am besten ausgestattete der Serie B: Mit Argentiniens Nationalkeeper Romero, Squadra-Spieler Gastaldello, Lazio-Leihgabe Foggia, Maccarone, Pozzi und Bertani verfügt Trainer Atzori über eine hochqualifizierte Auswahl. Und das Wichtigste: Samp-Idol und Kapitän Palombo ist an Bord geblieben. Präsident Garrone im Juli: "Mit diesem Kader gewinnen wir die Meisterschaft. Ich bin mir sicher, dass sich unsere Qualitäten auf dem Platz widerspiegeln werden." Atzori bei seiner Vorstellung im Juni: "Das ist die Chance meines Lebens. Ich werde 120 Prozent für den Verein geben, um ihn wieder dort hinzubringen, wo er hingehört, und um die Samp wieder zu der werden zu lassen, die wir alle kennen." Eine Erklärung für die Heimschwäche hat der Trainer übrigens auch: Die "Geister der Vergangenheit" seien schuld, dass sofort Unruhe im Luigi Ferraris aufkomme, wenn es nicht nach Plan läuft.
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