Wales - Dänemark 0:4: Dolberg-Doppelpack! Dänemark gewinnt "Heimspiel" und stürmt ins Viertelfinale

Nino Duit
26. Juni 202119:55
Kasper Dolberg schoss Dänemark mit einem Doppelpack ins Viertelfinale.getty
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Dänemark hat das EM-Viertelfinale erreicht und trifft dort auf den Sieger des Duells Niederlande gegen Tschechien. Im Achtelfinale von Amsterdam setzte sich die Mannschaft von Trainer Kasper Hjulmand bei Heimspiel-Atmosphäre mit 4:0 (1:0) gegen Wales durch.

Entscheidender Mann war Stürmer Kasper Dolberg von OGC Nizza, der seine Mannschaft mit einem Doppelpack (27. und 48.) in Führung brachte. Kurz vor Schluss markierten Joakim Maehle (88.) und Martin Braithwaite (90.+4) zwei weitere Treffer.

Angetrieben wurde Dänemark von zahlreichen mitgereisten Fans, die die absolute Mehrheit in der mit 16.000 Zuschauern gefüllten Amsterdam Arena darstellten. Aus Wales gibt es aufgrund des Coronavirus derzeit ein Einreiseverbot in die Niederlande. Den dänischen Fans wurde von deren Regierung dagegen lediglich empfohlen, die Niederlande nach spätestens zwölf Stunden wieder zu verlassen.

"Es ist verrückt, hier zu stehen. Es fühlt sich wahnsinnig an. Es ist surreal", sagte der ehemalige Ajax-Spieler Dolberg dem dänischen TV-Sender DR: "Für mich hat es hier im Stadion angefangen. Hier noch einmal vor dieser Kulisse zu spielen, war verrückt, und in einem solchen Spiel hier zu treffen, ist etwas Besonderes."

Bale sagte bei BBC: "So sollte das Spiel nicht laufen. So auszuscheiden, wie wir es gemacht haben, ist enttäuschend, die Jungs sind frustriert und verärgert - verständlicherweise." Als er anschließend gefragt wurde, ob dies sein letztes Spiel für Wales gewesen sei, brach er das Interview ab.

Wales - Dänemark: Die Analyse

Dänemark-Trainer Hjulmand musste seine Startelf im Vergleich zur 4:1-Gala gegen Russland auf zwei Positionen verändern: Auf der rechten Außenbahn begann Stryger-Larsen statt Wass (krank), im Sturmzentrum Dolberg statt Poulsen (angeschlagen). Vielleicht wegen der Umstellungen, vielleicht wegen der immensen Erwartungshaltung der zahlreichen Fans, vielleicht aber auch wegen überraschend mutigen Walisern präsentierte sich Dänemark zunächst nervös, ungenau und ideenlos.

Wales spielte nach dem Fünferketten-Experiment gegen Italien wieder im aus den ersten beiden Spielen bekannten 4-2-3-1 mit Sturmtank Moore und hatte ein sehr gute Idee: im Zweifel Bale den Ball geben. In der Anfangsphase lief beinahe jeder Angriff über den Rechtsaußen, der auch einmal gefährlich abschloss (10.). Nach 20 Minuten sprach das Torschussverhältnis mit 7:1 für Wales.

Daraufhin beorderte Hjulmand Innenverteidiger Christensen ins Mittelfeld und stellte von 3-4-3 auf 4-3-3 um, wodurch Dänemark besser ins Spiel fand und letztlich dank eines Dolberg-Treffers in Führung ging (27.). Vorausgegangen war dem Tor eine gute Ballverarbeitung von Eriksen-Ersatz Damsgaard, der seine technische Klasse immer wieder aufblitzen ließ.

Wales wirkte vom Gegentor geschockt und setzte fortan kaum mehr Akzente, Dänemark ließ den Ball laufen und kontrollierte die Partie nun klar. Völlig verdient stellte Dolberg mit seinem zweiten Treffer kurz nach der Pause auf 2:0 (48.). Aufgelegt hatte es der in der ersten Halbzeit für den verletzten Roberts eingewechselte Waliser Williams mit einem missglückten Klärungsversuch.

Mit dem Mute der Verzweiflung wurde Wales anschließend wieder aktiver, erspielte sich aber keine zwingenden Chancen - auch, weil Dänemark den gefährlichsten Spieler Bale mit fortlaufender Spieldauer gut unter Kontrolle bekam. Zu keinem Zeitpunkt der Partie wirkte es, als würde Dänemark nochmal in ernsthafte Bedrängnis kommen. Stattdessen gelangen Maehle (88.) und Braithwaite (90.+4) in der Schlussphase zwei weitere Treffer. Wales' Wilson sah für ein Frustfoul glatt Rot (90.).

"So sollte das Spiel nicht laufen", sagte Bale nach der Partie bei BBC: "So auszuscheiden, wie wir es gemacht haben, ist enttäuschend, die Jungs sind frustriert und verärgert - verständlicherweise."

Wales - Dänemark: Die Aufstellungen

Wales: Ward/Leicester City (28 Jahre/17 Länderspiele - Connor Roberts/Swansea City (25/30) ab 40. Williams/FC Liverpool (20/14), Rodon/Tottenham Hotspur (23/18), Mepham/AFC Bournemouth (23/21), Davies/Tottenham Hotspur (28/64) - Morrell/Luton Town (24/19) ab 60. Wilson/Cardiff City (24/29), Allen/Stoke City (31/63) - Bale/Tottenham Hotspur (31/96), Ramsey/Juventus Turin (30/67), James/Manchester United (23/24) ab 78. Brooks/AFC Bournemouth (23/21) - Moore/Cardiff City (28/21) ab 78. Tyler Roberts/Leeds United (22/15). - Trainer: Page

Dänemark: Schmeichel/Leicester City (34 Jahre/69 Länderspiele) - Stryger/Udinese Calcio (30/40) ab 77. Boilesen/FC Kopenhagen (29/21), Kjaer/AC Mailand (32/111) ab 77. Andersen/FC Fulham (25/6), Vestergaard/FC Southampton (28/26), Maehle/Atalanta Bergamo (24/14) - Höjbjerg/Tottenham Hotspur (25/45), Christensen/FC Chelsea (25/45), Delaney/Borussia Dortmund (29/58) ab 60. Jensen/FC Brentford (25/10) - Damsgaard/Sampdoria Genua (20/6) ab 60. Norgaard/FC Brentford (27/7), Dolberg/OGC Nizza (24/28) ab 69. Cornelius/Parma Calcio (28/34), Braithwaite/FC Barcelona (30/54). - Trainer: Hjulmand

Wales - Dänemark: Die Daten des Spiels

Tore: 0:1 Dolberg (27.), 0:2 Dolberg (48.), 0:3 Maehle (88.), 0:4 Braithwaite (90.+4)

Rote Karte: Wilson (90., Wales)

Der Star des Spiels: Kasper Dolberg (Dänemark)

Dolberg rechtfertigte seinen Startelf-Einsatz mit zwei Treffern und körperlicher Präsenz an vorderster Front. Zum Zeitpunkt seiner Auswechslung in der 70. Minute hatte der Stürmer die meisten Zweikämpfe seiner Mannschaft bestritten und davon starke knapp 67 Prozent gewonnen.

Der Flop des Spiels: Joe Allen (Wales)

Allen schaffte es nicht, dem walisischen Mittelfeld Struktur zu geben. Seine Pass- und Zweikampfquoten zählten zu den schwächeren auf Seiten seiner Mannschaft.

Der Schiedsrichter: Daniel Siebert (Deutschland)

Siebert pfiff zwar gelegentlich etwas kleinlich, machte aber generell ein ordentliches Spiel. Wilson kurz vor Schluss für ein überhartes Einsteigen glatt Rot zu zeigen, war hart, aber vertretbar. Zurecht ließ Siebert das zunächst wegen einer vermeintlichen Abseitsstellung aberkannte 4:0 von Braithwaite gelten.