Toni versetzt Klinsmann in Ekstase

Florian BognerFelix Matthis
18. April 200917:57
Luca Toni durfte in Bielefeld zum zwölften Mal in dieser Saison am Ohr schraubenGetty
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Der FC Bayern München hat am 28. Spieltag der Bundesliga einen immens wichtigen 1:0 (0:0)-Auswärtssieg bei Arminia Bielefeld eingefahren und damit das Rennen um die Meisterschaft weiter offen gehalten.

Für den Rekordmeister, der sich über weite Strecken des Spiels gegen defensive Arminen sehr schwer tat, erzielte Luca Toni nach einer Flanke von Franck Ribery das goldene Tor (64.).

Durch den siebten Auswärtssieg der Saison steht Bayern mit drei Punkten Rückstand auf den VfL Wolfsburg weiter auf Platz zwei der Tabelle.

Bielefeld hingegen muss den Blick nach der dritten Heimniederlage in Folge weiter nach unten richten. Mit 24 Punkten bleibt die Arminia auf Rang 15.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Bayern wie schon gegen Barcelona mit dem genesenen Lahm hinten links in der Viererkette. Im Mittelfeld fehlt Ze Roberto (Wadenprobleme), dafür ist Schweinsteiger wieder dabei. Auf der Bank sitzen nur sechs Mann und mit Kraft, Badstuber und Müller gleich drei Amateure.

Bielefelds Coach Frontzeck macht sich's leicht und schickt einfach nochmal dieselbe Elf aufs Feld, die in der vergangenen Woche 1:2 in Cottbus verlor.

13.: Sosa flankt von rechts, das Ding landet genau auf der Birne des eingelaufenen Toni. Doch der Italiener verpasst den Ball, ähnlich wie schon gegen Barcelona. Wahrlich kein Kopfballungeheuer, dieser Toni.

15.: Aus dem Nichts die Riesenchance für Bielefeld. Wichniarek - leicht im Abseits - wird rechts vorne angespielt. Butterweiche Flanke an den Fünfer auf Tesche. Butt macht einen Schritt raus und zwei zurück und pariert den Kopfball von Tesche aus kurzer Distanz dann bravourös.

17.: Freistoß Bielefeld von halblinks, aber in der Mitte geht's rund. Demichelis hält Bollmann, der reißt sich vehement los und erwischt den Argentinier dabei mit der Hand im Gesicht. Schiri Mayer hat's nicht gesehen.

32.: Schweinsteiger kommt von halbrechts und läuft am Strafraum auf zwei Bielefelder auf. Schweini wackelt Schuler aus und schlenzt den Ball mit dem rechten Außenrist knapp links vorbei.

37.: Lell rechts im Strafraum völlig frei, nimmt den Ball an, der Winkel wird zu spitz. Sein Querpass in die Mitte bugsiert Bollmann aus zwei Metern gerade noch über die Latte.

53.: Die Bayern sind vorn in Überzahl, kommen aber trotzdem nicht zum idealen Pass. Deshalb schließt Sosa aus 20 Metern einfach mal ab. Eilhoff sicher.

56.: Toni bekommt den Ball links im Strafraum. Legt ihn sich auf rechts, dann wieder auf links und schließt ab. Lamey blockt zur Ecke.

63.: Altintop flankt von rechts an den langen Pfosten. Lucio setzt sich gegen zwei Mann durch, jagt den Ball aber nur ans Außennetz.

64., 0:1, Toni: Zuerst verballert Toni - hauchdünn im Abseits - freistehend, Eilhoff pariert grandios. Kurz darauf wird eine fragwürdige Ecke kurz auf Ribery gespielt, die Arminia pennt. Flanke an den langen Pfosten, Toni nickt ein, 0:1. Sein 12. Saisontor.

73.: Konter der Bayern. Toni auf Ribery, der legt zurück an den Sechzehner auf den freistehenden Altintop. Der Türke schlenzt anstatt voll drauf zu ziehen - leichte Beute für Eilhoff.

87.: Fahrlässig! Ribery über rechts, spielt Doppelpass mit Tonis Hacke. Eilhoff kommt raus, Ribery legt zurück auf Altintop. Der bringt das Kunststück fertig, den Ball aus acht Metern über das leere Tor zu bolzen.

89.: Bielefeld nur noch lang und schmutzig und beinahe mit Erfolg. Mijatovic fällt der Ball am Elferpunkt auf den Kopf. Von dort trudelt er nur knapp am rechten Pfosten vorbei.

90.+2: Toni scheitert zweimal freistehend aus fünf Metern an Eilhoff und vergibt damit einen höheren Bayern-Sieg.

So lief das Spiel: Bayern wie schon gegen Frankfurt und Barcelona von Beginn an hellwach und mit über zwei Drittel Ballbesitz. Ribery war wie gewohnt Anspielstation Nummer eins, wurde aber immer von zwei Bielefeldern gedoppelt. Nach einer Viertelstunde hätte es die Gäste beinahe kalt erwischt, danach verlor die Partie an Klasse. Bei Bayern kam der letzte Pass nicht an oder das Mittelfeld wurde zu schnell mit hohen Bällen auf Toni überbrückt. Bielefeld fehlten nach vorne die Mittel, den FCB ernsthaft zu gefährden.

Bayern erhöhte nach dem Wechsel nochmal den Druck, allerdings ohne sich brauchbare Torchancen herauszuspielen. Das änderte sich erst nach einer Stunde, als der FCB mit der Hereinnahme von Altintop auch über rechts gefährlicher wurde. Der bis dato wirkungslose Toni brachte den Gästen die höchst fällige Führung, danach gingen die Bayern fahrlässig mit den sich bietenden Konterchancen um. Mijatovic hätte den Rekordmeister beinahe noch bestraft.

Der Star des Spiels: Luca Toni. Der Italiener war einen Kopfball von der Gurke des Spiels entfernt. Da er jedoch ein einziges Mal richtig stand, mit diesem einen Kopfball das goldene Tor erzielte und damit Klinsmann in hüpfende Ekstase versetzte, ist er am Ende doch der Star des Spiels.

Die Gurke des Spiels: Robert Tesche. Spielte gut, gewann viele Zweikämpfe, ließ sich aber eben diese eine hundertprozentige Torchance in der 15. Minute entgehen. Darf man nicht im Abstiegskampf, vor allem nicht gegen den FC Bayern, wo sich nur wenige Chancen bieten.

Die Lehren des Spiels: Das Rezept von defensiv eingestellten Gegnern der Bayern bleibt einfach: Ribery kalt stellen, dann fehlt dem Rekordmeister der Antrieb.

Lamey bekam gegen den Franzosen stets Unterstützung von Kauf, dazu spielte Katongo beinahe einen zweiten Rechtsverteidiger. So war Ribery bis auf seine Flanke vor dem 1:0 kaum ein Faktor.

Zudem empfing Bielefeld die Bayern erst 40 Meter vor dem eigenen Tor und machte so den Raum geschickt eng. Weil Sosa und Schweinsteiger jedoch nicht die Außen hielten, war die Mitte zumeist dicht, was der FCB mit hohen Bällen auf Toni zu kompensieren versuchte.

Der Italiener war allerdings bis zu seinem Treffer ein lamentierendes Nichts und verlor fast jeden Ball. Bayern ging in diesem Spiel eindeutig ein zweiter Stürmer ab, der die Bielefelder mehr unter Druck gesetzt hätte.

Erst als Bielefeld müde wurde und Altintop endlich auch die rechte Seite belebte, kam Bayern zu Chancen und fuhr letztendlich wichtige drei Punkte in Richtung Meisterschaft ein.

Bielefeld - Bayern: Daten & Fakten