Bundesliga: Die aktuelle Lage - Köln und Werder am Abgrund, BVB mit allen Chancen

Tim Ursinus
16. Mai 202112:07
Der 1. FC Köln steht mit dem Rücken zur Wand.imago images
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Sieben Partien des vorletzten Spieltags der Bundesliga sind gespielt und gleich zwei Traditionsvereine stehen vor dem großen Saisonfinale am kommenden Samstag mit dem Rücken zur Wand. Der Kampf um die Qualifikation für die Champions League könnte sich bereits am Sonntag entscheiden.

Abstiegsdrama: Werder Bremen und Köln am Abgrund

"Für uns ist es ein schwerer Tag, da brauchen wir nicht drumrum reden", sagte Bremens Trainer Florian Kohfeldt nach der bitteren 0:2-Niederlage gegen den FC Augsburg, der sich mit dem Dreier den Klassenerhalt sicherte. "Das Ergebnis trifft uns hart (...). Aber es bringt nichts, sich jetzt einzugraben", erklärte Kohfeldt weiter.

Am Sonntag verkündeten die Bremer dann die Freistellung Kohfeldts. Für den letzten Spieltag und die mögliche Relegation übernimmt Thomas Schaaf das Amt des Werder-Trainers.

Gemeinsam mit dem 1. FC Köln (Platz 17, 30 Punkte) und Aufsteiger Arminia Bielefeld (15., 32) kämpft Werder (16., 31) in der nächsten Woche um den Verbleib in der Bundesliga. Erstmals seit dem 1. Spieltag rutschten die Grün-Weißen auf den Relegationsplatz. Nach nunmehr neun sieglosen Spielen muss Bremen auf Schützenhilfe des VfB Stuttgart hoffen, um noch an Bielefeld vorbeizuziehen und nicht wie in der Vorsaison gegen den Dritten der 2. Liga (aktuell Greuther Fürth) um die Existenz spielen zu müssen.

Aufgrund des besseren Torverhältnisses würde Bremen im Falle einer Niederlage der Arminia ein Punkt gegen Borussia Mönchengladbach zumindest für den Relegationsplatz reichen. "Das ist natürlich eine riesige Herausforderung, aber wir haben noch alle Möglichkeiten, um in der Liga zu bleiben. Wir haben nur wenig Zeit, werden aber alles tun, um mit Leidenschaft, Zuversicht und dem Glauben an unsere eigene Stärke in die Partie zu gehen und am Ende erfolgreich zu sein", sagte Schaaf.

Bundesliga: Der Tabellenkeller

PlatzTeamSp.ToreDiffPkt.
15.Arminia Bielefeld3324:52-2832
16.Werder Bremen3334:53-1931
17.1. FC Köln3333:60-2730
18.Schalke 043325:85-6016

Angesichts der schwachen Auftritte der vergangenen Wochen und in Augsburg, obwohl der FCA aufgrund des Platzverweises von Ruben Vargas beinahe eine Halbzeit lang mit einem Mann weniger gespielt hatte, haben die Bremer aber nicht die besten Karten im Dreikampf um den Klassenerhalt. Leonardo Bittencourt schimpfte anschließend: "Wenn du in der ersten Halbzeit früh in Überzahl bist und so viele Möglichkeiten hast, musst du mal das Tor schießen. Da müssen wir uns selbst an die Nase packen. Wenn du kein Tor schießt, kannst du die Klasse nicht halten."

Aufgeben will die Mannschaft aber keinesfalls. "Wir sind noch am Leben, wir haben noch ein Spiel, das wir gewinnen müssen", sagte Kapitän Niklas Moisander. Die noch schlechtere Ausgangslage hat ohnehin ein anderes Team: der 1. FC Köln.

Der 1. FC Köln droht trotz der guten Ergebnisse mit Trainer Friedhelm Funkel der Abstieg.getty

1. FC Köln mit schlechtester Ausgangslage: "Wäre grausam"

Nach einem faden 0:0 gegen das nun gerettete Hertha BSC braucht das Team von Trainer Friedhelm Funkel einen Sieg gegen den bereits abgestiegenen FC Schalke 04. Zudem dürfen Bielefeld und Bremen ihre Spiele nicht beide gewinnen, um zumindest die Relegation zu erreichen. "Es wäre grausam, wenn es nicht klappt. Wir müssen an unsere Grenzen gehen, um das Spiel zu gewinnen", sagte FC-Keeper Timo Horn nach der Nullnummer in Berlin.

Zwar sammelte der Effzeh bereits den 19. Auswärtspunkt, was bei einer Ausbeute von 30 Zählern 63 Prozent entspricht und somit anteiliger Ligahöchstwert ist, doch die enorme Heimschwäche der Geißböcke (elf Punkte) könnte den direkten Abstieg bedeuten. Manager Horst Heldt gab sich trotzdem kämpferisch und erklärte: "Wir gewinnen zu Hause und bleiben in der Liga!"

Auch Funkel, der in seinen fünf Partien als FC-Coach starke sieben Punkte holte, gab sich optimistisch und sprach von einem "wichtigen" Punktgewinn gegen die Hertha: "Wir werden uns jetzt auf unser Endspiel gegen Schalke 04 gut vorbereiten." Klar ist aber, dass Bielefeld mit einem Sieg in Stuttgart die Hoffnungen von Bremen und Köln zumindest auf den direkten Klassenerhalt zerstören kann.

CL-Quali: Frankfurt verspielt alles - Nutznießer BVB

Nach der 1:2-Niederlage gegen Eintracht Frankfurt am 27.Spieltag hatte Borussia Dortmund mit der Qualifikation für die Champions League bereits mehr oder weniger abgeschlossen. Fünf Wochen später kann der BVB mit einem Sieg am Sonntag bei Mainz 05 (18 Uhr im Liveticker) das Ticket für die Königsklasse lösen. Nach fünf Ligasiegen und mit dem Pokalgewinn im Rücken ist es schwer vorstellbar, dass sich das Team von Trainer Edin Terzic diese Chancen noch nehmen lässt.

Mit der bitteren 3:4-Niederlage bei Absteiger Schalke 04 verspielte sich dagegen die SGE wohl die ersehnte Teilnahme am größten Vereinsturnier des europäischen Fußballs. Es sei einfach "sehr, sehr enttäuschend, wie das Spiel gelaufen ist. Schalke hat verdient gewonnen. Wenn eine Mannschaft, die schon abgestiegen ist, den Sieg mehr will als eine, die die Champions League erreichen kann, ist das sehr ernüchternd", sagte ein sichtlich frustrierter Sebastian Rode nach der Partie.

Aus den vergangenen fünf Bundesligaspielen holte die Eintracht lediglich vier Zähler. Zudem hagelte es die dritte Auswärtsniederlage in Folge, was der SGE zuletzt im Frühjahr der Vorsaison passierte. "Es war die gesamte Mannschaft samt Trainer, die gegen Schalke versagt hat. Dafür gibt es keine Entschuldigung. Wir hatten die einmalige Chance, in die Champions League zu kommen, jetzt ist es so gut wie vorbei", lederte Rode weiter.

Bundesliga: Die Tabellenspitze

PlatzTeamSp.ToreDiffPkt.
1.Bayern München3394:425275
2.RB Leipzig3257:282964
3.Wolfsburg3257:322560
4.Borussia Dortmund3269:442558
5.Eintracht Frankfurt3366:521457

Die erneute Pleite würde aus vielen Faktoren resultieren. Auch die viel diskutierte Ankündigung von Adi Hütter, nach der Saison an der Seitenlinie von Borussia Mönchengladbach zu stehen, spiele eine Rolle. "Wir haben versucht, uns einzureden, dass es nichts ändert. Aber es ist nicht von der Hand zu weisen, jetzt haben wir es mit der dritten Niederlage schwarz auf weiß", erklärte Rode.

Der 30-Jährige glaubt nicht mehr daran, dass die Eintracht in der nächsten Saison um den Henkelpott spielen wird. "Dortmund hat so viel Rückenwind, ich glaube nicht, dass die noch Punkte liegen lassen", sagte er niedergeschlagen. Der vom Fan-Lager viel kritisierte Hütter sprach hingen abermals von einer Überperformance seiner Mannschaft in der bisherigen Saison.

Hier geht's zum SPOX-Kommentar über Eintracht Frankfurts aktuelle Situation.

Steht im Zentrum der Kritik: Eintracht-Trainer Adi Hütter.getty

Hütter: "Hätten wir die Ziele nicht so hoch gesteckt ..."

"Nachdem wir im Pokal gegen Bayer Leverkusen ausgeschieden sind, bin ich zur Mannschaft gegangen und habe gesagt, wir greifen jetzt die Champions-League-Plätze an. Da hätte uns niemand nur einen Funken Zuversicht gegeben, dass wir das erreichen können", erklärte der künftige Fohlen-Coach und schob nach: "Dann haben wir uns nach oben gearbeitet. Vielleicht ist es auch gut gewesen, das Ziel so hoch anzusetzen, fast schon unrealistisch. Dass wir jetzt ins Straucheln geraten sind, hat auf der einen Seite mit der Konkurrenz zu tun, auf der anderen Seite haben wir schon ein hohes Level gespielt."

Aller Voraussicht nach beendet die Eintracht die Saison nun auf Platz fünf, was im Hinblick auf die Top vier (FC Bayern, RB Leipzig, VfL Wolfsburg und Dortmund) zwar gut ist, aber angesichts des Saisonverlaufs eine klare Enttäuschung wäre.

"Hätten wir die Ziele nicht so hoch gesteckt und hätten gesagt, dass wir vielleicht Europa League oder Conference League spielen wollen, dann wäre es super gewesen", erklärte Hütter. Sportvorstand Fredi Bobic, der den Verein ebenfalls verlassen und sich Hertha BSC anschließen wird, sprach von einem "souveränen Einzug in die Europa League". Zum Abschluss wartet der SC Freiburg, der ebenfalls noch Chancen auf Europa hat.

Conference League: Noch vier Teams in der Verlosung

Neben Eintracht Frankfurt oder Borussia Dortmund hat Bayer Leverkusen das Ticket für die Europa League gelöst. Welcher Bundesligist als erster Vertreter in der Conference League spielen wird, ist allerdings noch unklar. Da mit dem BVB der Pokalsieger unter den ersten Sechs landen wird, darf der Tabellensiebte am neuen Turnier teilnehmen.

Gleich vier Teams können sich noch Hoffnungen machen, in der nächsten Saison europäisch zu spielen. Union Berlin steht nach dem Remis gegen Leverkusen mit 47 Punkten auf jenem Rang, kurz dahinter kommt Gladbach (46) und zwei Zähler weniger haben Aufsteiger VfB Stuttgart und der SC Freiburg.

In Gladbach hatte man sich angesichts des guten Kaders vor der Saison die größten Hoffnungen auf eine Qualifikation für einen europäischen Wettbewerb gemacht. Allerdings holten die Fohlen in dieser Saison bisher nur 46 Punkte und damit satte 16 weniger als nach 33 Spielen der Vorsaison (62).

Bundesliga: Kampf um Europa

PlatzTeamSp.ToreDiffPkt.
7.1. FC Union Berlin3348:42647
8.Borussia M'gladbach3360:54646
9.VfB Stuttgart3356:53345
10.SC Freiburg3351:49245

Von der vermeintlich unbedeutenden Conference League scheint man aber nicht abgeneigt zu sein. "Davon könne man halten, was man möchte", sagte Christoph Kramer nach der 1:2-Pleite gegen Stuttgart und führte aus: "Wenn man ehrlich ist, es ist einfach nur ein neuer Wettbewerb. 18 Mannschaften kommen dazu, deswegen wird die Europa League ein bisschen aufgewertet. Das ist ein sehr attraktiver Wettbewerb. Ich spiele gerne europäisch, egal in welchem Stadion dieser Welt."

Selbst in der Hand hat es hingegen Union Berlin. Mit einem Sieg gegen RB Leipzig am letzten Spieltag stehen die Eisernen sicher im neu gegründeten Turnier. Wirklich mit dem Wettbewerb beschäftigt hat man sich beim Überraschungsteam aus Berlin aber offensichtlich noch nicht, wie die Aussagen von Verteidiger Marvin Friedrich verraten. Auf die Frage, ob er wisse, was die Conference League überhaupt sei, antwortete er: "So genau weiß ich das immer noch nicht, aber wir wollen international spielen und wenn der siebte Platz dazugehört, dann nehmen wir das sehr gerne mit."

Union Berlin würde sich über die Teilnahme an der Conference League freuen.getty

Union Berlin auf der Pole Position: Wäre ein "Riesen-Ding"

Die Teilnahme nach dem erst zweiten Bundesligajahr wäre schon ein "Riesen-Ding", schwärmte Friedrich. Durch das 14. Remis der Saison von Union gegen Leverkusen (1:1) holte man erneut Zählbares gegen ein Spitzenteam.

Außenseiterchancen haben Stuttgart und Freiburg. Während der VfB nach seinem Aufstieg und zuletzt zwei Siegen in Folge einen Dreier gegen die abstiegsbedrohten Bielefelder benötigt, gastiert Freiburg nach dem 2:2 gegen den FC Bayern in Frankfurt.

Und auch im Breisgau ist man nicht abgeneigt von der Conference League. "Wir spielen im letzten Spiel auf Sieg und müssen hoffen, dass die anderen Mannschaften einen Fehler machen und dann ist alles drin", sagte Torschütze Christian Günter.

Bundesliga: Der 34. Spieltag im Überblick

HeimGastAnpfiff
VfB StuttgartArminia Bielefeld22. Mai, 15.30 Uhr
Werder BremenBorussia Mönchengladbach22. Mai, 15.30 Uhr
Eintracht FrankfurtSC Freiburg22. Mai, 15.30 Uhr
Union BerlinRB Leipzig22. Mai, 15.30 Uhr
VfL WolfsburgMainz 0522. Mai, 15.30 Uhr
1. FC KölnSchalke 0422. Mai, 15.30 Uhr
FC BayernFC Augsburg22. Mai, 15.30 Uhr
TSG HoffenheimHertha BSC22. Mai, 15.30 Uhr
Borussia DortmundBayer Leverkusen22. Mai, 15.30 Uhr