Löw erwägt Nominierung von Ballack

Bundestrainer Joachim Löw denkt offenbar über die Berufung von Michael Ballack für die ersten beiden EM-Quali-Spiele nach. "Ich werde in dieser Woche mit Michael reden", so Löw.

UPDATE Das Thema Sammer ist vorerst erledigt, nun ist die Baustelle Ballack an der Reihe. Joachim Löw kann sich nach dem klaren Punktsieg im Machtkampf mit DFB-Sportdirektor Matthias Sammer um die Zukunft von U-21-Trainer Rainer Adrion völlig entspannt der "B-Frage" widmen: Gibt Michael Ballack schon in den EM-Qualifikationsspielen in Belgien und gegen Aserbaidschan Anfang September sein Comeback in der Nationalmannschaft?

Löw vermittelt, dass seine Entscheidung allein von Ballacks Fitness abhängt. "Ich werde in dieser Woche mit Michael reden und mal hören, wie er sich fühlt", sagte der Bundestrainer der "Bild"-Zeitung. Am Freitag wird Löw die Karten auf den Tisch legen, wenn er sein Aufgebot bekannt gibt.

Ballack: "Denke, ich bin ein Teil der Mannschaft"

Ob Löw auch taktische Überlegungen ins Kalkül zieht, weiß nur er selbst. Eine Nominierung von Ballack würde auch unwiderrufliche Klarheit in der Kapitänsfrage bringen. Ob es von Vorteil oder Nachteil ist, sich schon jetzt auf Ballack oder dessen WM-Vertreter Philipp Lahm festzulegen, ist Ansichtssache.

Der vollen Unterstützung von DFB-Präsident Theo Zwanziger, der ihm in der Sitzung mit Sammer und Generalsekretär Wolfgang Niersbach am Montag in Frankfurt demonstrativ den Rücken stärkte, kann sich Löw sicherer denn je sein.

Ballack will derweil kein Öl mehr ins Feuer gießen. "Das sehe ich ganz entspannt. Wir müssen nicht spekulieren. Warten wir ab, es ist ja nichts passiert", sagte der Kapitän im Wartestand nach seinem gelungenen Bundesliga-Comeback mit Bayer Leverkusen bei Borussia Dortmund (2:0), signalisierte aber deutlich Bereitschaft für ein sofortiges Comeback: "Ich wäre natürlich gerne dabei. Ich bin noch nicht wieder zu 100 Prozent fit, aber ich denke, ich bin ein Teil der Mannschaft."

Schweinsteiger: "Ballack wäre bei WM Kapitän gewesen"

Unter anderem Kaiser Franz Beckenbauer, der sich für Ballack als Kapitän stark macht, und Bayer-Boss Wolfgang Holzhäuser hatten dem 33-Jährigen wegen mangelnder Spielpraxis nach seiner schweren Verletzung von einem verfrühten Einsatz in der Nationalmannschaft abgeraten.

Spielpraxis kann Ballack noch am Donnerstag in der Europa-League-Qualifikation gegen den ukrainischen Pokalsieger Tawrija Simferopol und am Sonntag in der Liga gegen Borussia Mönchengladbach sammeln.

Unterstützung erhielt Ballack auch erneut von dem wohl neben Lahm einflussreichsten Nationalspieler, seinem ehemaligen Münchner Teamkollegen Bastian Schweinsteiger.

"Ballack wäre Kapitän gewesen bei der WM und hätte auch gespielt. Das sollte man bei der Diskussion nicht vergessen", sagte Schweinsteiger in der Sendung "Blickpunkt Sport" des "Bayerischen Rundfunks".

Müller: "Bin der falsche Mann"

Dass am Ende sogar er selbst die Binde tragen könnte, glaubt Schweini nicht, und es ist für ihn angeblich auch nebensächlich: "Für mich sind Titel Träume. Natürlich ist es eine Ehre, Kapitän zu sein. Aber man muss nicht die Binde tragen. Man kann auch so Verantwortung übernehmen. Deswegen verstehe ich die ganze öffentliche Diskussion nicht."

Spieler aus der unteren Führungsebene der DFB-Elf positionieren sich vorsichtshalber weniger deutlich.

Er habe Ballacks Spiel in Dortmund nicht gesehen, also könne er auch nicht einschätzen, wo Ballack stehe, sagte Jungstar Thomas Müller und verwies auf die Zuständigkeit des Bundestrainers: "Ich bin da der falsche Mann."

Ohnehin stehen für Müller die Spiele, nicht die Kapitänsfrage im Vordergrund. Er freue sich vor allem, sagte er, "dass die Mannschaft nach dem Teilerfolg bei der WM wieder zusammenkommt".

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