"Schon wie Messi und Ronaldo"

Martin Hoffmann
01. Oktober 200813:25
SPOXImago
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Der FC Schalke 04 und der PSV Eindhoven mussten es schmerzhaft erfahren: Atletico Madrid ist die Mannschaft der Stunde in der Champions League. Jetzt erwarten die Spanier Olympique Marseille im Estadio Vicente Calderon (20.30 Uhr im SPOX-TICKER und Internet TV) - und hoffen auf ein weiteres Fußball-Fest.

Es ist noch gar nicht so lange her, da spielte Atletico Madrid nur in der zweiten spanischen Liga. Nach den turbulenten Jahren unter Präsident und Selbstdarsteller Jesus Gil y Gil schaffte der "kleinere" der beiden spanischen Hauptstadtklubs erst 2002 überhaupt wieder die Rückkehr in die Primera Division.

Seitdem hat sich bei Atletico einiges getan. Die Madrilenen spielen mittlerweile einen offensiven Angriffsfußball, der sich vor keinem Klub Europas mehr verstecken braucht. In den letzten sieben Pflichtspielen erzielte Atletico im Schnitt 2,6 Tore. Die Offensivabteilung der Rojiblancos ist eine echte Waffe.

Agüero so gut wie Messi

Auch beim PSV Eindhoven können sie ein Lied von der Offensivstärke Atleticos singen. 3:0 fertigte die Mannschaft von Javier Aguirre die Niederländer in deren Stadion am ersten Spieltag der Champions League ab.

SPOXMatchwinner für die Spanier war dabei Sergio Agüero, der mit zwei Treffern früh für klare Verhältnisse sorgte. Zudem traf der Argentinier auch in der Primera Division schon zweimal und bildet gemeinsam mit Sturmpartner Florent Sinama-Pongolle ein brandgefährliches Angriffsduo.

Agüeros Trainer, Javier Aguirre, lobt den 20-Jährigen daher auch in den allerhöchsten Tönen: "Er ist jetzt schon auf einer Stufe mit Messi und Ronaldo."

Stürmt Atletico ins Finale?

Nicht zuletzt dank Agüero, der seinen Vorgänger Fernando Torres schon lange vergessen gemacht hat, schwimmt Atletico nach den beiden klaren Erfolgen gegen Schalke und Eindhoven in der Champions League also weiter auf einer Welle der Euphorie. Da tut auch die 0:1-Niederlage am Wochenende gegen Sevilla nicht weiter weh.

Einige, darunter immerhin auch Inter-Coach Jose Mourinho, zählen die Rojiblancos mittlerweile gar zu den Geheimfavoriten auf den Champions-League-Titel und trauen ihnen den Durchmarsch bis ins Finale zu.

Ganz anders ist die Lage hingegen bei Atleticos Gegner, Olympique Marseille: Die Mannschaft von Ex-Lautern-Trainer Erik Gerets verlor ihr Auftaktspiel gegen den FC Liverpool mit 1:2 und steht vor der Partie in Madrid schon mächtig unter Druck. Bei einer weiteren Niederlage rückt das Viertelfinale wohl in große Ferne.

Die weiteren Partien am Mittwoch im Überblick (alle um 20.45 Uhr):

Gruppe A

Girondins Bordeaux - AS Rom: Zwei der Verlierer des ersten Spieltages treffen in Bordeaux aufeinander: Girondins kassierte gegen den FC Chelsea eine verdiente 0:4-Klatsche und die Roma unterlag völlig überraschend gegen den rumänischen Champions-League-Neuling CFR Cluj. Die Enttäuschung darüber wiegt nach wie vor schwer und kann wohl nur mit einem Weiterkommen wieder wettgemacht werden.

Bordeaux-Trainer Laurent Blanc schätzt die Lage seines Teams vor dem Rom-Spiel dagegen ganz nüchtern ein: "Wir haben keine Angst, aber natürlich dürfen wir uns auch nicht mehr viele Ausrutscher erlauben." Recht hat er.

CFR Cluj - FC Chelsea: Die Riesen-Überraschung des ersten Spieltages glückte dem CFR Cluj: Mit seinem 2:1-Sieg gegen den AS Rom feierte der rumänische Meister ein glänzendes Debüt in der Königsklasse. Held des Abends war dabei der zweifache Torschütze Juan Culio, der vor dem Aufeinandertreffen mit der Scolari-Elf bereits tönte: "Wir sind auch bereit für Chelsea!"

Für die Engländer ist es im 144. Europacup-Match das erste Aufeinandertreffen mit einer Mannschaft aus Rumänien. Luiz Felipe Scolari will sein Team aber nicht noch einmal extra auf die Stärken von Cluj hinweisen: "Wir haben zwar großen Respekt und jede Mannschaft, die in Rom gewinnen kann, ist gefährlich. Aber darauf muss ich keinen meiner Spieler noch einmal hinweisen."

Neben Deco und Ricardo Carvalho muss bei Chelsea auch Nationalspieler Joe Cole (Muskelzerrung in der Hüftgegend) passen. Immerhin kann Scolari aber wieder auf die Dienste von Salomon Kalou zurückgreifen. Aufgrund des Personalnotstands traten mit Keeper Rhys Taylor und Flügelspieler Miroslaw Stoch erstmals zwei Nachwuchskräfte die Reise mit nach Rumänien an.

Die Gruppe A im Überblick

Gruppe B

Inter Mailand - Werder Bremen: Nach dem enttäuschenden 0:0 gegen Famagusta reist Werder Bremen nun zu Inter Mailand. Mit dem 5:4-Sieg gegen Hoffenheim im Rücken, will Werder auch im Meazza-Stadion punkten. Inter kam im ersten Spiel zu einem glanzlosen 2:0-Erfolg gegen Panathinaikos Athen, verlor aber am Wochenende das Mailänder Derby gegen den AC Milan. Trainer-Fuchs Jose Mourinho weiß aber durchaus um die Bremer Stärken. "Ich erwarte ein hartes Match. Bremen hat einige sehr gute Spieler in seinen Reihen und ist eine sehr gefährliche Mannschaft. Aber wir spielen zu Hause in San Siro und haben unsere Fans im Rücken. Also erwarte ich einen Inter-Sieg", erklärte Mourinho im SPOX-Interview.

Anorthosis Famagusta - Panathinaikos Athen: Zum Duell zwischen den beiden Außenseitern in der Gruppe B kommt es auf Zypern. Nach dem 0:0-Achtungserfolg gegen Bremen will Famagusta weiter punkten, um den Traum vom Einzug in die nächste Runde vielleicht doch irgendwie wahr machen zu können. Die Zyprer bauen dabei vor allem auf ihre Heimstärke, die sie zuletzt mit zwei 3:0-Siegen in den Qualifikationsspielen unter Beweis stellten.

Die Gruppe B im Überblick

Gruppe C

Sporting Lissabon - FC Basel: Beim Duell zwischen Sporting Lissabon und dem FC Basel geht es aller Voraussicht nach nur um Platz zwei in der Gruppe hinter dem FC Barcelona. Beide Teams verloren ihre Auftaktspiele, wobei die Baseler 1:2-Niederlage gegen Donetsk natürlich schwerer wiegt, als das 1:3 Sportings in Barcelona. SPOXGetty

Kurios: Bereits im vergangenen Februar trafen beide Teams schon einmal aufeinander. Damals behielten die Portugiesen im UEFA-Cup die Oberhand und zogen nach zwei klaren Siegen ins Achtelfinale ein. Und die Reise nach Lissabon hat für den FC Basel schon wieder denkbar schlecht begonnen: Wegen eines Defekts am Flugzeug konnte die Mannschaft von Christian Gross nicht wie geplant abheben und musste am Flughafen Basel drei Stunden auf eine Ersatzmaschine warten.

Shakhtar Donetsk - FC Barcelona: Nach dem 3:1-Sieg gegen Sporting erwartet Barca im Stadion des ukrainischen Champions ein heißer Tanz. Zwar überzeugte die Mannschaft von Pep Guardiola in den letzten Spielen und gewann zuletzt viermal in Folge. Allerdings liegt Donetsks einzige Pfichtspielniederlage mittlerweile auch schon mehr als zwei Monate zurück.

Rechtzeitig zum zweiten Champions-League-Spieltag meldet sich bei den Katalanen Thierry Henry wieder zurück im Angriff. Bei der Generalprobe am Samstag im Stadtderby gegen Espanyol überzeugt der Franzose und erzielte sein erstes Saisontor. Neben Henry setzt Barca seine Hoffnungen vor allem in Lionel Messi. Der kleine Argentinier gab vor knapp vier Jahren in Donetsk sein Champions-League-Debüt und bringt es mittlerweile schon auf 22 Spiele in der Königsklasse. Gewonnen hat Barca in Donetsk aber trotzdem noch nie.

Die Gruppe C im Überblick

Gruppe D

FC Liverpool - PSV Eindhoven: Die vom ehemaligen Bundesliga-Trainer Huub Stevens betreuten Eindhovener starteten mit einer herben 0:3-Packung gegen Atletico in den Wettbewerb und stehen damit gegen Liverpool bereits gehörig unter Druck. Der PSV-Coach konnte sowohl als Spieler, als auch als Coach aber bisher nie in England gewinnen. "Noch ist nichts passiert. Wir haben noch fünf Partien und können die Wende schaffen. Aber es wird natürlich sehr schwierig in Liverpool", erklärte der Niederländer vor dem Spiel.

Die Reds gewannen am ersten Spieltag 2:1 gegen Olympique Marseille und bestätigten ihre starke Form auch am Wochenende beim 2:0-Sieg gegen den FC Everton. Aber Liverpools Holländer Dirk Kuyt warnt seine Kollegen trotzdem schon mal vor: "Der PSV ist nach wie vor die klare Nummer eins in Holland. Wir müssen auf der Hut sein."

Die Gruppe D im Überblick