Politiker aller Fraktionen wollen FIFA-Präsident Joseph Blatter das Bundesverdienstkreuz aberkennen lassen. Es gebe immer wieder eindeutige Hinweise darauf, dass die Korruption innerhalb des Weltfußballverbandes FIFA enorme Ausmaße angenommen habe, sagte die sportpolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, Viola von Cramon, der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Dienstagausgabe). "Deshalb geht die Bitte um Prüfung an Bundespräsident Gauck, wie die Auszeichnung zurückgenommen werden kann."
Von Cramon geht davon aus, die mehr als 22 Millionen Schweizer Franken (rund 18,3 Millionen Euro) an Schmiergeldern, von denen die Rede sei, würden noch weit übertroffen. Die Kritik aus dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) und des Ligapräsidenten Reinhard Rauball, der Blatters Rücktritt gefordert hatte, teilt von Cramon uneingeschränkt.
"Sepp Blatter steht für endemische Korruption bei der FIFA. Nachweislich", sagte der Sprecher der Grünen im Europaparlament, Reinhard Bütikofer, der Tageszeitung "Die Welt" (Dienstagausgabe). "Deshalb sollte ihm das Bundesverdienstkreuz wieder entzogen werden."
SPD-Fraktionsgeschäftsführer Thomas Oppermann sagte der Zeitung: "Wenn es dabei bleibt, dass Herr Blatter keine echte Aufklärung der Schmiergeldaffäre will, sollten wir über eine Aberkennung des Bundesverdienstkreuzes nachdenken." Die Schmiergeldzahlungen an FIFA-Funktionäre seien belegt. Blatter habe von den Zahlungen gewusst. Wolfgang Neskovic, Linke-Justiziar und ehemaliger Richter am Bundesgerichtshof, sagte, er halte "eine Entziehung der Auszeichnung für zwingend geboten". Blatter erhielt den Orden 2006 für seine Leistungen bei der Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft an die Bundesrepublik.