Ex-DFB-Präsident Theo Zwanziger wettert gegen Katar, FIFA und DFB

SID
03. März 202215:41
SPOXgetty
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Der frühere DFB-Boss Theo Zwanziger soll jahrelang im Zentrum einer katarischen Geheimoperation gestanden haben. Seine kritische Haltung zum WM-Gastgeber sollte offenbar beeinflusst werden.

Theo Zwanziger wirkte schwer angefasst. Ihn wundere im Zusammenhang mit Katar zwar gar nichts mehr, dass er aber als einer der schärfsten Kritiker des umstrittenen WM-Gastgebers jahrelang offenbar im Zentrum einer Geheimoperation des Wüstenstaates stand, das mache ihn "tief betroffen". Und so holte der frühere DFB-Boss zu einem emotionalen Rundumschlag aus.

Er redete sich über 90 Minuten in Rage, wetterte gegen Katar, die FIFA, den DFB - und zog gar Verbindungen zur weiterhin nicht aufgeklärten Sommermärchen-Affäre. All das, weil das schwerreiche, aber wegen Menschenrechtsverletzungen in der Kritik stehende Emirat keine Kosten und Mühen gescheut haben soll, um Zwanzigers kritische Haltung auf dem Weg zu einem rauschenden Fußballfest im kommenden Winter zu beeinflussen.

Wenn die Verbände noch "ein bisschen Ehre im Leib haben", müssten sie auf die Aufklärung dieses "perfiden" Vorgangs bestehen. Im Hinblick auf die FIFA und Präsident Gianni Infantino forderte er am Donnerstag in Koblenz: "Sie müssen Katar mit diesen Dingen konfrontieren." Doch seine Hoffnung ist gering. Was solle er schließlich "von einem erklärten Freund Katars erwarten"?

Das Emirat soll die Firma "Global Risk Advisors" (GRA) eines ehemaligen CIA-Agenten laut Medienberichten beauftragt haben, da Zwanziger als "Bedrohung für Katars WM-Ambitionen" ausgemacht worden sei. Im Sommer 2014 habe die Operation "Riverbed", für die ursprünglich 25 Millionen Dollar vorgesehen sein sollten, geendet.

Zwanziger: Katar "Krebsgeschwür des Fußballs"

Wie genau Zwanzigers Einstellung verändert werden sollte, ist unklar. Von 2011 bis 2015 war er Mitglied in der FIFA-Exekutive, hatte auch dort mit seiner Kritik an Katar seit der umstrittenen WM-Vergabe 2010 nicht hinterm Berg gehalten. Einst bezeichnete er Katar als "Krebsgeschwür des Fußballs".

Nun könne keiner sagen, wie die Operation abgelaufen sei, er selbst, versicherte Zwanziger, habe kein Geld bekommen. Aber "vor allem bei der FIFA" hätten schon Menschen Einfluss genommen - etwa der frühere Präsident Joseph S. Blatter oder Ex-Generalsekretär Jerome Valcke. Je mehr er ins Grübeln komme, "desto mehr verletzt mich das", sagte Zwanziger, der sich selbst nicht um weitere Aufklärung bemühen will.

Von der DFB-Spitze habe sich jedenfalls bislang niemand bei ihm gemeldet. Er hätte sich "schon gewünscht, dass mal jemand anruft", sagte Zwanziger und kritisierte zudem die Rolle des Verbandes bei den Ermittlungen rund um die WM 2006 in Deutschland. Alle, die zu nah an den "Schlüssel zur Aufklärung des Sommermärchens" gekommen seien, "und das ist Katar", seien "dafür nicht honoriert" worden. Zwanziger selbst hatte jahrelang im Fokus von mittlerweile eingestellten Verfahren gestanden.