FC Chelsea in der Kaderanalyse: Große Investitionen in Zeiten von Corona – neben Havertz wohl auch Oblak im Visier

Filippo Cataldo
23. Juli 202021:40
Timo Werner (l.) kommt sicher zum FC Chelsea, bei Kai Havertz (r.) sieht alles danach aus. Und was ist mit Torhüter Jan Oblak?imago images/Poolfoto/Action plus
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Der FC Chelsea hat mit Timo Werner und Hakim Ziyech schon groß eingekauft, Kai Havertzs Wechsel wird immer wahrscheinlicher. Doch Frank Lampards Klub verstärkt sich nicht nur offensiv. Auch ein neuer Star-Torwart soll die jungen Talente unterstützen. Die Blues in der Kaderanalyse.

TOR

Personal: Kepa (Vertrag bis 2025), Willy Caballero (Vertrag bis 2021), Jamie Cumming (Vertrag bis 2023).

Fragezeichen: Kepa

Kandidaten: Jan Oblak (Atletico Madrid), Marc-Andre ter Stegen (FC Barcelona)

Situation: Sollte es noch einer Szene bedürfen, um das eher geringe Standing von Torhüter Kepa beim FC Chelsea zu verdeutlichen, genügt ein Blick auf die Schlussphase des jüngsten 3:5 bei Meister FC Liverpool am 37. Spieltag der Premier League: Nachdem Liverpools Virgil van Dijk nach einem Freistoß die Gelegenheit verpasste, sogar auf 6:3 zu erhöhen, drehten sich fünf Chelsea-Spieler zu ihrem Torhüter um und hoben verständnlos die Arme: Statt sich Richtung Ball zu orientieren, war Kepa mal wieder auf der Linie klebengeblieben.

Der 25-Jährige trägt seit seinem 80 Millionen Euro teuren Wechsel 2018 von Athletic Bilbao zum FC Chelsea noch immer das Preisschild des teuersten Torhüters der Welt vor sich her. Vor allem seine Strafraumbeherrschung warf in England aber immer wieder Zweifel auf, ob Kepa schlicht noch lernen muss, oder ob es bei ihm für das höchste Niveau nicht ganz reicht. Im Februar setzte ihn Trainer Frank Lampard sogar für vier Premier-League-Spiele auf die Bank. Auch beim 0:3 im Champions-League-Achtelfinalhinspiel gegen den FC Bayern stand Ersatzmann Willy Caballero (34) im Tor - und überzeugte ebenso wenig. Auch der Skandal vom League-Cup-Finale 2019, als Kepa vor dem Elfmeterschießen seine Auswechslung verweigerte, hängt ihm noch hinterher.

Gut möglich, dass Chelsea, in diesem Transfersommer womöglich ohnehin der Klub mit den spektakulärsten Transfers, auch auf der Torhüterposition noch mal für Aufsehen sorgen wird. Die Blues wollen kommende Saison Titel gewinnen. Ein Tauschgeschäft Kepas mit Atletico Madrids Keeper Jan Oblak ist nach Informationen von SPOX und Goal angedacht, jedoch soll Atletico auf die 120-Millionen-Euro-Ablöseklausel in Oblaks bis 2023 laufenden Vertrags bestehen.

Jan Oblak steht wohl auf der Wunschliste des FC Chelsea.imago images / Alterphotos

Irres Gerücht um Marc-Andre ter Stegen

Chelsea soll zwar durchaus bereit sein, noch ein paar Millionen auf Kepa draufzulegen, aber wohl nicht so viele. Ein vom Telegraph und dem Mundo Deportivo berichtetes Interesse Chelseas an Barcelonas Marc-Andre ter Stegen mag zwar bestehen, ein Wechsel des Nationalkeepers nach London kann in diesem Sommer aber quasi ausgeschlossen werden. Die Zeichen stehen bei ter Stegen trotz Barcas Krise eher auf eine vorzeitige Verlängerung seines bis 2022 laufenden Vertrags.

Außenseiterchancen auf den Platz zwischen Pfosten soll PSG-Ersatzmann Alphonse Areola haben. Der Franzose soll sich, wie Sky berichtete, bereits ein Haus in London gekauft haben. Jedoch wäre Ex-Nationalspieler Areola wohl auch bei Chelsea eher nur als Ersatzmann vorgesehen.

ABWEHR

Personal: Antonio Rüdiger (bis 2022), Kurt Zouma (bis 2023), Andreas Christensen (bis 2022), Fikayo Tomori (2024), Ethan Ampadu (bis 2023, aktuell ausgeliehen an RB Leipzig), Emerson (bis 2022), Marcos Alonso (bis 2023), Abdul Rahman Baba (bis 2022, aktuell ausgeliehen an Real Mallorca), Cesar Azpilicueta (bis 2022), Reece James (bis 2025), Davide Zappacosta (bis 2022, derzeit an AS Rom ausgeliehen).

Fragezeichen: Rahman Baba, Zappacosta, Zouma, Emerson

Kandidaten: keine

Situation: Auch wenn alles andere mittlerweile fast schon eine Sensation wäre, aber auch Frank Lampard lässt seine Chelsea-Spieler hoch und aggressiv pressen. Vor allem von den Innenverteidigern verlangt der Coach einen großen Bewegungsradius bei entsprechendem Tempo. DFB-Nationalverteidiger Antonio Rüdiger war nach der Rückkehr aus seiner Verletzungspause, trotz gewisser Schwächen in der Luft, im Abwehrzentrum gesetzt.

Die meisten Spiele in der Innenverteidigung absolvierte in dieser Saison bislang der Franzose Kurt Zouma (25), ganz unumstritten ist der trotz seiner Schnelligkeit und guten Ballbehandlung aber nicht bei Chelsea. Zumal er bei Tottenham hoch im Kurs stehen soll, bei einem entsprechenden Angebot könnte Chelsea schwach werden.

Talent FikayoTomori könnte "LoanArmy" verstärken

Chelsea-Eigengewächs Fikayo Tomori (22) galt schon als kommender Verteidiger-Superstar bei den Three Lions, spielt aber seit dem Re-Start überhaupt keine Rolle mehr bei Lampard. Er könnte in der kommenden Saison Chelseas "Loan Army" der verliehenen Spieler verstärken und bei einem anderen Klub Spielpraxis sammeln. Einen Innenverteidiger wird Chelsea wahrscheinlich noch verpflichten.

Selbst falls der italienisch-brasilianische Außenverteidiger Emerson zurück in die Serie A gehen sollte, wird es wohl bei den Außenverteidigern bleiben, die bereits da sind. Lampard lässt mal aus einer 4-3-3-, mal aus einer 3-4-3-Grundordnung spielen. In der Dreierkette können die nominellen Außenverteidiger Marcos Alonso (29), Cesar Azpilicueta (30) und Reece James (20) dank ihrer Polyvalenz sowohl als dritte Außenverteidiger, als auch auf den Flügeln hinten wie vorne eingesetzt werden. James kommt in dieser Spielzeit schon auf 23 Premier-League-Spiele, er ist der Mann der Zukunft. Der in dieser Saison an RB Leipzig ausgeliehene und lange wegen Rückenproblemen ausfallende Defensiv-Allrounder Ethan Ampadu wird wohl zu Chelsesa zurückkehren.

MITTELELD

Personal: Jorginho (bis 2023), Tiemoue Bakayoko (bis 2022), N'Golo Kante (bis 2023), Mateo Kovacic (bis 2024), Ruben Loftus-Creek (bis 2024), Ross Barkley (bis 2023), Billy Gilmour (bis 2023), Danny Drinkwater (bis 2022), Victor Moses (bis 2021), Kennedy (bis 2022), Mason Mount (bis 2024), Faustino Anjorin (bis 2025).

Fragezeichen: Bakayoko, Drinkwater, Moses

Kandidaten: Kai Havertz

Situation: Auch ohne Kai Havertz wäre das Chelsea-Mittelfeld schon unglaublich talentiert und stark besetzt. Jorginho, mit 30 Jahren der Oldie im Team, hält im defensiven Mittelfeld die Fäden zusammen, neben und vor ihm können Kovacic (26), Loftus-Creek (24) und Barkley (26) ohne große Reibungsverluste eingesetzt werden. Bereits jetzt ist der Konkurrenzkampf so groß, dass Super-Talent Mason Mount (21) manchmal sogar schon als Linksaußen statt im offensiven Mittelfeld eingesetzt wird.

Was nicht vergessen werden darf - und sowohl fürs Mittelfeld, als auch für den Sturm gilt: Chelsea ist in diesem Sommer auf großer Shoppingtour, setzt aber unter Frank Lampard ebenso auf etliche Spieler aus der eigenen Jugend. Gilmour (19) und Anjorin (18) etwa sollen langsam aufgebaut werden.

STURM

Personal: Christian Pulisic (bis 2024), Callum Hudson-Odoi (bis 2024), Hakim Ziyech (bis 2025), Timo Werner (bis 2025), Tammy Abraham (bis 2023), Mitchy Batshuayi (bis 2021), Olivier Giroud (bis 2021)

Fragezeichen: Willian (Vetrag läuft aus), Pedro (Vertrag läuft aus), Batshuay, Giroud, Hudson-Odoi.

Kandidaten: keine

Situation: Lampard wollte Werner unbedingt, Werner wollte nach dem Gespräch mit dem Trainer dann auch bald unbedingt zu Chelsea. Tatsächlich bringt der Ex-Leipziger Eigenschaften mit, die Chelsea bisher gefehlt haben im Sturm. Tammy Abraham, 22 Jahre alt, 1,90 Meter groß und robust, arbeitet defensiv deutlich weniger mit als Werner, könnte aber durch seine körperliche Stärke gegen bestimmte Gegner bessere Chancen haben als der Deutsche.

Olivier Giroud und Ex-Dortmunder Batshuayi dürften nicht mehr allzu viele Einsatzchancen haben, können bei entsprechenden Angeboten gehen.

Chelsea: Willian darf selbst entscheiden, ob er verlängert

Die Verträge von Pedro und Willian laufen Ende August aus, zumindest Willian könnte, wenn er wollte, einen leistungsbezogenen neuen Vertrag vorgelegt bekommen. Jedoch dürften auf den Flügeln Ajax-Neuzugang Ziyech und der Ex-Borusse Christian Pulisic die größten Chancen haben.

Hudson-Odoi beschwerte sich bereits über seine Einsatzzeiten, er könnte noch auf einen Wechsel drängen. Nur falls er und Willian noch gehen sollten, würde Chelsea über die Verpflichtung eines Back-Ups nachdenken. Es sei denn, Lampard findet noch einen Flügelstürmer in der Akademie.