FC Bayern München - Nach Muskelfaserriss bei Corentin Tolisso: Wer den Franzosen jetzt ersetzen könnte

Johannes Ohr
21. Februar 202210:51
Corentin Tolisso hat sich gegen Fürth verletzt.imago images
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Corentin Tolisso hat sich beim 4:1-Sieg des FC Bayern München gegen Greuther Fürth einen Muskelfaserriss zugezogen. Wer könnte den Franzosen nun beim FCB ersetzen?

Corentin Tolisso wusste es offenbar sofort. Als der Mittelfeldspieler in der 21. Minute nach einem Zweikampf mit Fürths Paul Seguin zu Boden ging, griff er sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an den hinteren linken Oberschenkel. Tolisso schrie die komplette Arena zusammen, klopfte verzweifelt mit der Faust auf den Rasen. Mit dem Trikot über dem Gesicht und von zwei Betreuern gestützt humpelte er schließlich die Treppen in die Kabine hinab.

"Wir hatten Anfangs die Befürchtung, dass es etwas mehr ist, aber zum Glück ist es in Anführungszeichen nur ein Muskelfaserriss", sagte Julian Nagelsmann nach dem 4:1 gegen den Tabellenletzten. Und trotzdem wird der Franzose nun wohl für einige Wochen fehlen.

Tolisso war in den vergangenen Spielen im System mit einer Doppel-Sechs fast immer gesetzt. Mit seinem Ausfall verschärfen sich Bayerns Personalprobleme zusätzlich. Wie und durch wen soll er jetzt ersetzt werden?

"Mit Marcel Sabitzer, Marc Roca, Jamal Musiala und hoffentlich bald wieder mit Leon Goretzka", zählte Nagelsmann gleich ein paar Alternativen auf. SPOX und GOAL beleuchten deren jeweilige Situation.

Marcel Sabitzer

Der Österreicher begann gegen Fürth erst auf dem rechten Flügel, ersetzte dann Tolisso im zentralen Mittelfeld - und hat jetzt Chancen, auch in den kommenden Wochen auf seiner Lieblingsposition ran zu dürfen. Sabitzer wirkte bei seinem erst sechsten Startelfeinsatz in dieser Saison zwar immer noch nicht richtig eingebunden ins Bayern-Spiel, ließ sich aber nicht hängen und versuchte immer wieder, die Offensive mit klugen Pässen anzukurbeln oder aus der Distanz selbst zum Abschluss zu kommen.

"Er hat es verdient, heute zu spielen. Er hat es gut gemacht, die langen Bälle mit seinem Körper gut verteidigt und auch sonst ein gutes Spiel gemacht", lobte ihn Nagelsmann anschließend auch für seine Defensivarbeit. "Er war sehr aggressiv und kommt im Training immer besser in die Spur."

Das wird für Sabitzer auch Zeit. 15 Millionen Euro überwies Bayern für ihn im Sommer an RB Leipzig, um Nagelsmann seinen Wunschtransfer zu ermöglichen. Nur: Die richtige Position für den Nationalspieler fand Nagelsmann - trotz der gemeinsamen Zeit bei RB - seitdem noch nicht so richtig.

Zwischendurch musste Sabitzer sogar links hinten für Alphonso Davies (Herzmuskelentzündung) spielen. In Leipzig war er unter Nagelsmann noch Leistungsträger und Kapitän. Setzt sich der Ziehsohn auf gewohntem Terrain nun auch endlich in München durch? Günstiger als jetzt war die Perspektive dafür seit seinem Wechsel wohl noch nie.

Jamal Musiala

Der 18-Jährige hat die häusliche Isolation nach einem positiven Corona-Test beendet und ist seit Freitag zurück im Training. Musiala absolvierte bereits eine erste individuelle Laufeinheit, wird das Programm weiter steigern.

Für Nagelsmann und Bayern kommt sein Comeback angesichts des Tolisso-Ausfalls gerade recht. Der Trainer spielte schon Ende November mit dem Gedanken, den offensiven Mittelfeldspieler künftig etwas defensiver aufzustellen.

"Das ist natürlich eine Position, auf der er ein bisschen mehr Körperlichkeit braucht. Aber ich traue ihm das auf jeden Fall zu", sagte der Coach damals. Beim 5:0 Mitte Dezember in Stuttgart war es dann tatsächlich so weit. Leichtgewicht Musiala als Tolisso-Ersatz? Definitiv eine Option.

Marc Roca

Sabitzer, Musiala - oder wird's am Ende doch Außenseiter Roca? Als die Stammkräfte Joshua Kimmich, Goretzka und Tolisso damals in Stuttgart gleichzeitig ausfielen, entschied sich Nagelsmann schon einmal überraschend für den Spanier. Roca machte seine Sache neben Musiala prompt gut, obwohl er in den Monaten zuvor kaum Spielpraxis erhielt.

"Er hat mir heute gezeigt, dass es ein Fehler war, ihn so wenig zu bringen", sparte der Trainer danach nicht mit Selbstkritik. "Ich liebe Spieler, die eigentlich allen Grund haben, auf den Trainer sauer zu sein - und dann so reinkommen."

Genau den hätte Roca jetzt wieder. Nach einem kurzen Zwischenhoch mit vier Startelfeinsätzen in Folge ist der Abräumer wieder nur zweite Wahl - Stammplatz Ersatzbank. Für Roca gilt das gleiche wie für Sabitzer: Wenn nicht jetzt, wann dann?

Leon Goretzka

Auch der Nationalspieler absolvierte wie Musiala in der vergangenen Woche eine leichte Laufeinheit. Nur: Anders als bei Musiala ist eine Rückkehr auf den Platz bei Goretzka aktuell nicht wirklich prognostizierbar. Der Ex-Schalker hat seit Monaten Knieprobleme.

"Während lineares Laufen eigentlich gar keine Probleme darstellt, habe ich beim Richtungswechsel und in gewissen Winkeln noch Probleme - das ist der aktuelle Stand", sagte er vor gut zwei Wochen auf der Vereinshomepage. "Leon macht Fortschritte, aber da gibt es weiter keine Prognose zu seinem Comeback. Das ist wie in den letzten Wochen auch, mal ein bisschen besser, mal schlechter. Mittlerweile haben wir einen Status erreicht, wo ich auch nicht jeden Tag nachfrage, weil das geht ihm auch irgendwann auf den Zeiger", wollte ihm Nagelsmann damals eigentlich Zeit lassen.

Goretzka jetzt mit einer überstürzten Rückkehr dem Risiko einer noch schlimmeren Verletzung auszusetzen, würde keinem der Beteiligten helfen.