Der FC Bayern rückt Tabellenführer Union Berlin durch den 2:0-Sieg bei der TSG Hoffenheim auf die Pelle. Die Bundesliga-Lethargie scheint damit abgelegt zu sein. Zudem sendete Serge Gnabry ein klares Zeichen an seine Konkurrenz, während ein anderer Star seinen Stammplatz untermauerte. Drei Erkenntnisse zum Spiel.
FC Bayern: Der FCB hat die Bundesliga-Lethargie abgelegt
Es war das Thema beim FC Bayern nach dem furiosen Saisonstart: Hat das Team von Trainer Julian Nagelsmann überhaupt Bock auf die Bundesliga? Während der Siegeszug in der Champions League fortgeführt wurde, standen zwischen dem dritten und neunten Spieltag fünf sieglose Spiele zu Buche. Das zwischenzeitliche Hoch nach dem 4:0 gegen Bayer Leverkusen wurde durch den verschenkten Sieg beim BVB (2:2) wieder gedämpft. Die beiden jüngsten Erfolge lassen aber vermuten, dass der deutsche Rekordmeister nun wieder um die Wichtigkeit des Wettbewerbs weiß. Das verdeutlichten auch die Worte von Nagelsmann, der nach dem Triumph über Hoffenheim von einer "erwachsenen Leistung" sprach.
"Ich bin sehr zufrieden mit der Leistung, weil wir in den letzten Spielen sehr erfolgreich waren und an die Schwelle herangekommen in Richtung des Weges, den wir auch gehen wollen", sagte der sichtlich zufriedene FCB-Coach und spielte auf das Auf und Ab in der Bundesliga an: "Und dann kommt so ein Spiel, wo die Mannschaft die Entscheidung treffen muss: Machst du weiter oder machst du wieder einen Tick weniger, weil es jetzt wieder gut war?"
Und die Bayern machten weiter! "Die ersten 35 (Minuten; Anm. d. Red.) waren weltklasse von uns. Extrem guter Fußball, sehr viele Torraumszenen und eine sehr gute Spieleröffnung", schwärmte Nagelsmann bei Sky und hob die Zweikampfquote in dieser Phase (71 Prozent) hervor: "Das ist für Bayern München, die generell viel den Ball haben, außergewöhnlich gut."
In diesem Zeitraum hatte sich der FC Bayern auch nicht durch das hohe Pressing der Kraichgauer, was an die Spielweise des FC Augsburg gegen die Bayern unter der Woche im DFB-Pokal erinnerte, in die Bredouille bringen lassen und im Spielaufbau die Ruhe behalten. Nur drei Torschüsse gab die TSG im gesamten Spiel ab, die Manuel Neuers Vertretung Sven Ulreich glänzend parierte.
Nach der Pause gelang außerdem das, was in dieser Saison viel zu selten klappte: Die Bayern schalteten in den Verwaltungsmodus um und ließen beim Gegner wie zu Zeiten von Jupp Heynckes und Pep Guardiola trotzdem nicht den Hauch von Hoffnung zu, doch noch Einfluss auf den Ausgang des Spiels zu haben. Einfach gesagt: Man war "souverän", wie Nagelsmann betonte.
Mit Mainz 05, Hertha BSC, Werder Bremen und Schalke 04 stehen vor der WM-Pause vier weitere Spiele an, die eine "erwachsene" Einstellung benötigen. Zuvor geht es aber darum, die Form erneut gegen den FC Barcelona, einen - nicht nur wegen Robert Lewandowski - zweifellos hochklassigen Gegner, in der Champions League am Mittwoch zu bestätigen. Denn auch Nagelsmann, wie er auf der Pressekonferenz in Sinsheim sagte, weiß: "Bei Bayern musst du einfach immer gewinnen, dann ist alles super."
FC Bayern: Die Spiele bis zur WM-Pause
Termin | Gegner | Wettbewerb | Ort |
26. Oktober, 21 Uhr | FC Barcelona | Champions League | Auswärts |
29. Oktober, 15.30 Uhr | FSV Mainz 05 | Bundesliga | Heim |
1. November, 21 Uhr | Inter Mailand | Champions League | Heim |
5. November, 15.30 Uhr | Hertha BSC | Bundesliga | Auswärts |
8. November, 20.30 Uhr | Werder Bremen | Bundesliga | Heim |
12. November, 18.30 Uhr | FC Schalke 04 | Bundesliga | Auswärts |
FC Bayern: Serge Gnabry stärker als Mané und Coman
Während der durchwachsenen Leistungen im Herbst war Serge Gnabry noch das Sinnbild der Bayern-Krise, seit dem 5:0-Sieg über den SC Freiburg befindet er sich aber auf dem aufsteigenden Ast. Derart, dass er schon zwei direkte Konkurrenten überflügelt hat: Sadio Mané und Kingsley Coman.
Letzterer verpasste wegen eines Muskelfaserrisses zwar fünf Spiele, nach seiner Rückkehr machte der Franzose aber auch nicht wirklich auf sich aufmerksam. In Sinsheim war Coman (SPOX-Note: 4) der klar schwächste Offensivspieler auf dem Feld. Gegen den BVB flog er zudem Platz.
Und Mané? Der hängt bekanntlich schon länger durch. Dass es gegen Hoffenheim nicht für die Startelf reichte, begründete Nagelsmann hinsichtlich des Barça-Spiels mit der Belastungssteuerung. Die schwachen Auftritte in den vergangenen Wochen lassen aber zumindest Raum für Spekulationen, dass es sich dabei auch um einen Denkzettel gehandelt haben könnte. Getreu dem Motto: Nur weil wir einen Weltstar verpflichtet haben, hat er noch lange keine Stammplatzgarantie.
Gnabry untermauerte in Abwesenheit des noch verletzten Leroy Sané gegen Hoffenheim seine aufsteigende Form hingegen ein weiteres Mal. Kein anderer Angreifer verzeichnete mehr Abschlüsse (5) und Pässe im letzten Drittel (13). Wie schon gegen Freiburg und Augsburg war er neben Eric Maxim Choupo-Moting Dreh- und Angelpunkt der Offensive. Für ein Tor reichte es zwar nicht, dafür bereitete er zum dritten Mal in Folge einen Treffer vor.
Serge Gnabry auf den Spuren seiner Form im Triple-Jahr
Ein Blick in die Datenbank von FBref zeigt, dass Gnabry sich in der Bundesliga derzeit sogar so langsam wieder auf dem bärenstarken Niveau aus der Triple-Saison 2019/20 bewegt. In 444 Minuten gab er 21 Schüsse ab, wovon über die Hälfte auf das Tor gingen. Seinen xG-Wert (Expected Goals) von 2,4 übertrifft er aktuell mit drei Treffern. 2019/20 waren es nach 2193 Minuten bei 96 Schüssen (40 aufs Tor) zwölf Tore (xG-Wert von 12,4). Damit steht der Rechtsfuß aktuell bei 0,51 Expected Goals pro 90 Minuten, etwas mehr im Vergleich zu den damaligen 0,49. Und auch mit seinen 0,61 Toren erzielt er durchschnittlich momentan sogar mehr als damals (0,49).
Aus dem Gedankenspiel lässt sich eine Sache nachdrücklich ableiten: Für Gnabry gilt es nun vor allem, Konstanz in seine Leistungen zu bringen. Der 27-Jährige hatte in der Vergangenheit immer wieder herausstechende Phasen, tauchte dann aber wieder für einige Spiele nicht in den relevanten Statistiken auf. In der vergangenen Saison leistete er sich in der Bundesliga beispielsweise zwei längere Phasen ohne Scorerpunkt.
Ausreißer wie gegen den VfB Stuttgart (5:0) - drei Treffer, zwei Torvorlagen - hübschten seine Quote aber auf (26 Scorerpunkte in 45 Pflichtspielen). Ein ähnlicher Trend ist nun auch in dieser noch jungen Spielzeit zu erkennen: Vor dem Freiburg-Spiel war er in sechs Bundesliga-Spielen (zweimal in der Startelf) an keinem Treffer direkt beteiligt, zwölf Scorerpunkte in wettbewerbsübergreifend 17 Pflichtspielen lesen sich jedoch gut.
Es ist freilich von keinem Spieler zu erwarten, dass er in jedem Spiel trifft oder ein Tor vorlegt, hält Gnabry seine Form aber ansatzweise auf dem derzeitigen Level, sprechen in den kommenden Wochen nur wenige Argumente gegen ihn und für Mané oder Coman.
Serge Gnabry: Die letzten vier Bundesliga-Saisons im Vergleich
Saison | Spiele (Minuten) | Schüsse | Tore | xGoals |
2022/23 | 10 (444) | 21 | 3 | 2,4 |
2021/22 | 34 (2.185) | 68 | 14 | 8,3 |
2020/21 | 27 (1.644) | 59 | 10 | 8,0 |
2019/20 | 31 (2.193) | 96 | 12 | 12,4 |
FC Bayern: An diesem FCB-Star ist kein Vorbeikommen
Während Matthijs de Ligt und Dayot Upamecano - auch wegen der Verletzung von Lucas Hernández - in der Innenverteidung des FC Bayern derzeit unangefochten sind und Alphonso Davies auf der linken Seite quasi keine Konkurrenz hat, kristallisiert sich auch auf der rechten Abwehrseite Benjamin Pavard immer mehr als klare Nummer eins heraus.
Der Franzose, um den es im Sommer Abwanderungsgerüchte gegeben hatte, kokettiert eigentlich mit einem Platz im Zentrum. Hinten rechts macht er seine Sache - wie schon über weite Strecken seit seinem Wechsel an die Isar (2019) - aber weiterhin gut. Derzeit sogar so gut, dass für Noussair Mazraoui kein Vorbeikommen ist.
Dabei sollte der Neuzugang von Ajax Amsterdam eigentlich eine neue Facette in das Bayern-Spiel bringen. Beim niederländischen Traditionsklub hatte er durch seine vielen Offensivläufe und die dadurch erzeugte Torgefahr für Aufsehen gesorgt, nach einem schwierigen Start geriet er aber gleich ins Hintertreffen.
Pavard hat hingegen einen Sprung gemacht und sein Spiel nach vorne merklich verbessert. Dass er trotzdem noch keinen Assist auf dem Konto hat, liegt an der Tatsache, dass der FC Bayern - auch durch den Abschied von Lewandowski - auf deutlich weniger hohe Flanken setzt. Dafür bringt sich der ehemalige Stuttgarter erheblich mehr in das Kombinationsspiel in der gegnerischen Hälfte ein, raumöffnende Spielverlagerungen wie gegen Hoffenheim gehören inzwischen zu seinem Standardrepertoire.
Mazraoui hat schlichtweg länger für die Umstellung seines Spiels gebraucht und spielte deshalb zu Saisonbeginn kaum eine Rolle. Bei seinen letzten Startelf-Einsätzen wusste der Marokkaner dennoch zu überzeugen. Zum einen war er meist stabil in der Defensive und zum anderen brachte auch er sich im Zentrum als Spieleröffner ein. Für einen Stammplatz fehlen ihm aber noch die paar Prozente, die Pavard Woche für Woche abruft.
Es weckt also den Anschein, dass Mazraoui genau die Konkurrenz ist, die Pavard gebraucht hat. Und das, obwohl der 24-Jährige den Weltmeister von 2018 nicht als der wie erst angenommen konträre Spielertyp zu Höchstleistungen zwingt, sondern mehr als Alternative mit ähnlichen Qualitäten.
Benjamin Pavard: Leistungsdaten beim FC Bayern
Saison | Pflichtspiele (Minuten) | Tore | Assists |
2022/23 | 15 (1,089) | 2 | - |
2021/22 | 36 (2.935) | - | 2 |
2020/21 | 36 (2.924) | 1 | 2 |
2019/20 | 47 (3.978) | 4 | 7 |
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