Der 18-jährige Tarek Buchmann soll noch in dieser Woche einen Profivertrag beim FC Bayern München unterschreiben und könnte zum großen Profiteur der komplizierten Innenverteidiger-Situation werden. Sie rufen ihn "Mini-Boateng" - aber auch Julian Weigl dient als Vorbild.
An seinem 18. Geburtstag Ende Februar erreichten Tarek Buchmann ganz spezielle Glückwünsche: Per Videobotschaft meldete sich Jerome Boateng. Der zweimalige Triple-Sieger und Weltmeister ist Buchmanns großes Vorbild und tatsächlich ähnelt er ihm mit seiner Spielweise. Diese Ruhe am Ball, diese Diagonalpässe und diese Kopfballstärke - nicht umsonst rufen sie Buchmann am Campus "Mini-Boateng".
Mini aber nur in Bezug auf das Alter, nicht auf die Körpergröße. 1,88 Meter ist Buchmann groß und damit nur unweigerlich kleiner als der fast doppelt so alte Boateng. Vielleicht holt er ihn mit einem späten Wachstumsschub ja noch ein? Während sich Boateng nach seinem Abschied von Olympique Lyon auf Klubsuche befindet, steht Buchmann vor seiner ersten Saison bei den Profis des FC Bayern.
Wie SPOX und GOAL erfuhren, unterschreibt er noch in dieser Woche einen Vertrag über drei Jahre. Der letztjährige A-Jugend-Kapitän dürfte in der viertklassigen Reserve Spielpraxis sammeln, könnte aber auch zum großen Profiteur der komplizierten Innenverteidiger-Situation bei der Bundesliga-Mannschaft werden.
Lucas Hernández und Benjamin Pavard liebäugeln bekanntlich mit einem vorzeitigen Abschied. Ihre Verträge laufen jeweils 2024 aus. Gesetzt im Kader für die neue Saison sind in der Innenverteidigung neben Buchmann ansonsten nur Matthijs de Ligt und Dayot Upamceano. Angeblich schaut sich der FC Bayern aber auch nach möglichen Neuzugängen um: Gehandelt wird aktuell Kim Min-Jae von der SSC Neapel.
imago imagesTarek Buchmann: Liverpool und Ajax waren interessiert
Buchmanns Weg in die Profimannschaft war vorgezeichnet. Geboren im bayerischen Dillingen an der Donau als Sohn eines Togolesen und einer Deutschen, spielte Buchmann zunächst für den FC Augsburg. 2019 wechselte er im Alter von 14 Jahren zur U16 des FC Bayern. Seitdem kickte er stets bei den Älteren mit. Gemeinsam übrigens mit dem gleichaltrigen Paul Wanner, der zu einem seiner besten Freunde wurde.
International machte Buchmann erstmals bei der U17-EM im vergangenen Sommer auf sich aufmerksam. Deutschland scheiterte im Viertelfinale im Elfmeterschießen an Frankreich, Buchmann hatte seinen prominenten Gegenspieler zuvor weitestgehend abgemeldet: Mathys Tel, ein künftiger Kollege bei den Profis des FC Bayern.
Nach dem Turnier kursierten Videos im Internet, in denen Buchmann als "German Van Dijk" gepriesen wurde. Laut Informationen von SPOX und GOAL zeigten der FC Liverpool und Ajax Amsterdam Interesse an einer Verpflichtung, ein Wechsel kam für Buchmann aber nicht in Frage. Er wollte in München Profi werden und außerdem sein Abitur finalisieren. Kürzlich gelang ihm der Abschluss im G12-Turbo-Format mit einem Schnitt von 2,6.
Vom DFB bekam er unterdessen die Fritz-Walter-Medaille in Bronze verliehen, besser wurden in seinem 2005er Jahrgang nur Nelson Weiper vom 1. FSV Mainz 05 und Laurin Ulrich vom VfB Stuttgart bewertet. "Es ist eine Bestätigung für seine persönliche sportliche Entwicklung und die gute Arbeit in unserem NLZ", lobte Campus-Leiter Jochen Sauer.
Tarek Buchmann: Warum Julian Weigl als Vorbild dienen kann
Im Winter sammelte Buchmann erste ausgiebige Erfahrungen bei den Profis. Trainer Julian Nagelsmann nahm ihn gemeinsam mit einigen weiteren Talenten zum Trainingslager nach Katar mit. Beim anschließenden Testspiel gegen RB Salzburg Mitte Januar (4:4) feierte Buchmann sein Debüt und bereitete ein Tor vor.
Vom Trainerteam um Nagelsmann gab es anschließend Lob und einen Arbeitsauftrag: Mehr Kommandos, mehr Coaching auf dem Platz! Von seinem Naturell her ist Buchmann eher ein ruhiger, introvertierter Typ. Die Erfüllung des Arbeitsauftrags kann der mittlerweile beurlaubte Nagelsmann nicht mehr selbst überprüfen, das muss nun Thomas Tuchel übernehmen.
Buchmann will nicht nur lautstärker, sondern vor allem auch topfit in die Vorbereitung einsteigen. Dafür wird er demnächst gemeinsam mit einem Neuroathletik-Trainer eine eigene Vorbereitung vor der Vorbereitung absolvieren. Die Schlussphase der vergangenen Saison hatte er wegen eines Muskelfaserrisses verpasst, der mittlerweile aber vollständig ausgeheilt ist.
Dass Tuchel jungen Spielern schnell Vertrauen schenkt, hat er bei seinen unterschiedlichen Stationen schon mehrmals bewiesen: Bei Borussia Dortmund machte er beispielsweise Julian Weigl umgehend zu seinem Chef-Strategen im Mittelfeld. Der 19-Jährige war zuvor für lediglich 2,5 Millionen Euro vom Zweitligisten TSV 1860 München zum BVB gewechselt.