Kampf statt Kunst im Frankenderby

SPOX
25. November 201210:45
Edgar Prib (r.) und Hanno Balitsch im Kampf um den Ball in einem hitzigen FrankenderbyGetty
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Timm Klose stand auch Minuten nach dem Abpfiff noch unter Spannung. "So ein Derby ist immer etwas Besonderes, aber heute war es noch mal ein anderes Level", sagte der Nürnberger Verteidiger nach dem 255. Nachbarschaftsduell zwischen Fürth und dem Club.

Die Stimmung auf dem Platz war hitzig, die nüchterne Bilanz lautete danach: 43 Fouls, zwei Platzverweise, kein Spielfluss. Für ausreichend Gesprächsstoff war trotz des torlosen Remis gesorgt.

So klagte Gäste-Keeper Raphael Schäfer nach der Partie an: "Die Nummer 23 (Sercan Sararer - Anm. d. Red.) hat mich angespuckt." Rund 20 Minuten nach der beschriebenen Situation wurde der 22 Jahre alte Nürnberger in Fürther Diensten ohnehin vom Platz gestellt.

Schiedsrichter Felix Brych hatte ihm nach einer Attacke mit dem Ellbogen Gelb-Rot gezeigt. "Eine klare Konzessionsentscheidung", urteilte der Fürther Kapitän Mergim Mavraj. Denn zuvor war bereits Markus Feulner nach einer Grätsche mit gestrecktem Bein mit der Roten Karte des Feldes verwiesen worden (35.).

Fortan verwendeten die Spieler mehr Zeit auf Rudelbildung, hektische Ballverluste und Nickligkeiten, als auf sehenswerte Angriffsbemühungen. "Es war zum Teil viel zu viel Provokation von beiden Seiten im Spiel", erklärte Club-Trainer Dieter Hecking über die von einem Großaufgebot der Polizei begleitete Partie zwischen der SpVgg Greuther Fürth und dem 1. FC Nürnberg.

"Demütigt sie"

Auch auf den Rängen ging es emotional zu. Neben entsprechenden Gesängen schwenkten Nürnberg-Anhänger Anti-Fürth-Fahnen. Auf der Gegenseite forderten Fürther auf einem Banner: "Demütigt sie." Zu größeren Ausschreitungen kam es aber weder vor noch nach dem Spiel. Hecking sprach dafür "ein Kompliment an beide Fanlager" aus.

Viel mehr Komplimente wurden dann auch nicht verteilt. Dafür war das Derby zu ruppig verlaufen. Schäfers Kommentar dazu: "Es war Feuer drin." Vor allem Klose und der Fürther Gerald Asamoah hatten sich intensive Duelle geliefert und waren immer wieder aneinandergeraten. "Gegen diesen Bullen zu spielen, das war schon speziell", sagte Klose. Asamoah nahm es gelassen, erinnerte daran, dass man in solch einer Partie auch mal "kratzen und beißen" müsse und betonte: "Ich bin halt ein Kämpfertyp. In so einem Derby braucht man solche Spieler."

Der 34-Jährige hat in seiner Bundesliga-Karriere elfmal gegen Nürnberg gespielt und kann mit neun Siegen und zwei Unentschieden eine fast makellose Bilanz vorweisen. Dass es nicht zu einem weiteren Sieg reichte, lag trotz seines starken Auftritts auch an ihm selbst.

Die Statistik spricht gegen Fürth

Denn Asamoah vergab in der 34. Minute die größte und fast einzige Fürther Chance, als er alleine auf Schäfer zulief, dann aber zu lange zögerte und sich letztlich ohne Torabschluss verdribbelte. "Er hat zu lange überlegt. Es wäre sehr, sehr wichtig gewesen, in dieser Situation in Führung zu gehen", erklärte Büskens, der sich noch mehr über die angesetzte Nachspielzeit echauffierte: "In der zweiten Halbzeit wird viermal ausgewechselt, und dann wird nur eine Minute angezeigt und nach 20 Sekunden wird abgepfiffen."

Auch Asamoah beklagte: "Wir hatten mit drei Minuten gerechnet." So wartet Fürth weiter auf den ersten Bundesliga-Heimsieg der Vereinsgeschichte. In den ersten sieben Partien vor heimischem Publikum blieben vor Fürth nur Saarbrücken (63/64) und Fortuna Köln (73/74) sieglos - beide stiegen ab. Momentan sieht es für die glücklosen "Kleeblätter" nicht viel besser aus, sie verharren mit acht Punkten auf einem Abstiegsplatz.

Ausruhen kann sich der rivalisierende Nachbar nach dem Auswärtspunkt ebenso wenig. Die Nürnberger haben nur eines der letzten zehn Ligaspiele gewonnen und verharren weiterhin im Tabellenkeller. Doch schon am Mittwoch (20.45 Uhr) wollen sie gegen 1899 Hoffenheim die nächste Chance auf einen Dreier nutzen - mit kühlerem Kopf und besserem Spiel.

Fürth - Nürnberg: Daten zum Spiel