Takefusa Kubo: Japans Messi, der bei Barça und Real nicht glücklich wurde und jetzt den DFB ärgern will

Constantin Eckner
23. November 202208:31
SPOXgetty
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Japan träumte einst davon, einen eigenen Lionel Messi zu haben. Aber so begabt Takefusa Kubo auch ist, ein Messi ist aus ihm noch nicht geworden. Seine bisherige Karriere ist gezeichnet von Wechseln und dem Hoffen auf den endgültigen Durchbruch.

Der japanische Kader ist bei dieser WM gespickt mit Spielern aus der Bundesliga und 2. Liga. Insgesamt acht der 26 Nominierten verdienen momentan in Deutschland ihr Geld. Naturgemäß werden viele beim heutigen Auftakt der DFB-Auswahl gegen Japan (14 Uhr im LIVETICKER) auf Daichi Kamada, Ritsu Doan und Co. schauen. Aber die Bundesliga-Legionäre sollten nicht von einem talentierten Offensivspieler ablenken, der mit 21 der Jüngste im Kader ist und die WM womöglich als große Bühne für sich nutzen könnte.

Takefusa Kubo wurde schon vor der Pubertät als japanischer Lionel Messi gehypt. Wie so häufig bei Fußballern, die für den neuen Messi gehalten werden, konnte Kubo bislang die Erwartungen nicht erfüllen. Aber Fälle wie Martin Ödegaard haben gezeigt, dass mit Anfang 20 der Zug für eine steile Karriere noch lange nicht abgefahren ist. Der 21-Jährige ist aktuell für Real Sociedad in La Liga aktiv, nachdem ihn Real Madrid infolge mehrerer Leihgeschäfte im Sommer endlich verkaufte. Mit dem Wechsel ins Baskenland sollte eine Odyssee für Kubo enden.

Denn zuvor war er nach seinem Wechsel zu Real Madrid viermal innerhalb Spaniens verliehen worden, ohne irgendwo endgültig Fuß zu fassen. Und für Real selbst spielte Kubo nicht einmal eine Halbserie. Lob bekam er derweil von einem anderen Hochbegabten.

"Ich habe mit ihm in der Vergangenheit zusammengespielt und er ist ein sehr fähiger Spieler mit viel Potenzial", sagte Vinicius Jr.: "Er wird weiterhin gut performen und wachsen und ich freue mich schon auf den Tag, an dem er zu Real Madrid zurückkehrt." Eine Rückkaufoption haben sich die Spanier jedoch beim Verkauf im Sommer nicht gesichert.

Japans Jungstar Takefusa Kubo: Erzwungener Abgang aus Barcelona

Die Geschichte des kleinen japanischen Offensivspielers als internationale Persönlichkeit fing schon lange vor seinem Umzug nach Madrid 2019 an. Denn bereits 2011 war er damals mit zehn Jahren infolge von Auswahlcamps und Probetrainings zum FC Barcelona gegangen und verbrachte in La Masia vier Spielzeiten, bevor die FIFA ermittelte, dass Barça bei Verpflichtungen von Minderjährigen gegen Regularien verstoßen hatte.

Deshalb ging es für ihn zurück nach Japan, konkret zum FC Tokyo, für den er wenig später in der J-League zum Einsatz kam und mehrere Altersrekorde brach. Kubo folgte ähnlich wie im Fall von Youssoufa Moukoko immer ein Schatten, weil viele glaubten, der Hype sei nicht real und die Blase werde in jedem Fall platzen. Und nicht zuletzt das Vergehen des FC Barcelona brachte den Namen des japanischen Talents in Verbindung mit den fragwürdigen Transfergebaren vieler Top-Clubs im Juniorenbereich. Kubo selbst konnte natürlich dafür nichts.

Japans Jungstar Takefusa Kubo: Taktisch flexibel

Nach seinen Leihjahren konnte er sich nun in San Sebastian einen Stammplatz erarbeiten und in 12 Liga-Spielen vier Scorer verbuchen. Natürlich ist Kubo weit entfernt von der Erwartungshaltung, die einst rund um ihn aufgebaut wurde, aber in einem Vakuum betrachtet ist er ein vielversprechender 21-jähriger Offensivspieler, dessen Stärke gerade in seiner taktischen Flexibilität liegt.

DAZN-Experte Sebastian Kneissl wies kürzlich darauf hin, dass Kubo bereits Minimum zehn La-Liga-Partien auf jeder Offensivposition absolviert hat. Die meisten jedoch mit 55 als Rechtsaußen, was auch seine Rolle im japanischen Team an den ersten Spieltagen sein könnte. Die taktische Flexibilität und nicht zuletzt die Erfahrung auf diversen Positionen und in unterschiedlichen Rollen helfen Kubo dabei, eine reichhaltige Fähigkeiten-Palette parat zu haben.

Als Flügelstürmer etwa hebt er häufig den Kopf und sucht ganz bewusst Schnittstellen im Stile eines Spielmachers. Aber ebenso hat er ein gutes Umschauverhalten in der Nähe der gegnerischen Abwehrkette und ist in der Lage an der Abseitskante im richtigen Moment in die Tiefe zu starten. Gerade seine penetrierenden Läufe in den Strafraum sollten für Japan, das ohne exzellenten Mittelstürmer in Katar antritt, besonders wichtig werden.

Japans Jungstar Takefusa Kubo: Offensiv unproduktiv

Allerdings gehört zur Wahrheit auch dazu, dass bei Kubos offensiver Produktivität zuletzt noch viel Luft nach oben war. Obwohl er laut FBref.com mit 4,6 Ballkontakten innerhalb des Strafraums pro 90 Minuten zum oberen Drittel der offensiven Mittelfeldspieler in Europas Top-Ligen gehört, generiert er noch zu wenig Schüsse oder Schussvorlagen.

In gewisser Weise teilt er dieses Problem mit einigen japanischen Offensivspielern, die nicht die Namen Daichi Kamada und Takumi Minamino tragen, wenn wir auf die nackten Zahlen schauen. Kubo zeigt die richtigen Bewegungen hinein ins letzte Spielfelddrittel, wird aber dann entweder physisch vom Ball getrennt oder trifft selbst nicht die perfekten Entscheidungen am Ball. Seine nicht immer optimalen Leistungen kosteten ihm im Übrigen zeitweilig auch einen Stammplatz im japanischen Nationalteam, nachdem er 2021 noch mit daran beteiligt war, bei den Olympischen Spielen in Tokyo mit der Heimmannschaft bis ins Halbfinale vorzustoßen.

"Es gab sicherlich ein paar Rückschläge, aber eigentlich lag ich lange voll im Plan", sagte Kubo noch im Sommer. "Allerdings habe ich momentan das Gefühl, dass nicht alles so zusammenläuft, wie ich mir das vorstelle." Was nach dieser Aussage folgte, war der 6,5-Millionen-Euro-Wechsel zu Real Sociedad und ein neuerliches Kapital, das mit ein paar Auftritten bei dieser WM weitergehen sollte.

Einst wurde er als Wunderkind angepriesen, aber in Wirklichkeit muss sich Takefusa Kubo auf dem Rasen alles hart und Stück für Stück erarbeiten.

WM 2022 - Gruppe E mit Deutschland: Der Spielplan

DatumUhrzeitTeam ATeam BÜbertragung
23. November14 UhrDeutschlandJapanARD, MagentaTV
23. November17 UhrSpanienCosta RicaARD, MagentaTV
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