Arango rettet Gladbach in Marseille

Stefan RommelJochen Tittmar
09. November 201200:15
Mike Hanke (r.) traf bereits nach 19 Minuten zur Gladbacher Führung in MarseilleGetty
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Borussia Mönchengladbach hat sich alle Chancen auf den Einzug in die K.o.-Phase offengehalten. Am 4. Spieltag der Gruppenphase kam die Borussia bei Olympique Marseille zu einem 2:2 (1:0).

Vor 24.000 Zuschauern in der Baustelle Stade Velodrome erzielte Mike Hanke in der 19. Minute die Führung für Gladbach.

Joey Barton besorgte mit einer direkt verwandelten Ecke und unter gütiger Mithilfe von Marc-Andre ter Stegen den Ausgleich für OM (54.), wenig später traf Jordan Ayew zum 2:1 für OM (67.). In der dritten Minute der Nachspielzeit machte dann Juan Arango doch noch den Ausgleichstreffer.

Durch den Punktgewinn hat die Borussia den direkten Vergleich mit OM gewonnen und das Weiterkommen selbst in der Hand.

Die Reaktionen:

Max Eberl (Sportdirektor Gladbach): "Wenn Juan seinen linken Fuß frei hat, wissen wir, wie wichtig er für uns ist. Dank dieses tollen Tores leben wir noch und wollen unsere Chance jetzt auch nutzen."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff:

OM in Bestbesetzung, leistet sich den Luxus, Valbuena zunächst nur auf der Bank zu lassen. Gladbach mit zwei Änderungen im Vergleich zum Freiburg-Spiel am Wochenende: Hanke beginnt für de Camargo im Sturm und Jantschke ist nach seiner Gehirnerschütterung wieder fit und rückt rechts in die Viererkette. Stranzl dafür wieder auf der Bank.

13.: Nordtveit schickt Herrmann auf die Reise. Der ist schneller als Morel und legt im Fallen vor Mandanda auf den mitgelaufenen Hanke. Barton passt auf und spitzelt den Ball gerade noch weg.

15.: Doppel-Patzer Ter Stegen. Erst verursacht er eine Ecke, die er dann auch noch prompt unterläuft. Dort steht Remy und köpft aufs Tor - Hanke kratzt den Ball gerade noch so von der Linie.

19., 0:1, Hanke: Gladbach spielt einen Konter schlampig aus. Cheyrou läuft mit dem Ball aufs eigene Tor zu. Arango stört, Cheyrou spielt ihm den Ball in die Beine. Arango legt blitzschnell zur Mitte, wo Hanke aus sechs Metern problemlos einschiebt.

40.: OM verliert den Ball an Hanke im Vorwärtsgang. Der Stürmer hat viel Platz und geht Richtung Strafraum. Anstatt aber links rüber zu Arango zu spielen oder wenigstens noch ein paar Meter zu laufen, schließt er ab - ans rechte Außennetz.

54., 1:1, Barton: Ecke von der linken Seite. Barton zieht den Ball aufs Tor. Ter Stegen unterschätzt den Ball und kommt im Sprung nicht mehr dran. Hinter ihm fällt das Ding ins Netz. Klarer Torwartfehler.

67., 2:1, Jordan Ayew: Nach einem Einwurf legt Brouwers den Ball Jordan Ayew unglücklich direkt in den Lauf. Ayew nimmt tempo auf, geht leicht an Dominguez vorbei und knallt den Ball aus 14 Metern in den rechten Winkel.

82.: De Camargo genial auf Arango. Dessen flache Hereingabe wischt Mlapa fünf Meter vor dem Tor nur leicht. Dicke Chance.

90.+3, 2:2, Arango: Rupp flankt von rechts in den Rücken der Abwehr. Arango nimmt den Ball nach links außen mit und knallt das Ding volley aus zehn Metern ins lange Eck.

Fazit: Schmeichelhafter Punktgewinn für Gladbach, das fast die komplette zweite Halbzeit verschlafen hatte.

Der Star des Spiels: Jordan Ayew brauchte eine Weile, um sich in die Partie zu finden. In der zweiten Halbzeit drehte Ayew dann aber mächtig auf, machte seine linke Seite zur ständigen Gefahr für die Borussia. Überragend sein Tempo und die Technik beim 2:1.

Der Flop des Spiels: Marc-Andre ter Stegen zeigte schon in der ersten Halbzeit einige Unsicherheiten, verschuldete beinahe das frühe 1:0. Bartons direkt verwandelte Ecke geht zu hundert Prozent auf Ter Stegen, dem in dieser Saison einfach immer noch die Konstanz abgeht.

Der Schiedsrichter: Ivan Kruzliak hatte die phasenweise ruppige Partie gut im Griff. Ordentliche Körpersprache, klare Ansagen und auch bei den persönlichen Strafen lag er richtig. Auch die Zweikampfbewertung war völlig okay. Gegen Ende aber auch mit zwei, drei unglücklichen Pfiffen aus Gladbacher Sicht.

Die Trainer:

Elie Baup gab in der Druckphase seiner Mannschaft mit zwei offensiven Wechseln das richtige Signal. Selbst nach dem Führungstreffer hielt Baup seine Mannschaft an, weiter nach vorne zu spielen - vor Gladbachs spätem Ausgleich wäre vielleicht ein defensiverer Wechsel angebracht gewesen.

Lucien Favre reagierte nach dem Rückstand sofort mit drei schnellen Wechseln. Am System änderte Favre allerdings nichts und im Prinzip tauschte Favre auch "nur" positionsgetreu. Je zwei Stürmer kamen für zwei Stürmer und ein zentraler Mittelfeldspieler für einen zentralen Mittelfeldspieler. Totales Risiko sieht auch anders aus. Letztlich wurde die Strategie aber belohnt.

Das fiel auf:

  • OM versteifte sich in seinem Angriffsspiel auf den rechten Flügel, wo Fanny immer wieder Amalfitano unterstützte und die Gastgeber offenbar Wendt als Schwachstelle ausgemacht hatten. Der hatte auch 20 Minuten lang einige Mühe, stabilisierte sich dann aber immer mehr.
  • Die Gäste erwischten einen perfekten Zeitpunkt für das 0:1. Marseille bekam die Partie gerade in den Griff und wurde bei seinen Angriffen zwingender, als Hanke Cheyrous Einladung annahm. Der Gegentreffer zeigte ziemlich Wirkung: Bis zur Pause bekamen die Franzosen kaum noch etwas hin.
  • Einzig nach ruhenden Bällen wurde es ein wenig gefährlich vor Ter Stegens Tor. Besonders die Hereingaben von Barton hatten richtig guten Zug und Präzision - nicht nur bei der frech direkt verwandelten Ecke.
  • Bekam Gladbach in den ersten 45 Minuten noch einige strukturierten Angriffe hin, war davon im zweiten Durchgang gar nichts mehr zu sehen. Die Gäste verloren die Bälle viel zu schnell und gerieten dadurch immer wieder unter Druck. Im zentralen Mittelfeld hatten Nordtveit und Marx keine Ballsicherheit mehr, weiter vorne kam kaum noch ein Risikopass auch an.
  • Marseille hielt das Tempo in der zweiten Halbzeit sehr hoch, verlagerte sein gesamtes Spiel zehn Meter weiter nach vorne und schnürte Gladbach so ziemlich ein. Den Gästen fehlten die Mittel, um sich kontrolliert und spielerisch zu befreien. Auffällig auch, dass OM seiner linken Seite deutlich mehr Gewicht gab und J. Ayew mehr ins Spiel brachte.
  • Einmal mehr stimmte Gladbachs Moral. In den letzten zehn Minuten ging plötzlich wieder einiges von dem, was davor schmerzlich vermisst wurde. Der eine Punkt und der gewonnene direkte Vegleich mit OM könnte noch Gold wert sein.

Olympique Marseille - Borussia Mönchengladbach: Daten & Fakten zum Spiel