Der Siegeszug des FC Bayern hält weiter an, weshalb das Team von Trainer Julian Nagelsmann erstmals seit zwei Monaten wieder von der Tabellenspitze grüßt. Das lag auch an einem Neuzugang, der angekommen scheint. Für einen jahrelangen Leistungsträger wird es hingegen schwer, wieder in die Startelf zu finden. Manuel Neuer hat zudem Zeit, sich von seiner Verletzung zu erholen. Drei Erkenntnisse zum deutlichen Erfolg gegen Mainz 05.
FC Bayern: Ist dieser Neuzugang endlich angekommen?
"Für mich ist er schon lange angekommen", sagte Bayern Münchens Vorstandsvorsitzender nach dem 6:2-Sieg gegen Mainz 05 über den Matchwinner der Partie und täuschte somit ein wenig über dessen noch nicht so lange zurückliegende Schwächephase hinweg. Die Rede ist von Sadio Mané (SPOX-Note: 1,5).
Der Neuzugang vom FC Liverpool hatte wie schon gegen den FC Barcelona, ein laut Kahn "typisches Sadio-Mané-Tor", einen Treffer erzielt. Zwei weitere bereitete er vor. Dass er mit sieben Abschlüssen der torgefährlichste Mann im Bayern-Dress war, unterstrich seine energiegeladene Vorstellung.
Nach seinem durchaus guten Saisonstart hatte der Senegalese lange durchgehangen und avancierte so zum Sinnbild der Münchner Schaffenskrise im frühen Herbst. Nach dem 7:0 gegen den VfL Bochum (21. August) war Mané über einen Monat ohne Torbeteiligung geblieben, ehe er beim 4:0 gegen Leverkusen ein Tor erzielte. Auch eine Umstellung auf seine Lieblingsposition, den linken Flügel, hatte nicht geholfen.
Seit Oktober zeigt seine Formkurve - mit ein paar Schlenkern - aber steil bergauf. Insgesamt fünf Tore und drei Assists stehen zu Buche. Gegen Barça erzielte er zudem zum zweiten Mal den Führungstreffer für sein Team - die so wichtigen Tore, die beispielsweise Robert Lewandowski wie am Fließband geschossen hatte. Dennoch gab es auch Spiele wie im Pokal gegen Augsburg, in denen er wieder wie ein Fremdkörper agierte. Nun gilt es, konstanter zu werden.
FC Bayern: Sadio Mané noch nicht "glücklich mit mir"
"Er arbeitet unglaublich viel und über dieses ständige Arbeiten hat er eben auch seine Erfolgserlebnisse", sagte Kahn. Und diese Erfolgserlebnisse kommen genau zum richtigen Zeitpunkt.
Zum einen, weil die direkte Konkurrenz zwischenzeitlich oder immer noch verhindert war beziehungsweise ist. Zum anderen, weil für die Rückendeckung, die Mané während seiner Schaffenskrise von allen Seiten bekommen hatte, so langsam die Argumente ausgegangen wären.
Das ließ auch Mané selbst nach dem Spiel durchklingen: "Ich bin noch nicht zu 100 Prozent glücklich mit mir. Ich kann mehr."
FC Bayern: Die Spiele bis zur WM-Pause
Termin | Gegner | Wettbewerb | Ort |
29. Oktober, 15.30 Uhr | FSV Mainz 05 | Bundesliga | Heim |
1. November, 21 Uhr | Inter Mailand | Champions League | Heim |
5. November, 15.30 Uhr | Hertha BSC | Bundesliga | Auswärts |
8. November, 20.30 Uhr | Werder Bremen | Bundesliga | Heim |
FC Bayern: Thomas Müller wird es nicht einfach haben
Neben Mané sind auch die anderen gesunden Offensivspieler - bis auf Kingsley Coman - des FC Bayern derzeit in herausragender Form. Es war bezeichnend, dass auf Seiten der Münchner gegen Mainz am Ende sechs verschiedene Namen auf der Anzeigetafel zu sehen war - darunter auch Serge Gnabry und zum fünften Mal in Serie Eric Maxim Choupo-Moting. Kahn lobte dahingehend: "Wir sind schwer berechenbar. Im Moment sehen wir: Egal wer reinkommt, es funktioniert, es gibt keinerlei Leistungsabfall."
Wie bereits deutlich bei Coman zu sehen ist, wird es also für die derzeit verletzten Leroy Sané und Thomas Müller schwer, sich wieder in die Startelf zu kämpfen. Denn für Veränderungen fehlen Julian Nagelsmann schlichtweg die Gründe. So lassen sich auch die Worte von Sportvorstand Hasan Salihamidzic nach dem Spiel interpretieren: "Es macht Spaß, den Jungs zuzuschauen. Weitermachen."
Die jeweilige Situation der beiden Nationalspieler unterscheidet sich jedoch deutlich. Während Sané vor seinem Muskelfaserriss im hinteren linken Oberschenkel mit 15 Torbeteiligungen in 16 Pflichtspielen zu den formstärksten Bayern-Spielern gehörte und laut Sport1 am Sonntag wieder ins Mannschaftstraining einsteigen soll, war Müller bislang noch nicht der ganz große Faktor im FCB-Angriff (drei Tore und sechs Assists in 15 Pflichtspielen) - nur Coman und der 17-jährige Mathys Tel haben bei weniger Einsätzen eine schlechtere Bilanz.
Thomas Müllers Rückkehr: "Kann man nicht sagen"
Wie auch Mané hatte Müller im September nicht überzeugen können. Als er ebenfalls ab dem Leverkusen-Spiel - meist als Mittelstürmer eingesetzt - so langsam wieder Fahrt aufgenommen hatte, begann seine durchaus kuriose Verletzungsodyssee. Nach einer Corona-Erkrankung musste Müller in den vergangenen vier Spielen aus vier verschiedenen Gründen zuschauen: Auf eine Erkältung folgten muskuläre Probleme, dann eine Magen-Darm-Grippe und gegen Mainz fehlte er mit Hüftproblemen.
Kahn sagte nach dem Spiel zwar, dass Müller "optimistisch" aussehe und er nicht von einer "längeren Sache" ausgehe. Eine Prognose, wann das Aushängeschild des Klubs (seit über 22 Jahren im Verein) wieder auf dem Platz steht, wollte er aber nicht abgeben. So auch Salihamidzic: "Das kann man nicht sagen."
Derzeit ist davon auszugehen, dass Müller auch am Dienstag gegen Inter Mailand in der Champions League nicht im Kader stehen wird. Das kann die Mannschaft aktuell verschmerzen.
FC Bayern: Die FCB-Angreifer im Vergleich
- Angaben von transfermarkt.de
Spieler | Mané | Choupo-Moting | Musiala | Gnabry | Müller | Sané | Coman | Tel |
Einsätze (Minuten) | 20 (1470) | 12 (540) | 18 (1.125) | 19 (1.051) | 15 (969) | 16 (1.024) | 10 (570) | 10 (311) |
Tore | 11 | 7 | 10 | 6 | 3 | 10 | 1 | 3 |
Assists | 3 | 3 | 8 | 10 | 6 | 5 | 5 | - |
FC Bayern: Manuel Neuer kann sich Zeit lassen
"Ich wollte nicht den einfachen Ball spielen, sondern den schwierigen durch die Mitte, weil es einfach auch Spaß macht, wenn man geil herauskombinieren kann", sagte der trotz seines Patzers beim zwischenzeitlichen 5:2 glückliche Sven Ulreich nach dem Spiel und beteuerte, dass sein gescheiterter Versuch auch dem deutlichen Ergebnis geschuldet war.
In diese Kerbe hatte wenige Minuten zuvor auch die Torhüter-Legende Kahn, wohl ohne sich mit seinem Gleichgesinnten abgesprochen zu haben, geschlagen: "Ich habe früher immer gesagt: 'Beim Stand von 5:1 kann man so etwas mal machen. Beim 1:0 wäre mir das nicht passiert.'" Ulreichs Fehler war zwar vermeidbar, wirft aber keinen Schatten auf seine seit Wochen guten Leistungen. Zumal er noch einen - für ihn völlig unberechtigten - Elfmeter hielt.
Seit Ulreich Manuel Neuer, der an einer hartnäckigen Schulterverletzung laboriert, vertritt, hat der deutsche Rekordmeister alle sieben Spiele gewonnen. Die letzte Partie, als Bayerns etatmäßige Nummer eins zwischen den Pfosten stand, war das 2:2 gegen den BVB. Zudem blieb der 34-jährige Ulreich viermal ohne Gegentor, genauso so oft musste er auch den Ball aus dem Netz holen.
"Er hat es wahnsinnig gut gemacht in den letzten Wochen. Man muss ihm ein Kompliment machen, weil er von null auf hundert sofort da war", schwärmte Salihamidzic nach dem Mainz-Spiel. Ulreich sei auch "fußballerisch gut" und gebe der "Mannschaft eine gewisse Souveränität und Sicherheit", ergänzte er.
gettyBayerns Sven Ulreich die beste Nummer zwei der Bundesliga?
Die lobende Worte sind zugleich erleichternde. Neuer kann seine "sehr schmerzhafte" (Kahn) Verletzung somit in Ruhe auskurieren und sich auf das Ziel, bei der WM in Katar fit zu sein, fokussieren. "Da muss man sehr intelligent mit umgehen", sprach Kahn aus Erfahrung: "Da muss man ein bisschen aufpassen, dass jetzt nicht zu früh Belastung draufkommt." Ähnlich wie bei Müller gibt es auch bei dem 36-Jährigen noch keinen klaren Zeitpunkt für die Rückkehr.
Dafür gab sich ausgerechnet Ulreich optimistisch, dass ihn Neuer schon bald wieder ersetzen wird. "Manu ist auf dem guten Weg der Besserung. Er macht gute Schritte in die richtige Richtung. Ich gehe davon aus, dass er vor der WM schon noch Spiele machen und eine hervorragende WM spielen wird", sagte er. Es sind Worte, die ihn auch deshalb zur vielleicht besten Nummer zwei der Bundesliga machen.
Denn Ulreich weiß, welche Bedeutung er für die Mannschaft hat: "Ich weiß meinen Wert, auch wenn ich nicht spiele. Es ist wichtig, dass man einen zuverlässigen Torhüter hat, der im Training pusht und sich nie hängen lässt. Dass wir erfolgreich sind, steht über allem."