Die deutsche Nationalmannschaft kam im Testspiel gegen die Niederlande nicht über ein 0:0 hinaus. Vor 51.000 in der Amsterdam Arena präsentierte sich das von Absagen geplagte DFB-Team über weite Strecken völlig uninspiriert.
Im Team von Joachim Löw kam der Schalker Roman Neustädter zu seinem Debüt in der deutschen Nationalmannschaft.
Reaktionen:
Joachim Löw (Trainer Deutschland): "Für mich war dieses Spiel positiv. Wir hatten eine veränderte Mannschaft, viele Stammkräfte haben gefehlt. Wir haben sehr positionstreu und diszipliniert gespielt. Wir haben eine gute Defensivarbeit verrichtet. Das war nach den letzten Erlebnissen, auch gegen Schweden, das Wichtigste. In der ersten Halbzeit hatten wir den Mut, nach vorne zu spielen. In der zweiten Hälfte war es ausgeglichener, aber es war wichtig, dass wir auch von Holland wenig Chancen zugelassen haben."
Philipp Lahm (Deutschland): "Beide Mannschaften haben ordentlich gespielt. Viel Ballbesitz auf beiden Seiten, wenig Chancen zugelassen. Das war sehr, sehr positiv, nachdem wir das letzte Mal 4:4 gespielt haben. Wir wollten kein Gegentor bekommen, das ist uns gelungen. Insgesamt ist das Untentschieden gerecht."
Arjen Robben (Niederlande): "Für die Zuschauer war es sicher kein spektakuläres Spiel. In der ersten Halbzeit waren wir sehr defensiv ausgerichtet. In der zweiten Halbzeit haben wir öfter die Initiative ergriffen. Aber es war schwierig. In der ersten Halbzeit war ich oft linker Außenverteidiger.
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Löw ernennt wider Erwarten nicht Reus, sondern Götze zur einzigen Spitze, dahinter kommt überraschend Holtby statt Podolski im offensiven Mittelfeld zum Einsatz.
Van Gaal lässt Huntelaar auf der Bank, stattdessen steht Fenerbahce-Stürmer Kuyt in der Startelf.
20.: Schaken mit einer steilen Hereingabe von rechts aufs lange Eck. Höwedes und Hummels pennen und Kuyt kommt aus spitzem Winkel zum Abschluss. Neuer aber ohne Probleme.
21.: Höwedes legt von rechts flach an den Fünfer. Götze kommt mit dem Rücken zum Tor an den Ball, dreht sich dann und darf gleich zwei Mal abziehen. Der erste Versucht prallt an Vlaar ab, den zweiten hält Vermeer.
30.: Riesenchance für die Niederlande! Afellay steckt durch auf Robben. Der ist im deutschen Strafraum schneller am Ball als Neuer und umkurvt seinen Bayern-Kollegen. Links hat er den Ball dann eigentlich sogar auf seinem starken Fuß, rutscht aber weg und schießt sich selbst an.
39.: Die holländische Defensive bekommt den Ball nicht richtig weg und bedient so Reus, der links an der Strafraumkante volley zum Abschluss kommt. Sein Schuss landet am linken Außenpfosten.
45.: Hereingabe von der linken Seite. Heitinga kann den Ball nur in die Mitte klären, wo an der Strafraumgrenze Gündogan zum Abschluss kommt. Seine Direktabnahme wird aber hinter dem geschlagenen Keeper Vermeer von einem Oranje-Bein geblockt.
77.: Janmaar stürmt auf den deutschen Strafraum zu, spielt den Doppelpass mit Kuyt, der im Sechzehner lauert und haut dann aus fünfzehn Metern direkt drauf. Den Schuss auf die rechte, untere Ecke lenkt Neuer aber noch um den Pfosten.
90.: Chip in den holländischen Strafraum, Vlaar köpft Reus den Ball direkt vor die Nase. Der Dortmunder nimmt die Kugel mit der Brust an und zieht volley ab. Drüber!
Fazit: Eine über weite Strecken unspektakuläre Partie, die aufgrund der wenigen Torchancen keinen Sieger verdient hatte.
Der Star des Spiels: Ilkay Gündogan. In seinem ersten Startelf-Einsatz im DFB-Dress zeigte der Deutsch-Türke einen zuverlässigen Auftritt und leistete sich kaum Fehler. Schloss wichtige Räume und half, die Kreativzentrale van der Vaart/Afellay über weite Strecken aus dem Spiel zu nehmen. Forderte immer wieder Bälle und wies die zweitbeste Zweikampfbilanz bei den Deutschen auf.
Einzelkritik: Gündogan einer der Besten beim DFB-Team
Der Flop des Spiels: Arjen Robben. Der Bayern-Spieler musste ungewohnt viel nach hinten mitarbeiten, konnte deshalb offensiv kaum für Überraschungsmomente sorgen. Seine 18 Ballkontakte sind allerdings dadurch nicht zu rechtfertigen. Wurde nur einmal gefährlich, als er frei vor Neuer auftauchte. Dass er in dieser Szene beim Abschluss unglücklich wegrutschte, setzte dem schwachen Auftritt eine Krone auf.
Der Schiedsrichter: Pedro Proenca. Der Portugiese verfolgte eine äußerst kleinliche Linie, pfiff diverse Alltagszweikämpfe ab. Selbst als Robben in der 17. Minute ohne jeglichen Körperkontakt zu Gegenspieler Höwedes fiel, ging der Referee dazwischen. Der positive Effekt: Es gab im ganzen Spiel keine einzige Verwarnung.
Die Trainer:
Louis van Gaal schickte sein Team im 4-1-4-1 mit Nigel de Jong als einzigem Sechser aufs Feld, bürdete dafür aber dem restlichen Mittelfeld wichtige Defensivaufgaben auf.
Joachim Löw musste mit Schweinsteiger, Badstuber, Kroos, Özil, Klose, Boateng, Khedira und Schmelzer auf acht Stammspieler verzichten. Löw schenkte dem nachnominierten Holtby sein Vertrauen und setzte auf eine variable Offensive mit Götze als einzige nominelle Spitze, der sich aber häufig fallen ließ, um Platz für Reus und Co. zu schaffen.
Das fiel auf:
- Beide Teams von Beginn an sehr diszipliniert im Defensivverhalten. Die Niederlande starteten im 4-1-4-1, das sich besonders in der Rückwärtsbewegung als sehr laufintensiv für das Mittelfeld entpuppte. De Jong und seine vier Vordermänner ließen dem DFB-Team kaum Wege durch die Mitte und schafften auf den Außen meist eine Überzahl in Ballnähe.
- Deutschland versuchte der niederländischen Kompaktheit mit schnellen Positionswechseln in der Spitze beizukommen. Allerdings kam es häufig vor, dass der Ballführende eine der seltenen Lücken übersah oder die Gelegenheit schlicht verpennte.
- Vielversprechende Räume boten sich der Löw-Truppe vor allem über rechts, wo dem 20-jährigen Van-Gaal-Schützling Martins Indi zahlreiche Stellungsfehler unterliefen. Mal ließ sich der naiv agierende Linksverteidiger von Müller ins Zentrum locken, mal stieß er unvorsichtig aus der Viererkette hervor und ließ Höwedes im Rücken entkommen.
- Nach einer guten halben Stunde schaffte es das DFB-Team häufiger, sich zumindest bei Kontern bis an den Oranje-Strafraum zu kombinieren. Die besten Torchancen in der ersten Hälfte (39. und 45. Minute) waren allerdings eher zufälliger Natur.
- Auf Seiten der Niederlande wurde die offensive Viererkette hinter Stürmer Kuyt zu reichlich Defensivarbeit verdonnert, was Robben und Co. merkbar belastete und vor allem bei Kontern zumeist eine klare numerische Unterlegenheit zu Folge hatte.
- Im zweiten Durchgang schien das DFB-Team ob der geringen Fehlerquote und der disziplinierten Abstimmung in der niederländischen Rückwärtsbewegung zermürbt. Die Offensive zeigte kaum noch Bemühungen, das Spiel schnell zu machen. Stattdessen häuften sich hinten individuelle Unkonzentriertheiten, von denen vor allem die eingewechselten Elia und Janmaat profitierten.
Niederlande - Deutschland: Fakten zum Spiel
Im Trend
Das könnte Dich auch interessieren
.jpeg?quality=60&auto=webp&format=pjpg&width=317)


